Die Kirche St-Germain-des-Prés am Boulevard Saint-Germain in Paris (6. Arrdt.) ist das letzte mittelalterliche Zeugnis der damals reichsten und mächtigsten Abtei im Umfeld von Paris.
Ihr Vorgängerbau war seit dem Jahr 558 die Familiengrabstätte
der fränkisch-merowingischen Könige.
Die
Kirche
Die Bausubstanz der heutigen Kirche stammt aus dem 11. - 17.
Jahrhundert. Besonders bemerkenswert ist der Chor von Pierre de
Montreuil, der im Jahre 1163 von Papst Alexander II. geweiht wurde.
Die Wandmalereien (19. Jahrhundert) sind das Werk von Hippolyte
Flandrin.
Geschichte
Die Abtei wurde unter der Bezeichnung
Saint-Vincent-Sainte-Croix schon im Jahre 557 von König
Childebert I., einem Sohn der merowingischen Königs Chlodwig I.
außerhalb der damaligen Stadt gegründet, um als Aufbewahrungsort
kostbarer, aus Saragossa
mitgebrachter Reliquien zu dienen. Ein Jahr später wurde der König
hier bestattet, ein Ereignis, das diesen Ort zu einer der ersten
königlichen Nekropolen des Landes erheben sollte.
Auch Germanus von Paris († 576), Bischof von Paris und Berater
der Merowinger, der im 8. Jahrhundert heilig gesprochen werden
sollte, wurde hier beigesetzt. Nachdem die Abtei, angeblich wegen
ihrer vergoldeten Dächer auch Saint-Vincent-le-Doré genannt,
im 9. Jahrhundert die Habgier der Wikinger geweckt hatte,
geplündert und niedergebrannt worden war, wurde sie im 10.
Jahrhundert wieder aufgebaut. Inzwischen hatte sie den Namen des
Heiligen Germanus angenommen und hieß fortan
Saint-Germain-des-Prés.
Im Jahr 1792 wurde die Abtei zerstört,
lediglich die Kirche und der 1586 von dem damaligen Kommendatarabt
Kardinal Charles I. de Bourbon in Auftrag gegebene Abtspalast in
der rue Jacob sind erhalten geblieben.
In der Kirche befindet sich eine Dauerausstellung über die
Geschichte von St. Germain-des-Prés.
Äbte
- Irminon, Abt um 820
- Hilduin I., Abt 829
- Gauzlin, Abt von Jumièges, dann Abt von St. Germain-des-Prés
867-879, Erzkanzler (Rorgoniden) von 883 - 884
- Ebalus, Sohn des Herzogs Ranulf I. von Aquitanien, Abt
von 888 bis 891, Erzkanzler (Ramnulfiden)
- Hugo Capet
- Morard, 990-1014
- Hugues de Monceaux, 1162-1182
- Eudes, Abt um 1230
- Simon, Abt von 1239 bis 1244
- Guillaume Briçonnet, 1501-1507
- Guillaume Briçonnet, Abt von 1507 bis 1534, Bischof von
Lodève
- François de Tournon (* 1489 † 1562)
- Kardinal Charles de Bourbon, Erzbischof von Rouen und
Kommendatarabt von St. Germain-des-Prés, Abt um 1586
- François, Prince de Conti
- Henri de Bourbon, duc de Verneuil, natürlicher Sohn Heinrichs
IV., Abt bis 1668 (gab seine kirchlichen Pfründe ab, um heiraten zu
können)
- Johann II. Kasimir früherer König von Polen, Abt von
1668 bis 1672
- Wilhelm Egon von Fürstenberg († 1704), Abt 1697-1704
- César d’Estrées (* 1628 † 1714), Bischof von Laon, 1674
Kardinal
- Kardinal von Bizy?
- Louis de Bourbon-Condé, comte de Clermont (* 1709 † 1771),
Kommendatarabt von 1737 bis 1771
- Charles-Antoine de la Roche-Aymon, 1772-1777
Beisetzungen
In dem Vorgängerbau Ste. Croix St. Vincent wurden
beigesetzt:
- 558: Childebert I., fränkischer König
- 576: Germanus von Paris, Heiliger
- 584: Chilperich I., fränkischer König
- 598: Fredegunde, fränkische Königin
- 630: Chlothar II., fränkischer König
- 675: Childerich II., fränkischer König
In St. Germain-des-Prés wurden beigesetzt:
- 989: Lisiard, Bischof von Paris († 19. April 989)
- 1595: Catherine de Bourbon-Condé, Marquise von Isles
(1575–1595), Tochter Henris I. de Bourbon, prince de Condé
- 1610: Marie de Bourbon-Conti (*/† 1610), Tochter François’ de
Bourbon, prince de Conti und Louise-Marguerites de
Lorraine-Guise
- 1614: François de Bourbon, prince de Conti (1558–1614)
- 1648: Nicolas, bâtard de Conti († 1648), Sohn François’
de Bourbon
- 1682: Das Herz von Henri de Bourbon, duc de Verneuil
(1601–1682), legitimierter Sohn Heinrichs IV. und der Catherine
Henriette de Balzac d’Entragues
- 1683: Louis César de Bourbon, comte de Vexin (1672–1683),
legitimierter Sohn Ludwigs XIV. und der Madame de Montespan
Literatur
- Julia Droste-Hennings, Thorsten Droste: Paris. DuMont,
2003, ISBN 3-7701-6090-8, S. 238-240.
- Heinfried Wischermann: Architekturführer Paris. Gerd
Hatje, Ostfildern 1997, ISBN 3-7757-0606-2, S. 25.
- Dieter Kimpel, Robert Suckale: Die gotische Architektur in
Frankreich 1130-1270. Hirmer, München 1985, ISBN 3-7774-4040-X,
S. 123-125, 528-530.
Weblinks