Das Ulmer Münster ist die im gotischen Stil errichtete Hauptkirche der ehemals freien Reichsstadt Ulm. Der 161,53 m hohe Turm ist der höchste Kirchturm der Welt. Es ist ein evangelisches Gotteshaus und gehört (wie auch etwa der katholische Kölner Dom) zu jenen gotischen Kirchen in Deutschland, die erst Ende des 19. Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt deutschen Nationalbewusstseins, vollendet wurden. Aus dem ursprünglich als katholisches Gotteshaus errichteten Münster wurde nach der Einführung der Reformation in Ulm - die Bürger entschieden sich 1530 in einer Abstimmung für die Reformation - die größte protestantische Kirche der Welt. Als Bürgerkirche befand sich das Ulmer Münster jahrhundertelang im Besitz der Stadt Ulm. Erst 1894 ging das Münster aus dem Eigentum der Stadt in das der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Ulm über.
Das Münster hat mit 161,53 m Höhe bis heute den höchsten Kirchturm der Welt. Der Chor des Münsters wird rechts und links von den beiden Chortürmen flankiert, die mit ihrer Höhe von 86 m zur Gruppe der besonders hohen Türme (s. Liste der höchsten Kirchtürme der Welt) gehören. Das Kirchengebäude ist 123,56 Meter lang und 48,8 Meter breit. Das Mittelschiff hat eine Höhe von 41,6 Metern, die Höhe der Seitenschiffe beträgt 20,55 Meter. Das Münster hat rund 190.000 Kubikmeter umbauten Raum und der hohe Westturm belastet die Fundamente mit einem Gewicht von 51.500 Tonnen. Bei der Grundsteinlegung 1377 sollte diese Pfarrkirche eine Kirche der Bürger sein. Sie wurde von den weniger als 10.000 Bürgern der Stadt finanziert. Da das Münster nie als Bischofssitz geplant war, waren von Beginn an nur ein zentraler Westturm und zwei Chortürme vorgesehen (vgl. Abbildung des Grundsteinreliefs). Hauptfassaden mit zwei flankierenden Türmen waren im Allgemeinen Bischofskirchen und Abteien vorbehalten.
Das Münster bietet 2.000 Sitzplätze in der normalen Bestuhlung. Beim Württembergischen Landesposaunentag, der alle zwei Jahre in Ulm stattfindet, haben durch zusätzliche Sitzgelegenheiten 4.500 Bläser mit Instrumenten Platz im Münster. Im Mittelalter bot es Platz für 20.000 bis 22.000 Menschen, da es damals üblich war, während des Gottesdienstes zu stehen. Das Ulmer Münster ist eines der größten gotischen Gebäude in Süddeutschland und ein Kulturdenkmal. Der Hauptturm kann über 768 Stufen bis zu einer Höhe von 143 m bestiegen werden. Von dort bietet sich dem Besucher ein eindrucksvolles Panorama der Stadt und ihrer Umgebung. An einigen Tagen im Jahr ist bei entsprechender Föhnwetterlage sogar der Blick über ganz Oberschwaben bis zu den Alpen möglich.
Da im 14. Jahrhundert immer wieder Unruhen herrschten, die Ulmer Pfarrkirche aber rund einen Kilometer vor den Toren der Stadt stand, strebten die Bürger an, innerhalb der Stadtmauern eine neue Kirche zu errichten. Sie waren es leid, von der Kirche abgeschnitten zu sein, wie es zum Beispiel 1376 bei der Belagerung Ulms durch Kaiser Karl IV geschehen war. Außerdem wollten sie sich vom Kloster Reichenau unabhängig machen, dem die Kirche 813 von Kaiser Karl dem Großen unterstellt worden war.
Sie beschlossen also die Kirche innerhalb der Stadtmauer neu zu bauen, finanziert durch die Einwohner selbst. Die Stadt hatte um diese Zeit kaum 10.000 Bewohner. Am 30. Juni 1377 fand die Grundsteinlegung durch den Bürgermeister Ludwig Krafft und unter dem Baumeister Meister Heinrich II. Parler statt. Dieser hatte zuvor Erfahrungen am Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd gesammelt. Von Meister Heinrich II. Parler, der bereits vorher an der alten Pfarrkirche Ulms mitgearbeitet hatte, stammt offensichtlich auch der Bauplan für das Ulmer Münster. Dieser Plan beinhaltete eine Hallenkirche mit drei etwa gleich hohen Schiffen, einem Westturm und zwei Chortürmen. Er erbaute den Chor und die unteren Teile der Chorflankentürme. Chor, der eine Länge von 29 Metern und eine lichte Breite von 15 Metern hat, ließ bereits damals die Ausmaße des geplanten Projektes erkennen.
1381 wurde die Baustelle von Meister Michael Parler übernommen, der zuvor an der Dombauhütte in Prag gewirkt hatte. Er führte den Bau im Langhaus weiter, das zunächst als dreischiffige Hallenkirche mit annähernd gleichbreiten und -hohen Schiffen konzipiert wurde. Von 1387 bis 1391 übernahm Meister Heinrich III. Parler die Leitung der Bauhütte.
1392 wurde Ulrich Ensinger, auch Ulrich von Ensingen genannt, die Bauleitung übertragen, der zuvor in Prag und am Straßburger Münster gewirkt hatte. Er träumte von einem über 150 m hohen Hauptturm. Am 25. Juli 1405 wurde das Münster geweiht, lediglich bedeckt durch ein provisorisches Notdach. Mit Matthäus Ensinger übernahm 1446 der Sohn von Ulrich die Bauleitung (bis 1463). Er vollendete 1449 das Chorgewölbe und 1452 das Gewölbe des Nordschiffes.
Der neue Baumeister Matthäus Böblinger änderte 1477 die Pläne, vor allem die des Hauptturms. In seine Zeit (bis 1494) fielen die ersten massiven Schäden: 1492 mussten die Seitenschiffe abgerissen und niedriger geplant werden, da sie die Wände des Mittelschiffs belasteten (die Nordwand des Mittelschiffs weist noch heute eine Abweichung aus dem Lot von bis zu 27 cm auf). Der Baumeister Burkhard Engelberg aus Augsburg übernahm den Bau und führte die notwendigen Sicherungsmaßnahmen durch: Verstärkung der Fundamente des Westturms, Abbruch der schweren Seitenschiffgewölbe, Unterteilung der Seitenschiffe durch schlanke Pfeiler und Aufbau von leichteren Gewölben.
1530/1531 trat die Ulmer Bevölkerung im Zuge einer namentlichen Abstimmung zum evangelischen Glauben über. Dem sogenannten Bildersturm fielen am 19. Juni 1531 über 60 Altäre, darunter der Hauptaltar, zum Opfer. Zuvor hatte der Rat der Stadt aber den Besitzern der Altäre seine Absicht mitgeteilt, sodass diese ihre Altäre in Sicherheit bringen konnten. Übrig gebliebene brachte die Stadt in ihr Magazin (einige der Altäre sind heute in Dorfkirchen der Umgebung aufgestellt, z. B. in Scharenstetten).
1543 kam es – aufgrund von innenpolitischen Spannungen, aber auch der Reformation sowie schlicht durch Geldknappheit – zum Baustillstand. Der Hauptturm hatte zu diesem Zeitpunkt eine Höhe von rund 100 m, die Chortürme waren jeweils etwa 32 m hoch. Von 1543 an ruhte der Bau für über 300 Jahre. Im Kupferstich von etwa 1650 in „De Merian Sueviae“ ist der bauliche Zustand am Ende des ersten Bauabschnittes dargestellt.
1817 wurden bei Malerarbeiten die Fresken im Innern des Münsters grau übermalt. Mit dem Einzug eines neuen Wohlstandes wurde ab 1844 am Münster wieder weitergebaut: Es begann mit den Sicherungsmaßnahmen für den Weiterbau allgemein sowie mit dem Ausbau der beiden Chortürme. Baumeister in dieser Zeit waren: bis 1870 Ferdinand Thrän und danach Ludwig Scheu (1871–1880).
Ab 1880 mussten erneut Erhaltungsmaßnahmen eingeleitet werden, bevor 1885 mit der Vollendung des Haupt- bzw. Westturms begonnen wurde. Mit dem Aufsetzen einer Kreuzblume wurde dieser am 31. Mai 1890 vollendet und das Münster hatte sein heutiges Aussehen erhalten. Die Leitung für diesen Bauabschnitt hatte August von Beyer.
Am 29. Juni 1890 wurde die Fertigstellung mit einem Festakt gefeiert, bei dem 320 Sängerinnen und Sänger unter der Leitung des Münsterorganisten Johannes Graf das Oratorium Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy aufführten. Der Chor gründete sich noch im gleichen Jahr als Verein für klassische Kirchenmusik.
Beim vernichtenden Fliegerangriff auf Ulm am 17. Dezember 1944 wurde das Münster kaum beschädigt, obwohl fast sämtliche anderen Gebäude des Münsterplatzes schwer getroffen wurden. Allerdings wurden - während die kunsthistorisch bedeutenden mittelalterlichen Chorfenster rechtzeitig aus der Kirche ausgelagert worden waren - die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Fenster zerstört. Kurz vor Kriegsende explodierte eine Sprengbombe im Chorgewölbe. Die Wirkung der Sprengbombe ist bis in die jüngste Zeit durch das Auftreten immer neuer Mauerrisse zu spüren.
Heute wird große Mühe darauf verwendet, den Bauzustand des Münsters zu erhalten, wofür jährlich mehrere hunderttausend Euro aufzubringen sind.
Bemerkenswert sind die Darstellungen in den Tympana der Portale des Münsters. Jene weisen ein überaus komplexes und ausgefeiltes theologisches Programm auf. Im Gegensatz zu den meisten Tympana des Hauptportals (Westportal) befindet sich im - in einer 3-jochigen Vorhalle gelegenen - Tympanon des Hauptportals des Ulmer Münsters nicht nur eine (sehr im Hintergrund in den 3 Ecken des Tympanons angeordnete) Darstellung des Jüngsten Gerichts, sondern als Hauptmotiv eine Darstellung der Schöpfungsgeschichte, welche wohl in den 1380er Jahren entstanden ist. Eine Besonderheit ist hierbei, dass Gott hier die Erde im Gegensatz zur gängigen mittelalterlichen Vorstellungswelt nicht als „flache Erdenscheibe“, sondern als eine sich drehende Kugel, welche von „Planetenkugeln“ umgeben ist, erschafft. Wie auch andere Darstellungen im Münster (z.B. die Philosophen des Chorgestühls) verweist auch diese eher auf antike Weltbilder als auf wortgetreu übernommene Schilderungen der Bibel. Die Darstellung des Tympanons vereint somit Anfang und Ende der „Weltgeschichte“, wie sie in der Bibel geschildert sind und verweist zugleich in sehr komplexer Weise auf Christus, welcher in der Bibel als Alpha und Omega, Anfang und Ende, Weltenrichter und leidender Mensch bezeichnet wird. Dies spiegelt sich auch in der unterhalb des Tympanons gelegenen Darstellung des Schmerzensmanns von Hans Multscher (1429)am Mittelpfeiler zwischen den beiden Portaltüren (heute als Kopie, das Original befindet sich im Innern des Münsters am südwestlichen Chorpfeiler). Das Gewände des Hauptportals ist von zahlreichen Heiligenfiguren aus Holz, welche lediglich eine gemalte „Steinfassung“ aufweisen, umgeben. Bemerkenswert sind auch die im „weichen“, sog. „internationalen Stil“, gehaltenen Figuren an den Pfeilern der Vorhalle. Am kleinen Marienportal (Nordwestportal) ist die Geburt Jesu und die Anbetung durch die Könige dargestellt. Das Tympanon stammt aus dem Jahre 1356 und wurde von der alten Pfarrkirche „Unserer lieben Frau über dem Felde“ übernommen. Das Passions- oder auch Reformationsportal (Nordostportal, um 1370) zeigt Szenen der Passion Christi. Am Südostportal, dem sogenannten Braut- oder Gerichtsportal ist die Darstellung des Jüngsten Gerichts (1360) zu sehen, welche wohl ebenfalls von der alten Pfarrkirche stammt. Das prächtigste und größte Portal ist das große Marienportal (Südwestportal), dessen Darstellungen wahrscheinlich ursprünglich für das Hauptportal vorgesehen waren. Das Tympanon (1380) zeigt Motive aus dem Marienleben. Darunter befinden sich drei Reliefs (wohl von 1400). Das linke Relief zeigt die Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Könige. Das rechte Relief stellt die Geburt Christi dar, im mittleren Viereckblock ist der Zug der Heiligen Drei Könige zum Kind zu sehen.
Der Chorabschluss besteht aus fünf Seiten eines regelmäßigen Zehnecks. Die über 15 Meter hohen Fenster im Chor stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Diese Fenster sind, wenn man mit Blickrichtung zum Choraltar nach dem halb hohen Fenster von links nach rechts beginnt :
Der Dreisitz und das Chorgestühl, mit Hunderten von aus Eichenholz geschnitzten Figuren, ist eines der berühmtesten und schönsten Gestühle der deutschen Gotik und wurde 1469–1474 von Jörg Syrlin d.Ä. in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Michel Erhart geschnitzt. Es zählt neben dem Chorgestühl in St. Martin zu Memmingen zu den wertvollsten gotischen Gestühlen in Deutschland. Der Dreisitz von 1468 unter dem Chorbogen ist ein Probestück Jörg Syrlins d.Ä., bevor der Rat der Stadt ihm den ganzen Auftrag für das Chorgestühl gab. Charakteristisch und untypisch für die Gotik ist, dass das Chorgestühl eher die Waagerechte betont. Die 18 Meter langen Seitenteile sind klar gegliedert und mit reich verzierten Baldachinen überspannt.
Die Büsten auf den Pultwangen der Nordseite zeigen dabei berühmte Männer des Altertums: Pythagoras, Cicero, Terenz, Ptolemäus, Seneca, Quintilianus und Secundus. Die erste Büste auf der Männerseite ist ohne Beschreibung, die bei allen anderen Büsten zu finden ist. Diese Büste soll nach Meinung von Kunsthistorikern den antiken Dichter Vergil darstellen. Vermutet wird, dass Jörg Syrlin d. Ä. sich hier ein Selbstporträt geschaffen hat .
Den antiken Gelehrten gegenüber sind auf den Pultwangen der Südseite weise Frauen des Altertums dargestellt, die Sibyllen: Phrygische, Cumanische, Cimerische, Tiburtinische, Hellespontische, Delphische und Libysche Sibylle. Auch die erste Büste auf der Frauenseite ist ohne Beschreibung, die bei allen anderen Büsten zu finden ist, sie soll nach Meinung von Kunsthistorikern die Persische Sibylle darstellen. Vermutet wird, dass Jörg Syrlin d. Ä. hier das Porträt seiner Ehefrau geschaffen hat. Zwei weitere Sibyllen sind am Dreisitz zu sehen.
Sicher ist, dass der Meister Syrlin das Chorgestühl mindestens viermal signiert hat. Aus diesem Grund wurde ihm früher das Chorgestühl allein zugeschrieben. Es setzt sich aber die Erkenntnis durch, dass mehrere Meister am Werke waren. Wer außer Michel Erhart am Chorgestühl mitgearbeitet hat, ist bisher noch ungeklärt.
An Stelle des im 16. Jahrhundert verlorengegangenen Hochaltars steht der Heilige-Sippen-Altar, der nach seinem Stifter Laux Hutz (der „Junker Lukas“) auch als Hutzaltar bezeichnet wird. Die Flügel des Altars stammen von Martin Schaffner aus dem Jahre 1521. Die Werkstatt Niklaus Weckmanns (um 1450/44 - 1528 Ulm) soll den Schrein mit der Sippe Christi geschaffen haben. Die Predella zeigt das Abendmahl.
Südlich und nördlich am Chorraum befinden sich drei Kapellen, die nach Persönlichkeiten der Stadtgeschichte benannt sind. Es sind dies die Besserer-, die Neithart- und die Konrad-Sam-Kapelle (ehemalige Sakristei).
Die interessanteste ist wohl die kleinste Kapelle, die sogenannte Bessererkapelle, die vom Chor aus nach rechts – auf der Frauenseite des Chorgestühls in dessen hinterem Teil - zu erreichen ist. Sie wurde etwa 1429 unter Werkmeister Hans Kun erbaut. Diese Kapelle war eine Privatkapelle und hat ihren Namen nach der Patrizierfamilie Besserer erhalten, die über mehrere Generationen in Ulm nachweisbar ist. So war zum Beispiel ein Bernhard Besserer (1471–1542) Bürgermeister in der Reformationszeit. Über der Eingangstür ist die Jahreszahl der Stiftung 1414 und an der Wand ist der Doppelbecher, das Wappen der Familie Besserer, zu finden. Bemerkenswert sind zuerst die Glasmalereien im „Chörlein“, die von Hans Acker, dem Sohn von Jakob Acker der Ältere, im Jahre 1430 geschaffen wurden. In den fünf Chorfenstern ist in jeweils acht Bildern die Heilsgeschichte dargestellt. Diese wird im Südfenster durch das Jüngste Gericht abgeschlossen. In diesem Fenster soll in der zweiten Reihe der dritte Apostel ein Selbstporträt Hans Ackers sein. Nach Meinung von Kunsthistorikern sind diese Glasmalereien handwerklich perfekt und von größter zeichnerischer Meisterschaft. Das Kruzifix neben dem Südfenster stammt aus der Werkstatt Michel Erharts (um etwa 1490/1500). Das Ostfenster wurde 1480 in der Straßburger Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau gefertigt.
Die Neithartkapelle befindet sich im Erdgeschoss des nördlichen Chorturms und wurde nach Osten hin um zwei weitere Räume erweitert. Sie wurde 1437 als Privatkapelle von Heinrich Neithart gestiftet. Über dem Eingang ist die Jahreszahl 1444 zu lesen – das Jahr ab dem sie bis 1450 durch Matthäus Ensinger gebaut wurde – sowie das Wappen der Familie Neithart zu sehen: ein Kleeblatt über drei Bergen. An Kunstwerken seien der Altar für Sebastian (um 1500), der Barbara-Altar (um 1520), die schöne „St. Georg“-Scheibe von Hans Acker (um 1440) und die Predella eines Altars von 1491 unter dem Ostfenster erwähnt. Dieser zeigt die Mutter Gottes und links und rechts davon die Patrone der Kapelle. Nicht unerwähnt seien die Tafeln eines Flügelaltars, unter anderem das Bild „Hl. Margarete mit einer Gruppe heiliger Jungfrauen“ aus der Werkstatt des Bartholomäus Zeitblom (um 1489–1497), die ursprünglich aus der Klosterkirche zu den Wengen stammen.
Die Konrad-Sam-Kapelle unterhalb des südlichen Chorturms ist die ehemalige Sakristei und wurde nach dem ersten reformatorischen Prediger (ab 1524) des Münsters benannt. Diese Kapelle, die zum Teil noch aus der Zeit der Parler stammt, ist mit einem Passionsfenster von Hans Gottfried von Stockhausen aus dem Jahre 1957 geschmückt. Unter diesem Fenster befindet sich das sogenannte „Schongau-Altärchen“ (um 1480). Außerdem bemerkenswert sind hier zwei Altartafeln – die hl. Elisabeth mit dem Bettler und Anna Selbdritt - von Martin Schaffner (um 1525) und die Aposteltafel, die Bartholomäus Zeitblom zugeschrieben wird (um 1489–1497).
Als weitere Kunstwerke sind zu nennen:
Beim Bau der Strebepfeiler am Münster, die dem Haus weitere Stabilität verleihen, wurden sogenannte Wasserspeier geschaffen. Dies sind zum Teil eigenartige, ja phantasievolle Figuren aus Stein, durch die das Wasser nach außen „gespuckt“ wird. Ohne die steinernen Wasserspeier würde das Wasser direkt am Gemäuer ablaufen und das Mauerwerk beschädigen. So sind diese Skulpturen sowohl künstlerisch als auch funktional ein wichtiger Architekturbestandteil. Zu den Figuren gehören: Tiere (z.B. Elefanten), Fische, Vögel (z.B. ein Vogelstrauß), aber auch menschliche Gestalten und Drachentiere.
1877, zum 500. Jubiläum der Grundsteinlegung des Münsters stifteten Mitglieder der jüdischen Synagoge von Ulm (unter anderen auch der Vater von Albert Einstein) die Statue des alttestamentlichen Propheten Jeremia. Die Statue, die sich auf der Kanzelseite des Hauptschiffes unterhalb der großen Orgel findet, wurde von Hofbildhauer Karl Federlin geschaffen, von dem auch die 16 überlebensgroßen Skulpturen auf den Pfeilerkonsolen stammen.
Die Fenster des Münsters, die aus dem 19. Jahrhundert stammten, wurden im Zweiten Weltkrieg nicht ausgelagert und infolgedessen 1944 zerstört. (Siehe: Fritz Birkmeyer)
Eine heute sehr fragwürdige und deshalb inzwischen weitgehend rückgängig gemachte „Restaurierung“ widerfuhr dem Inneren des Münsters 1817. Man überzog alle Wände mit einer „alterthuemlich grauen Farbe“, um das Münster „in jenem einfach erhabenen Gewande darzustellen, wie es der alte deutsche Baugeist forderte“.
Im westlichen Bereich des Südschiffs steht ein 1981 ausgeführter Guss der 1930 geschaffenen Bronzeskulptur „Der Bettler“ von Ernst Barlach.
Die Mehrzahl der Fenster in den Kirchenschiffen ist sehr einfach gehalten, weil sie aus dem 19. Jahrhundert stammen und 1944 zerstört wurden; nach und nach werden diese „Notfenster“ allerdings durch Fenster mit Kunstbemalungen ersetzt.
Wichtige Münsterfenster, die die Kunstgeschichte als auch die Entwicklung der Glasmalerei des 20. und 21. Jahrhunderts widerspiegeln, sind (kleine Auswahl):
Es ist nicht davon auszugehen, dass auch die Liebfrauenkirche, der Vorgängerbau des Ulmer Münsters (siehe oben, Baugeschichte) eine Orgel besessen hatte. Der Ulmer Chronist Felix Fabri erwähnt dort keinerlei musikalische Aktivitäten. Möglich ist, dass schon im 1383 für den Gottesdienst benutzbaren Chor des Münsters Orgelmusik erklang. Hier eine chronologische Aufstellung der wichtigsten Stationen im Laufe der langen Geschichte:
Erst 1969 kam die gegenwärtige Hauptorgel ins Ulmer Münster.
Außer der oben beschriebenen „Hauptorgel“, bzw. „Großen Orgel“ oder auch „Westorgel“, die sich auf der Hauptempore unter dem Hauptturm befindet (Zugang über ein eigenes Treppenhaus), sind noch vier weitere Orgeln im Ulmer Münster regelmäßig zu hören (zum Teil sogar mit vier Organisten gleichzeitig):
Nach Fertigstellung einer Orgel wird immer die größte Pfeife mit Bier gefüllt, - und dann gefeiert. Nachdem die zur Zeit größte Holzpfeife der Münsterorgel 10 Meter lang ist und 1.500 Liter Fassungsvermögen besitzt, floss denn auch die gleiche Menge Bier in die durstigen Kehlen vieler Ulmer.
Während der Touristensaison ist seit 1890 im Ulmer Münster täglich zwischen 11 und 12 Uhr Orgelspiel zu hören. Diese Tradition ist seither lebendig geblieben, ja sogar noch ausgebaut worden: an den Werktagen erklingt „Orgelmusik zum Mittag“, an Sonntagen findet zur Mittagsstunde ein Orgelkonzert statt. Am 4. Advent schließt alljährlich die Saison mit einem „Wunschkonzert“ ab, dessen Programm aus vorher eingereichten Publikumswünschen zusammengestellt wird.
Die Zahlen am Ende des Namens geben, wo nicht anders angegeben, den Zeitraum an, in dem die Person Organist am Münster war.
Im Hauptturm des Münsters befinden sich insgesamt 13 Glocken, von denen zehn geläutet und drei ausschließlich mit dem Hammer geschlagen werden können. Alle Glocken wurden bis zur Motorisierung 1953 von Jugendlichen oder Türmern von Hand geläutet. Ab dem 16. September 2005 war das Geläut wegen Sanierungsarbeiten am stählernen Glockenstuhl außer Betrieb, und die Glocken wurden am 3. Oktober 2006 abgehängt. Nach dem Abschluss der Renovierung wurden sie am 12. April 2009 (Ostersonntag) erstmals wieder geläutet.
Von den läutbaren Glocken bilden folgende (in der Reihenfolge ihres Einsetzens beim Läuten) das Festtagsgeläut gemäß der Ulmer Läuteordnung:
Das Geläut ist in dieser Form an Neujahr um 00:00 Uhr, am Karsamstag um 20:00 Uhr, am Ostersonntag um 5:30 Uhr bzw. um 6:00 Uhr, zu den Hauptgottesdiensten am Ostersonntag und Pfingstsonntag sowie am Ende der Schlussfeier des württembergischen Landesposaunentags zu hören.
Die folgende Glocke kann ebenfalls geläutet werden, ist aber nicht Teil des Fest- bzw. Hauptgeläuts:
Im Münsterturm befinden sich drei weitere Glocken, die nicht geläutet, sondern nur mit einem Hammer angeschlagen werden können. Sie hängen über der Glockenstube außerhalb des normalen Glockenstuhles. Bis zur Elektrifizierung bediente auch diese drei Glocken im Viereckumgang der Turmwächter persönlich:
Anlässlich des 41. württembergischen Landesposaunentags 2006, bei dem das Läuten der Glocken wegen Sanierungsarbeiten am Glockenstuhl sowie an einigen Glocken nicht möglich war, komponierte Hans-Peter Braun das Musikstück „Ulmer Festgeläut für Blechbläser“ für vier achtstimmige Posaunenchöre, in dem das Glockenläuten durch den Klang von Blechblasinstrumenten nachgeahmt wird. Bei Hochzeiten während der glockenlosen Zeit spielt der Mesner das Glockengeläut vom Band für die Gemeinde ein, so dass sie auf den Glockeneinzug nicht verzichten muss.
Der in Ulm ansässige Feuerwehrausrüster und Fahrzeugbauer Magirus machte das Ulmer Münster 1917 zum zentralen Bestandteil seines Markenzeichens. Nachdem dieses anno 1925 neu gestaltet wurde, zeigte es aber nur noch die stilisierte Silhouette des Münsters in Kombination mit einem „M“ für Magirus. Nach der Übernahme von Magirus durch den Humboldt-Deutz-Konzern schmückte die neue Fassung dann die Lastwagen, Busse und Feuerwehrfahrzeuge der Marke Magirus-Deutz, die das Markenzeichen mit der stilisierten Silhouette des Ulmer Münsters in über 100 Länder der Welt verbreiteten. 1964 machte die neue Konzernmutter, die inzwischen Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) hieß, das von Magirus stammende Logo zu ihrem eigenen Firmenzeichen und verwandte es in der Folgezeit auch für andere, nicht in Ulm hergestellte Produkte (beispielsweise für Deutz-Traktoren). So wurde es mit der Zeit mehr mit Deutz als mit Magirus identifiziert. Nach der Eingliederung von Magirus-Deutz in IVECO verschwand das Logo mit der stilisierten Silhouette des Ulmer Münsters dann ab 1980 von den Lkw, Bussen und Feuerwehrfahrzeugen. Von der heutigen Deutz AG, die inzwischen aus KHD hervorging, wird es aber nach wie vor bis heute als Firmenzeichen beibehalten (vgl. Bild). Die alte Fassung des Magirus-Firmenzeichens von 1917, die noch das ganze Ulmer Münster zeigt, lebt heute im Signet des Oldtimerclub Magirus IVECO e. V. fort, der sich um den Erhalt historischer Nutzfahrzeuge von Magirus, Magirus-Deutz und IVECO kümmert.
Namensgebend war das Ulmer Münster für die „Ulmer Münster Brauerei“, die von 1908 bis 2002 in nur 2 Kilometer Entfernung von dem Gotteshaus „Ulmer Münster Bier“ herstellte.