Das Nationalmuseum Bangkok (Thai: พิพิธภัณฑสถานแห่งชาติ พระนคร - [pʰí-pʰí-tʰa-pʰan-tʰót-tʰăːn-hɛ̀ŋ-ʧâːt pʰrá-nákʰon]) ist das erste von mehreren Nationalmuseen Thailands. Es liegt in der „Altstadt“ von Bangkok, auf der sog. Rattanakosin-Insel, nördlich des Phra Borom Maharadscha Wang, des „Großen Palastes“, am zentralen Sanam Luang im Bangkoker Bezirk Phra Nakhon.
Geschichte
Das allererste Museum in Thailand wurde von König Mongkut (Rama
IV.) eingerichtet. Er ließ 1862 auf dem Gelände des Großen Palastes
ein Gebäude bauen, um seine Sammlung von Kunstobjekten und
Antiquitäten aufzubewahren. Das Gebäude hieß „Prapat Bibidhabanda“
und stand auf dem Platz, an dem sich heute die „Sivilai Maha Prasat
Halle“ befindet.
Das erste öffentliche Museum ließ König Chulalongkorn (Rama V.)
1874 ebenfalls auf dem Palastgelände in der „Concordia Hall“, dem
späteren „Sala Sahathai Samakhom“, einrichten. Nach dem Tode des
letzten Uparatcha im August 1885 stand sein Palast, der sog.
„Vordere Palast“ (Phra Ratcha Wang Bowon Sathan Mongkon, Thai:
พระราชวังบวรสถานมงคล - kurz
Wang Na) leer. König Chulalongkorn ließ 1887
Ausstellungsstücke aus der Concordia Hall in den Wang Na
transportieren, wo er die vorderen drei Gebäude als neuen Standort
ausersah. Am 4. Dezember 1889 wurde durch ein königliches Dekret
der Wang Na zum Museum erklärt unter der Schirmherschaft des
Erziehungs-Ministeriums. Zum Verwaltungsgebäude des soeben neu
eingerichteten Ministeriums wurde 1892 das Gebäude des heutigen
National-Theaters ernannt, welche ebenfalls auf dem Gebiet des
ehemaligen Wang Na lag. Das Museum hatte zweimal in der Woche
geöffnet. Es wurden Antiquitäten und Kunstobjekte ausgestellt,
Kataloge wurden sowohl in Thai als auch in Englisch
herausgegeben.
Am 19. April 1926 richtete König Prajadhipok (Rama VII.) das
Royal Institute ein, und bestimmte Prinz Damrong Rajanubhab zu
seinem Präsidenten. Das Royal Institute siedelte sich im nördlichen
Teil des Wang Na an, es übernahm anschließend Verwaltung des
„Bangkok Museum“, wie es ab sofort genannt wurde, und auch der
„Bangkok Library“ (Bangkok Bibliothek). Die Gebäude des
Museums wurden repariert und renoviert, so dass am 10. November
1926 zum Geburtstag des Königs die beiden neuen Institutionen in
einer feierlichen Zeremonie eingeweiht werden konnten.
Im Laufe der Jahre befanden sich die Museumsgebäude in sehr
schlechtem Zustand, so dass 1930 bereits Einsturz-Gefahr bestand.
Da keine Mittel zur Verfügung standen, wurden zahlreiche
Teakholz-Stämme benutzt, um die Dächer abzustützen. Nach dem Putsch
von 1932 wurde am 3. Mai 1933 das Fine Arts Department (etwa:
Ministerium der Schönen Künste) eingerichtet. Die Verwaltung
des Bangkok Museum und der Vajiranyana Library wurde an das
Ministerium übertragen. Gleichzeitig wurde das Bangkok Museum in
„National Museum“ umbenannt, die Vajiranyana Library wurde zur
„National Library“ (Nationalbibliothek).
Erst Anfang der 1950er Jahren konnten genug Mittel
bereitgestellt werden, um die Gebäude des Museums zu reparieren und
nach 20 Jahren die provisorischen Stützbalken zu entfernen. Die
Restaurierung war erst 1952 abgeschlossen.
Sehenswürdigkeiten
- Die Buddhai-Sawan-Kapelle wurde vom ersten Uparatcha
1792 erbaut. Hier steht noch heute die Buddha-Statue Thailands, die
nach dem Smaragd-Buddha am meisten verehrt wird: der legendäre Phra
Puttha Sihing. Bei bestimmten buddhistischen Feiertagen wird diese
Statue mit ihrem Thron für die Öffentlichkeit auf dem Sanam Luang
aufgestellt. Bemerkenswert sind außerdem die alten Wandmalereien in
der Kapelle, welche zu den ältesten in Bangkok gehören.
-
Bronze-Zeitalter: Zahlreiche Fundstücke aus der Gegend
um Ban Chiang sind in
der Sivamokkha Phiman Halle ausgestellt. Besonders sehenswert ist
eine kleine, etwa acht Zentimeter hohe Pfauen-Figur, welche
aufgrund ihrer einfachen Formgebung schon fast als modern angesehen
werden kann.
-
Dvaravati-Kunst: im relativ neuen Südflügel des Museums
sind Kunstwerke aus der Dvaravati-Zeit zu sehen, darunter mehrere
Gesetzesräder (Dharmachakra, Durchmesser bis zu 1,80 Meter).
Eindrucksvoll ist die 3,80 Meter hohe, sitzende Buddha-Statue
des Phra Puttha Narachet.
-
Sukhothai: Zahlreiche Buddha-Statuen aus der
Sukhothai-Zeit sind im relativ neuen Nordflügel ausgestellt. Hier
steht ebenfalls das Original der Stele von König Ramkhamhaeng, auf
der zum ersten Male die Thailändische Schrift dargestellt ist. Zu
sehen sind auch einige Statuen hinduistischer Gottheiten (z.B. die
1,50 Meter hohe Uma oder der 2,70 Meter hohe Vishnu,
beide aus teilweise vergoldeter Bronze) im typischen Sukhothai-Stil
(siehe Buddha-Statue (Thailand)).
-
Ayutthaya: ein 1,50 Meter hoher Buddha-Kopf aus
Bronze aus der Ayutthaya-Zeit ist neben weiteren mittelgroßen und
kleinen Skulpturen ebenfalls im Nordflügel zu sehen.
-
Kunsthandwerk: unzählige Beispiele von traditionellem
thailändischen Kunsthandwerk sind ausgestellt: Gebrauchsgegenstände
des Königs mit Perlmutter-Einlegearbeiten oder mit Niello verziert,
Bücherschränke aus Klöstern und dem Königshaus mit
Schwarzgoldlack-Malerei versehen, Silber- und Goldarbeiten,
Schnitzarbeiten aus Elfenbein. Besonders eindrucksvoll ist eine
über ein Meter hohe, aus Teak geschnitzte, elegante Figur einer
Kinnari aus dem 17. Jahrhundert.
-
Königliche Bestattungswagen: Ein eigenes Gebäude ist den
grandiosen königlichen Bestattungswagen gewidmet, die aus Teak
hergestellt, mit vergoldten Holzschnitzereien verziert, bis zu
15 m hoch und bis zu 40 t schwer sind. Das älteste Modell
stammt aus dem Jahr 1795. Vier Gruppen von insgesamt 216 Soldaten
ziehen diese Wagen vom Tempel, wo der Verstorbene aufgebahrt worden
war, in einer Prozession zum Einäscherungsplatz (meist dem Sanam
Luang). Zuletzt wurde einer dieser Wagen bei der Beisetzung der
Königinmutter am 8. März 1996 benutzt. (siehe Weblinks)
-
Pavillons: zahlreiche offene Pavillons (Sala)
sind auf dem Museumsgelände verteilt. Direkt am Eingang gelegen,
fällt der zierliche Long Song Pavillon aus der Zeit von König
Vajiravudh ins Auge, schräg hinter der Buddhaisawan Kapelle liegt
der kürzlich renovierte Samran-Mukhamat-Pavillon.
Siehe auch: Nationalmuseum in Thailand
Quellen
- Dhanit Yupo: The Development of National Museums in
Thailand. 3. Aufl. Bangkok: The Fine Arts Department 1990.
(Thai culture ; 24)
- The National Museum Volunteers Group: Treasures from The
National Museum Bangkok. Bangkok 1995.
Weblinks
- Homepage thailändischer Nationalmuseen:
- Zu den Bestattungswagen: