Die Villa Hammerschmidt in Bonn ist seit 1950 der Amts- und Wohnsitz des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, seit 1994 neben Schloss Bellevue der Zweitamts- und -wohnsitz. Wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Weißen Haus in Washington, dem Amtssitz des amerikanischen Präsidenten, wird es auch als „Weißes Haus von Bonn“ bezeichnet.
Gelegen ist die Villa am Rheinufer direkt nördlich neben dem Palais Schaumburg, dem derzeit zweiten Amtssitz der deutschen Bundeskanzlerin.
Das spätklassizistische Haus wurde 1860 nach den Plänen des Architekten August Dieckhoff errichtet und 1878 im Auftrag des zweiten Eigentümers Leopold Koenig nach Plänen von Otto Penner umgebaut und vergrößert. Der fünf Hektar große Landschaftspark und die am Rheinufer gelegene Nibelungengrotte wurden ebenfalls 1878 durch den Hamburger Gartendirektor F.J.C. Jürgens angelegt. Dass Leopold König keine Kosten scheute, belegt das Palmenhaus mit Glaskuppel, sowohl Kalt- als auch Warmhaus. Es hatte neben einem Billardsalon auch einen Muschelsaal mit einer Seitenlänge von über vierzig Metern. Ihren Namen erhielt die Villa vom Geheimen Kommerzienrat Rudolf Hammerschmidt, der ein Vermögen mit Baumwolle gemacht hatte und 1899 das Gebäude erwarb. Nach dessen Tod wurde die Anlage ab 1928 in Wohnungen aufgeteilt und vermietet, das Mobiliar und die Kunstsammlung wurden versteigert.
Die Besatzungsmächte beschlagnahmten die Villa, nachdem sie den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hatte. Die Anlage, bestehend aus dem Haus, Nebengebäuden und dem Park am Rhein, wurde 1950 von der Bundesrepublik Deutschland gekauft und zum Amtssitz des Bundespräsidenten bestimmt.
Der erste Bundespräsident Theodor Heuss nutzte die Villa auch als Wohnsitz.
Ob sich das Staatsoberhaupt in Bonn aufhält, wird durch das Hissen seiner Standarte signalisiert; auf dem Dach ist hierzu ein Fahnenmast installiert.
Das Obergeschoss beherbergt die Privaträume des Bundespräsidenten. Im Erdgeschoss befinden sich die Repräsentationsräume, wie Empfangssaal, Kaminsaal, Speisesaal und Terrassenzimmer. Das derzeit dort befindliche Mobiliar wurde vom Schloss Wilhelmshöhe in Kassel zur Verfügung gestellt. Die vorherrschende Stilrichtung ist französisches Empire aus der Zeit um 1830. Üblicherweise werden die Einrichtungsgegenstände aus Leihgaben der Bundesländer sowie aus dem Fundus von Museen zusammengestellt.
Seitdem 1994 Bundespräsident Richard von Weizsäcker den ersten Amtssitz des Bundespräsidenten ins Schloss Bellevue in Berlin verlegte, wird die Villa Hammerschmidt als zweiter Amtssitz genutzt.
Zwei deutsche Maler (Bernhard Schultze und Karl Otto Götz) als Vertreter der informellen Kunst sowie zwei deutsche Fotografen (Hugo Erfurth und August Sander) sind mit ihren Werken in der Villa vertreten.
