Die katholische Pfarrkirche St. Severin ist eine der zwölf romanischen Basiliken Kölns, deren Erhalt vom Förderverein Romanische Kirchen Köln unterstützt wird. Sie ist dem dritten Bischof von Köln, dem Heiligen Severin geweiht.
Die Pfeilerbasilika St. Severin ist eine ehemalige Stiftskirche. Den Titel Basilika minor erhielt St. Severin 1953 durch Papst Pius XII..
Die heutige Severinstraße, benannt nach der Kirche St. Severin, war in römischer Zeit die nach Bonn führende südliche Ausfallstraße. Zu beiden Seiten der Straße befanden sich im direkten Umfeld der Stadt Begräbnisstätten (eines der hier gefundenen Grabmale, das des Poblicius, befindet sich heute neben dem Dionysosmosaik im Römisch-Germanischen Museum). Im 4. Jahrhundert entstand hier (unter dem heutigen Mittelschiff von St. Severin) ein kleiner rechteckiger Saalbau (cella memoriae) mit Apsis nach Westen. Nach Erweiterungen im 6. und im 8. Jahrhundert wird der Neubau einer romanischen Basilika begonnen (fertiggestellt um 900). Anlass für den Neubau könnte die Überführung der Reliquien des Hl. Severin in die damals neue karolingische Krypta sein. In salischer Zeit, 1043, wurde die Hallenkrypta, deren westlicher Teil noch erhalten ist, geweiht. War der östliche Teil der Basilika bereits im ersten Drittel des 13. Jahrhundert vollendet, so waren die Arbeiten am südlichen Teil erst um 1300 abgeschlossen. Teile der südlichen Apsis sind als Mauerwerk im noch heute erhaltenen Chor von 1237 erhalten. Der romanische Westturm wurde zu Gunsten des spätgotischen Nachfolgebaus 1393 abgebrochen. Während der Zeit vom Ende des 14. Jahrhundert bis in das 16. Jahrhundert hinein wurde das Langhaus im spätgotischen Stil erneuert. Aus dieser Zeit, um 1500, stammt das Netzgewölbe des Mittelschiffs. Vom ursprünglichen Bodenbelag des Mittelschiffs ist nur ein achteckiges Labyrinth erhalten, das allerdings heute zum Bestand des Diözesanmuseums gehört.
Zur wissenschaftlichen Untersuchung des Inhalts wurde 1999 der Reliquienschrein geöffnet. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Reliquien gemeinsam mit Textilien in einem eigenen Reliquienkasten aus Eichenholz befinden. Der Sarg besitzt Siegel von früheren Öffnungen, darunter eines aus der Zeit von Erzbischof Hermann III. von Hochstaden. Dadurch wird die Umbettung der Gebeine durch Bischof Wichfried von Köln (924–953) bestätigt. Die vorgefundenen Gebeine und die kostbaren Seidengewebe, in die sie eingeschlagen waren, stammen nach den vorgenommenen Untersuchungen aus der Zeit um 400, also aus der Zeit, zu der Bischof Severin der Überlieferung nach gelebt haben soll. Anhand von Untersuchungen einer Zahnwurzel muss der Verstorbene 55 Jahre alt geworden sein. Der hölzerne Schrein ist nach den dendrochronologischen Untersuchungen der Jahresringe des Holzes zwischen 939 und 949 entstanden. Objekte im Schrein werden in die Zeit zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert datiert. Die Textilien sowie die Severinusscheibe werden seit 2005 in der Südkrypta der Kirche in einem Sakrarium ausgestellt.
Sie wurde in ihrem heutigen Erscheinungsbild nach dem Zweiten Weltkrieg wieder errichtet. Grundlage war die vom 9. bis zum 15. Jahrhundert während verschiedener Bauphasen erbaute romanische Kirche. Der hoch aufragende zweigeschossige Westturm mit Knickhelm ist im spätgotischen Stil der Nachfolger eines romanischen Turms. Zwischen dem ebenfalls zweigeschossigen Langhaus mit Netzgewölbe und dem Chor ist ein Querhaus eingefügt. Der spätromanische Chor ist zweigeschossig und wird außen von einer Zwerggalerie abgeschlossen. Flankiert ist er von zwei Türmen, die spätgotische Aufbauten tragen. Innen ist der Chor mit einem Muster aus schwarzem und gelbem Marmor ausgelegt. Reste des früheren Kreuzgangs befinden sich am Pfarrgebäude.
Die Innenausstattung der Basilika ist trotz herber Verluste in der Vergangenheit und während des Krieges noch reich. Neben dem Severinsschrein aus dem frühen 19. Jahrhundert (das Original aus dem 11. Jahrhundert wurde 1798 zur Begleichung der Kriegslasten zu Gunsten der napoleonischen Besatzung eingeschmolzen) beherbergt sie ein Chorgestühl aus dem späten 13. Jahrhundert, einen Wandtabernakel des frühen 17. Jahrhunderts und einen in das 14. Jahrhundert datierten Reliquienschrank. Die Severinslegende, gemalt vom Meister von St. Severin, findet sich in der Kirche ebenso wie zwei ihm zugeschriebene Altarflügel mit Heiligendarstellungen. Nahe dem Westturm ist im südlichen Seitenschiff außerdem ein romanisches Glasfenster erhalten. Das Pestkreuz im südlichen Querschiff stammt aus dem 14. Jahrhundert. Und schließlich befindet sich in der Marienkapelle eine Pietà des 15. Jahrhunderts.
Die Orgel in der Turmkammer wurde 1987-1992 von der Orgelbaufirma Willi Peter (Köln) erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat heute 44 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Trakturen sind elektrisch. Es wurde 2012 überarbeitet, wobei die Disposition geringfügig verändert wurde, und die Orgel mit neuen Koppeln ausgestattet wurde. Eine Besonderheit ist die neue Konzertflöte 8', die an sämtliche Werke frei ankoppelbar ist.
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Das Geläut besteht aus vier Glocken. Die drei Barockglocken zeugen von der hohen Gießerkunst des belgischen Meisters Martin Legros. Die kleinste Glocke von 1771 wurde durch Kriegseinwirkung zerstört, jedoch im gleichen Ton ihrer 1959 nachgegossen. Die Glocken hängen an Holzjochen im zweistöckigen Stahlglockenstuhl. Aus statischen Gründen müssen die beiden kleineren Glocken mit Gegenpendel geläutet werden. Die halben Stunden schlägt Glocke 3, die vollen Stunden Glocke 2. Zum Angelus erfolgen zunächst 3×3 Schläge auf Glocke 1, Glocke 4 läutet für drei Minuten nach.
Nr. | Name | Gussjahr | Gießer, Gussort |
Durchmesser (mm) |
Masse (kg, ca.) |
Schlagton (HT-1/16) |
1 | Severinus | 1771 | Martin Legros, Köln | 1.462 | 1.928 | des1 ±0 |
2 | Maria | 1771 | Martin Legros, Köln | 1.301 | 1.400 | es1 +1 |
3 | Donatus | 1771 | Martin Legros, Köln | 1.155 | 930 | f1 –2 |
4 | Cornelius und Cyprianus | 1959 | Karl Otto, Bremen-Hemelingen | 1.088 | 800 | ges1 ±0 |
St. Severin ist mit 72,90 m die zweithöchste der romanischen Kirchen Kölns. Nur die etwa 3 m tiefer am Rhein stehende Kirche Groß St. Martin überragt sie mit 75,20 m ein wenig. Die Firsthöhe des Hauptschiffs beträgt 26 m, die Traufhöhe 17,70 m.
Nachfolgend eine Auflistung der Pröpste bis zur Aufhebung des Stifts.
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