Das Tal der Königinnen (arab.: Bibân el-Harîm, ägypt.: Ta Set Neferu - der Platz der Schönheit) ist eine Nekropole des antiken Theben in Ägypten.
Das Tal der Königinnen liegt südlich des Tals der
Könige in Theben-West. Hier wurden in über 90 Gräbern die nahen
Angehörigen der Herrscher der späten 17., 18., 19. und 20. Dynastie
bestattet. Der Begriff ist analog zum Tal der Könige gewählt
worden, doch ist diese Bezeichnung irreführend, da hier nicht nur
Königinnen bestattet wurden. Das bedeutendste Grab ist das
der Nefertari (QV66), der Großen königlichen Gemahlin von Ramses
II. (19. Dynastie).
Topographie
Bei dem Tal handelt es sich um einen von Ost nach West in das
thebanische Gebirge verlaufenden Einschnitt. Sein Eingang liegt
ziemlich genau hinter Medinet Habu, dem Totentempel von Ramses
III.. Auch die Seitenwadis enthalten Grabanlagen, so dass das
Tal der Königinnen nur eines von verschiedenen
Bestattungsorten ist.
Geschichte
Bei den frühen Gräbern, die ans Ende der 17. und in die frühe
18. Dynastie datieren, handelt es sich vorwiegend um einfache
Schachtanlagen mit einer Kammer. In dieser Zeit wurden hier meist
hohe Beamte, wie ein Wesir (QV46) oder ein Stallmeister (QV30)
bestattet. Das erste Grab einer Königin gehört eventuell
Mutnedjemet, der Gemahlin von Haremhab, die vielleicht in QV37 ihr
Grab hatte.
Erst in der 19. Dynastie wurde der Ort zum regulären
Bestattungsplatz von Königsgemahlinnen. Als erste sichere Königin
ist Sitre, die Gemahlin von Ramses I. zu nennen, deren Grab jedoch
nie vollendet wurde. Ab dieser Zeit wurden die Gräber auch mit
Reliefs und Malereien dekoriert, während sie vorher immer ohne
Schmuck waren. Mit Mut-Tuya, der Gemahlin von Sethos I. erhielt im
Tal wiederum eine Königin ein Grab. In der folgenden Generation,
unter Ramses II., sind dann sogar fünf der sieben Hauptgemahlinnen
des Herrschers hier begraben worden.
In der Folgezeit wurden dann jedoch nur noch vereinzelt
Königinnen wie Titi oder Tanedjemet beigesetzt, deren genaue
Einordnungen in der ägyptischen Geschichte immer noch unsicher
sind. Unter Ramses III. wurden hier schließlich einige Prinzen
bestattet, die relativ große und reich dekorierte Grabanlagen ihr
Eigen nennen konnten. Eine letzte Benutzungsphase datiert in die
Dritte Zwischenzeit. Nun wurden einige der alten Gräber als
Massengrabstätten benutzt.
Architektur
Es lassen sich drei Grundtypen von Gräbern feststellen. Bei den
ältesten Anlagen handelt es sich um einfache, undekorierte
Schachtgräber. Diese hatten meist nur einen Raum, seltener, ein
oder zwei Nebenkammern. Es kann davon ausgegangen werden, dass die
hier Bestatteten andernorts einen kleinen Totentempel hatten, an
dem ihr Totenkult vollzogen wurde. Die Gräber der Königinnen der
19. und 20. Dynastie bestehen in der Regel aus zwei großen,
hintereinander liegenden Räumen. Es gab bis zu fünf Nebenkammern.
Die Gräber sind meist reich dekoriert. Auch hier kann davon
ausgegangen werden, dass sich der Tempel für den Totenkult an einem
anderen Ort befand. Keine der Anlagen zeigt Reste eines Oberbaus,
der normalerweise für den Totenkult reserviert war. Bei den
Prinzengräbern der 20. Dynastie handelt es sich schließlich meist
um lange, schlauchartige Anlagen, von denen nur der letzte Raum,
die Grabkammer, etwas größer ist.
Erforschung
Einige Darstellungen in den Gräbern wurden schon um 1828/29 von
dem Italiener Ippolito Rosellini kopiert. Weitere Besucher waren
1840 Mitglieder der Richard Lepsius-Expedition, die wiederum
einzelne Szenen kopierten und verschiedene Grabanlagen beschrieben.
Systematische Ausgrabungen fanden zwischen 1903 und 1905 vor allem
durch den Italiener Ernesto Schiaparelli statt, der auch das Grab
der Nefertari entdeckte.
Liste der
Gräber
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QV1 – unbekannt 18. Dynastie
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QV2 – unbekannt 18. Dynastie
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QV3 – unbekannt 18. Dynastie
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QV4 – unbekannt 18. Dynastie
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QV5 – unbekannt 18. Dynastie
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QV6 – unbekannt 18. Dynastie
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QV7 – unbekannt 18. Dynastie
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QV8 – Prinz Hori und unbekannte Prinzessin 18.
Dynastie
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QV9 – unbekannt 18. Dynastie
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QV10 – unbekannt 18. Dynastie
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QV11 – unbekannt 18. Dynastie
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QV12 – unbekannt 18. Dynastie
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QV13 – unbekannt 18. Dynastie
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QV14 – unbekannt 18. Dynastie
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QV15 – unbekannt 18. Dynastie
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QV16 – unbekannt 18. Dynastie
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QV17 – Prinzessin Meritre (I) und Urmerutes 18.
Dynastie
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QV18 – unbekannt 18. Dynastie
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QV19 – unbekannt 18. Dynastie
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QV20 – unbekannt 18. Dynastie
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QV21 – unbekannt 18. Dynastie
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QV22 – unbekannt 18. Dynastie
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QV23 – unbekannt 18. Dynastie
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QV24 – unbekannt 20. Dynastie
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QV25 – unbekannt 18. Dynastie
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QV26 – unbekannt 18. Dynastie
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QV27 – unbekannt 18. Dynastie
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QV28 – unbekannt 18. Dynastie
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QV29 – unbekannt 18. Dynastie
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QV30 – Nebiri 18. Dynastie
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QV31 – unbekannte Prinzessin oder Königin 19.
Dynastie
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QV32 – unbekannt 18. Dynastie
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QV33 – Tanedjemet 19. Dynastie
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QV34 – unbekannte Prinzessin oder Königin Anfang 19.
Dynastie
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QV35 – unbekannt 18. Dynastie
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QV36 – unbekannte Prinzessin oder Königin Anfang 19.
Dynastie
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QV37 – unbekannt 18. Dynastie
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QV38 – Satre, Anfang 19. Dynastie, Mutter des Königs
Sethos I.
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QV39 – unbekannt
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QV40 – unbekannte Prinzessin oder Königin Anfang 19.
Dynastie
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QV41 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
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QV42 – Pa-Ra-her-wenemef 20. Dynastie
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QV43 – Seth-her-chepeschef 20. Dynastie
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QV44 – Chaemwaset 20. Dynastie
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QV45 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
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QV46 – Wesir Imhotep 18. Dynastie
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QV47 – Königstochter Ahmose 17.-18. Dynastie
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QV48 – unbekannt 18. Dynastie
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QV49 – unbekannt 19.- 20. Dynastie
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QV50 – unbekannt 19.- 20. Dynastie
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QV51 – Isis II.(Isis-Ta-Hemdjeret) 20. Dynastie
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QV52 – Titi 20. Dynastie
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QV53 – Ramses-Meriamun 20. Dynastie
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QV54 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
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QV55 – Amun-her-chepeschef 20. Dynastie
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QV56 – unvollendetes Grab 19. Dynastie
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QV57 – unvollendetes Grab 19. Dynastie
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QV58 – unbekannt 19. Dynastie
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QV59 – unbekannt 18. Dynastie
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QV60 – Nebettaui 19. Dynastie
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QV61 – unbekannt 18. Dynastie
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QV62 – unbekannt 18. Dynastie
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QV63 – unbekannt 18. Dynastie
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QV64 – unbekannt 18. Dynastie
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QV65 – unbekannt 18. Dynastie
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QV66 – Nefertari Meri-en-Mut 19. Dynastie
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QV67 – unbekannt 18. Dynastie
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QV68 – Merit-Amun 19. Dynastie
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QV69 – unbekannt 18. Dynastie
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QV70 – Nehesi 18. Dynastie
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QV71 – Prinzessin Bintanat 19. Dynastie
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QV72 – Prinzessin Neferhat und Prinz Baki 18.
Dynastie
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QV73 – Henut-taui 19. Dynastie
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QV74 – Tentopet(Duatentipet) 20. Dynastie
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QV75 – Henut-mi-Ra 19. Dynastie
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QV76 – Prinzessin Meritre II. 18. Dynastie
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QV77 – unbekannt 18. Dynastie
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QV78 – unbekannt 18. Dynastie
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QV79 – unbekannt 18. Dynastie
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QV80 – (Mut-)Tuja 19. Dynastie
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QV81 – Heka-(..) 18. Dynastie
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QV82 – Prinz Minemhat und Amenhotep 18. Dynastie
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QV83 – unbekannt 18. Dynastie
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QV84 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
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QV85 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
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QV86 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
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QV87 – unbekannt 18. Dynastie
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QV88 – Ahmes (Prinz) 18. Dynastie
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QV89 – unbekannt 18. Dynastie
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QV90 – unbekannt 18. Dynastie
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QV91 – unbekannt 18. Dynastie
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QV92 – unbekannt 18. Dynastie
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QV93 – unbekannt 18. Dynastie
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QV94 – unbekannt 18. Dynastie
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QV95 – unvollendetes Grab 20. Dynastie
Literatur
- Christian Leblanc, Alberto Siliotti: Nefertari -
Ausgrabungen im Tal der Königinnen - , Bechtermünz Augsburg
1998, ISBN 3-8289-0705-9
- Heike C. Schmidt, Joachim Willeitner: Nefertari, Mainz
1994, S. 89-93. ISBN 3-8053-1529-5
- Lange, Kurt, Hirmer, Max: Ägypten. Architektur, Plastik,
Malerei in drei Jahrtausenden. München: Hirmer Verlag 1985.
Weblinks