Tonle Sap (See)

Der Tonle Sap (khmer: Großer See) in Kambodscha ist der größte See Südostasiens und eines der fischreichsten Binnengewässer der Erde.

Geographie

Von Norden wird der See durch mehrere Zuflüsse gespeist, im Süden tritt der nach dem See benannte Tonle-Sap-Fluss aus, der bei Phnom Penh in den Mekong mündet. Jedes Jahr im Juni ist dort ein weltweit einzigartiges Naturphänomen zu beobachten. Der Mekong führt zu dieser Zeit auf Grund der Monsunregenfälle und durch das Schmelzwasser aus dem Himalaya bis zu 4 mal mehr Wasser als in den trockenen Monaten. Da Kambodscha ein großteils sehr flaches und ebenes Land ist, drängt das Wasser des Mekong in den Tonle-Sap-Fluss, und dieser wechselt die Fließrichtung. Die Wassermassen drängen zurück in das Becken des Tonle Sap und füllen den See, der während der trockenen Jahreszeit eine Oberfläche von 2.600 – 3.000 km² aufweist, bis er auf ca. 10.400 km² (inkl. umliegende Flusslandschaften: bis zu 25.000 km²) anwächst und bis zu fünf mal so tief ist (von 2–3 m auf 14 m). Der Höhepunkt der Überflutungen wird im September erreicht. Zu diesem Zeitpunkt ist knapp ein Drittel der landwirtschaftlichen Kulturfläche Kambodschas von Wasser bedeckt.

Erst im November, wenn der Mekong wieder weniger Wasser führt, wechselt der Fluss erneut die Richtung, und das Wasser des Sees fließt langsam ab. Dieses Ereignis ist Anlass für das sog. Wasserfest (khmer: Bon Om Touk), das auch gleichzeitig den Beginn der Fischereisaison darstellt.

Wirtschaftliche Bedeutung

Seit Jahrhunderten sind Fischfang und Reisanbau die wesentlichsten Wirtschaftszweige der ländlichen Bevölkerung Kambodschas. Reis und Fisch sind auch die Hauptbestandteile der Küche der Khmer. Und beides wird vom jährlichen Rhythmus des Tonle Sap geprägt.

Der See dient auch als Verkehrsweg. Fähren verbinden die im Nordosten des Tonle Sap gelegene Stadt Siem Reap mit der Hauptstadt Phnom Penh im Süden und über den im Nordwesten in den See mündenden Fluss Sangker mit Battambang, der zweitgrößten Stadt des Landes.

Reis

Die jährlichen Überschwemmungen durch Flüsse und See garantieren die Bewässerung und Düngung der Reisfelder die während der trockenen Monate über Kanalsysteme bewässert werden müssen.

Fisch

Mian dtoek, mian trey - 'Wo Wasser ist, sind Fische' (Sprichwort der Khmer)

Für den Fischfang beginnt im November die Hauptsaison, wenn die Wassermenge des Sees langsam wieder abnimmt und der Fischreichtum nach den Monaten des Hochwassers seinen Höhepunkt erreicht hat. Schätzungen zufolge werden in Kambodscha insgesamt (inkl. Küstenfischerei) jährlich 225.000 Tonnen Fisch gefangen, der Großteil davon in den Binnengewässern und davon wiederum die Hälfte im Tonle Sap. Fisch allein liefert mindestens drei Viertel des in Kambodscha konsumierten Proteins.

Ökologie und Gefährdung

Der See Tonle Sap bildet gemeinsam mit den Flüssen Tonle Sap, Mekong und Bassac ein einzigartiges Ökosystem, das nicht nur den Artenreichtum (rund 300 Fischarten, Vögel u. a. m.) im Wasser und im Umland ermöglichte, sondern auch entscheidend für die Entwicklung der in diesem Gebiet ansässigen Menschen und ihrer Kultur war.

Die historischen Königreiche der Khmer, mit ihrem Zentrum im nur wenige Kilometer nördlich des Sees gelegenen Angkor, wären ohne den Wasser- und den damit einhergehenden Nahrungsreichtum vermutlich nicht möglich gewesen.

Heute ist das Gefüge aus jahreszeitlich wechselnden Laichzeiten, Fischfang, landwirtschaftlicher Nutzung und Düngung des Umlandes in Gefahr.

Überfischung

Der See ist immer noch einer der fischreichsten der Erde, allerdings zeigt der beginnende industrielle Fischfang bereits erste Folgen und Fischer berichten über einen Rückgang der Erträge. Nylonnetze, die, entgegen früheren Traditionen, quer durch Flussläufe gespannt werden, lassen Fischern flussabwärts kaum noch die Möglichkeit, selbst Fische zu fangen. Die Methoden ändern sich. Statt Wurfnetzen und aus Holz, Schilf und Bambus gebauten Fallen kommen mitunter auch Granaten, Batterien oder Gift zum Einsatz.

Der Rückgang der Fischereierträge und der erhöhte Bedarf an Fleisch für die in der Nähe gelegenen Krokodilfarmen haben dazu geführt, dass in den vergangenen beiden Jahrzehnten zunehmend auch Wasserschlangen, hauptsächlich Exemplare der Gestreiften Wassertrugnatter (Enhydris enhydris), aus dem See gefischt wurden. Derzeit sind es rund sieben Millionen Stück pro Jahr. Dadurch sind auch die Bestände dieser Tiere extrem gefährdet, da es auch in der Brutperiode von November bis Dezember keine Schonzeit für die Schlangen gibt (siehe Kap. Film).

Umweltverschmutzung

Eine weiteres Problem ist die Verschmutzung des Wassers. Die Hochwasser bringen jährlich auch frischen Schwemmsand mit sich, der die Felder auf natürliche Weise düngt. Heute ist dieser Schwemmsand immer öfter verschmutzt - vor allem mit den Abwässern der flussaufwärts am Mekong gelegenen Industrieanlagen in Thailand und der Volksrepublik China.

Staudämme

Wie in vielen anderen Entwicklungs- und Schwellenländern bereits mit umstrittenen Folgen (vgl. Arundhati Roys Aufsätze zum Dammprojekt Sardar Sarovar in Indien) für Bevölkerung und Umwelt geschehen, sollen auch in Kambodscha Staudämme die ökonomische Entwicklung beschleunigen. Geplant sind derzeit (Stand 1999), acht Dämme an den Zuflüssen des Sees, drei an Nebenflüssen des Mekong und fünf weitere an kleineren Flüssen. Zusätzlich drohen bereits bestehende und weitere geplante Dämme in den Nachbarländern den saisonalen Rhythmus des Binnenwassersystems zu stören. Der Mekong soll in Laos für 56 Dämme genutzt werden, in Vietnam für 36, Thailand plant zwei weitere zu den 39 bereits bestehenden und dazu ein Bewässerungsprojekt, das dem Mekong jährlich 12.000 Mio. Kubikmeter Wasser entziehen würde, und in der Volksrepublik China sollen zu einem vorhandenen noch sechs weitere Dämme gebaut werden.

Film

  • 360º - Geo Reportage: Auf Schlangenfang in Kambodscha. Dokumentation, Deutschland, Frankreich, 52 Min., 2007, ein Film von Thérèse Engels, Produktion: ZDF, arte, Erstausstrahlung: 29. Dezember 2007, Inhaltsangabe von arte

Weblinks

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Len MB
19. April 2014
The scenery is breathtaking. Something that a camera can't capture perfectly.
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