Festung Hohensalzburg mit Trasse des Reißzugs Der Reißzug in Salzburg ist vermutlich die älteste erhaltene Seilbahn der Welt. Der Name ist von der Reise mit diesem Zugwägelchen abgeleitet. (Er hat mit dem Begriff Reißen nichts zu tun.)
Diese Standseilbahn führt vom Kloster Nonnberg auf die Festung Hohensalzburg und geht zumindest auf das Jahr 1496 zurück, dem Beginn der Aufbauarbeiten der Festung unter Erzbischof Leonhard von Keutschach. 1515 wird der Reißzug in einer gesicherten Quelle detailliert beschrieben.[1] Der Reißzug wurde vor allem für Materialtransporte errichtet. Im Winter fuhr der Zug mehrmals täglich, weil eine andere Versorgungsmöglichkeit der Burg in der Regel nicht gegeben war. Anfangs verkehrten 2 Kufenschlitten im Gegenverkehr. Schon wenig später wurden Schienen aus Hartholz verlegt, auf denen sich die beiden gegenläufig fahrenden Wägelchen bewegten. Das erste urkundliche Reißzuggebäude mit seiner früheren Seilwinde für das über 300 m lange Hanfseil wurde unter Leonhard von Keutschach um 1496 erbaut. Das heutige Reißzuggebäude stammt aus dem Jahr 1644.
Der Reißzug durchbrach zwangsläufig alle starken Verteidigungsringe der Festung und musste so seinerseits besonders stark befestigt werden. Erhalten sind die vielen befestigten Tordurchlässe. Die Höllenpforte für den Reißzug wurde 1504 errichtet. Über dem Reißzug wurde der heute in die Burgmauer integrierte Reißturm errichtet. Verschwunden ist auch die Zugbrücke, über die die Wägelchen einst führte. Der spätgotische Kragturm zur Sicherung der Tordurchfahrt auf die Nonnbergbastei wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. Im Notfall konnten die beiden Brücken des Reißzuges abgeworfen werden.
Der Antrieb dieser Bahn erfolgte bis 1910 über eine waagerechte hölzerne Seilwinde mit langen Hebelarmen mit Hilfe von Muskelkraft, in der Regel mit eingespannten, sich im Kreis bewegenden Pferden. Anfangs (aber auch im 19. Jahrhundert) wurden auch Häftlinge für den Betrieb eingesetzt, wobei mindestens neun Sträflinge nötig waren. 1881 bis 1885 wurde die Anlage von der k.u.k. Militärverwaltung saniert. Dabei wurden drei Holzbrücken abgetragen und durch Stahlkonstruktionen ersetzt. Die Schienen wurden darauf in Form von klassischen Eisenbahnschienen neu verlegt. 1910 folgte der Einbau einer elektrischen Bergbau-Winde. 1951 wurden die Schienen von Schmalspur auf Normalspur umgestellt. Weitere Sanierungen erfolgten 1950, 1988–90 und 2004. Der Reißzug ist in wesentlichen Teilen nicht öffentlich zugänglich. Er dient heute der Güterbeförderung und kann dabei gesichert durch Infrarotkameras auch nachts verkehren.
Den Berechnungen von Clemens M. Hutter zufolge benötigte die Bahn in früheren Jahrhunderten etwa eine Stunde für eine Bergfahrt. Nach dem Einbau des 38 PS starken Motors im Jahr 1910 dauerte eine Bergfahrt noch knapp 30 Minuten. Heute wird die Strecke in gut fünf Minuten zurückgelegt.
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Österreich
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