Die Kremlmauer umgibt den Moskauer Kreml. Ein direkt am Roten Platz liegendes Teilstück von ihr, genannt die Nekropole an der Kremlmauer, dient seit dem 20. Jahrhundert auch als Ehrenfriedhof der Sowjetunion. Neben politischen und militärischen Führern des Landes wurden hier auch ausländische Kommunisten wie Clara Zetkin und John Reed beigesetzt.
Auf dem Roten Platz vor der Kremlmauer wurde das Lenin-Mausoleum
errichtet, und zwar direkt vor dem 1491 erbauten Senatsturm. Der
Ehrenfriedhof wurde dahinter angelegt. Heute finden sich entlang
der Befestigung 12 Einzel- und 15 Gemeinschaftserdgräber, während
die Urnen von weiteren 114 Verstorbenen in der Mauer selbst
untergebracht sind. Die Urnen befinden sich zu beiden Seiten des
Senatsturms auf dem gesamten Abschnitt zwischen dem Nikolaus- und
dem Erlöserturm.
Geschichte
Die Verwendung des Roten Platzes als Begräbnisstätte begann im
November 1917, als gegen Ende der Oktoberrevolution zwei
Massengräber für die Opfer des Sturms auf den Kreml (15. November
1917) geschaffen wurden. Vor der Außenmauer des Kreml wurden 238
Bolschewiki beigesetzt. 1919 fand hier mit Jakow Swerdlow erstmals
ein bedeutender Politiker seine Ruhestätte. 1924 wurde das
Lenin-Mausoleum
gebaut, worauf sich die Nekropole schnell zum politisch
bedeutendsten Friedhof der Sowjetunion entwickelte. Seit 1974 gilt
die Nekropole an der Kremlmauer offiziell als Gedenkstätte. Seit
dem Ende der Sowjetunion werden keine neuen Gräber mehr an der
Kremlmauer vergeben.
In jüngster Zeit, insbesondere in den 1990er Jahren, wurde immer
wieder der Versuch unternommen, die Gedenkstätte aus politischen,
religiösen oder anderen Gründen zu liquidieren. Dem steht die
geltende Gesetzgebung gegenüber, die eine Umbestattung gegen den
Willen der Hinterbliebenen verbietet.
Liste
der Grabstätten
Einzelgräber
Die Personen, die zwischen dem Lenin-Mausoleum und der Mauer des
Kremls in einzelnen Erdgräbern beigesetzt wurden, waren meist
Staatsoberhäupter der Sowjetunion (abgekürzt SO),
Generalsekretäre der KPdSU (GS) und/oder bedeutende
Heerführer. Bestattet sind hier (von rechts nach links):
- Konstantin Tschernenko (1911–1985), Politiker (GS,
SO)
- Semjon Budjonny (1883–1973), Marschall
- Kliment Woroschilow (1881–1969), Marschall und Politiker
(SO)
- Andrei Schdanow (1896–1948), Politiker
- Michail Frunse (1885–1925), Heerführer
- Jakow Swerdlow (1885–1919), Revolutionär und Politiker
(SO)
- Leonid Breschnew (1906–1982), Politiker (GS, SO)
- Felix Dserschinski (1877–1926), Revolutionär und Organisator
der Tscheka
- Juri Andropow (1914–1984), Leiter des KGB und Politiker (GS,
SO)
- Michail Kalinin (1875–1946), Politiker (SO)
- Josef Stalin (1879–1953), Politiker (GS), bis 1961
gemeinsam mit Lenin im Mausoleum bestattet
- Michail Suslow (1902–1982), Politiker
Gemeinschaftsgräber
In den Gemeinschaftsgräbern sind größtenteils Rotarmisten,
Milizionäre oder Moskauer Parteifunktionäre beigesetzt, die in den
ersten Jahren nach der Revolution ums Leben kamen, ein Teil von
ihnen durch Attentate. Von vielen sind die Namen nicht oder nicht
vollständig bekannt. Zu den hier Bestatteten gehören aber auch
bedeutende Persönlichkeiten, teilweise Ausländer (in alphabetischer
Reihenfolge):
- Augusta Aasen (1878–1920), norwegische
sozialdemokratische Politikerin der Arbeiderpartiet
- Inessa Armand (1874–1920), Revolutionärin französischer
Abstammung
- Michail Janyschew (1884–1920), Revolutionär,
Bürgerkriegsteilnehmer, Tscheka- und WZIK-Mitglied
- Lew Karpow (1879–1921), Revolutionär und Organisator der
sowjetischen chemischen Industrie
- Iwan Konstantinow (1887–1921), bulgarischer
Kommunist
- Wassili Lichatschow (1882–1924), Revolutionär und
Politiker
- Nəriman Nərimanov (Nariman Narimanow, 1870–1925), aserbaidschanischer
Schriftsteller und Politiker, nach ihm ist die Stadt Narimanow
benannt
- Wiktor Nogin (1878–1924), Revolutionär und Politiker, nach ihm
sind die Stadt Noginsk und der
Moskauer Platz (sowie früher zwei Metrostationen) Ploschtschad
Nogina benannt
- Wadim Podbelski (1887–1920), Revolutionär und Politiker, nach
ihm ist die Moskauer Straße und Metrostation Uliza
Podbelskowo benannt
- John Reed (1887–1920), US-amerikanischer Journalist und
Kommunist
- Iwan Russakow (1877–1921), Mediziner und Revolutionär
- Alexander Safonow (1871–1919), Revolutionär und
Bürgerkriegsteilnehmer
- Wladimir Sagorski (1883–1919), Revolutionär und Politiker, nach
ihm war von 1930 bis 1991 die Stadt Sergijew
Possad als Sagorsk benannt
- Iwan Schilin (1871–1922), Revolutionär und Tscheka-Mitglied,
Vertrauter Dserschinskis
- Fjodor Sergejew („Genosse Artjom“; 1883–1921), Revolutionär und
Politiker, der bei der Erprobung eines flugzeugmotorbetriebenen
Eisenbahntriebwagens ums Leben kam; mit ihm starben unter anderen
der Konstrukteur des Wagens Walerian Abakowski (* 1895) und
die deutschen Kommunisten Otto Strupat (* 1893) sowie Oskar
Helbrich (* 1884, auch Hellbrück), die ebenfalls hier
beigesetzt sind
- Anton Stankewitsch (1862–1919), Generalmajor und
Bürgerkriegsheld
- Pjotr Woikow (1888–1927), Revolutionär und Parteifunktionär,
nach ihm ist die Moskauer Metrostation Woikowskaja
benannt
- Wazlaw Worowski (1871–1923), Literaturkritiker, Publizist und
einer der ersten sowjetischen Diplomaten. Worowski wurde im Mai
1923 in Rom ermordert.
Urnengräber
Die meisten Personen, die an der Kremlmauer ein Urnen-Ehrengrab
erhielten, wurden im Krematorium auf dem neuen Donskoi-Friedhof
eingeäschert. Es war das erste Krematorium in Moskau und wurde
Anfang der 1920er-Jahre eingerichtet, indem eine ehemalige Kirche
für Feuerbestattungen umgebaut wurde. Es wurde bis Mitte der
1970er-Jahre betrieben und war bis dahin auch das einzige
Krematorium der sowjetischen Hauptstadt.
Rechte
Seite
(von rechts nach links)
- William Dudley Haywood (1869–1928), radikaler US-amerikanischer
Gewerkschafter
- Jenő Landler (1875–1928), ungarischer
Kommunist
- Arthur MacManus (1889–1927), britischer
Gewerkschafter
- Charles Ruthenberg (1882–1927), Gründer der Kommunistischen
Partei der USA
- Miron Wladimirow (1879–1925), Revolutionär und Politiker
- Dmitri Ustinow (1908–1984), Marschall und Verteidigungsminister
der Sowjetunion
- Leonid Kostandow (1915–1984), Politiker
- Arvīds Pelše (Arwid Pelsche, 1899–1983), lettisch-sowjetischer
Politiker
- Hovhannes Baghramjan (Iwan Bagramjan; 1897–1982), Marschall der
Sowjetunion
- Alexei Kossygin (1904–1980), Politiker
- Fjodor Kulakow (1918–1978), Politiker
- Mstislaw Keldysch (Mstislavs Keldišs; 1911–1978),
lettisch-sowjetischer Mathematiker, Aerodynamik- und
Raumfahrttheoretiker
- Alexander Wassilewski (1895–1977), Marschall der
Sowjetunion
- Georgi Schukow (1896–1974), Marschall und Verteidigungsminister
der Sowjetunion
- Sergei Kamenew (1881–1936), Heerführer
- Alexander Karpinski (1846–1936), Geologe und Präsident der
Akademie der Wissenschaften
- Fritz Heckert (1884–1936), deutscher
Kommunist
- Iwan Towstucha (1889–1935), Sekretär Stalins
- Pjotr Smidowitsch (1874–1935), Revolutionär und Politiker
- Walerian Dowgalewski (1885–1934), Revolutionär und
Diplomat
- Wjatscheslaw Menschinski (1874–1934), Revolutionär, Politiker
und Leiter der GPU
- Alexander Steingart (1887–1934), Politiker
- Ilja Ussyskin (1910–1934), Ballonfahrer,
verunglückt mit dem Stratosphärenballon Ossoawiachim 1
- Andrei Wassenko (1899–1934), Ballonkonstrukteur, verunglückt
mit Ossoawiachim 1
- Pawel Fedossejenko (1898–1934), Ballonfahrer, verunglückt mit
Ossoawiachim 1
- Anatoli Lunatscharski (1875–1933), Kulturpolitiker
- Sen Katayama (1859–1933), japanischer
Kommunist
- Abram Golzman (1894–1933), Revolutionär und Politiker, erster
Leiter der sowjetischen zivilen Luftfahrtgesellschaft
- Pjotr Baranow (1892–1933), Revolutionär, Militär- und
Parteifunktionär
- Sergei Gussew (1874–1933), Revolutionär und Politiker
- Alexei Swiderski (1878–1933), Revolutionär und Politiker
- Michail Olminski (1863–1933), Revolutionär, Historiker,
Literaturkritiker und Publizist
- Alexander Stopani (1871–1932), Revolutionär und Politiker
- Kuprijan Kirkisch (1888–1932), Revolutionär und Politiker
- Michail Pokrowski (1868–1932), Marxist und Historiker
- Pēteris Stučka (Peter Stucka, Pjotr Stutschka; 1865–1932),
lettisch-sowjetischer Politiker
- Juri Larin (Michail Salmanowitsch Lurie; 1882–1932),
Revolutionär, Politiker, Ökonom und Publizist
- Wladimir Triandafillow (1894–1931), Militärtheoretiker
- Michail Michailow-Iwanow (1894–1931), Revolutionär und
Wirtschaftspolitiker
- Iwan Lepse (Janis Lepse; 1889–1929), lettisch-sowjetischer
Revolutionär, Gewerkschafter und Politiker
- Iwan Skworzow-Stepanow (1870–1928), Revolutionär, Historiker,
Ökonom und Politiker
- Alexander Zjurupa (1870–1928), Revolutionär und Politiker
- Leonid Krassin (1870–1926), Revolutionär und Politiker
- Clara Zetkin (1857–1933), deutsche Politikerin und
Frauenrechtlerin
Linke
Seite
(von rechts nach links)
- Grigori Ordschonikidse („Sergo“; 1886–1937), Politiker
- Sergei Kirow (1886–1934), Politiker
- Walerian Kuibyschew (1888–1935), Politiker
- Maxim Gorki (1868–1936), Schriftsteller
- Marija Uljanowa (1878–1937), Revolutionärin und Politikerin,
Schwester Lenins
- Waleri Tschkalow (1904–1938), Pilot
- Nadeschda Krupskaja (1869–1939), Revolutionärin und
Politikerin, Ehefrau Lenins
- Anatoli Serow (1910–1939), Pilot und Offizier
- Polina Ossipenko (1907–1939), Pilotin
- Marina Raskowa (1912–1943), Pilotin
- Grigori Krawtschenko (1912–1943), Pilot und
Generalleutnant
- Konstantin Pamfilow (1901–1943), Politiker
- Jemeljan Jaroslawski (1878–1943), Revolutionär, Politiker und
Journalist
- Klawdija Nikolajewa (1893–1944), Revolutionärin, Politikerin
und Gewerkschafterin
- Boris Schaposchnikow (1882–1945), Marschall der
Sowjetunion
- Alexander Schtscherbakow (1901–1945), Politiker und
Generaloberst
- Wladimir Potjomkin (1878–1946), Pädagoge und Diplomat
- Wassili Wachruschew (1902–1947), Wirtschaftspolitiker
- Rosalija Semljatschka (1876–1947), Revolutionärin und
Politikerin
- Fjodor Tolbuchin (1894–1949), Marschall der Sowjetunion
- Michail Wladimirski (1874–1951), Politiker
- Alexander Jefremow (1904–1951), Politiker
- Lew Mechlis (1889–1953), Revolutionär und Politiker
- Matwei Schkirjatow (1883–1954), Politiker
- Anatoli Kusmin (1903–1954), Wirtschaftspolitiker
- Andrei Wyschinski (1883–1954), Jurist und Politiker
- Leonid Goworow (1897–1955), Marschall der Sowjetunion
- Pawel Judin (1902–1956), Wirtschaftspolitiker
- Iwan Lichatschow (1896–1956), Organisator der sowjetischen
Autoindustrie
- Iwan Nossenko (1902–1956), Politiker und Konteradmiral
- Awraami Sawenjagin (1901–1956), Generalleutnant und Politiker,
einer der Leiter des Gulag
- Wjatscheslaw Malyschew (1902–1957), Politiker und
Generaloberst
- Sergei Schuk (1892–1957), Wasserbautechniker, Bauleiter großer
Kanalbauprojekte der Sowjetunion
- Grigori Petrowski (Grygorij Petrowskyj; 1878–1958),
ukrainisch-sowjetischer Revolutionär und Politiker
- Iwan Tewossjan (1902–1958), Politiker
- Gleb Krschischanowski (1872–1959), Revolutionär und Politiker,
Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften
- Igor Kurtschatow (1903–1960), Physiker, „Vater“ der
sowjetischen Atombombe
- Mitrofan Nedelin (1902–1960), Marschall der Sowjetunion
- Michail Chrunitschew (1901–1961), Politiker
- Boris Wannikow (1897–1962), Politiker und Generaloberst
- Andrei Chruljow (1892–1962), Politiker und Armeegeneral
- Nikolai Dygai (1908–1963), Politiker
- Wladimir Kutscherenko (1909–1963), Bauingenieur und
Politiker
- Otto Wille Kuusinen (1881–1964), finnisch-sowjetischer
Politiker
- Sergei Birjusow (1904–1964), Marschall der Sowjetunion
- Frol Koslow (1908–1965), Politiker
- Sergei Kuraschow (1910–1965), Gesundheitspolitiker und
Publizist
- Sergei Koroljow (1907–1966), Raketenkonstrukteur, „Vater“ der
sowjetischen Raumfahrt
- Alexander Rudakow (1910–1966), Politiker
- Nikolai Ignatow (1901–1966), Politiker
- Jelena Stassowa (1873–1966), Revolutionärin und
Politikerin
- Rodion Malinowski (1898–1967), Marschall und
Verteidigungsminister der Sowjetunion
- Wladimir Komarow (1927–1967), Kosmonaut, verunglückt mit
Sojus 1
- Nikolai Woronow (1899–1968), Marschall
- Juri Gagarin (1934–1968), erster Kosmonaut
- Wladimir Serjogin (1922–1968), Pilot und Oberst, verunglückte
mit Juri Gagarin
- Wassili Sokolowski (1897–1968), Marschall der Sowjetunion
- Konstantin Rokossowski (1896–1968), Marschall der Sowjetunion
und Polens
- Kirill Merezkow (1897–1968), Marschall der Sowjetunion
- Semjon Timoschenko (1895–1970), Marschall der Sowjetunion
- Andrei Jerjomenko (1892–1970), Marschall der Sowjetunion
- Nikolai Schwernik (1888–1970), Politiker
- Georgi Dobrowolski (1928–1971), Kosmonaut, verunglückt mit
Sojus 11
- Wladislaw Wolkow (1935–1971), Kosmonaut, verunglückt mit
Sojus 11
- Wiktor Pazajew (1933–1971), Kosmonaut, verunglückt mit Sojus
11
- Matwei Sacharow (1898–1972), Marschall der Sowjetunion
- Nikolai Krylow (1903–1972), Marschall der Sowjetunion
- Iwan Konew (1897–1973), Marschall der Sowjetunion
- Andrei Gretschko (1903–1976), Marschall der Sowjetunion
- Iwan Jakubowski (1912–1976), Marschall der Sowjetunion