Der Stephansdom (eigentlich: Domkirche St. Stephan zu Wien) am Wiener Stephansplatz (Bezirk Innere Stadt) ist seit 1365 Domkirche (Sitz eines Domkapitels), seit 1469/1479 Kathedrale (Bischofssitz) und seit 1723 Metropolitankirche des Erzbischofs von Wien.
Der von Wienern mitunter auch kurz Steffl genannte Dom gilt als Wahrzeichen Wiens. Namensgeber ist der Heilige Stephanus, der als erster christlicher Märtyrer gilt.
Das Bauwerk ist 107 Meter lang und 34 Meter breit. Der Dom ist eines der wichtigsten gotischen Bauwerke in Österreich. Teile des spätromanischen Baues von 1230/40-1263 sind noch erhalten. Er besitzt vier Türme: Der höchste davon ist der Südturm mit 136,4 Meter, der Nordturm wurde nicht fertiggestellt und ist nur 68 Meter hoch. Links und rechts vom Haupteingang befinden sich die beiden Heidentürme, die etwa 65 Meter hoch sind. Es durfte im ehemaligen Österreich-Ungarn keine Kirche höher als der Südturm erbaut werden. So wurde beispielsweise der Maria-Empfängnis-Dom in Linz um zwei Meter niedriger gebaut.
Der Südturm ist ein architektonisches Meisterwerk seiner damaligen Zeit - trotz seiner bemerkenswerten Höhe ist das Fundament weniger als 4 Meter tief. Weiters ist er komplett freistehend und nicht mit dem Hauptkorpus der Kirche verbunden. Im Südturm befinden sich insgesamt 13 Glocken, wovon 11 das Hauptgeläut des Stephansdoms bilden. Die Pummerin selbst, drittgrößte Kirchenglocke Europas, befindet sich im Nordturm unter einer Turmhaube aus der Renaissance-Zeit.
An Stelle der Kirche scheint schon im Frühmittelalter ein Friedhof gewesen zu sein, einige Gebäude sind archäologisch gesichert. Die Anfänge des Domes gehen auf das Jahr 1137 zurück, aus dem der Tauschvertrag von Mautern zwischen Markgraf Leopold IV. und dem Bischof von Passau überliefert ist.
Dabei wurden Güter ausgetauscht, um dem Bischof zu ermöglichen, außerhalb der damaligen Stadt eine Kirche zu bauen, die dem heiligen Stephan geweiht sein sollte – dem Patron der Bischofskirche von Passau. Die anderen Kirchen im damaligen Wien, die Ruprechtskirche und die Peterskirche waren nach Salzburger Heiligen benannt – das Patrozinium der Kirche war also ein politisches Signal. Die erste Kirche wurde 1147 fertiggestellt und im selben Jahr vom Passauer Bischof Reginbert von Hagenau geweiht (Patronat nach der Mutterkirche Passau). Die Kirche war für die damalige Stadt völlig überdimensioniert – es könnte also damals schon Bestrebungen gegeben haben, sie in eine Bischofskirche zu verwandeln. Geostet ist die Kirche auf den Sonnenaufgang des 26. Dezember 1137.
1230-1245 entstand ein weiterer spätromanischer Bau, von dem die Westfassade noch erhalten ist. Sie besteht aus den beiden Heidentürmen und dazwischen dem Riesentor. Der Ursprung beider Namen ist nicht völlig geklärt. Heidentürme kommt vielleicht von den Steinen, die von altrömischen Ruinen stammten, möglicherweise auch von den beiden Darstellungen der nichtchristlichen Fruchtbarkeitssymbole Phallus und Vulva, die die beiden Blendsäulen in der Westwand unterhalb der Türme krönen. Der Name Riesentor geht der Legende nach auf einen riesigen über dem Tor aufgehängten Mammutknochen oder einen beim Bau helfenden Riesen zurück; tatsächlich dürfte die Bezeichnung aber auf mittelhochdeutsche Wort "risen" (=sinken, fallen) zurückgehen und sich auf die Trichterform des Portals beziehen. Oberhalb des Tores war eine Herzogsempore, ähnlich dem Kaiserstuhl Karls des Großen in Aachen und den Westemporen der Kaiserdome.
1258 brach ein Brand aus. Die Obergeschosse der Heidentürme wurden erst danach gebaut. Die feierliche Weihe erfolgte 1263.
Zwischen 1304 und 1340 wurde ein vergrößerter Chor gebaut, nunmehr im gotischen Stil. Nach den Herzögen Albrecht I. und Albrecht II., die diesen Bau vorantrieben, spricht man vom Albertinischen Chor.
Das Herzogtum Rudolfs IV. war in zweierlei Hinsicht bedeutsam für die Kirche: zum einen wurde 1359 der Grundstein für den gotischen Neubau des Langhauses gelegt, andererseits wurde ein von Passau unabhängiges Domkapitel eingerichtet, da es auch Rudolf IV. nicht gelingen wollte, Wien zum Bischofssitz zu erheben. Dieses Domkapitel hatte ein Allerheiligenpatrozinium, das seitdem das zweite Patrozinium des Domes ist.
1433 konnte der Südturm vollendet werden. Das gotische Langhaus konnte noch vor 1474 beendet werden, es wuchs wie eine äußere Zwiebelschale um das romanische Langhaus, das dann 1430 abgebrochen werden konnte. Zur selben Zeit wurde auch der Dachstuhl fertig; die Einwölbung des Langhauses begann 1446 unter dem Baumeister Hans Puchsbaum.
1469 endlich wurde Wien zum Bistum erhoben, der Stephansdom wurde zur Kathedrale.
1450 legte Friedrich III. den Grundstein für den Nordturm, wobei der Legende nach der Wein eines ganzen Jahrganges als Bindemittel verwendet wurde. Dieser Turm war aber schon viel zu groß und viel zu prunkvoll konzipiert, zumal die Zeit der gotischen Kathedralen sich ihrem Ende zuneigte. Die Bauarbeiten endeten 1511, 1578 wurde auf den Turmstumpf eine Renaissance-Haube gesetzt, die nach dem Baumeister Hans Saphoy Saphoy'sche Haube heißt.
Von 1511 bis 1515 übernahm der Bildhauer und Baumeister Anton Pilgram die Leitung der Bauhütte und schuf unter anderem die berühmte Kanzel, an der auch sein Selbstbildnis zu finden ist.
Unter Hans Herstorffer, der von 1637 bis 1650 als Dombaumeister wirkte, wurde 1647 die Innenausstattung barockisiert, vor allem der Hochaltar des Bildhauers Johann Jacob Pock und seines Bruders, des Malers Tobias Pock, stammt aus dieser Zeit. Während der Türkenbelagerung 1683 wurde der Dom durch türkische Kanonenkugeln beschädigt. Aus den Kanonen der Belagerer wurde danach die große Glocke (die Pummerin) gegossen.
1713, gleich zu Beginn der Amtszeit von Dombaumeister Johann Carl Trumler, leistete Kaiser Karl VI. im Dom das Gelöbnis, eine Kirche zu stiften, wenn die Pest ausklingt. Rund drei Jahre später wurde mit dem Bau der Karlskirche begonnen.
Seit den Renovierungen im 19. Jahrhundert wird auf dem Dach des Stephansdoms der österreichische Reichsadler in bunten Ziegeln ausgelegt. Im Brustschild dieses Adlers steht ein Monogramm Kaiser Franz' I. Seit 1950 bilden ein österreichischer Bundesadler und das Wiener Wappen das Pendant auf der anderen Dachseite dazu, wobei der Bundesadler in die heraldisch falsche Richtung blickt. .
In den Jahren 1839-1842 wurde die Spitze des Südturmes, die sich nach Norden neigte, abgenommen und die Steinornamente wurden an einen Kern aus Eisen angefügt. Da sich dies als unzweckmäßig erwies, wurde 20 Jahre später die Spitze wieder ganz aus Stein erbaut. Mehrere Phasen dieses Vorganges sind auf Aquarellen von Rudolf von Alt zu sehen. Der 1863 bestellte Dombaumeister Friedrich von Schmidt leitete über Jahrzehnte die Restaurierung des Domes, wobei auch "verbesserende" Eingriffe im Sinne der Neugotik und Viollet-le-Ducs unternommen wurden (etwa im Giebelbereich der Südfenster des Domes).
Die Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs sowie die Kämpfe im Stadtgebiet während der Zeit des Nationalsozialismus überstand der Stephansdom ohne größere Schäden. Als am 11. April 1945 zivile österreichische Plünderer in Geschäften um den Steffl Feuer legten, griffen die Brände in der Nacht zum 12. April, dem Tag als die Sowjetarmee einmarschierte, auch auf den Dom über. Dabei brannte sowohl der Dachstuhl als auch der Glockenturm vollständig aus. Aufgrund der militärischen Lage waren keine effektiven Löscharbeiten möglich. Die Pummerin stürzte bei diesem Großbrand aus dem Glockenstuhl ab und zerschellte daraufhin am Boden. Die wertvolle Walcker-Orgel von 1886 wurde durch den Einsturz des brennenden Daches oberhalb der Westempore zerstört. Der Brand wurde nicht, wie oftmals behauptet wird, durch Artilleriebeschuss verursacht, sondern durch Funkenflug, der von brennenden Geschäften in der Umgebung, die geplündert wurden, ausging.
Der Wiederaufbau des Stephansdoms begann sofort nach Kriegsende, und so wurde er 1952, mit dem Einzug der neu gegossenen Pummerin, wiedereröffnet. Der Wiederaufbau wurde unter anderem durch zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung finanziert.
Am auffälligsten neben den Türmen ist das Dach. Es erhebt sich 37,50 m über dem Langhaus und 25,30 m über dem Chor mit einer Länge von 110 m. Es ist mit rund 230.000 Dachziegeln bedeckt, die in einem Zickzackmuster arrangiert sind und in insgesamt zehn Farbtönen von den Ziegelbrennereien in Poštorná (Tschechoslowakei) hergestellt wurden.
Über dem Chor ist auf der Südseite das Wappen Kaiser Franz' I., auf der Nordseite die Wappen der Stadt Wien und der Republik Österreich.
Der Hauptturm, der bis auf eine Höhe von 72 Metern erklommen werden kann, ist 136,4 m hoch. Er hat einen quadratischen Grundriss, der durch ein raffiniertes Arrangement von Giebeln allmählich in ein Achteck übergeführt wird. Unterhalb der Spitze ragen zwölf Fialtürmchen empor.
Das Hauptportal auf der Westseite, das Riesentor, ist noch romanisch. Es befindet sich innerhalb eines trichterförmigen Portals, das nachträglich zum Platz hin erweitert wurde. In ihm sind Relieffiguren eingelassen, unter anderem der Dornauszieher, eine sitzende Figur in eigenartiger Haltung, die einen Richter darstellt.
Das Portal selbst wird auf jeder Seite mit sieben trichterförmigen Säulen begrenzt, die mit gewundenen Pflanzenmustern geschmückt sind. Auf den Kapitellen sind Figuren, teils Apostel und Heilige, teils schwer deutbare Szenen. Über den Kapitellen erheben sich andere Säulen, die das Tympanonfeld begrenzen. Auf ihm ist eine Darstellung eines Christus Pantokrator (Christus als Weltenherrscher) zu sehen, bei der ein Knie frei ist - diese Symbolik ist unklar und wird mit Aufnahmezermonien in Bauhütten in Verbindung gebracht.
Seitlich sind das Singer- und das Bischofstor, zwei gotische Meisterwerke: Sie sind in einem Spitzbogen arrangiert und im Gewände stehen Apostelfiguren. In der Mitte sind Statuen von Herzog Rudolf IV. und seiner Frau Katharina von Böhmen. Im Tympanonfeld ist im Singertor die Lebensgeschichte des heiligen Paulus und im Bischofstor die Lebensgeschichte der heiligen Maria festgehalten.
Auch bei den Türmen gibt es Seiteneingänge, im Norden das Adlertor, benannt nach einem einst auf der Kuppel des Nordturms angebrachten Adler, sowie im Süden das Primglöckleintor, so genannt weil hier einst zur ersten Messe, also zur Prim, geläutet wurde. Gleich neben dem Primglöckleintor liegt das angebliche Grabmal des Minnesängers Neidhart.
Auf der Westseite sind die denkmalgeschützten Zeichen der Widerstandsbewegung O5 zu sehen, die 1938 bis 1945 Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete. Ursprünglich waren sie in weißer Farbe aufgemalt; als sie verblassten, hat man sie durch die Eingravierung ersetzt.
Auf der linken Seite des Haupttores sind zwei Metallstäbe in der Mauer eingelassen, es handelt sich hierbei um die Tuch- und Leinenelle. Diese Ellen waren einst rechtsgültige Längenmaße und konnten von jedem Bürger zur Überprüfung der Abmessungen von Waren genutzt werden. Im Mittelalter drohte Handwerkern Bestrafung, wenn ihre Produkte nicht die korrekten Maße vorweisen konnten (Stichwort: Bäckerschupfen), mit Hilfe der Ellen konnten sich somit die Handwerker vor Bestrafung und die Konsumenten vor etwaigem Betrug schützen. Links über den Ellen befindet sich eine kreisrunde Vertiefung im Mauerwerk, die der Legende nach als Maß für die Größe eines Laibes Brot diente. In Wahrheit handelt es sich lediglich um Abnutzungserscheinungen einer Torbefestigung, da das Haupttor des Doms bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einem Rokokogitter verschlossen war, das sich nach außen hin öffnen ließ und mit Haken an der Außenmauer befestigt wurde. Auf der rechten Seite des Tores befindet sich ein gleich großer Kreis, bei dem man anhand von metallischen Überresten im Zentrum erkennen kann, dass hier ein Haken befestigt war.
Am südlichen Strebepfeiler des Chors (über dem kleinen Weihwasserbecken von 1506) ist eine vertikale Sonnenuhr von Georg von Peuerbach aus dem Jahre 1451 zu finden. Sie gilt als die älteste Sonnenuhr Wiens.
Das Langhaus des Domes ist dreischiffig, was ihn als Stadtpfarrkirche ausweist. Das Hauptschiff ist auf den Hauptaltar ausgerichtet, das linke Seitenschiff hat ein Marienprogramm, das rechte Seitenschiff ist den Aposteln gewidmet.
Der Hochaltar von Tobias Pock ist eines der bedeutendsten Werke des Frühbarock in Österreich. Er stellt die Steinigung des heiligen Stephanus dar, im Hintergrund ist eine Menschenmenge zu sehen, in der andere Heilige repräsentiert sind -- ein Hinweis auf das Allerheiligenpatrozinium. In seinem Aufbau gleicht er einem Hausportal, er ist daher ein Porta-Coelis-Altar.
An den Pfeilern und an den Seitenschiffen sind zahlreiche andere Altäre. Der bedeutendste ist der Wiener Neustädter Altar aus dem Jahr 1447, der den Schriftzug A.E.I.O.U. trägt, und daher mit Kaiser Friedrich III. in Verbindung zu bringen ist. Es handelt sich um einen typisch gotischen Flügelaltar. In der Predella (dem „Sockel“) kommen nach Öffnen der Flügel kleine Maßwerkfensterchen zum Vorschein, hinter denen Reliquien aufbewahrt wurden. Auf der Werktagsseite ist ein kompliziertes Programm von 72 Heiligen zu sehen, im Inneren des Altares sind vergoldete Schnitzarbeiten, die Szenen aus dem Leben Mariens zeigen.
Daneben steht ein Kenotaph Rudolfs IV. und seiner Frau, der aber in sehr schlechtem Zustand ist. Ursprünglich stand er im Mittelchor mit dem Portrait Rudolfs IV. darüber gehängt.
Im Südchor ist das Grabmal Friedrichs III.. Es ist 8 Tonnen schwer, aus Adneter Marmor (ein österreichischer Kalkstein), der wegen seiner Buntscheckigkeit schwer zu bearbeiten ist. Auf der Grabplatte ist eine portraitähnliche Darstellung des Kaisers, rundherum sind die Wappen seiner Besitzungen.
Die Reliefdarstellungen an den Wänden erinnern an die zahlreichen Klostergründungen des Kaisers. Der ganze Sarkophag wurde zwischen 1463 und 1479 von Niclaes Gerhaert van Leyden angefertigt.
Ein weiteres Meisterwerk der spätgotischen Plastik ist die Kanzel. Sie wurde lange Anton Pilgram zugeschrieben, der Entwurf wird aber heute eher mit der Werkstatt Niclaes Gerhaert van Leydens in Verbindung gebracht. Als sicher gilt allerdings eine Beteiligung Pilgrams an der Ausführung - es prangt in der Nähe des Fensterguckers sein Steinmetzzeichen. Der Kanzelkorb erhebt sich wie eine stilisierte Blüte aus dem Kanzelfuß - das gotische Maßwerk wird hier zu etwas quasi-floralem. Auf dem Kanzelkorb sind die Portraits der vier Kirchenväter: Augustinus, Ambrosius, Gregor der Große und Hieronymus, die gleichzeitig die vier Temperamente und vier Lebensalter symbolisieren. Der Handlauf ist von Fröschen und Lurchen bevölkert, die sich ineinander verbeißen und so den Kampf Gut gegen Böse symbolisieren. Am oberen Ende der Treppe sitzt ein steinernes Hündchen, das aufpasst, dass kein Tier den Prediger erreicht. Im unteren Teil der Treppe ist der Fenstergucker - das plastische Selbstportrait eines unbekannten Meisters. Zum Geländer siehe Zahlensymbolik.
Unweit davon ist der Orgelfuß - ein Vorsprung, an dem ursprünglich die Orgel stand. Es wird von schlingenförmigen Diensten an der Wand gehalten, die in einem plastischen Selbstportrait Anton Pilgrams münden, der dadurch scheinbar alles darüber zu tragen hat. Er ist als Universitätsprofessor mit Doktorhut und Talar gekleidet und hält Winkelmaß und Zirkel in der Hand. Seine Gesichtszüge wirken melancholisch und sollen wohl seine Verantwortung ausdrücken. Unterhalb des Portraits ist die Jahreszahl 1513 zu lesen.
Die Seitenkapellen sind die Barbara- und die Katharinenkapellen. Die Katharinenkapelle hat einen hängenden Schlussstein - statisch unsinnig und ein Zeichen, dass die Gewölberippen im späteren 15. Jahrhundert nur noch Dekoration waren. In ihr steht auch der Taufstein aus 1476, über dem die Taufkrone aus 1481 hängt. Der Taufstein hat einen achteckigen Fuß, über dem sich ein vierzehnseitiges Taufbecken befindet, die Krone ist siebeneckig. In lebendigen spätgotischen Darstellungen werden die Sieben Sakramente, die Evangelisten und Szenen aus dem Leben Christi dargestellt.
Neben der Barbarakapelle im Adlertor, einem nördlichen Seiteneingang, ist der Kolomanistein, auf dem angeblich der heilige Koloman ermordet wurde, und der Zahnwehherrgott, ein gotischer Schmerzensmann. Der Legende nach hätten sich Studenten über ihn lustig gemacht, dass er aussehe, als habe er Zahnweh, woraufhin sie selbst mit Zahnweh geschlagen worden seien und Abbitte hätten leisten müssen.
Auch im Westen neben dem Haupteingang gibt es Kapellen, in der Tirna- oder Savoyenkapelle links neben dem Eingang befindet sich das Grabmal des Prinzen Eugen. Die Herzogin von Savoyen-Carignan, geb. Prinzessin Liechtenstein, ließ für ihren Onkel Prinz Eugen von Savoyen im Dom einen Marmor-Epitaph errichten. Ausführende Künstler waren Joseph Wurschbauer als Bildhauer und Goldschmied, sowie Gabriel Steinböck als Steinmetz. Darüber liegt die Valentinskapelle, in der die Reliquien des Doms aufbewahrt sind.
Sowohl innen als auch außen ist die Wand des Domes mit Epitaphen bedeckt. Sie wurden aus dem Friedhof um den Dom (dem Stephansfreithof) genommen, der 1760 aufgelassen wurde. Unter anderem finden sich Epitaphe für den Humanisten Johannes Cuspinianus, für Georg Slatkonia, den ersten Bischof von Wien, und den Gegenreformator Kardinal Melchior Khlesl.
Die Ostung der Kirche ermöglicht Besuchern an zwei besonderen Tagen im Jahr mittags ein schönes Lichtspiel zu beobachten: immer am 26. Dezember, dem Namenstag des Kirchenpatrones, ist seine Ikone am Hauptaltar durch die Sonne erleuchtet; am 6. Jänner, dem Ende der Epiphanie und Dreikönigstag, erstrahlen die drei Kronen der Heiligen Drei Könige im Lichterglanz.
Beim Brand des Domes 1945 wurde die wertvolle Walcker-Orgel aus dem Jahr 1886 vernichtet. Ihre "kleine Schwester" ist heute noch in der Wiener Votivkirche zu hören.
Auf der Westempore erblickt man die große Orgel, die 1956 bis 1960 vom Wiener Orgelbauer Johann M. Kauffmann erbaut wurde. Sie besitzt vier Manuale, 125 Register und rund 10.000 Pfeifen, deren längste 12 m hoch ist. Sie war bereits zu ihrer Entstehungszeit eine der letzten noch mit elektrischen Kegelladen errichteten Orgeln. Der Prospekt der Orgel zählt heute noch zu den bemerkenswertesten Freipfeifenprospekten der Welt.
Im südlichen (rechten) Seitenschiff, nahe der Vierung, steht ebenerdig die neue, 1991 errichtete Domorgel. Nach langen Jahren erreichte Domorganist Peter Planyavsky die Aufstellung eines weiteren adäquaten, musikalischen und liturgischen Ansprüchen genügenden Instruments. Die österreichische Orgelbauanstalt Rieger fertigte 55 Register auf 4 Manualen. Die moderne Universalorgel besteht aus einem schwellbaren barocken Positiv und je einem romantischen Schwellwerk und Hauptwerk. Die Klangkrone ist das Solowerk mit Trompete, Clairon und Cornett. Diese Orgel ermöglicht zwar eine möglichst große Breite an Musikstücken spielen zu können, füllt aber den großen Kirchenraum klanglich nicht ausreichend aus. Die Kauffmann-Orgel wurde nach Einweihung der Rieger-Orgel stillgelegt, aber bislang noch nicht renoviert.
Der Stephansdom verfügt über 22 Glocken, von denen 17 läutbar sind. Die bedeutendste Glocke ist die Pummerin.
Die größte Glocke, die Pummerin, hängt im Nordturm. Sie ist die größte Glocke in Österreich und die drittgrößte Glocke in Europa. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1951 als Geschenk des Bundeslandes Oberösterreich aus dem Metall ihrer Vorgängerin erneut gegossen. Sie wird nur zu Neujahr und zu hohen katholischen Feiertagen (solistisch) geläutet.
Name |
Nominal (1/8) |
Gewicht (kg) |
Durchmesser (cm) |
Gussjahr | Gießer |
Pummerin | c0 +4 | 20130 (Klöppel: 813) |
314 | 1951 | St. Florian |
→ Hauptartikel: Pummerin
Das Hauptgeläut – Festgeläut genannt – besteht aus den elf Glocken, die im hohen Südturm (Steffl) hängen und 1960 durch die Glockengießerei Pfundner gegossen wurden. Die große Stephanusglocke – auch als Halbpummerin bezeichnet – rundet das Hauptgeläut nur an Festtagen ab. Das Sonntagsgeläut ist um ebendiese reduziert. Zu allen übrigen Messen und zum Angelus ertönt ausnahmslos nur die dritte Glocke:
Nr. | Name |
Nominal (1/8) |
Gewicht (kg) |
Durchmesser (cm) |
1 | Stephanus (Halbpummerin) | g0 +6 | 5221,5 | 198,7 |
2 | Leopold | c1 +6 | 2193 | 150,6 |
3 | Christophorus | es1 +6 | 1286 | 125,7 |
4 | Leonhard | f1 +6 | 956 | 112 |
5 | Josef | g1 +6 | 593 | 100 |
6 | Petrus Canisius | b1 +6 | 388 | 86 |
7 | Pius X. | c2 +6 | 266,9 | 75 |
8 | Allerheiligen | d2 +6 | 261,4 | 71 |
9 | Clemens Maria Hofbauer | f2 +6 | 108,9 | 56 |
10 | Erzengel Michael | a2 +6 | 63,9 | 45 |
11 | Tarzisius | c3 +6 | 44,4 | 39 |
Uhrschlagglocken im Turmhelm des Steffl:
Name |
Nominal (1/8) |
Gewicht (kg) |
Durchmesser (cm) |
Gussjahr | Gießer |
Uhrschelle | cis1 +2 | ~1500 | 149 | 1449 | J. Straiffing & P. Obrecht |
Primglöcklein | g2 −2 | ~140 | 60 | 1771 | Franz Josef Scheichel |
Nebengeläute (Aspergesgeläut) im nördlichen Heidenturm:
Nr. | Name |
Nominal (1/8) |
Gewicht (kg) |
Durchmesser (cm) |
Gussjahr | Gießer |
1 | Feuerin (Feuer- oder Ratsglocke) | es1 ±0 | ~1750 | 141 | 1879 | Friedrich Gössner |
2 | Kantnerin oder Gnandt (Genanntenglocke) | es1 +2 | ~1250 | 130 | 1772 | Franz Josef Scheichel |
3 | Feringerin | ges1 +2 | ~750 | 110 | 1772 | Franz Josef Scheichel |
4 | Bieringerin (Bierglöckl) | as1 +2 | ~530 | 98 | 1772 | Franz Josef Scheichel |
5 | Churpötsch | c2 +5 | ~290 | 79 | 1772 | Franz Josef Scheichel |
Außerdem sind in der Glockenstube der Pummerin noch drei kleine Glocken abgestellt:
Name |
Nominal (1/8) |
Gewicht (kg) |
Durchmesser (cm) |
Gussjahr | Gießer |
Speisglocke | c2 ±0 | ~240 | 73,5 | 1746 | Joh. Josef Pfrenger |
Zügenglocke | es2 −3 | ~150 | 65 | 1830 | Bartholomäus Kaffel |
Kleine Glocke | g2 +4 | ~180 | 62 | um 1280 | Konrad von München |
Hochgrab im Südchor:
In der Herzogsgruft:
In der Gruft sind außerdem die Eingeweide von zahlreichen Habsburgern (unter anderem von Napoleon Franz Bonaparte) sowie die Wiener Kardinäle und Erzbischöfe und Mitglieder des Domkapitels begraben.
Den Maßen des Domes liegen die Zahlen Drei (für die Dreifaltigkeit) und Vier (die Zahl des Irdischen – Temperamente, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten u.s.w.) zugrunde. Drei plus Vier ist Sieben, die Zahl der Schöpfungstage, Sakramente, Haupttugenden, Hauptlaster, Seligpreisungen, Worte am Kreuz, Gaben des Heiligen Geistes und anderes.
Sieben hinter der Drei ergibt Siebenunddreißig. Drei mal Siebenunddreißig ist Hundertelf.
Nun ist nach alten Angaben der Dom 111 Fuß breit und 333 Fuß lang, der Südturm ist 444 Fuß hoch (in der Realität weicht jedoch die Länge davon ab, auch unter Berücksichtigung damaliger Maß- und Bauungenauigkeiten beträgt sie mindestens 348 Fuß).
Das Treppengeländer zur Kanzel setzt sich aus stilisierten Rädern zusammen, einem Dreipass (dreimal unterteilt) und einem Vierpass.
Die Anzahl der Stufen auf der Treppe zur Türmerstube des Glockenturms (und damit der heutigen Aussichtsterrasse) beträgt 343, das ist <math>(3+4)^3</math>.
Zwölf (= 3 x 4) Fialentürmchen schließen den Unterbau des Südturms ab. Aus deren Mitte erhebt sich die Turmspitze (Christus und die 12 Apostel).
Die Fenster im Langhaus (Aufenthaltsort der Laien) bestehen aus je vier, die Fenster im Priesterbereich aus je drei Teilen.
Als jahrhundertelang höchstes Gebäude Wiens beherbergte der Dom einst auch die Feuerwache der Stadt. So wurde im Jahre 1534, also fünf Jahre nach der Ersten Türkenbelagerung, die Funktion eines Türmers eingerichtet, der in einer Türmerstube in einer Höhe von 72 Metern seinen Dienst versah. Bei Ausbruch eines Brandes innerhalb der Stadt musste dieser am Tag eine rote Fahne und in der Nacht eine roten Laterne in Richtung des Feuers schwenken und mit einem blechernen Sprachrohr die Bevölkerung warnen. Gleichzeitig wurde eine schriftliche Meldung durch ein Rohr zum Turmmeister hinuntergeschickt, der die militärische Feuerwache am nahen Petersplatz mittels eines Glockenzuges alarmierte.
Die Türmerstube war einige Jahrhunderte lang zur Früherkennung besetzt. Im Jahr 1835 entwickelte der Direktor der Wiener Sternwarte Karl Ludwig von Littrow ein sogenanntes Toposkop, mit dem auch in der gewachsenen Stadt noch Brände erkennbar waren. An dem auf Gelenken befestigte Fernrohr konnte man die Winkel ablesen und so Koordinaten weitergeben. Bis 1855 erfolgten diese Meldungen in schriftlicher Form. Später wurde ein Zeigertelegraph eingerichtet, der die Meldung direkt zur Hauptfeuerwache Am Hof weitergab. Letzte Reste dieser Anlage fand man bei Ausgrabungen im Jahr 1955.
Obwohl bereits in der Zwischenkriegszeit Zweifel an der Notwendigkeit aufkamen, waren Türmer bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Einsatz. Der letzte Türmer versah bis zum 31. Dezember 1955, also 421 Jahre nach Einrichtung dieser Funktion, seinen Dienst.