Rammelsberg

Der Rammelsberg ist ein 635 m hoher Berg am Nordrand des Harzes, südlich der Stadt Goslar in Niedersachsen. In ihm befindet sich ein bekanntes Bergwerk. 1988 wurde nach über 1000 Jahren nahezu ununterbrochenen Bergbaus die Erzförderung eingestellt; seit 1992 gehört das Besucherbergwerk Rammelsberg zum UNESCO-Weltkulturerbe.

]]

Der Rammelsberg ist ein 635 m hoher Berg am Nordrand des Harzes, südlich der Stadt Goslar in Niedersachsen. In ihm befindet sich ein bekanntes Bergwerk. 1988 wurde nach über 1000 Jahren nahezu ununterbrochenen Bergbaus die Erzförderung eingestellt; seit 1992 gehört das Besucherbergwerk Rammelsberg zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Name

Einer Sage zufolge soll der Berg seinen Namen von einem Ritter namens „Ramm“ erhalten haben: Auf einem Jagdausflug band der Ritter, ein Gefolgsmann Kaiser Ottos des Großen, sein Pferd an einen Baum, um dem Wild im unwegsamen Gelände zu Fuß nachzustellen. Das Ross scharrte in ungeduldiger Erwartung seines Herren mit den Hufen und legte so eine Erzader frei.

Erzbildung

Im Unterschied zu den Ganglagerstätten des Oberharzes entstanden die Erzlager des Rammelsberges durch den Austritt heißer metallhaltiger Thermen am Meeresboden im Devon. Man nennt diese Entstehung synsedimentär-submarin-exhalativ. Am Boden des Devonmeeres bildeten sich zwei große Erzlinsen, die während der Karbonzeit in die Faltung der Gesteine mit einbezogen wurden und deshalb schräg im Berg liegen. Der Erzabbau begann im Alten Lager, das an der Erdoberfläche durch Erosion freigelegt wurde. Das Neue Lager wurde erst im 19. Jahrhundert durch gezielte Erkundung entdeckt.

Bergbaugeschichte

Antike

Unverhüttete Erzbrocken und Schlacken, die bei archäologischen Grabungen zwischen 1981 und 1985 in Düna am Südharz gefunden wurden, deuten nach Analysen auf eine Bergbautätigkeit am Rammelsberg bereits im 3. Jahrhundert hin.

Mittelalter

Der Bergbau am Rammelsberg wurde erstmals um 968 von Widukind von Corvey in seiner Sachsengeschichte erwähnt.

Geförderte Erze

Am Rammelsberg wurden hauptsächlich die Erzarten Blei–Zink-Erz, Kupfererz, Schwefelerz, Melierterz, Braunerz, Grauerz, Banderz und Kniest mit den Hauptmineralien Bleiglanz, Kupferkies, Zinkblende, Schwerspat sowie Vitriole gefördert. Aus den Erzen wurde unter anderem Silber, Blei, Kupfer und Zink gewonnen, worauf der Reichtum Goslars im Mittelalter beruhte. Ab dem 18. Jahrhundert wurde auch Gold gewonnen. Ursprünglich kaiserlicher Besitz (die Pfalz wurde deshalb von Werla nach Goslar verlegt), gelangte in der Zeit zwischen 1360 und 1460 die Stadt in den Besitz der Gruben. Im 16. Jahrhundert erlangten – nach kriegerischen Auseinandersetzungen – die Braunschweiger Herzöge den Grubenbesitz (Riechenberger Vertrag).

Da die Nationalsozialisten den Rammelsberg mit seinen Metallerzen als kriegswichtig ansahen und die schwierige Aufbereitung der Erze technisch gelöst war (Flotation), wurde das Bergwerk im Rahmen des Vierjahresplanes stark ausgebaut. So entstanden im Zuge des Rammelsbergprojekts bis 1936/1937 die heutigen Tagesanlagen mit der Hangaufbereitung und dem Rammelsbergschacht. Architekten waren Fritz Schupp und Martin Kremmer, von denen auch andere bedeutende Industriebauten entworfen wurden (u. a. die Zeche Zollverein im Ruhrgebiet; heute ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe).

Fördereinstellung und Weltkulturerbe

im Bergbaumuseum]] Nach weit über 1000 Jahren, in denen fast 30 Millionen Tonnen Erz gefördert wurden, wurde die Förderung am 30. Juni 1988 wegen weitgehender Erschöpfung der Lagerstätte eingestellt. Ein Bürgerverein setzte sich vehement gegen den geplanten Abriss der Übertageanlagen und die Verfüllung der historischen Grubenräume ein, so dass aus dem stillgelegten Bergwerk ein einzigartiges Museum wurde, das seit 1992 zusammen mit der Goslarer Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Museum und Besucherbergwerk Rammelsberg sind Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).

Besondere Sehenswürdigkeiten des historischen Bergbaus sind unter anderem:

  • der Roeder-Stollen (mit mehreren Wasserrädern, die der Entwässerung der Grube und der Erzförderung dienten; ein Nachbau befindet sich im Deutschen Museum München),
  • das Feuergezäher Gewölbe (ältester ausgemauerter Grubenraum Mitteleuropas),
  • der Rathstiefste Stollen (Entwässerungsstollen aus dem Mittelalter; mit farbigen Vitriolkrusten ausgekleidet),
  • das Anfahrhäuschen (18. Jahrhundert),
  • der Maltermeisterturm (ältestes Industriebauwerk Deutschlands),
  • alte Halden (älteste aus dem 11. und 12. Jahrhundert).

Prospektion 2009

Im Februar 2009 veröffentlichte die Firma Scandinavian Highlands Holding A/S die Ergebnisse von geophysikalischen Untersuchungen ihrer Tochterfirma Harz Minerals GmbH, nach denen zwei Kilometer westlich der Rammelsberg-Erzvorkommen unbekannte Lagerstätten in der Größe der Rammelsberg-Lagerstätten vorhanden sein könnten. Im Herbst 2009 wurden im Bereich des Hessenkopfes und des Gosetales mehrere Explorationsbohrungen bis in 500 - 600 Meter Teufe abgeteuft. Ende Januar 2010 gab das Unternehmen nach einer Nachrichtensperre von mehreren Monaten bekannt, dass demnächst bis auf eine Teufe von 800 Metern weiter gebohrt werden solle, wo man ergiebige Erzlagerstätten vermute.

Bergwerksanlagen

Maltermeisterturm

Der Maltermeisterturm ist die älteste erhaltene Tagesanlage des Rammelsberges und – wahrscheinlich – auch Deutschlands. Er wurde um 1500 auf einer Halde am Hang des Rammelsberges errichtet. Anfangs diente der Turm zur Überwachung der Gruben, ab 1578 wurde er als Anläuteturm genutzt.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wohnte der Maltermeister in dem Turm. Er verwaltete das für den Bergbaubetrieb benötigte Holz, welches in Maltern gemessen wurde, daher rührte der Name des Turmes.

Herzberger Teich

Um in trockenen Zeiten genügend Aufschlagwasser für die Wasserräder zu haben, wurde 1561 der Herzberger Teich angelegt. Seit 1926 wird dieser als Waldbad betrieben. Bis zur Stilllegung des Bergwerks wurde das Wasser zur Kühlung genutzt, das warme Wasser wurde in den Teich zurückgepumpt und heizte das Schwimmbecken im Waldbad.

Armerzaufbereitung am Bollrich

Bedingt durch das Wirtschaftswunder und die 1950 stark gestiegenen Blei- und Zinkpreise unternahm man im selben Jahr Untersuchungen in den Banderzvorkommen. Nach erfolgreichen Versuchen, diese Armerze (verwertbarer Metallgehalt ca. 25 %), aufzubereiten, wurde 1953 die Banderzaufbereitung am Bollrich oberhalb von Oker in Betrieb genommen. Für die Planung der Anlage war – wie auch bei den heutigen Tagesanlagen am Rammelsberg – der Zechenarchitekt Fritz Schupp verantwortlich.

Die Anbindung der Anlage an das Erzbergwerk Rammelsberg erfolgte über die Grubenbahn durch den Gelenbeeker Stollen, die Abfuhr der Konzentrate zur Bleihütte nach Oker und zur Zinkhütte Harlingerode über eine normalspurige Bahnstrecke.

Verschiedenes

Die Altstadt von Goslar und das Bergwerk Rammelsberg bildeten 2008 das Motiv der jährlich ausgegebenen 100-Euro-Goldmünzen aus der Reihe UNESCO-Welterbe.

Literatur

  • Christoph Bartels; Preussag AG Metall (Hrsg.): Das Erzbergwerk am Rammelsberg. Goslar 1988.
  • Emil Kraume: Tausend Jahre Rammelsberg. Preussag, Goslar 1968.
  • Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz. 2. Auflage. Springer, Berlin 1997, ISBN 3-540-62930-0.
  • Stefan Dützer: Auf stählernen Wegen. Eisenbahnen am Rammelsberg. Goslarsche Zeitung, Goslar 2008, ISBN 978-3-9809704-5-7, S. 184.

Siehe auch

  • Liste von Bergwerken im Harz
  • Liste von Bergwerken in Deutschland
  • Liste der Berge und Erhebungen in Niedersachsen

Weblinks

Aufgeführt in den folgenden Kategorien:
Einen Kommentar posten
Tipps & Hinweise
Sortiere nach:
Alexander Georgiev
1. April 2016
I've now two of the tours in the mine, during different trips - can recommend both (Fire and Water & Mining in 20th Century).
Oceanwide Julia Jung
13. June 2016
Hier wurde - wie an anderen Orten in Goslar - der Film „The Monuments Men – ungewöhnliche Helden“ mit George Clooney, Matt Damon und Bill Murray im Jahre 2013 "unter Tage" und außen gedreht.
Angelisa
23. June 2016
Nós gostamos muito desse passeio - Fizemos o tour completo. Atencao que nem todos os dias da semana tem tour em ingles. Um dos tours eh necessario um agasalho pois o local eh sempre frio.
Michael H
1. April 2018
Die Geschichte des Harzer Erzbergbaus wird anschaulich dargestellt. Unterschiedliche aufpreispflichtige Führungen werden durchgeführt und dabei werden die Fragen der Gäste gern beantwortet.
Jeannette Schroeder
22. February 2014
Ist sehr empfehlenswert und interessant. Es gibt verschiedene Führungen. Wir sind mit der Grubenbahn eingefahren. Man kann aber auch zu Fuß in den Stollen.
Bojana
22. April 2017
Es werden mehrmals täglich öffentliche Führungen angeboten.
Mehr Kommentare laden
foursquare.com

Hotels in der Nähe

Alle Hotels Alles sehen
Novum Hotel Kaiserworth

ab $115

Hotel Der Achtermann

ab $96

Hotel Niedersächsischer Hof

ab $104

Novum Hotel Brusttuch

ab $70

Hotel Die Tanne

ab $108

Apartments Goslar

ab $0

Empfohlene Sehenswürdigkeiten in der Nähe

Alles sehen Alles sehen
Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Kaiserpfalz Goslar

The Imperial Palace of Goslar (German: Kaiserpfalz Goslar) covers an

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Gustav-Adolf-Stabkirche

Die Gustav-Adolf-Stabkirche ist eine Stabkirche in Goslar-Hahnenklee

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Sperberhaier Damm

Der Sperberhaier Damm ist ein Aquädukt des Oberharzer Wasserregals.

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Iberger Tropfsteinhöhle

Die Iberger Tropfsteinhöhle befindet sich im südlichen Niedersachsen b

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Brocken

Der Brocken ist mit 1.141,1 m ü. NN der höchste Berg i

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Kloster Ilsenburg

Das Kloster Ilsenburg ist ein ehemaliges Benediktinerkloster in der

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Kloster Drübeck

Das Kloster Drübeck ist ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster in

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Steinerne Renne

The Steinerne Renne is a waterfall and natural monument near the town

Ähnliche Sehenswürdigkeiten

Alles sehen Alles sehen
Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Moskauer Kreml

Der Moskauer Kreml (Шаблон:RuS; wiss. Transliteration: Mosko

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
La Habana Vieja

La Habana Vieja (span. für Alt-Havanna) ist der historische Stadtkern

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Perito-Moreno-Gletscher

Der Perito-Moreno-Gletscher ist Teil des Campo de Hielo Sur, einem

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Geirangerfjord

Der Geirangerfjord ist einer der bekanntesten Fjorde Norwegens und

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Mosteiro da Batalha

Das Mosteiro da Batalha, auch Kloster von Batalha (portugiesisch:

Alle ähnlichen Orte sehen