San Vitale ist eine von 522-547 in Ravenna erbaute Kirche. Berühmt ist sie vor allem - wie die anderen byzantinischen Kirchen Ravennas - durch die Wandmosaike in ihrem Innern. Mit den anderen frühen Kirchenbauten in Ravenna gehört San Vitale zum UNESCO-Welterbe. 1960 erhielt sie durch Papst Johannes XXIII. den Ehrentitel Basilica minor.
Der Grundriss zeigt einen oktogonalen Zentralbau, welcher mit einer Tonröhren-Kuppel von 15,70 m Durchmesser überwölbt ist, die wiederum von einer hölzernen Dachkonstruktion geschützt ist. Zwei Treppentürme flankieren den Bau (⌀: 5,40 m).
Der Kern des Zentralbaues wird von einem zweigeschossigen ebenfalls achteckigen Umgang umgeben. Um die Schubkräfte der Kuppel ableiten zu können, spannen sich Rundbögen von den Oktogonalpfeilern, welche die Kuppel tragen, bis zu den Strebepfeilern in den Außenmauern. An die Außenwand ist im Osten eine Apsis angeschlossen. Der Grundriss folgt byzantinischen Vorbildern seiner Zeit, mit dem Unterschied, dass die Kuppel nach außen hin nicht in Erscheinung tritt, sondern von einem polygonalen Tambour mit Pyramidendach überdeckt wird.
Mit dieser Bauform wurde das bisherige klassische Repertoire christlicher Architektur um eine ganz neue Idee bereichert, die in zahlreichen bedeutenden Bauwerken aufgenommen und variiert worden ist, beispielsweise in einer besonders majestätischen Form in der Hagia Sophia in Konstantinopel, die wenig später (532) begonnen wurde. Auch die Aachener Pfalzkapelle von ca. 800 bezieht von hier entscheidende Anregungen. Karl der Große hatte 774 das Langobardenreich erobert, wurde 800 in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt und damit zum Schutzherren der Christenheit.
Dieser tendenziellen Abhängigkeit vom Papst in Rom, die in den
Jahrhunderten danach eine so eminente Bedeutung erlangen sollte,
wollte Karl aber offenbar eine andere Tradition entgegenstellen.
Denn in seiner Pfalzkirche in Aachen übernahm er nicht die
offizielle römische Bauform der Basilika, sondern den
ravennatischen Zentralbau des arianischen Theoderichs, in
dessen Nachfolge er sich sah. Aus Ravenna stammten auch Säulen und
Kapitelle des Aachener Baus. Die Entscheidung für eine bestimmte
Bauform hatte hier demnach einen deutlichen politischen
Hintergrund, und das war häufig in der abendländischen Geschichte
so. San Vitale ist also das Vorbild der Aachener Pfalzkapelle.
Das äußere Schema der Kirche wird im Inneren dadurch
verkompliziert, dass die Wände der Konchen in zwei Geschossen mit
Säulenstellungen aufgebrochen sind, wodurch, wenn man im Innenraum
steht, die Raumkonzeption etwas verwirrend wirkt. Das Licht strömt
von allen Seiten und von drei Geschossen herein, wodurch ein
überwältigender Eindruck entsteht.
Nikolaus Pevsner beschreibt das Gotteshaus:
San Vitale beherbergt das komplexeste Mosaikenprogramm Ravennas. Interessant ist, dass auf den Mosaiken Kaiser Justinian und die Kaiserin Theodora so dargestellt sind, als seien sie die Gründer der Kirche und nicht Theoderich, an den jede Erinnerung ausgelöscht werden sollte, weil er Arianer war.
Karl dem Großen war allerdings bekannt, wer S. Vitale errichten ließ und bezog sich bei seiner Pfalzkapelle in Aachen, bei der man sich stilistisch S. Vitale als Vorbild nahm, nicht auf Justinian, sondern auf seinen germanischen Vorgänger Theoderich. Er ließ „auch das Reiterdenkmal Theoderichs nach Aachen schaffen, ebenso wie ravennatische Porphyr-Säulen, um damit bewusst seine Nachfolge, neben der der römischen Kaiser, auch der des ersten großen germanischen Staatengründers zu dokumentieren.“ (Baumgart, Fritz: Ober-Italien. Köln 1977, S. 183-184)
Bischof Ecclesius, der zusammen mit Papst Johannes I. 525, ein Jahr vor dem Tode Theoderichs, nach Konstantinopel gereist war, begann 527 dank einer Finanzierung durch den Bankier Giuliano Argentario die Gründung der Basilika, die dem heiligen Vitalís geweiht wurde. Der Hl. Vitalis war ein römischer Soldat gewesen, der unter Kaiser Decius während der ersten Christenverfolgungen im Jahr 250 den Märtyrertod gestorben war.
Der Architekt der Basilika ist unbekannt.
Die Basilika wurde dann unter Bischof Maximian errichtet und wurde von dem reichen Bankier Giuliano Argentario finanziert. Am 19. April 548 wurde sie eingeweiht.