Waddesdon Manor ist ein Schloss-Ensemble in Waddesdon, Buckinghamshire, England, das 1874-1889 durch den Architekten Gabriel-Hippolyte Destailleur für Baron Ferdinand von Rothschild erbaut wurde.
1874 erwarb Ferdinand das Gelände zwischen Aylesbury und Bichester. Aufgrund weiterer Anwesen des englischen Zweiges der Rothschilds wird die Gegend um Buckingham in Buckinghamshire und Bicester in Oxfordshire auch "Rothschildshire" genannt.
1874 während der Agrarkrise im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland kam das Anwesen auf den Markt. Der Herzog von Marlborough war - wie viele andere Grundbesitzer - aus Liquiditätsgründen zu Notverkäufen von Grund und Boden gezwungen. In den folgenden Jahren wurden ebenfalls viele der im 18. Jahrhundert stark gewachsenen Kunstsammlungen des englischen Adels zum Verkauf angeboten. Einige der bedeutendsten Sammlungen bildeten den Grundstock der Sammlung des Ferdinand von Rothschild in Waddesdon.
Nach dem Tod seiner Frau, die 1866 zusammen mit dem Kind bei der Niederkunft starb, zog sich Ferdinand aus dem Bankgeschäft zurück und verkaufte seine Anteile nach dem Tod des Vaters. Er heiratete nicht wieder und widmete sich ganz dem Aufbau der Kunstsammlung.
Ferdinand hinterließ das Anwesen 1898 seiner unverheirateten Schwester Alice Charlotte von Rothschild, während die Kunst- und Waffensammlung an das Britische Museum ging. Sie sind heute als "The Waddesdon Bequest" (Waddesdon Vermächtnis) bekannt.
Alice vererbte das Schloss an ihren Großneffen James Armand von Rothschild, der es bei seinem Tode 1957 zusammen mit 120 Acres Grund dem National Trust vermachte, um es der Nachwelt zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es kann heute einschließlich der Sammlungen und Gärten besichtigt werden.
Erbaut wurde es vom Architekten Gabriel-Hippolyte Destailleur für Baron Ferdinand von Rothschild in den Jahren 1874 bis 1883 im Stil eines französischen Renaissanceschlosses. Das Gebäude reiht sich stilistisch in die Tradition des "goût Rothschild" ein, die für die Familie typische Spielart des Historismus, und folgt damit:
Waddeston Manor ist ein weiteres Beispiel für die Verwendung von architektonischen Versatzstücken aus verschiedenen Stilepochen, wie der französischen Renaissance, des französischen Louis-quatorze und des Louis-seize. Die dabei gewählten Elemente werden zu einer eklektizistischen Einheit addiert. Für den großen Garten war der Englische Landschaftspark Vorbild.
Hier konnte Baron von Rothschild als begeisterter All-Round-Sammler seine Sammlung französischer Einrichtungsgegenstände, seine Porzellansammlung und seine Sammlung englischer Portraits in einer dem Wert entsprechenden "Galerie" ausstellen. Dabei konnte er auch die Sammlung seines Vaters Anselm von Rothschild integrieren. Nach 1874 erwarb Ferdinand von Rothschild unter anderem bedeutende Sammlungen des Herzogs von Hamilton, des Herzogs von Buccleuch, des Herzogs von Devonshire, des John Poyntz Spencer, 5. Earl Spencer und Earl FitzWilliam.
Neben den Sammlungen von Richard Charles Seymour-Conway 3rd Marquess of Hertford, John Julius Angerstein und Francis Baring Sir Francis Baring 1st Baronet gehört die Sammlung der Familie Rothschild in Waddesdon zu den bedeutendsten des 19. Jahrhunderts in England.