Santa Prisca

Santa Prisca ist eine Kirche in Rom. Sie ist eine der ältesten Titelkirchen Roms sowie Oratorium der Augustiner-Eremiten und Stationskirche. Bekannt ist sie weniger wegen des Kirchenbaus als solchen, sondern wegen der darunterliegenden Reste antiker römischer Bauten, vor allem des Mithräums.

Lage

Die Kirche liegt auf dem Aventin im XII. römischen Rione, der Ripa, etwa 250 Meter südwestlich des Circus Maximus.

Geschichte und Baugeschichte

Der Legende nach steht die Kirche an der Stelle, wo sich ursprünglich das Haus des ersten christlichen Ehepaares, Prisca und Aquila, befunden haben soll. Es heißt, die Apostel Petrus und Paulus seien dort zu Gast gewesen. Angeblich befand sich in unmittelbarer Nähe ein Diana geweihter Tempel. Nachdem durch das Edikt Kaiser Theodosius’ I. von 391 die christliche Religion bei Verbot aller anderen („heidnischen“) Kulte zur Staatsreligion wurde, entstand ein Jahrhundert später, um 499, an dieser Stelle eine Kirche, wobei Mithräum und Dianatempel zerstört wurden. Diese wurde 722 in karolingischer Zeit restauriert. Infolge dreitägiger wilder Zerstörungen beim (5.) Sacco di Roma von 1084 durch die von Papst Gregor VII. gegen Kaiser Heinrich IV. zu Hilfe gerufenen Normannen unter Robert Guiscard erlitt sie Beschädigungen. Die heutige Gestalt erhielt sie durch darauffolgende Umbauten im 11. Jahrhundert sowie weitere 1456, 1600 und zuletzt 1660 durchgeführte, wobei das barocke Aussehen entstand.

Äußeres

Die schlichte Fassade stammt von Carlo Lambardi aus dem Jahre 1600. Das Portal wird von zwei hochgesockelten Vollsäulen mit Kompositkapitellen flankiert und einem schlichten Dreiecksgiebel gekrönt. Die weiteren Wandflächen werden durch jeweils zwei sich über die gesamte Mauerfläche ziehende breite Pilaster mit ionischen Kapitellen gegliedert. Oberhalb des Architravs erhebt sich ein einfacher Dreiecksgiebel. Er, der Architrav, die Kapitelle, das Portal, dessen Giebel und flankierenden Säulen sowie eine typische ovale Rosette und deren Rahmung oberhalb sind marmorne Fassadenelemente in einer sonst nur aus Ziegelmauerwerk bestehenden Front.

Inneres

So einfach wie die Fassade ist auch das Innere gehalten. Es handelt sich hier um eine Arkadenbasilika, in deren Pfeiler 1660 beim Umbau zur barockisierten Kirche 14 antike Säulen integriert wurden. Die Apsis wurde um 1600 ausgemalt. Das Baptisterium der Kirche enthält einen Taufstein, der ursprünglich Marmorkapitell einer dorischen Säule war. Als solcher soll er der Legende nach Petrus gedient haben, real entstammt das Kapitell der Mitte des zweiten Jahrhunderts.

Mithräum

Unter der Kirche befinden sich verschiedenartige seit 1934 ausgegrabene Reste antiker römischer Bauten. Das über das rechte Kirchenseitenschiff zugängliche Mithräum gilt neben dem Mithräum unter San Clemente als eines der besterhaltenen Roms.

Geschichte

Der Hof eines ursprünglich etwa um 95 n. Chr. entstandenen Hauses wurde um 110 zu einer Wohnung umgebaut, gleichzeitig wurde im südlich angrenzenden Haus ein Nymphäum mit einer Apsis errichtet. Südlich davon entstand gegen Ende des 2. Jahrhunderts ein zweischiffiges Gebäude, auf welchem die heutige Kirche steht. Zu dieser Zeit wurde wohl in einem östlich gelegenen Saal des 110 umgebauten Hauses das Mithräum errichtet. Einer Inschrift in einer großen Nische des Hauptraumes zufolge wurde hier ein Anhänger des Mithraskultes am 21. November 202 n. Chr. „geboren“, d. h. in die Mysterien eingeführt. Demnach muss die Kultstätte spätestens zu diesem Zeitpunkt in Gebrauch gewesen sein.

Ein heutiger Besucher betritt zunächst das Nymphäum, anschließend die Krypta der Kirche, die in Form dreier Arme eines Kreuzes mit einem Tonnengewölbe in die vorhandene römische Bausubstanz eingefügt wurde und deren Wandmalereien dem Frühbarock entstammen. Der Krypta schließt sich das ursprünglich aus Vor- und Hauptraum bestehende Mithräum an, welches später durch Verbreiterung des Durchganges auf eine Breite von 4,20 Metern und genereller Verlängerung auf 17,50 Meter erweitert wurde. An den Längsseiten des von einem Tonnengewölbe bedeckten Raumes wurden Bänke herausgemeißelt.

Die sich links des Hauptraumes befindenden Räume wurden möglicherweise für Initiationsriten o. ä. gebraucht.

Malereien

Das Bemerkenswerteste im Hauptraum sind die erhaltenen Wandmalereien oberhalb der Bänke. Zwei Farbschichten thematisch sehr ähnlicher Malereien wurden aufgetragen. Es handelt sich um verschiedene männliche Gestalten, die teilweise nur noch fragmentarisch erhalten sind. Die Dargestellten gehören den sieben verschiedenen Weihegraden des Mithraskultes an. Auf der rechten Seite ist eine Prozession von Mithrasanhängern ersichtlich, die Beischriften lauten von links nach rechts:

Nama [patribus] / ab oriente / ab occidente[m] / tutela Saturni[na]ma tute[l]a S[ol]isnama b[el]iodrom[i]s / t[utela...][na]ma persis / tutela [mer]curisnama l[e]on[i]b[us] / tutela Iovisnama militibus / tutela Mart[is]nama nym[phis] / tut[ela] ...[n]a[ma] nymph[i]s / tut[ela Ve]n[eri]s

Die sieben Weihegrade des Mithraskultes waren Corax (Rabe), Nymphus, Miles (Soldat), Leo (Löwe), Perses (Perser), Heliodromus und Pater (Vater), jedem der Grade ist ein Planet zugeordnet.

Anhand des Beispiels „nama l[e]on[i]b[us] / tutela Iovis“ lässt sich die Beischrift nach Coarelli mit „Ehre den Löwen, die von Jupiter beschützt werden“ übersetzen, wobei das Verehrung oder Ehre bedeutende Wort Nama vermutlich dem Persischen entstammt.

Auf der rechten Seite befinden sich weitere sechs Gestalten. Sie gehören dem Weihegrad des Löwen an und tragen jeweils verschiedene Tiere bzw. einen Mischkrug. Diese Darstellungen setzen sich auf der linken Seite fort. Am Ende der Prozession ist eine Grotte mit vier Gestalten ersichtlich, deren zwei Mithras und Sol sind.

Sonstige Funde

Am Anfang des Hauptraumes gibt es links und rechts eine Nische, in denen sich Figuren der Mithrasbegleiter Cautes und Cautopates befanden. In der abschließenden Rundnische ist ein Relief des den Stier tötenden Mithras dargestellt, davor die liegende Gestalt eines Oceanus/Saturnus.

Sonstige Funde der Ausgrabungen (Plastiken, Gebrauchsgegenstände, Inschriften) befinden sich in einem kleinen, in die unterirdischen Räume integrierten Museum.

Siehe auch

Liste der Kardinalpriester von Santa Prisca

Literatur

  • Filippo Coarelli: Rom – Ein archäologischer Führer. Neubearbeitung von Ada Gabucci. Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2685-8, S. 322–326.
  • Stefan Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom. Menges, Stuttgart/London 1997, ISBN 3-930698-59-5.
  • Herbert Rosendorfer: Kirchenführer Rom. 3. Aufl. Edition Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-361-00485-3.
  • Manfred Wundram (Hrsg.): Reclams Kunstführer, Italien. Band V. Rom und Latium. Reclam, Stuttgart 1981, ISBN 3-15-008679-5.
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