Die Seegrotte ist ein ehemaliges Gipsbergwerk in der niederösterreichischen Marktgemeinde Hinterbrühl, ungefähr 15 km südlich von Wien, das heute als Schaubergwerk dient.
Sieben Quellen speisen den 6.200 m² großen unterirdischen See. Da er keinen natürlichen Abfluss hat, müssen täglich 50.000 Liter Wasser in den Mödlingbach abgepumpt werden, um einen konstanten Wasserspiegel zu halten. Im Durchschnitt ist der See 1,2 m tief.
Das örtliche Gipsvorkommen, das sich auch bei Preinsfeld bei Heiligenkreuz wiederfindet, war schon im 18. Jahrhundert bekannt. Im Jahr 1848 begann ein Müller, der in einer Tiefe von 5 m beim Brunnenschlagen auf Gips stieß, mit dem Abbau von Düngergips, der in einer Mödlinger Mühle gemahlen wurde. Im Jahr 1912 entstand durch eine Sprengung ein Wassereinbruch von mehr als 20.000 Kubikmetern, der einen weiteren Betrieb unmöglich machte. Jahrelang stand das Bergwerk, in dem sich ein großer See gebildet hatte, still.
Im Jahr 1918 kaufte Friedrich Fischer (1876–1955), ein Wiener Likörfabrikant, das aufgelassene Bergwerk. Ursprünglich wollte er ein Vergnügungsetablissement einrichten. Später versuchte er sich an einer Champignonzucht, die allerdings wegen der geringen Temperatur nicht funktionierte. Im Jahr 1920 ließ er den 200 m langen Förderstollen, der noch aus Bergwerkszeiten großteils mit Holz ausgezimmert war, mit Ziegeln auswölben. Anfang der 1930er Jahre wurde Strom in das Bergwerk eingeleitet. Mit einem alten Militärponton und einem Elektroboot wurde am 8. Juni 1932 das Schaubergwerk eröffnet. Im Jahr 1936 übernahm ein neuer Pächter die Seegrotte, die in der Zwischenzeit bekannt geworden war und zahlreiche Besucher anzog. Im Jahr 1937/1938 besuchten etwa 50.000 Gäste die Stollen mit dem unterirdischen See.
Im Jahr 1943 begann man im Deutschen Reich, wichtige Lager und Betriebe unter die Erde zu verlegen. So wollte man ursprünglich in den Stollen Speisefette einlagern, was aber wegen der hohen Luftfeuchtigkeit misslang. Große Mengen technischer Fette wurden in Fässern gelagert. Auch Kulturgüter lagerte man zum Schutz vor Kriegsschäden ein. Während dieser Zeit ging der Betrieb als Schaubergwerk weiter.
Erst am 1. Mai 1944 wurden die Stollen beschlagnahmt und darin eine Flugzeugfabrik der Heinkelwerke unter dem Decknamen Languste eingerichtet, weil der Ort vor Bombenangriffen relativ sicher war. Dies bewies der erste Bombentreffer bereits am 24. Mai 1944, der im Inneren keinerlei Schäden anrichtete. Für die Flugzeugfabrikation wurde der See ausgepumpt und eine ebenen Bodenfläche betoniert. Es wurden die Rümpfe der Heinkel He 162 (auch Salamander) als Prototypen darin gebaut, in Teilen heraustransportiert und am Gelände des heutigen Flughafens Wien in Schwechat zusammengebaut. Im Dezember 1944 waren etwa 600 KZ-Häftlinge unter der Aufsicht von etwa 170 Facharbeitern darin beschäftigt. Die KZ-Häftlinge waren in der Außenstelle des KZ Mauthausen untergebracht und mussten unter unmenschlichen Bedingungen in den Stollen arbeiten. Eine 1988 errichtete Gedenkstätte erinnert daran.
An einigen Stellen wurden auch Marmor- und Bronzefiguren aus der in Laxenburg befindlichen Franzensburg zum Schutz vor Kriegsschäden eingemauert.
Bei Kriegsende wurden bei der Flucht durch Eingreifen eines österreichischen Feldwebels nur wenige der von der SS vorher verlegten Sprengbomben gezündet. Trotzdem waren große Schäden zu verzeichnen. Im Herbst 1945 begann der Pächter mit der Räumung der gesamten Einrichtung, Maschinen und Flugzeugteile. Zu Beginn 1946 wurde die Seegrotte jedoch von den sowjetischen Besatzungstruppen beschlagnahmt. Erst ein halbes Jahr später erhielt man die Zustimmung, wieder ein Schaubergwerk zu errichten. So konnte 1948 wieder mit Führungen begonnen werden und der See wurde wieder langsam gefüllt. Zu Ostern 1949 konnte wieder mit Bootsfahrten begonnen werden.
Im Jahr 1984 zog sich der Pächter aus der Seegrotte zurück und die Nachkommen Friedrich Fischers übernahmen wieder das Schaubergwerk.
Am 31. Mai 2004 kenterte ein Boot mit 28 Touristen. Vier Deutsche sowie eine Belgierin ertranken dabei, da sie unter dem Boot eingeklemmt wurden. Die Unglücksursache ist laut Gutachten vor allem auf die Fehlkonstruktion des Bootes zurückzuführen. Der 2000 kg schwere Trimaran hatte einen asymmetrischen Aufbau. Das Boot hätte lediglich für 25, aber nicht für 29 Personen bewilligt werden dürfen. Dadurch war das Freibord geringer und das Boot war faktisch immer in Kenternähe.
Die Rekonstruktion des Unfalles ergab, dass die Gewichtslast ungleich verteilt war, auf einer Seite wogen die Passagiere insgesamt etwa 200 kg mehr als auf der anderen. Ob das Unglück dadurch ausgelöst wurde, dass einer der Fahrgäste aufstand, konnte nicht ausgeschlossen werden. Sicher ist, dass sich der Bootsführer an die betriebsinterne Vorschrift gehalten und nicht mehr als 28 Personen an Bord genommen hatte. Er manövrierte das Boot mit der üblichen Sorgfalt.
Beim folgenden Prozess führten folgende Fakten zu den Schuldsprüchen gegen die Geschäftsführerinnen und den Landesbeamten:
Am 3. Juli 2007 sprach der Berufungssenat am Oberlandesgericht Wien die nunmehr rechtskräftigen Urteile. Die Geschäftsführerinnen und der Landesbeamte, der das Boot genehmigt hatte, wurden zu je 15 Monaten Haftstrafe, davon 5 Monate unbedingt und der Rest zur Bewährung ausgesetzt, verurteilt. Der Bootsführer erhielt eine bedingte Haftstrafe von 12 Monaten. Der Richter lastete den Verurteilten „bodenlose Schlamperei, vorsätzliches Verschweigen der Mängel sowie verheerendes Verschulden am Unfall“ an. Der Bootsführer hätte sich informieren müssen, dass für das Steuern des Trimarans ein kleines Kapitänspatent erforderlich ist; ihm wurde als mildernd zugutegehalten, dass die „fahrlässige Gemeingefährdung“ in seinem Fall unbewusst erfolgte.
Im Juli 2004 wurden mit einem anderen Bootstyp und einem verbesserten Sicherheitskonzept die Bootsfahrten wieder aufgenommen.
Eine Gedenktafel im Barbarastollen erinnert heute an Friedrich Fischer. Die Seegrotte wird von seinen Nachfolgern als Privatunternehmen geführt. Heute ist die Seegrotte mit dem größten unterirdischen See Europas eine Touristenattraktion, 250.000 Menschen besuchen sie jährlich. Teile der Grotte dienten 1993 als Filmkulisse für den Walt Disney Film Die drei Musketiere.
Im Jahr 2013 wurde von der amerikanischen Fernsehanstalt American Broadcasting Company die Seegrotte neben der Burg Kreuzenstein als Schauplatz für die Reality Show „The Quest“ ausgewählt.
Anlässlich des 80-jährigen Bestandes des Schaubergwerkes im Jahr 2012 wurde im Festsaal des Bergwerkes das Musical Der Mann von La Mancha inszeniert. Seit diesem Jahr finden regelmäßig Theateraufführungen durch den Verein Bühne im Berg statt. Seit 2013 wird dabei eine Kurzfassung des Faust I geboten. Für 2016 ist die vorletzte Produktion mit dem Blauen Engel von Peter Turrini angesetzt, da auch die Behördenbewilligung ausläuft.