Der Silverstone Circuit ist eine Rennstrecke bei Silverstone (Northamptonshire, England). Bekannt ist sie vor allem durch den Großen Preis von Großbritannien der Formel 1, der mittlerweile über vierzig Mal auf dieser Strecke ausgetragen wurde. 1950 fand in Silverstone das erste Formel-1-Rennen überhaupt statt.
Zwischen 1955 und 1986 wechselte der Austragungsort des britischen Grand Prix zwischen Silverstone, Aintree und Brands Hatch, seit 1987 wird das Rennen jedes Jahr in Silverstone ausgetragen. Im Rahmen des Großen Preises von Großbritannien 2008 jedoch gaben die Betreiber des Donington Park Circuit bekannt, dass der GP ab 2010 auf der dortigen Rennstrecke stattfinden wird.. Wegen finanziellen Schwierigkeiten der Betreiberfirma des Donington Parks wurde der Vertrag jedoch gekündigt, wodurch Silverstone als Austragungsort beibehalten wird.
Der Silverstone Circuit entstand auf dem Gelände der 1943 errichteten Basis der britischen Luftwaffe, RAF Silverstone. Die Basis bestand aus drei Start- und Landebahnen die − wie zu dieser Zeit üblich − im Dreieck angeordnet waren. 1948, drei Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs, wurde das Areal zu einer Rennstrecke umfunktioniert, die ersten Rennen wurden noch auf den Startbahnen ausgetragen. Dabei bestand der Kurs praktisch nur aus langen Geraden und engen Haarnadelkurven.
1950 verlegte man die Rennen auf die Verbindungsstraßen, die die Start- und Landebahnen umgeben. Dieses Layout blieb für die nächsten 35 Jahre nahezu unverändert bestehen. 1975 wurde eine weitere Schikane eingefügt, um die Geschwindigkeit vor der Woodcote-Kurve zu reduzieren. 1987 kam eine Kuppe vor der Bridge-Kurve hinzu. Zwischen den Grand Prix 1990 und 1991 wurde die Strecke komplett neu gestaltet. Die Landebahnen befinden sich auch heute noch im Infield der Rennstrecke und werden zum Teil noch benutzt.
Im Laufe der Jahre wurde Silverstone ein fester Bestandteil der Formel 1 − ein Sieg auf dieser Strecke galt und gilt für viele Fahrer traditionsbedingt als etwas Besonderes. 1950 gewinnt der Italiener und spätere Weltmeister Giuseppe Farina im Alfa Romeo das erste Formel-1-Rennen überhaupt vor seinen Teamkollegen Luigi Fagioli und Reg Parnell. Ein Jahr später holt der Argentinier José Froilán González den ersten Ferrari-Sieg, 1960 wird der frühere Motorrad-Champion John Surtees in seinem erst zweiten F1-Grand-Prix sensationell Zweiter. 1967 gewinnt der Schotte Jim Clark den britischen Grand Prix zum insgesamt fünften Mal und stellt damit einen neuen Rekord auf. 1973 verursacht der Südafrikaner Jody Scheckter die größte Massenkarambolage der Formel-1-Geschichte, dieser traurige Rekord wird erst 1998 in Spa-Francorchamps übertroffen. 1975 wird das Rennen nach einem beispiellosen Wolkenbruch unterbrochen, beim Neustart formieren sich nur noch sechs der ursprünglich 19 Teilnehmer. 1981 gewinnt der Nordire John Watson im McLaren das erste Rennen der Ron-Dennis-Ära. 1985 stellt der Finne Keke Rosberg mit seiner Trainingsbestzeit einen bis ins Jahr 2002 gültigen absoluten Rundenrekord auf, gemessen an der Durchschnittsgeschwindigkeit. 1987 reißt es die britischen Zuschauer von den Sitzen, als Publikumsliebling Nigel Mansell eine bis heute beispiellose Aufholjagd auf seinen Teamkollegen Nelson Piquet startet und schließlich noch das Rennen gewinnt. Der gleiche Mansell verkündet in Silverstone drei Jahre später theatralisch seinen Rücktritt aus der Formel 1 − nur um diesen kurz darauf wieder zurückzunehmen. Zum Glück für seine Fans: Mansell gewinnt das Rennen auf dem Flugplatzgelände 1991 und 1992 überlegen. 1993 gewinnt der Engländer Damon Hill in seiner Heimat beinahe sein erstes Rennen: Ein Motorschaden stoppt ihn in Führung liegend. Stattdessen feiert Alain Prost Jubiläum und gewinnt seinen 50. Grand Prix. 1994 schlägt Hill dann aber überraschend seinen scheinbar unbezwingbaren Kontrahenten Michael Schumacher und gewinnt sein Heimrennen. Bei der Siegerehrung wird ihm der Pokal von der 1997 verunglückten Lady Di überreicht. Ein Jahr später findet Hill keinen Weg vorbei an Schumacher und rammte diesen vor eigenem Publikum kurzerhand von der Strecke. Das Rennen 1998 wird unter „Kuriositäten“ verbucht, weil der Sieger gar nicht durchs Ziel fährt: Michael Schumacher muss kurz vor Rennende eine Stop-and-Go-Strafe absitzen, tut dies in der letzten Runde und wird trotzdem nicht mehr eingeholt. 1999 hat der Deutsche weniger Glück und muss seine WM-Hoffnungen in der Stowe-Kurve begraben, nachdem er mit Bremsversagen in die Streckenbegrenzung gerast und sich einen doppelten Beinbruch zugezogen hat. Im Jahr 2000 werden die Schlagzeilen weniger vom Geschehen auf der Strecke dominiert als vielmehr vom Verkehrschaos um die Strecke herum. Starke Regenfälle haben manche Straßen zum Teil unbefahrbar gemacht und riesige Staus verursacht, viele Zuschauer kommen zu spät zum Rennen. Zudem gleichen die Parkplätze an der Strecke einem Sumpf, die Organisatoren werden heftig kritisiert. 2003 kreuzt während des Rennens ein so genannter „Flitzer“ die Strecke und wird von einem Streckenmarschall mit einem Rugby-Tackle gestellt. 2008 drehen sich im Regen so viele Fahrer wie nie zuvor, nachdem die Traktionskontrolle zu Saisonbeginn verboten worden war. Und mit Lewis Hamilton gewinnt zum insgesamt zwölften Mal ein Brite seinen Heim-Grand-Prix.
1960 verunglückte der US-Amerikaner Harry Schell beim Training zu einem nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Formel-1-Rennen. Er rutschte auf regennasser Fahrbahn von der Strecke und zog sich beim Aufprall in die Streckenbegrenzung tödliche Verletzungen zu. Sieben Jahre später starb der Engländer Bob Anderson in einem Krankenhaus, nachdem er einige Tage zuvor bei privaten Testfahrten ebenfalls von der nassen Piste gerutscht war, ein Streckenpostenhäuschen gerammt und sich dabei schwerste Kopfverletzungen zugezogen hatte.
Am 12. Februar 2010 gab die FIA bekannt, die Formel 1-Rennstrecke umzugestalten und zu verlängern. Der neue Streckenteil soll nach der Abbey-Schickane rechts in Richtung Becketts führen und von dort in einer Haarnadel über eine lange Gerade zur Priory-Kurve gehen. Dadurch fällt die berühmte Bridge-Kurve vom Streckenplan weg. Die neue Strecke soll um 760 Meter auf 5,900 verlängert werden, aus 18 Kurven bestehen und eine errechnete Rundenzeit von 1:23.13 haben. Der Kurs soll bis März fertiggestellt sein.
Jahr | Sieger | Auto | Zeit | Streckenlänge | Runden | Ø-Tempo | Datum | GP von |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1950 | Giuseppe Farina | Alfa Romeo | 2:13:23,600 h | 4,649 km | 70 | 146,378 km/h | 13. Mai | Großbritannien |
1951 | José Froilán González | Ferrari | 2:42:18,200 h | 4,649 km | 90 | 154,677 km/h | 14. Juli | |
1952 | Alberto Ascari | Ferrari | 2:44:11,000 h | 4,711 km | 85 | 146,337 km/h | 19. Juli | |
1953 | Alberto Ascari | Ferrari | 2:50:00,000 h | 4,711 km | 90 | 149,644 km/h | 18. Juli | |
1954 | José Froilán González | Ferrari | 2:56:14,000 h | 4,711 km | 90 | 144,351 km/h | 17. Juli | |
1956 | Juan Manuel Fangio | Ferrari | 2:59:47,000 h | 4,711 km | 101 | 158,795 km/h | 14. Juli | |
1958 | Peter Collins | Ferrari | 2:09:04,200 h | 4,711 km | 75 | 164,248 km/h | 19. Juli | |
1960 | Jack Brabham | Cooper-Climax | 2:04:24,600 h | 4,711 km | 77 | 174,944 km/h | 16. Juli | |
1963 | Jim Clark | Lotus-Climax | 2:14:09,600 h | 4,711 km | 82 | 172,765 km/h | 20. Juli | |
1965 | Jim Clark | Lotus-Climax | 2:05:25,400 h | 4,711 km | 80 | 180,292 km/h | 10. Juli | |
1967 | Jim Clark | Lotus-Climax | 1:59:25,600 h | 4,711 km | 80 | 189,345 km/h | 15. Juli | |
1969 | Jackie Stewart | Matra-Ford | 1:55:55,600 h | 4,711 km | 84 | 204,814 km/h | 19. Juli | |
1971 | Jackie Stewart | Tyrrell-Ford | 1:31:31,500 h | 4,711 km | 68 | 210,007 km/h | 17. Juli | |
1973 | Peter Revson | McLaren-Ford | 1:29:18,500 h | 4,711 km | 67 | 212,054 km/h | 14. Juli | |
1977 | James Hunt | McLaren-Ford | 1:31:46,060 h | 4,719 km | 68 | 209,807 km/h | 16. Juli | |
1979 | Clay Regazzoni | Williams-Ford | 1:26:11,170 h | 4,719 km | 68 | 223,395 km/h | 14. Juli | |
1981 | John Watson | McLaren-Ford | 1:26:54,800 h | 4,719 km | 68 | 221,526 km/h | 18. Juli | |
1983 | Alain Prost | Renault | 1:24:39,780 h | 4,719 km | 67 | 224,069 km/h | 16. Juli | |
1985 | Alain Prost | McLaren-TAG-Porsche | 1:18:10,436 h | 4,719 km | 65 | 235,425 km/h | 21. Juli | |
1987 | Nigel Mansell | Williams-Honda | 1:19:11,780 h | 4,778 km | 65 | 235,291 km/h | 12. Juli | |
1988 | Ayrton Senna | McLaren-Honda | 1:33:16,367 h | 4,778 km | 65 | 199,782 km/h | 10. Juli | |
1989 | Alain Prost | McLaren-Honda | 1:19:22,131 h | 4,780 km | 64 | 231,265 km/h | 16. Juli | |
1990 | Alain Prost | Ferrari | 1:18:30,999 h | 4,780 km | 64 | 233,775 km/h | 15. Juli | |
1991 | Nigel Mansell | Williams-Renault | 1:27:35,479 h | 5,226 km | 59 | 211,209 km/h | 14. Juli | |
1992 | Nigel Mansell | Williams-Renault | 1:25:42,991 h | 5,226 km | 59 | 215,828 km/h | 12. Juli | |
1993 | Alain Prost | Williams-Renault | 1:25:38,189 h | 5,226 km | 59 | 216,030 km/h | 11. Juli | |
1994 | Damon Hill | Williams-Renault | 1:30:03,640 h | 5,057 km | 60 | 202,144 km/h | 10. Juli | |
1995 | Johnny Herbert | Benetton-Renault | 1:34:35,093 h | 5,057 km | 61 | 195,683 km/h | 16. Juli | |
1996 | Jacques Villeneuve | Williams-Renault | 1:33:00,874 h | 5,072 km | 61 | 199,576 km/h | 14. Juli | |
1997 | Jacques Villeneuve | Williams-Renault | 1:28:01,665 h | 5,140 km | 59 | 206,703 km/h | 13. Juli | |
1998 | Michael Schumacher | Ferrari | 1:47:12,450 h | 5,140 km | 60 | 172,600 km/h | 12. Juli | |
1999 | David Coulthard | McLaren-Mercedes | 1:32:30,144 h | 5,140 km | 60 | 200,038 km/h | 11. Juli | |
2000 | David Coulthard | McLaren-Mercedes | 1:28:50,108 h | 5,140 km | 60 | 208,296 km/h | 23. April | |
2001 | Mika Häkkinen | McLaren-Mercedes | 1:25:33,770 h | 5,141 km | 60 | 216,231 km/h | 15. Juli | |
2002 | Michael Schumacher | Ferrari | 1:31:45,015 h | 5,141 km | 60 | 201,649 km/h | 7. Juli | |
2003 | Rubens Barrichello | Ferrari | 1:28:34,554 h | 5,141 km | 60 | 208,875 km/h | 20. Juli | |
2004 | Michael Schumacher | Ferrari | 1:24:42,700 h | 5,141 km | 60 | 218,403 km/h | 11. Juli | |
2005 | Juan Pablo Montoya | McLaren-Mercedes | 1:24:29,588 h | 5,141 km | 60 | 218,969 km/h | 10. Juli | |
2006 | Fernando Alonso | Renault | 1:25:51,927 h | 5,141 km | 60 | 215,469 km/h | 11. Juni | |
2007 | Kimi Räikkönen | Ferrari | 1:21:43,074 h | 5,141 km | 59 | 222,630 km/h | 8. Juli | |
2008 | Lewis Hamilton | McLaren-Mercedes | 1:39:09,440 h | 5,141 km | 60 | 186,585 km/h | 6. Juli | |
2009 | Sebastian Vettel | Red Bull-Renault | 1:22:49,328 h | 5,141 km | 60 | 223,386 km/h | 21. Juni | |
2010 | 5,141 km | 60 | 11. Juli |
Rekordsieger Fahrer: Alain Prost (5), Rekordsieger Konstrukteure: Ferrari (12)