Schloss Schleißheim

Der Komplex Schloss Schleißheim in der Gemeinde Oberschleißheim im Landkreis München umfasst in einem großen Schlosspark das Alte Schloss Schleißheim, das Neue Schloss Schleißheim und Schloss Lustheim, zusammen eine der bedeutendsten Barockanlagen Deutschlands. Sie wurde von den bayerischen Herrschern als Sommerresidenz errichtet.

Vorgeschichte

Herzog Wilhelm V. hatte nahe der wittelsbachischen Sommerresidenz Schloss Dachau in Schleißheim 1597 eine Schwaige mit einer kleinen Kapelle erworben, die ihm in seinen letzten Lebensjahren als Ort der Besinnung und des Gebets dienen sollte. Dort ließ er neben dem Hof verschiedene Wirtschaftsgebäude und von 1598 bis 1600 in den benachbarten Wäldern einige Kapellen errichten.

1616 erwarb sein Sohn, der spätere Kurfürst Herzog Maximilian I., das Gut Schleißheim und ließ in „italienischer Bauweise“ das Alte Schloss bauen. Hier starb 1679 Kurfürst Ferdinand Maria. Anlässlich seiner Hochzeit ließ sein Sohn Max Emanuel bis 1688 Schloss Lustheim als Gartenschloss errichten. In Erwartung einer Königskrone ließ er dann ab 1701 das Neue Schloss erbauen, das als Vierflügelanlage geplant auch das Alte Schloss umfasst hätte.

Altes Schloss

Das Alte Schloss Schleißheim wurde durch Heinrich Schön den Älteren von 1616 bis 1623 für Herzog Maximilian I. im Stil der Spätrenaissance mit weitläufigen Wirtschaftsgebäuden errichtet. Peter Candid führte zahlreiche Wand- und Deckengemälde im Schloss aus.

Nach Kriegszerstörungen wurde das Alte Schloss 1972 wiederhergestellt. Besonders erwähnenswert ist der Große Saal in der Mitte des Gebäudes, der heute das Foyer bildet.

Im Alten Schloss werden zwei Ausstellungen präsentiert, die Ökumenische Sammlung von Gertrud Weinhold "Das Gottesjahr und seine Feste" sowie die Sammlung zur Landeskunde Ost- und Westpreußens, beides Zweigmuseen des Bayerischen Nationalmuseums.

Neues Schloss

Architektur

Das Neue Schloss Schleißheim wurde zwischen 1701 und 1726 im Auftrag Kurfürst Max Emanuels nach Plänen von Enrico Zuccalli erbaut. Ursprünglich war beabsichtigt, die Anlage unter Einbeziehung und Umbau des Alten Schlosses zu einer vierflügeligen barocken Residenz zu erweitern. Dieser Plan wurde jedoch trotz mehrmaliger Überarbeitung und Reduzierung aus Kostengründen nicht umgesetzt. Zudem beeinträchtigte der zwölfjährige Spanische Erbfolgekrieg das Bauvorhaben erheblich; während der Bauarbeiten stürzte dann auch noch ein Teil der Gartenfassade ein. Die große Terrasse über der Großen Galerie auf der Gartenseite ist das Ergebnis der daraufhin aus statischen Gründen erneut geänderten Baupläne. Sie nimmt den gesamten ersten Stock des Mittelteils ein, das Geschoss darüber erhöht den Mittelteil, es ist aber zurückgesetzt, eine Folge des Einsturzes durch die zu schwachen Fundamente. Das Dach des Mittelteils ist abgeflacht, so dass er gegenüber den Seitenteilen wieder etwas an Höhe verliert. Erst ab 1719 wurden die Fassade und die inneren Raumdekorationen nach Plänen von Joseph Effner ausgeführt.

Ursprünglich als Sommerschloss (nur wenige Räume verfügen über einen Kamin) und neue Residenz geplant, wurde das Schloss aufgrund der sich nicht erfüllenden politischen Ambitionen Kurfürst Max Emanuels nur selten bewohnt und schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Öffentlichkeit als „Galerieschloss“ zugänglich gemacht. Unter Leo von Klenze wurden 1819 zudem einige Änderungen an der Fassade vorgenommen, die dem barocken Bau ein klassizistischeres Äußeres verleihen sollten; unter anderem ließ dieser die kleinen Giebel über dem Corps de Logis und die Zwerchhäuser der Dachfenster entfernen. Seine klassizistischen Umgestaltungen an den Fassaden wurden beim Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg nicht übernommen, die Wiederherstellung orientierte sich an den Originalplänen Effners.

Inneres

Die monumentale Anlage umfasst ein großzügiges Treppenhaus, das in den so genannten Weißen Saal übergeht und mit diesem ein barockes Raumkunstwerk bildet, prunkvolle Festsäle und die vier Paradeappartements des Kurfürstenpaares und des Kurprinzenpaares. An der Ausstattung haben bedeutende Künstler wie Charles Dubut, Jacopo Amigoni, Johann Baptist Zimmermann, Cosmas Damian Asam und Franz Joachim Beich mitgewirkt.

Für den Grundriss der Großen Galerie wurde Robert de Cotte herangezogen. Sie wurde soweit als möglich bei den jüngsten Renovierungen in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt, auch wenn ihre bedeutendsten Meisterwerke heute die Alte Pinakothek schmücken. Die sechs vergoldeten Konsoltische mit ihren Tischplatten aus Tegernseer Marmor sind Meisterwerke der Münchner Hofkunst unter Kurfürst Max Emanuel, der sie 1722-25 vom Hofbildhauer Johann Adam Pichler nach Entwürfen des Schleißheimer Schlossarchitekten Joseph Effner für die Große Galerie schnitzen ließ. 1761 wurden sie um ein weiteres Tischpaar ergänzt. Aus der Zeit von Max Emanuels Enkel Kurfürst Maximilian III. Joseph stammen auch die fünf in Wien erworbenen rund 1,70 Meter hohen monumentalen Glaslüster.

Als kunsthistorisch bedeutsamste Räume gelten der Viktoriensaal, das Rote Kabinett (Jagdzimmer) sowie die Kammerkapelle der Kurfürstin. Die originale Möblierung der Raumfolgen, soweit noch vorhanden, ist heute aus konservatorischen Gründen größtenteils eingelagert oder in der Münchner Residenz ausgestellt. Erhalten haben sich die flämischen Gobelins und Tapisserien, die Max Emanuel während seiner Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden erworben hatte. Maximilian III. Joseph ließ einige Räume im Rokokostil umgestalten, Ignaz Günther beauftragte er mit den reichverzierten holzgeschnitzten Portalen. Unter König Ludwig I. vollendete Leo von Klenze das Treppenhaus.

Barockgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

Das Neue Schloss Schleißheim ist für Besucher geöffnet und kann besichtigt werden. Einige Räume beinhalten heute eine Barockgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Unter den nun wieder im Schloss ausgestellten Meistern befinden sich so prominente Maler wie die Flamen Peter Paul Rubens und van Dyck, die Italiener Guido Reni, Luca Giordano, Il Guercino, Carlo Saraceni, Marcantonio Bassetti, Alessandro Turchi, Carlo Dolci und Pietro da Cortona, die Deutschen Joachim Sandrart, Johann Heinrich Schönfeld und Johann Carl Loth sowie ein Kabinett mit Beispielen spanischer Malerei von Alonso Cano, José Antolínez und Jusepe de Ribera.

Schloss Lustheim und Renatuskapelle

Schloss Lustheim liegt am Ostrand des Parks von Schloss Schleißheim. Anlässlich seiner Vermählung mit der österreichischen Kaisertochter Maria Antonia im Jahre 1685 beauftragte Kurfürst Max Emanuel den Architekten Enrico Zuccalli mit der Errichtung des Lust- und Jagdschlosses. Auf einer künstlichen Insel gelegen, bildet es vom Neuen Schloss aus gesehen den Abschluss des barocken Hofgartens. Das imposante Gebäude sollte Mittelpunkt von im Halbkreis angelegten Galeriebauten sein. Das geplante Vorhaben wurde nur zum Teil ausgeführt und im Laufe des 18. Jahrhunderts dem Verfall preisgegeben. Die maroden Bauten wurden schließlich bis auf den südlichen sowie nördlichen Pavillon abgetragen. Die beiden Pavillons, künstlerisch kaum weniger bedeutend als das eigentliche Schloss, wurden aufwändig restauriert und sind (u.a. infolge der Versalzung der Wände) nur beschränkt der Öffentlichkeit zugänglich.

Ein kunsthistorisch bedeutender Freskenzyklus im Festsaal und in den kurfürstlichen Appartements, ausgeführt von Francesco Rosa, Giovanni Trubillio und Johann Anton Gumpp, stellt Szenen mit der Jagdgöttin Diana dar. Im Kellergeschoss erinnern teilweise rekonstruierte Reste an die ursprünglich dort befindliche Küche.

In den ehemaligen Festsälen des Schlosses ist heute ein Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums untergebracht. Es enthält eine Sammlung früher Meißener Porzellane, die der Industrielle Prof. Dr. Ernst Schneider gestiftet hatte. Die Sammlung wird nur vom Dresdner Zwinger übertroffen.

Nach zehnjährigen Sanierungsarbeiten wurde die benachbarte Renatuskapelle, ein Meisterstück des bayerischen Hochbarocks, im August 2005 wiedereröffnet. Das kleine Gotteshaus, geweiht dem Hl. Renatus, wurde 1688 im Auftrag von Kurfürst Max Emanuel errichtet. Es ersetzte die alte Renatuskapelle, die Herzog Wilhelm V. erbauen ließ, und welche 1684 dem Neubau vom Schloss Lustheim weichen musste. Das Altarbild des Hl. Renatus vor der Madonna schuf Giovanni Trubillio, das Kuppelfresko der Glorie des Hl. Renatus Johann Anton Gumpp.

, um 1740]]

Schlosspark

Der Schlosspark von Dominique Girard, einem Schüler von André Le Nôtre zeigt sich noch heute vorwiegend im barocken Bild und wurde nicht in einen Landschaftspark umgewandelt, wie sonst im 19. Jahrhundert häufig geschehen. So ist er neben Herrenhausen der einzige noch bestehende große Barockpark in Deutschland. Die Grundstruktur mit den Kanälen geht noch auf Zuccalli zurück. Neben den großen Broderiebeeten wird der Bereich zwischen Neuem Schloss und Lustheim vor allem durch den Großen Kanal und die intimen Boskette gegliedert.

Siehe auch

  • Schlösser in München

Literatur

  • Denkmäler in Bayern, Bd. I, Teilband 17, Landkreis München. Von Georg Paula und Timm Weski. - München 1997, S. 172-195.
  • Ernst Götz u. Brigitte Langer: Schlossanlage Schleißheim; Amtlicher Führer, Neufassung; (Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen); 1. Aufl. München 2005; ISBN 3-932982-55-X.
  • Luisa Hager: Schloß Schleißheim; (Langewiesche-Bücherei); Verlag Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Köster: Königstein/Taunus 1974; ISBN 3-7845-1361-1.
  • Peter O. Krückmann u. Victoria Salley/Bayrische Schlösserverwalung (Hg.): Schleißheim; (Prestel Führer compact); Prestel: München/London/New York 2001; ISBN 3-7913-2694-5.
  • Rainer Rückert/Bayerische Verwaltung d. Staatlichen Schlösser, Gärten u. Seen (Hg.): Schloß Lustheim. Meißener Porzellansammlung Stiftung Ernst Schneider; (Führer durch die Schausammlungen des Bayerischen Nationalmuseums München. Zweigmuseum Lustheim [Ausstellungskatalog]); München 8. Aufl. 1991; ISBN 3-925058-03-6.
  • Norbert Hierl-Deronco: "ES IST EINE LUST ZU BAUEN", Von Bauherren, Bauleuten und vom Bauen im Barock in Kurbayern etc., Kapitel Kanäle und Schiff-Fahrt, Krailling 2001, ISBN 3-929884-08-9
  • Stefan Hemler: Mit Schülern im Schloss Schleißheim. Möglichkeiten und Grenzen historischer Exkursionen, untersucht anhand einer Unterrichtssequenz zum Absolutismus in Bayern, München 2009 (Beiträge zur Gymnasialpädagogik 28).

Weblinks

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Debbra Rogers
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