Waldschlößchenbrücke (auch Waldschlösschenbrücke) ist der Name einer im Bau befindlichen Elbüberquerung unterhalb des Waldschlößchens in Dresden. Der Verkehrszug Waldschlößchenbrücke umfasst neben dem Neubau der eigentlichen Brücke die Anbindungen der Brückenköpfe an das Straßennetz – im Norden mit mehreren Tunneln – sowie den Ausbau einiger Zubringerstraßen. Der Verkehrszug soll die Dresdner Neustadt und die benachbarten Brücken entlasten und dazu die Elbauen an einer ihrer breitesten Stellen überqueren.
Die inmitten der Kulturlandschaft Dresdner Elbtal geplante Brücke wurde deutschlandweit bekannt, nachdem sie die UNESCO auf Basis eines Gutachtens von Kunibert Wachten als Zerstörung des Landschaftraums beurteilte. Im Jahr 2006 hat die UNESCO das Dresdner Elbtal auf ihre Rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt und ihm gemäß einem dem Welterbe-Komitee unterbreiteten Vorschlag den Welterbetitel am 25. Juni 2009 aberkannt, nachdem mehrere Ultimaten erfolglos verstrichen. Gemäß politisch und juristisch hart umkämpfter Entscheidungen muss die Brücke trotzdem errichtet werden, da es ein Bürgerentscheid im Jahr 2005 so beschloss. Es votierten knapp 68 Prozent der wahlbeteiligten Dresdner (bei 50 Prozent Beteiligung) für ihre Errichtung. Ein vom Dresdner Stadtrat beschlossener Bürgerentscheid für eine Tunnelalternative wurde vom Freistaat Sachsen untersagt.
Die vierspurige Elbquerung wurde 1996 beschlossen und 1997 projektiert. Der erste Spatenstich erfolgte am 29. November 2000, die eigentlichen Bauarbeiten begannen am 19. November 2007, die Verkehrsfreigabe soll im Juni 2011 erfolgen.
Das anfängliche „Polster“ zwischen geplanten Kosten (157 Mio. €) und in der Ausschreibung erzielten (niedrigeren) Kosten ist inzwischen beträchtlich geschmolzen, mit der vom Stadtrat bewilligten 39. Nachforderung bereits um insgesamt etwa 20 Mio. Dafür, dass allein die Planung der Brücke mehr als 13 Mio. € kostete, hatte 2004 der Bund der Steuerzahler den „Schleudersachsen“ an Dresden vergeben.
Die Waldschlößchenbrücke soll eine zusätzliche Verbindung zwischen dem Ost- und Südostteil Dresdens mit dem Nordteil, vor allem den Industrieansiedlungen in der Umgebung des Flughafens schaffen. Außerdem soll sie die vier Brücken in der Innenstadt und das Blaue Wunder entlasten. Sie soll die Hauptstraßen Stauffenbergallee und Bautzner Straße nördlich der Elbe mit Fetscherstraße und Käthe-Kollwitz-Ufer auf der Südseite verbinden. Ob die erhofften Entlastungen die ebenso prognostizierte wesentlich höhere Gesamtbelastung des Dresdner Straßennetzes rechtfertigen, ist umstritten.
Die Querung der Elbe wird zwischen den Dresdner Stadtteilen Johannstadt und Radeberger Vorstadt, bei Stromkilometer 52,68 der Elbe; 2,5 Kilometer östlich des Stadtzentrums von Dresden errichtet.
Der nördliche Brückenkopf entsteht am Elbhang nahe dem namensgebenden Waldschlösschen – ursprünglich eine Sommerresidenz des sächsischen Ministers Camillo Graf Marcolini am Rand der Dresdner Heide. Heute ist dieses Viertel ein als Waldschlösschenareal bekanntes Wohn- und Gastronomiequartier. Das südliche Johannstädter Ufer an den breiten Elbwiesen ist flach, der dortige Knotenpunkt entsteht unweit von einem Seniorenheim sowie von Gebäuden der Hochschule für Bildende Künste, des Herzzentrums, des Universitätsklinikums und des Max-Planck-Instituts MPI-CBG.
Der Verkehrszug Waldschlößchenbrücke besteht aus folgenden Teilprojekten:
Nicht im Verkehrszug inbegriffen ist die Kreuzung des Zubringers Stauffenbergallee mit der Königsbrücker Straße (Olbrichtplatz). Auch für diesen Knoten wird ein kreuzungsfreier Ausbau diskutiert. Eine direkte Einbindung des Verkehrszuges nach Westen (Erreichbarkeit der Großenhainer bzw. Leipziger Straße) und nach Süden (Erreichbarkeit der Teplitzer Straße bzw. des Zelleschen Wegs als Verlängerung der Süd-West-Tangente) gibt es nicht.
Die Planungen gingen aus einem Wettbewerb hervor, den 1997 das Berliner Büro Eisenloffel + Sattler, Ingenieure – Kolb + Ripke, Architekten (ESKR) gewann. Unter den 27 eingereichten Entwürfen wurde der von ESKR (siehe unter Weblinks) mit dem 1. Preis (75.000 DM) ausgezeichnet. Angehörige der Jury waren unter anderem der damalige Oberbürgermeister Herbert Wagner und – als Vorsitzender – der Architekt Volkwin Marg, der sich jedoch später (siehe Dresdner Brückenstreit#Vermittlungsversuche und Konsequenzen) von dem Vorhaben distanzierte.
Der mittlere Teil der Brücke soll durch zwei Stahlbögen mit einer Spannweite von 135 m getragen werden, die sich ca. 26 m über die Elbe erheben. Sie setzen am Erdboden unter der Fahrbahn an und tragen die abgespannte Fahrbahn im Hauptteil. Die Gesamtlänge der Brücke soll 636 m betragen; der höchste Punkt der Fahrbahn soll etwa 16,5 m über dem Wasserspiegel liegen. Die Vorlandbrücken werden durch v-förmige Doppelpfeiler getragen und machen den Großteil der Brückenlänge aus. Die Brücke ist 29 Meter breit und führt in jede Richtung zwei Fahrspuren mit je 3,25 Meter Breite. Außen an die Bögen angesetzt befindet sich auf jeder Seite ein Fuß- und Radweg mit je 2,35 Meter Gesamtbreite.
In der Hoffnung, die Aberkennung des Welterbestatus abwenden zu können, wurden unter Federführung des vormaligen Frauenkirchen-Baudirektors Eberhard Burger in Abstimmung mit dem Architekten einige kosmetische Änderungen in den Entwurf eingearbeitet (vergleiche Dresdner Brückenstreit #Ästhetische Probleme), die nun (ungeachtet der Welterbe-Aberkennung) größtenteils zur Ausführung kommen sollen. Nicht unumstritten unter den Modifikationen ist beispielsweise der Wegfall der vier Treppenaufgänge von den Elbufer-(Rad-)Wegen, die nun als nachrüstbare Option gelten. Eine der Burger-Änderungen – die Verringerung der Brückenbreite um einen Meter – galt als so umplanungs-aufwändig, dass ihre Realisierbarkeit von vornherein nicht ernsthaft geprüft, sondern nur der UNESCO und der Dresdner Öffentlichkeit vorgegaukelt wurde. Erst einige Wochen nach der Entscheidung zur Welterbe-Aberkennung gab Stadtsprecher Kai Schulz bekannt, dass die Nichtrealisierung dieser Änderung bereits Monate zuvor festgestanden hatte. (Damit können auch die ursprünglich geplanten Peitschenlampen zwischen Radweg und Kfz-Fahrbahn nachgerüstet werden, falls die Beleuchtung aus dem Geländer-Handlauf heraus für unzulänglich befunden werden sollte.)
Brücke | 40,3 Mio. € |
Haupttunnel | 28,5 Mio. € |
Zwei Nebentunnel Bautzner Str. | 9,5 Mio. € |
Bautzner Straße oberirdisch | 9,2 Mio. € |
Linkselbische Rampen | 7,0 Mio. € |
Die prognostizierten Gesamtkosten betragen 157 Mio. €. Bis zum November 2006 wurden bereits 27,9 Mio. € ausgegeben, davon für Planungsarbeiten 13,1 Mio. € und für die Sanierung der Stauffenbergallee 8,7 Mio. €. Die noch aufzuwendenden 129 Mio. € sollen sich Freistaat (96 Mio. € Fördermittel), die Stadt Dresden, die Dresdner Verkehrsbetriebe (5,5 Mio. €) und Dritte (DREWAG Stadtwerke Dresden, Telekom usw. 6,7 Mio. €) teilen.
Für die jährlichen Unterhaltungskosten des gesamten Verkehrszuges sind 1.019.000 € kalkuliert, mit Kosten für die Brücke allein in Höhe von € 429.000.
Die erste genehmigungsfähige Version der Planungsunterlagen wurde am 20. März 2003 beim Regierungspräsidium Dresden eingereicht, das am 25. Februar 2004 die Planfeststellung erteilte.
Detaillierte Informationen über den Planungsverlauf sind im Artikel Dresdner Brückenstreit enthalten.Im Rahmen des Wahlkampfes um das Amt des Oberbürgermeisters führte Amtsinhaber Herbert Wagner am 29. November 2000 den Ersten Spatenstich zur Waldschlößchenbrücke aus – ungeachtet der zu diesem Zeitpunkt wegen fehlender Unterlagen und Überschreitungen von Lärmgrenzwerten fehlgeschlagenen Planfeststellung und ungeachtet der befürchteten Konflikte mit dem beantragten Welterbe-Schutzgebiet. Anschließend wurden einzelne Bauarbeiten in Randbereichen des Verkehrszuges durchgeführt, die ohne die Genehmigung des Gesamtvorhabens möglich waren oder nur in indirektem Zusammenhang mit ihm stehen:
Erst Ende Mai 2007 waren die formalen Voraussetzungen für einen Baubeginn geschaffen (sechseinhalb Jahre nach Wagners „Spatenstich“): Das Regierungspräsidium hatte die Stadt Dresden ultimativ dazu aufgefordert, die Bauaufträge für die rechtselbische Brückenanbindung zu vergeben, und die dagegen eingelegte Verfassungsbeschwerde war gescheitert. Am 8. Juni 2007 traf das Regierungspräsidium selbst die Vergabeentscheidung per Ersatzvornahme. Ebenso entschied das Regierungspräsidium in der darauffolgenden Woche auch über die Vergabe für alle weiteren Bauabschnitte. Auf die Frage, ob die Stadt den Erhalt des Welterbetitels somit abschreibe, antwortete der Dresdner Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) laut dpa: „Das ist wohl so.“
Der zunächst für den 13. August 2007 vorgesehene Baubeginn verzögerte sich bis zum 19. November 2007 durch einen vom Verwaltungsgericht Dresden aus Naturschutzgründen verhängten Baustopp, der jedoch vom Oberverwaltungsgericht wieder aufgehoben wurde. Während der Wintermonate erfolgten zunächst unter Protesten von Dresdner Bürgern und Prominenten (unter anderem Günter Grass) Baumfällungen an Waldschlößchenstraße, Bautzner Straße, Stauffenbergallee und Käthe-Kollwitz-Ufer sowie Erd- und Fundamentarbeiten auf den Elbwiesen beidseits des Flusses.
Am 15. Januar 2008 wurde unter großem Medieninteresse eine 280jährige Rotbuche an der Ecke Bautzner Straße/Angelikastraße gefällt, die noch von dem durch Marcolini dort angelegten Englischen Park stammte. Der Baum war seit dem 12. Dezember 2007 von Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood besetzt und zum Symbol geworden für den friedlichen Protest vieler Dresdner gegen die nach ihrer Ansicht überdimensionierte Planung der Elbquerung. Durch die Baumbesetzung und durch die Präsenz Dresdner Bürger war die zuvor bereits am 10. Januar versuchte Fällung zunächst verhindert worden. Eine Umplanung wie im Stockholmer Ulmenkrieg konnte letztendlich jedoch nicht erreicht werden.
passiert im August 2008 die Baustelle der Waldschlößchenbrücke im Weltkulturerbegebiet]]
Am 17. April 2008 besetzten fünf Robin-Wood-Mitglieder einen Kran auf der Baustelle des Brückenwiderlagers auf Neustädter Seite und behinderten damit einige Stunden lang die Bauarbeiten. Außerdem wurden zwei Sabotageakte von Unbekannten auf die im Bau befindliche Brücke verübt: Am 7. Februar 2008 wurden Schalungen mit ätzenden Flüssigkeiten übergossen und am 28. April 2008 wurde Sand in ein Hydraulikgetriebe gebracht.
Nach Angaben der Sächsischen Zeitung zeigen sich in einigen Häusern in der Nähe des Tunnelbaus Risse in den Häusern. Angesichts des Archiveinsturzes in Köln seien die Bewohner verunsichert.
Projekt:
Stadtverwaltung Dresden:
Kritik
Baufortschritt