Die im 13. und 14. Jahrhundert erbaute Franziskanerkirche Santa Croce, zu der der Legende nach der heilige Franz von Assisi selber den Grundstein legte, wird auch als „Pantheon von Florenz“ bezeichnet. Dies liegt allerdings nicht an ihrer Architektur, sondern daran, dass sich hier die Grabmäler von Michelangelo, Machiavelli, Gioacchino Rossini, Guglielmo Marconi und Galileo Galilei sowie Monumente für viele andere berühmte Italiener befinden. Im übrigen ist die Kirche in ihrer Anlage zwar von der klassischen Einfachheit franziskanischer Kirchenbauten geprägt, die hier allerdings ins Monumentale gesteigert ist, und mit Fresken von Giotto, Taddeo Gaddi und anderen Meistern ausgestattet.
Santa Croce ist die größte und eine der bedeutendsten Franziskanerkirchen Italiens. Im Gegensatz zu den Zisterziensern, die einsame Tallagen für ihre Klöster bevorzugten, wählten die Dominikaner und die Franziskaner als Bettelorden lieber eine Lage am Rand der jeweiligen Stadt. Sie wollten keine kontemplative religiöse Versenkung, sondern in die Bevölkerung hinein agieren. Deswegen erreichten ihre Kirchen auch häufig beachtliche Größe. In ihnen bestattet zu werden, galt vielen als eine Garantie auf Erlösung von den Sünden, da hier die Mönche für sie beteten. Reiche Familien stifteten häufig große Kapellen und ließen sie prunkvoll ausstatten.
Die Grundsteinlegung soll nach einer Inschrift am 3. Mai 1295 stattgefunden haben, einige Historiker vermuten das Jahr 1294. Der Entwurf entstammte dem Architekten Arnolfo di Cambio, der ebenfalls den Dom Santa Maria del Fiore entwarf. Die Bauarbeiten am Chor und am Querhaus dauerten bis zum Jahr 1300. Um das Jahr 1385 wurde die Kirche bis auf die Fassaden fertiggestellt. Brunelleschi entwarf die Cappella dei Pazzi am Kreuzgang südlich der Kirche, die die Familie Pazzi zur Sühne für den Mord an Lorenzo Medici 1430 bauen ließ.
Im 16. Jahrhundert fing man mit dem Bau eines Campanile nach den Entwürfen von Francesco da Sangallo an. Der Turm wurde nie fertiggestellt, seine Reste wurden im Jahr 1854 abgebrochen.
Die Arbeiten an den Fassaden beendete erst Nicola Matas im Jahr 1863.
1933 erhielt die Kirche durch Papst Pius XI. den Titel einer Basilica minor.
In der Kirche befinden sich zahlreiche Meisterwerke italienischer Maler. So findet man z.B. eine Kreuzigungsgruppe, die Cimabue im 13. Jahrhundert gestaltet hat. Giotto war 1317 für die Komposition und Ausführung der Fresken in der Peruzzikapelle (Auferweckung der Drusiana) und in der Bardikapelle (Szenen aus dem Leben des Heiligen Franziskus) verantwortlich. Die Szenen aus dem Marienleben in der Baroncellikapelle entwarf Taddeo Gaddi. Donatello schuf 1425 ein Kruzifix und eine Verkündigung für die Bardikapelle.
Zusammen mit dem Dom und Santa Maria Novella, der Kirche des Dominikanerordens in Florenz, bildet Santa Croce den großartigen Dreiklang gotischer Sakralarchitektur in Florenz, die sich - im Vergleich mit der Gotik in Frankreich - durch eine andere Raumauffassung auszeichnet: weite Arkadenöffnungen zu den Seitenschiffen, darüber eine niedrige Lichtgadenzone - die in Santa Croce allerdings nicht durch ein Steingewölbe, sondern - das Stilideal der franziskanischen Einfachheit mehr zitierend als ihm entsprechend - durch ein offenes Sparrendach abgeschlossen wird. Das durchlaufende kräftige Konsolgesims betont den Eindruck der Lagerung, obwohl die lichte Höhe des Mittelschiffs mit 34,5 Meter größer ist als die von Notre-Dame in Paris und fast so groß wie Chartres und Reims.
An das schmale dreischiffige Langhaus schließt sich ein Querhaus an und unmittelbar danach der schmale Chor, der von je fünf rechteckigen Seitenkapellen begleitet ist, die die Schmuckstücke der Kirche darstellen. Denn sie sind weitgehend mit mittelalterlichen Fresken ausgemalt.
S. Croce ist die an Kunstwerken reichste Florentiner Kirche – aus den bereits erwähnten Gründen. An den Wänden der Seitenschiffe liegen diverse Grabmäler großer Florentiner, etwa jene von Michelangelo, Galileo Galilei, Machiavelli und ein Kenotaph für Dante Alighieri.
Auf den Wänden der Chorkapellen befindet sich einer der wichtigsten Freskenzyklen der italienischen mittelalterlichen Malerei. Die Kapellen umfassen die Hauptkapelle und die über zehn Seitenkapellen, die wesentlich niedriger sind. Zu den größeren Kapellen des rechten Querschiff gehören die Baroncelli-Kapelle und die Castellani-Kapelle. Die Fresken stammen von Taddeo Gaddi aus den Jahren 1332-1338 und schildern Szenen aus dem Marienleben. Gaddi war der engste Nachfolger Giottos. Diese Fresken sind noch zu Giottos Lebzeiten entstanden.
Bemerkenswert ist u.a. eine der oberen Szenen, die in der Verkündigung an die Hirten eines der ersten Nachtbilder der Kunstgeschichte zeigt. Sie sieht man, warum die Zeit des frühen 14. Jhs., also die Zeit Giottos, als Proto-Renaissance bezeichnet wird. Hier haben wir diese ruhigen Perspektiv-Konstruktionen, die teilweise auch aus der Zeit Raffaels um 1500 stammen könnten. Signifikant ist in der oberen und der unteren Szene, die Teile eines Kirchengebäudes zeigen, dass die Menschen zwischen den Säulen hindurch eine gemeinsame Handlung bilden, sich also von den Säulen nicht trennen lassen. Hier zeigt sich eine Entsprechung zur Architektur, die sich zu dieser Zeit auch schon um den Eindruck eines Einheitsraumes bemüht und nicht diese deutliche Einteilung in ein Mittelschiff und die Seitenschiffe betonte wie die nordeuropäische Gotik (Toman, Rolf (Hrsg.): Die Kunst der italienischen Renaissance. Architektur – Skulptur – Malerei – Zeichnung. Köln 1994, S. 85).
Die beiden Kapellen liegen direkt rechts von der Hauptkapelle.
Beide Familien besaßen große Bankhäuser in Florenz und konnten sich
solche teuren Kapellenbauten leisten. Die Fresken der Bardi-Kapelle
schildern das Leben des hl. Franziskus, der den Orden gegründet
hat. Sie stammen von Giotto und seiner Schule aus den Jahren
1315-20. Sie sind erst 1852 wieder entdeckt worden. Zur Zeit des
Barock waren sie übertüncht und mit Grabmälern zugestellt worden.
1852 restaurierte man sie, allerdings so radikal, dass man auch
fehlende Partien eigenhändig ergänzte. Diese wurden bei einer
neuerlichen Restaurierung 1958 wieder entfernt, allerdings mit den
Konsequenz, dass das Ganze jetzt sehr unfertig aussieht. Eine
zeitgenössische Restaurierung würde anders vorgehen: Sie hätte
wahrscheinlich die fehlenden Partien in deutlich blasseren Tönen
nachgemalt, damit man immer Original und Restaurierung
unterscheiden kann, das Ganze aber ein zusammenhängendes Bild
ergibt.
Die Zeit der Entstehung dieser Fresken ist die, in der der Roman
von Umberto Eco „Der Name der Rose“ spielt, 1327. Man hat deshalb
für die deutsche Buchgestaltung einen Mönchskopf aus dieser Kapelle
genommen.
siehe Hauptartikel Pazzi-Kapelle