Schloss Herrenchiemsee

Das Neue Schloss Herrenchiemsee liegt auf der Insel Herrenchiemsee im Chiemsee in Bayern. Das Schloss wurde von 1878 bis 1886 unter dem sogenannten Märchenkönig Ludwig II. nach dem Vorbild des Schlosses von Versailles erbaut. Es ist der Öffentlichkeit zugänglich und kann besichtigt werden.

Geschichtlicher Überblick

Das Schloss unter Ludwig II.

Während Schloss Neuschwanstein einer Ritterburg gleichen und Schloss Linderhof eine Königliche Villa darstellen sollte, so sollte das Schloss Herrenchiemsee, Ludwigs II. letztes großes Projekt, ein Denkmal für die französischen Bourbonenkönige und deren Schloss Versailles werden. Ursprünglich war als Bauplatz für dieses neue Versailles das Graswangtal in der Nähe von Linderhof vorgesehen, dieses Projekt wurde als „Meicost Ettal“ bezeichnet, wobei es sich um ein Anagramm des Spruchs „L'état c'est moi“ (der Staat bin ich) handelt. Dies war das Motto Ludwigs XIV., dem Vorbild des bayrischen Königs. Aufgrund des mangelnden Platzes an jenem Ort wurde schließlich der Bau auf der Herreninsel beschlossen, die wegen Abholzungsmaßnahmen der privaten Besitzer ins Blickfeld der Öffentlichkeit getreten war. Nach 13 Planungsphasen begann der Bau nach den Plänen Georg Dollmanns im Jahre 1878.

Um die Arbeiten während der Bauphase zu besichtigen, hielt sich der König gelegentlich im Alten Schloss Herrenchiemsee auf, welches sich ebenfalls auf der Herreninsel befindet und aus einem Kloster hervorgegangen ist. Dort wurde ihm für diesen Zweck eine kleine Wohnung eingerichtet. Das Neue Schloss Herrenchiemsee wurde nie fertig gestellt, bereits begonnene Teile des Schlosses, etwa der im Rohbau fertiggestellte nördliche Seitenflügel wurden um 1907 aus Gründen der Symmetrie und eines fehlenden Nutzungskonzepts sogar wieder abgebrochen. Wirklich bewohnt wurde das Neue Schloss Herrenchiemsee von Ludwig II. nur wenige Tage im September 1885, während dieser Zeit wurde die Spiegelgalerie jeden Abend vollständig mit Kerzen illuminiert.

Öffentliche Nutzung des Schlosses

Obwohl unvollendet geblieben, wurde das relativ leicht erreichbare Schloss Herrenchiemsee nach dem Tod seines Bauherren zum ersten Touristenmagneten unter den bayrischen Königsschlössern. Ludwig II. selbst freilich wollte dieses Schloss nicht der Öffentlichkeit zugänglich machen; es sollte ihm lediglich als privates Refugium dienen, in welches er sich vor dem Alltag in seine Traumwelten vom absolutistischen Königtum zurückziehen konnte - dies stand im direkten Gegensatz zum wirklichen Leben im lange vom französischen Königshaus bewohnten und von Hofstaat und -zeremoniell erfüllten Versailles.

Das Schloss kann besichtigt werden und gehört, wie alle der sogenannten "Ludwig-Schlösser", zu den bekanntesten Touristenzielen Bayerns. Es werden Führungen durch die unter Ludwig II. eingerichteten Räume angeboten. In mehreren der unvollendeten Räume des Südflügels ist außerdem ein König-Ludwig-II.-Museum untergebracht.

Baulichkeiten

Das Schloss

Das Schloss, das ursprünglich ein idealisiertes Abbild von Versailles werden sollte, besteht - im Gegensatz zum vielflügeligen und ständig erweiterten Vorbild - nur aus dem dreiflügeligen Haupttrakt, da Ludwig II. während der Bauzeit das Geld ausgegangen war und er vor der Vollendung der Anlage starb. Ein damals noch errichteter Nordflügel wurde später wieder abgebrochen, der Südflügel nicht einmal begonnen.

Während die Hauptfassade eine Reminiszenz des Schlosses in Versailles darstellt, ist die Hoffassade ein für dieses Schloss konzipierter eigener Entwurf, der zwar in den Proportionen, nicht jedoch in seiner Architektur und seinem Schmuck dem Vorbild folgt, sondern sich weitgehend an der von Ange-Jacques Gabriel für Versailles geplanten, aber nur teilweise im sog. "Gabriel-Flügel" umgesetzten stadtseitigen Fassade orientiert.

Innenräume

Im Schloss wechseln sich prachtvoll ausgestattete Paraderäume wie das Prunkschlafzimmer mit unverputzten, leeren Räumen ab, die aufgrund von Geldmangel nicht mehr wie geplant fertiggestellt werden konnten. Die vollendeten Zimmer und Salons folgen - abgesehen von den großen Staatsräumen - dem zweiten bayerischen Rokoko und stellen damit eine Interpretation, aber keine Kopie des Vorbilds dar. Von den 70 Räumen des Schlosses wurden nur 20 fertiggestellt. Die übrigen Räume blieben bis heute im Rohbauzustand. Allerdings waren auch nicht alle Räume zur Vollendung vorgesehen, da diese Räume Ludwig II. zum Wiederauflebenlassen von Versailles und der Zeit Ludwigs XIV. nicht wichtig waren.

Hervorzuheben sind das Treppenhaus, das ein Abbild der sogenannten „Gesandtentreppe“ darstellt - das Vorbild in Versailles wurde bereits im 18. Jahrhundert abgebrochen. Das Esszimmer, welches mit einem mechanisch betriebenen „Tischlein-deck-dich“ versehen ist, ermöglichte es dem König, ohne die Anwesenheit von Bediensteten zu speisen. Dabei konnte durch eine mechanische Vorrichtung der Tisch mitsamt einem Teil des Bodens um eine Etage abgesenkt werden. Für diesen Vorgang benötigte ein großer und starker Mann etwa 15 Minuten. Da jedoch eine Küche im Schloss fehlte, musste das gekochte Essen mit einer Kutsche angeliefert werden.

Die Paraderäume des Schlosses sind - obwohl allesamt auf Versailler Vorbildern beruhend und ihnen noch in den ersten Entwürfen in der Ausstattung sehr ähnlich - auf Wunsch Ludwigs II. wesentlich prunkvoller gestaltet als ihre französischen Gegenstücke. Insbesondere gilt dies für das Paradeschlafzimmer, das wie in Versailles den architektonischen Mittelpunkt des Schlosses bildet.

Der Spiegelsaal

Der große Spiegelsaal von Herrenchiemsee hat mit seinen beiden Eckräumen, dem Friedenssaal und dem Kriegssaal, eine Länge von 98 Metern und belegt damit die gesamte Westseite des Schlosses. Er ist damit der größte Raum eines Schlosses in Deutschland und 15 Meter länger als der vorbildgebende Saal in Versailles. Den 23 großen Spiegeln stehen 23 Rundbogenfenster gegenüber. Durch diese Anordnung wird das Licht im gesamten Spiegelsaal reflektiert und bricht sich in den Kristallelementen der 33 Deckenlüster und 44 Standkandelaber. Die Dekoration des Saales besteht neben den Spiegeln, Lüstern und Kandelabern aus vergoldeten Gips- und Holzelementen sowie aus Marmorbüsten römischer Kaiser und Statuen römischer Götter. Die Deckengemälde sind, abgesehen von einigen Besonderheiten, Kopien der Gemälde aus der Spiegelgalerie von Versailles. Sie zeigen die wichtigsten Kriegszüge von König Ludwig XIV. von Frankreich. Eine Besonderheit der Deckengemälde im Gegensatz zu Versailles besteht im plastischen Schmuck, den es im Vorbild nicht so üppig gibt; über diese fehlinterpretierte Nachahmung soll Ludwig II. sich sehr geärgert haben.

Bis zum Jahre 1982 wurden die 1.848 Kerzen des Saales regelmäßig zum Anlass von Konzerten oder für die sogenannte Schlossbeleuchtung entzündet. Um die Gemälde zu schützen, sowie aus Brandschutzgründen wird heute darauf verzichtet. Um alle diese Kerzen zu entzünden, waren 25 Bedienstete etwa eine halbe Stunde beschäftigt.

In der heutigen Zeit wird der Spiegelsaal neben Führungen vor allem für Konzerte oder Staatsempfänge benutzt. Der Spiegelsaal ist der letzte Raum, der im Verlauf einer Führung durch Herrenchiemsee im Rahmen der sogenannten „Staatsräume“ gezeigt wird. Von dort aus betritt der Besucher die Privaträume des Königs.

Der Park

Vor dem Schloss entfaltet sich ein prächtiger Barockpark nach den Plänen Carl von Effners, der die Gartenanlagen Versailles zitiert. Dieser ist wie das Vorbild unter anderem mit einem Latona-Brunnen und weiteren großen Brunnenanlagen vor dem Hauptparterre geschmückt. Auch das Tapis vert, der grüne Teppich, der in diesem Fall zum Chiemsee führenden Allee, findet sich hier wieder. Da während der wenigen Aufenthalte des Königs die Bepflanzungen noch sehr niedrig waren, wurde die Allee mit großen, bemalten Leinwänden für ihn simuliert. Heute geht der formale Bereich des Gartens in den Naturbereich der Insel über und bildet mit diesem einen großen Landschaftspark. Verglichen mit dem Schlosspark in Versailles ist der Park von Schloss Herrenchiemsee jedoch kleiner.

Weblinks

Literatur

  • Rolf Linnenkamp: Die Schlösser und Projekte Ludwigs II.; Wilhelm Heyne Verlag: München, 2. Aufl. 1986; ISBN 3-453-02269-6; S. 130-163.
  • Michael Petzet: Gebaute Träume. Die Schlösser Ludwigs II. von Bayern, Hirmer: München 1995; ISBN 3-7774-6600-X.
  • Michael Petzet und Werner Neumeister: Ludwig II. und seine Schlösser. Die Welt des bayrischen Märchenkönigs, Prestel, München etc 2003
  • Alexander Rauch: Schloß Herrenchiemsee; Koehler & Amelang: München 1995; ISBN 3-7338-0179-2.
  • Elmar D. Schmid u. Kerstin Knirr: Herrenchiemsee. Museum im Augustiner-Chorherrenstift. Königsschloss. König Ludwig II.-Museum; Amtlicher Führer, Neufassung; (Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen); 1. Aufl. München 2005; ISBN 3-932982-65-7.
  • Elmar D. Schmid/Bayrische Schlösserverwalung (Hg.): Linderhof; (Prestel Führer compact); Prestel: München/London/New York 2001; ISBN 3-7913-2375-X.
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Thorsten
28. June 2015
Das Essen ist eher mäßig. Der Ausblick auf den See dafür schön!
Wilfried Steinacker
25. November 2013
Zu viel Rummel, gemütlich ist Anders. Tourismus pur ...
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Herrenchiemsee 7, 83209 Chiemsee, Deutschland Route berechnen
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Tue 11:00 AM–6:00 PM
Wed-Thu 11:00 AM–5:00 PM

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