Die Tabun-Höhle (deutsch Backofen-Höhle) ist eine Höhle im Naturschutzgebiet Nachal Me'arot im Karmel-Gebirge (Israel), knapp 20 Kilometer südlich von Haifa. Die Höhle ist ein bedeutender Fundplatz von Knochen und Werkzeugen der Neandertaler. Die etwa 25 Meter mächtige Schichtenfolge enthält Fundschichten des Alt- und Mittelpaläolithikums, die an der Basis etwa 500.000 Jahre alt sind. Die jüngsten Schichten sind etwa 40.000 Jahre alt. Im Jahr 2012 wurde die Höhle in das UNESCO-Welterbe aufgenommen.
Die Höhle wurde von der britischen Archäologin Dorothy Garrod entdeckt und zwischen 1929 und 1934 erstmals untersucht. Spätere Grabungen (1967–1972) wurden unter Leitung von Arthur Jelinek in den unteren Schichten durchgeführt, die dem Acheuléen, Amudien und Jabrudien zuzuordnen sind. Die unteren Schichten wurden erneut in den 1990er Jahren von Avraham Ronen (Universität Haifa) untersucht.
Bedeutend in ihrer Funddichte sind besonders die Fundschichten des Moustériens. Die Bestattung eines vermutlich weiblichen Neandertalers (Tabun C1 oder Tabun 1) aus der Schicht B oder C der Höhle ist auf ein Alter von 80.000–120.000 Jahren datiert worden. Annähernd gleich alt ist der bis auf einen linken Schneidezahn (I1) vollständig bezahnte Neandertaler-Unterkiefer Tabun 2. Das Alter weiterer isolierter Zähne aus den B-Schichten wurden mittels ESR und Uran-Thorium-Datierung ermittelt. Diese bestätigten ein radiometrisches Alter von 80.000–90.000 Jahren. Die Fehlerbreite der Daten aus denselben stratigraphischen Einheiten im Vergleich der radiometrischen Methoden von ESR und TL wird jedoch als erheblich eingeschätzt.
Tabun 1 wird im Natural History Museum, London, verwahrt, Tabun 2 im Rockefeller-Museum, Jerusalem.
In einer 16 Meter tief liegenden Fundschicht wurden verbrannte Steine gefunden, die auf ein Alter von 350.000 Jahren datiert und als Beleg von regelmäßigem Feuermachen interpretiert wurden.