Der barocke Königspalast von Caserta (ital. Palazzo Reale, auch Reggia - Schloss - genannt) im italienischen Caserta, etwa 40 Kilometer nördlich von Neapel, ist eines der größten Schlösser Europas und wurde als Residenz der Bourbonen für deren Herrschaft über die Königreiche Neapel und Sizilien errichtet.
Infolge des Wiener Friedens von 1735 wurde der spanische Königssohn Karl König von Sizilien und Neapel. Als Karl IV. war er der erste Herrscher seit 230 Jahren, der seine Residenz in das ihm zugekommene Reich verlegte und es nicht aus der Ferne seines Stammlandes regierte. Unter Karl begannen sich die Künste in Neapel zu entwickeln, doch die Stadt erschien ihm als Hauptstadt nicht repräsentativ genug. Vielen Fürsten des Absolutismus gleich, wünschte er sich eine geplante Stadt als neuen Regierungssitz, die nach dem Beispiel von Versailles Mittelpunkt von Politik, Gesellschaft und Kultur werden sollte. Die Fläche für die neue Palaststadt wurde nördlich von Neapel gefunden. Die Familie Ceatani di Sermoneta besaß dort in der Provinz Caserta umfangreiche Ländereien, die sie jedoch aufgrund ihrer hohen Verschuldung verkaufen mussten. Als Käufer fand sich Karl IV., der das Gebiet 1750 in seinen Besitz nahm und ab 1751 den Bau seiner Residenz beginnen ließ. Zur festlichen Grundsteinlegung am 20. Januar 1752, der gleichzeitig auch der Geburtstag des Monarchen war, sollen zwei Regimenter und mehrere Schwadronen von Reitern Aufstellung in Form des Grundrisses des neuen Palastes bezogen haben.
Als Architekt wurde Luigi Vanvitelli verpflichtet, ein Schüler Filippo Juvarras. Für den Bau des Palastes ließ sich Karl IV. durch das Schloss von Versailles, aber auch durch den Palacio Real von La Granja in seiner Heimat Spanien inspirieren. Der Versailler Palast diente damals als unbedingtes Vorbild für Schlösser in ganz Europa und fand sich in den mächtigen, gleichförmig strukturierten Fassaden von Caserta wieder, während die Anklänge an La Granja - vor allem in den Gärten - den König an seine Heimat erinnern sollten.
Vanvitelli entwarf einen riesenhaften Bau von rechteckigem Grundriss mit den Ausmaßen von 247 × 184 Metern, der kreuzförmig von zwei inneren Flügeln durchbrochen wurde und dem Palast damit vier große Höfe verlieh. Im Inneren des Schlosses gab es Platz für mehr als 1200 Räume und die Fassaden wurden von 1970 Fenstern durchbrochen. Die Stadt- und die Gartenseite des Palastes wurden mit Portalen in der Form von Triumphbögen betont. Der Stadtseite wurde ein ovaler Platz vorgelagert, welcher von niedrigen Seitengebäuden gerahmt werden sollte. Diese Flügel wurden aus Kostengründen jedoch nur zur Hälfte, auf der Seite des Schlosses erbaut. Ebenfalls aus Kostengründen wich man vom ursprünglichen Plan ab, die Eckrisalite mit turmartigen Aufbauten hervorzuheben und über dem kreuzförmigen Mittelbau eine Kuppel zu errichten. Die Hauptarbeiten waren etwa 20 Jahre nach der Grundsteinlegung beendet, bis zur völligen Fertigstellung des Schlosses sollten jedoch fast hundert Jahre vergehen.
Karl IV. hat den riesigen Palast nur selten besucht, schon früh nach Beginn der Bauarbeiten gelangte er 1759 in den Besitz der spanischen Krone und wurde König von Spanien. Da vertraglich geregelt war, dass er nicht beide Königreiche in Personalunion regieren durfte, ging er zurück in die Heimat und überließ die Großbaustelle seinem Sohn Ferdinand IV.
Durch das untere Vestibül gelangt man in das große Treppenhaus, eines der größten Treppenhäuser des Barock überhaupt. Der gewaltige Raum leitet über in das obere Vestibül und die Palastkapelle, hinter der sich die Abfolge der Paradezimmer befindet. Hier sind noch heute viele Möbel aus der Erbauungszeit erhalten und ausgestellt. Die Bibliothek besteht aus drei Räumen, die durch Ferdinands Ehefrau Maria Karolina angelegt wurde, sie umfasst über 10.000 Bände. In den Innenräumen sind heute unter anderem das Museo de’ll Vanvitelliano - in dem es die Geschichte des Schlosses zu bewundern gibt - sowie die Pinakothek mit einer bedeutenden Sammlung von Bourbonenporträts untergebracht. Auch das Hoftheater ist bis heute erhalten.
Zeitgleich mit dem Palast wurde der riesige, über ca. 120 ha große, Schlosspark begonnen. Abweichend vom Vorbild Versailles wünschte Karl IV. einen Garten, der ihn an seine Heimat Spanien erinnern sollte und so wurde der Berghang in Caserta großflächig in den Park integriert, wie er es in kleinerem Maßstab aus dem Schloss von La Granja kannte. Der Barockgarten wurde als Bergpark konzipiert und eine Sichtachse von drei Kilometern Länge führte von der Gartenseite des Schlosses auf den Hang. Die Mitte der Achse wurde mit großen Wasserflächen und Kaskaden geschmückt, die im großen Diana-Brunnen ihren Höhepunkt finden. Die Rasenflächen vor dem Schloss waren ursprünglich als Broderieparterres geplant und angelegt, die barocke Gestaltung ist heute jedoch nur noch in Rudimenten vorhanden. Die ferneren Bereiche des Parks wurden unter Königin Maria Karolina durch einen Englischen Landschaftspark erweitert, der bis heute mit exotischen und seltenen Pflanzen geschmückt ist.
Der Palast war Kulisse für unterschiedliche Filmproduktionen, so wurden in den Innenräumen des Schlosses Teile des Films ', aber auch die Teenagerromanze Cinderella '87 gedreht.