Das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin ist eine der größten überregionalen archäologischen und prähistorischen Sammlungen der Alten Welt. Es befand sich von ca. 1960 bis 27. April 2009 im Langhans-Baus (ehemaliges Schlosstheater) des Schloss Charlottenburg. Seit Oktober 2009 ist die Sammlung im Neuen Museum auf der Museumsinsel zu besichtigen.
Neben einer ständigen Ausstellung werden regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt. Dem Museum angeschlossen ist eine Fachbibliothek zur Vor- und Frühgeschichte mit 50.000 Bänden. Außerdem ist das Museum u. a. Sitz der Kommission zur Erforschung von Sammlungen archäologischer Funde und Unterlagen aus dem nordöstlichen Mitteleuropa und eines Projekts zur Erforschung altägyptischer Kalender.
Die Sammlung des Museums geht zurück auf das Kunstkabinett der Hohenzollern, die ab 1830 im Schloss Monbijou eine Sammlung alter Fundstücke als „Museum Vaterländischer Altertümer“ aufgebaut hatten. Die Sammlung hatte später ihren Sitz zunächst im Neuen Museum, ab 1886 im Museum für Völkerkunde in der Prinz-Albrecht-Straße und ab 1921 im Martin-Gropius-Bau, der 1931 in das Staatliche Museum für Vor- und Frühgeschichte umgewandelt wurde. Zu den bedeutendsten Förderern und Beiträgern der Sammlung gehören Rudolf Virchow und Heinrich Schliemann.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten Teilbestände des Museums als Beutekunst nach Russland.
Der Umzug des Museums in das Schloss Charlottenburg erfolgte 1960. Nach der Wende wurden zahlreiche Exponate, die bis dahin im Ost-Berliner Museum für Ur- und Frühgeschichte eingelagert waren, in den Bestand aufgenommen. Am 26. April wurde die Ausstellung im Langhans-Bau geschlossen. Die Werkstätten bleiben vorerst am alten Standort.
Ab Herbst 2009 wird ein Teil der ur- und frühgeschtlichen Dauerausstellung im Neuen Museum zu sehen sein.[1]
Das Museum kann in Form eines Rundgangs besucht werden. Dieser führt durch die folgenden Säle:
Das Rudolf-Virchow-Studio (Saal 1) ist didaktisch ausgerichtet mit Schwerpunkt auf Schulklassen. Er gibt einen anschaulichen Überblick mit praktischen Beispielen über die Technikgeschichte der Stein-, Bronze- und Eisenzeit und ist mit einer PC-Station, einem Vortragsraum und ist mit einem separaten Eingang für Schulklassen ausgestattet.
Der Schliemann-Saal (Saal 2) beherbergt Funde der Bronze- und der Eisenzeit vom Mittelmeer bis nach Mittelasien und China. Von besonderer Bedeutung ist die Sammlung von Funden aus Troja von Heinrich Schliemann. Auch die Zypernsammlung des Archäologen Max Ohnefalsch-Richters ist von internationalem Rang.
Im Stein- und Bronzezeit-Saal (Saal 3) werden Funde dieser Epoche aus Europa dargestellt. Zu sehen sind Artefakte der steinzeitlichen Fundstellen von Combe Capelle und Le Moustier, Kunsterzeugnisse der Eiszeit sowie die Entwicklung der paläo- und mesolithischen Werkzeuge. Außerdem werden die neolithischen Kulturen Europas von der Bandkeramik- bis zur Glockenbecherkultur vorgestellt. Darüber hinaus sind im Abschnitt zur Bronzezeit Exponate ausgestellt, die die Entwicklung der Metallurgie und des Kults und der Bestattungsriten veranschaulichen. Geografisch reichen die Fundplätze dabei von Westeuropa, Norddeutschland und Skandinavien, dem östlichen Mitteleuropa, dem Alpen- und Donauraum bis nach Oberitalien.
Der Goldsaal (Saal 4) beherbergt wertvolle Edelmetallfunde der Bronzezeit, darunter vor allem den Berliner Goldhut.
In Saal 5 findet man Ausstellungsstücke aus dem Zeitraum vom Beginn der Eisenzeit bis zum Mittelalter. Dies beginnt mit Funden aus der Hallstatt-Periode aus dem Alpenraum und dem Brustpanzer von Sticna, gefolgt von Fundstücken aus der Zeit der Kelten, der Germanen und der Römer. Schließlich ist das Mittelalter durch die Ausstellung von Münzen, Kleidungsstücken, Waffen und anderen Gegenständen dokumentiert.