Sankt Paul vor den Mauern (ital.: San Paolo fuori le Mura, lat.: Sancti Pauli extra muros) ist eine der vier Patriarchalbasiliken von Rom. Sie ist seit dem Abschluss der Lateranverträge eine exterritoriale Besitzung des Heiligen Stuhls und eine der sieben Pilgerkirchen von Rom. Die erste Sankt-Pauls-Basilika wurde im Auftrag Konstantins über dem Grab des Apostels Paulus errichtet (vermutlich 324 geweiht) und diese Kirche bereits 386 erheblich vergrößert.
Der Name leitet sich von ihrem Standort außerhalb der noch erhaltenen antiken aurelianischen Stadtmauer ab. Der Apostel Paulus war als römischer Bürger um 67 n. Chr. außerhalb der Stadt enthauptet worden. Diesen Ort benannte die Überlieferung einst ad aquas salvias („an den Wassern des Lebens“) genannt , heute Tre Fontane („drei Quellen“). Der Leichnam des Apostels war darauf offenbar weiter stadteinwärts an der Via Ostiense in einer römischen Nekropole beigesetzt worden. Diese einzige noch intakte antike Großkirche Roms wurde durch ein Feuer in der Nacht vom 15. zum 16. Juli 1823 stark beschädigt. Der Architekt des Wiederaufbaus, Luigi Poletti, ließ zudem noch relativ gut erhaltene Teile des Mittel- und der Seitenschiffe sowie den unbeschädigten Glockenturm abreißen.
Papst Benedikt XVI. eröffnete am 28. Juni 2008 gemeinsam mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomäus I. das Paulusjahr zum Gedenken an das 2000. Geburtsjahr des Apostels in der Basilika.
Die heutige Basilika, die nach einem Entwurf von L. Poletti entstanden ist, hält sich in den Dimensionen an das Vorbild der alten Kirche und wurde 1854 von Papst Pius IX. eingeweiht. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde nach einem Entwurf von G. Calderini vor der Hauptfassade eine viereckige Säulenhalle gebaut, in deren Mitte eine Statue des Apostels Paulus von G. Obici steht. Die Fassade der Basilika wird von einem Mosaik geschmückt, das aus der Werkstatt des Vatikans stammt. In der Vorhalle befindet sich rechts die Porta Sancta.
Der Innenraum lässt trotz reicher Marmor- und Alabasterarbeiten die Feinheit der ursprünglichen Ausstattung vermissen. Beim Neubau wurde beispielsweise die Kannelierung der Säulen unterlassen. Dennoch spiegelt der Säulenwald, der die Basilika in fünf Schiffe unterteilt, die ursprüngliche Raumwirkung wider und lässt damit auch die Wirkung der ähnlich dimensionierten und konstruierten Basilika Ulpia auf dem Trajansforum erahnen.
Das Ziborium, das sich über dem Apostelgrab erhebt, stammt aus dem 13. Jahrhundert von der Hand des Arnolfo di Cambio. Auf dem Hauptaltar darunter, unter dem sich der 1600 Jahre alte Sarkophag des Apostels Paulus befindet, feiert wie auch im Petersdom traditionellerweise nur der Papst die Messe. Das Grab wurde erst seit 2003 nach über 150 Jahren weiteren Untersuchungen unterzogen.
Darüber steht der Triumphbogen, der ein Geschenk der Kaiserin Galla Placidia aus dem 5. Jahrhundert ist. Der Bogen, der Baldachin und die Apsis mit den Mosaiken aus dem 13. Jahrhundert sind die einzigen Ausstattungsstücke aus alter Zeit. Die Alabasterfenster sind ein Geschenk des Vizekönigs Mohammed Ali aus Ägypten und die Malachitaltäre im Querschiff stiftete Zar Nikolaus I.
Über den Säulen zieht sich ein langes Band von 265 Medaillons
mit den Porträts der Päpste hin. Die Portraits von Päpsten vor dem
16. Jahrhundert sind Phantasiedarstellungen. Erst seit dem 16.
Jahrhundert bilden realistische Portraits die Vorlage. Einer
Legende nach kommt Christus wieder, wenn kein Platz mehr für ein
weiteres Medaillon vorhanden ist. Es wurden jedoch mittlerweile 25
weitere Plätze angelegt, als unter Johannes Paul II. nur noch drei
freie Stellen vorhanden waren. Noch sind also 27 Plätze
vorhanden.
Schon unter Papst Gregor I. dem Großen befanden sich in der Nähe der alten Basilika ein Männer- (San Aristo) und ein Frauenkloster (Santo Stefano). Gottesdienste wurden von einem vom Papst eingesetzten Klerikerverband gehalten. Da die beiden Klöster und die Basilika im Laufe der Zeit verfielen, erneuerte Papst Gregor II. im Jahr 720 das Männerkloster und betraute die Mönche mit der Erhaltung der Basilika. Als 937 Odo von Cluny Rom besuchte, wurde dessen Orden, die Benediktiner, vom Patrizier Aberico II. mit dem Kloster und der Verantwortung über die Basilika ausgestattet. Der Säulengang des Klosters wurde zwischen 1205 und 1241 von Pietro Vasaletto errichtet und ist mit seinen Marmorintarsien einer der kunstvollsten des Abendlandes. Der ehemalige Abt des Klosters, Giovanni Franzoni, nahm auch am Zweiten Vatikanischen Konzil teil. Die Abtei war bis März 2005 eine Territorialabtei, wurde aber unter dem Pontifikat von Johannes Paul II. in eine normale Abtei umgewandelt. Papst Benedikt XVI. präzisierte in seinem Motu proprio Die altehrwürdige Basilika den neuen Status der Abtei. Die Jurisdiktion des Abts von St. Paul beschränkt sich demnach nur noch auf das Kloster selbst. Die Basilika untersteht jetzt, wie die anderen Patriarchalbasiliken auch, einem Erzpriester. Bis dahin war diese Aufgabe einem Päpstlichen Administrator übertragen, zuletzt Erzbischof Francesco Gioia. Erzpriester ist seit 2009 Erzbischof Francesco Monterisi. Die liturgische Funktion des Abts in der Basilika blieb jedoch unangetastet.
Am 6. Dezember 2006 gaben vatikanische Archäologen bekannt, dass sie das Grab des Apostel Paulus entdeckt hätten. Die Grabungsarbeiten die zu dieser Entdeckung geführt haben wurden im Zeitraum von 2002 bis September 2006 durchgeführt. Der altrömische Sarkophag wurde exakt unter dem Epigraph „Paulo Apostolo Mart“ (dem Apostel und Märtyrer Paulus) an der Basis des Hauptaltars der Basilika gefunden.
Die Basilika liegt an der Via Ostiense, etwa 2 km südlich der Porta San Paolo. Sie ist über die U-Bahn-Station Basilica San Paolo der Linie B zu erreichen.