Wat Benchamabophit (vollständiger Name: Wat Benchamabophit Dusitwanaram Ratchaworawihan, Thai: วัดเบญจมบพิตร ดุสิตวนาราม ราชวรวิหาร, zu deutsch etwa: „Tempel des fünften Königs“) ist ein buddhistischer Tempel (Wat) im Bezirk Dusit der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Er ist auch unter dem Namen „Marmor-Tempel“ bekannt. Er wird außerdem eine Touristenattraktion. Im Jahre 2005 wurde Wat Benchamabophit der UNESCO für die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit vorgeschlagen.
Geschichte
Wat Benchamabophit wurde auf dem Gelände eines alten Tempels
gebaut. Dieser war recht klein und hieß Wat Laem (Thai:
วัดแหลม), was so viel wie „Landzunge“
bedeutet, da er auf einem schmalen Streifen Land zwischen den
„Gärten“ und Reisfeldern stand.
Im Jahre 1827, zur Regierungszeit von König Phra Nang Klao
(Rama III.) revoltierte der Prinz Anuwong von Vientiane
gegen das siamesische Königreich. Mit einem Trick konnte er seine
Armee sicher bis nach Khorat
bringen; die Bevölkerung versorgte ihn sogar mit Lebensmitteln. Er
gab nämlich vor, Siam in einem möglichen Krieg gegen die Europäer
unterstützen zu wollen. Denn dies war die Zeit des Ersten
Britisch-Birmanischen Krieges; die britische Regierung hatte soeben
Captain Henry Burney nach Siam geschickt, um einen Vertrag
auszuhandeln. Als Prinz Anuwong Khorat erreichte und die Stadt im
Handstreich eingenommen hatte, gab er sich als Rebell zu erkennen.
Er habe vor, prahlte er, als Nächstes Bangkok einzunehmen. König
Nang Klao setzte eine Armee in Richtung Khorat in Marsch, während
in Bangkok Vorbereitungen zur Verteidigung getroffen wurden. Es
wurden Spähposten entlang der Reisfelder von Hua Lamphong bis nach
Samsen aufgestellt. Die Verteidigungstruppen unter dem Kommando von
Prinz Bibith Bhogabhubendra, einem Sohn von König Phra Phuttaloetla
(Rama II.), schlugen ihr Hauptquartier in Samsen auf
dem Gelände des Wat Laem auf. Innerhalb weniger Tage jedoch konnten
Anuwongs Truppen nahe Khorat besiegt und die Rebellion zerschlagen
werden. Aus Dankbarkeit gegenüber Wat Laem ließ Prinz Bibith diesen
restaurieren, und zusammen mit vier seiner Brüder errichtete er
fünf Chedis vor dem Tempel, der zu jener Zeit noch ein kleiner
Dorftempel war. Später gab ihm König Mongkut (Rama IV.)
den Namen Wat Benchabophit, welches „Tempel der fünf
Prinzen“ bedeutete.
Im Jahre 1898 hatte König Chulalongkorn (Rama V.)
die Idee, vor der Stadt einen neuen königlichen Palast
(Dusit-Palast) mit einem weitläufigen Garten anlegen zu lassen, um
dort seine Wochenenden zu verbringen. Er ließ ein Gelände zwischen
dem Samsen- und dem Phadung-Krung-Kasem-Kanal aufkaufen, welches
damals nur aus Reisfeldern und Obstgärten bestand. Zwei alte Tempel
befanden sich auf diesem Gelände: ein verfallener Tempel und ein
verwaister Tempel, in dem nur noch ein einziger Mönch wohnte. Die
Bauarbeiten begannen am 16. Februar 1899. Als er am 1. März 1900
fertiggestellt war, gab ihm der König den Namen Suan Dusit
(„Himmlischer Garten“). Der König entschied, als Ersatz für die
beiden alten Tempel den am südlichen Rande des Gartengeländes
liegenden Wat Benchabophit viel größer neu aufzubauen. Als
Architekten bestimmte er seinen Halbbruder Prinz Narit
Ranuvattivongse, der sich bereits einen Namen als Künstler gemacht
hatte. Zuerst wurden Kutis gebaut, um 33 Mönche und Novizen zu
beherbergen – die Anzahl der Kutis ergab sich aus dem Alter des
Königs zu diesem Zeitpunkt. Eine temporäre Uposatha-Halle aus Holz
wurde ebenfalls errichtet, um dort die nötigsten religiösen
Zeremonien abzuhalten. Als Namen für diesen renovierten Tempel
wählte er Wat Benchamabophit: „Tempel des fünften
Königs“.
Als die Kutis fertiggestellt worden waren, lud der König
33 Mönche und Novizen aus dem Wat Mahathat (nahe dem
Königspalast) ein, sich hier niederzulassen. In einer langen
Prozession begaben sie sich am 6. Dezember 1900 zum Wat
Benchamabophit. Anschließend verlieh der König dem Tempel den Titel
Dusitwanaram, so dass der vollständige Name nun lautete
Wat Benchamabophit Dusitwanaram.
Die Bauarbeiten zum neuen Ubosot waren noch nicht abgeschlossen,
als König Chulalongkorn am 23. Oktober 1910 verstarb. Seine Asche
wurde von seinem Sohn König Vajiravudh (Rama VI.) – wie
er es sich gewünscht hatte – im Marmor-Sockel des Phra
Phutthachinnarat, der Haupt-Buddha-Statue des Tempels,
beigesetzt.
Sehenswürdigkeiten
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Die Uposatha-Halle (Ubosot) ist ein Bau mit einem
kreuzförmigen Grundriss. Das Dach ist dreistufig gestaffelt und mit
Reihen goldgelb glasierter chinesischer Ziegel bedeckt. Der jeweils
letzte Ziegel einer Reihe an den Traufen stellt einen himmlischen
Engel dar, der mit zusammengelegten Händen dem Betrachter die
traditionelle thailändische Ehrerbietung Wai darbringt. Das ganze
Gebäude ist außen mit weißem italienischem Carrara-Marmor
verkleidet, daher bekam der Tempel den Beinamen „Marmortempel“. Der
italienische Architekt Mario Tamagno, zu jener Zeit beim Bauamt der
Stadt Bangkok angestellt, unterstützte Prinz Narit bei der
Ausführung. Der Giebel der östlichen Vorhalle wird von vier
Marmor-Säulen getragen, beim Eingang stehen zwei Löwenstatuen aus
Marmor, die von Khun Saphon Pradit nach einem Entwurf von Prinz
Narit geschaffen wurden. Die vier Giebelfelder sind mit den
Symbolen der Chakri-Könige und des Buddhismus geschmückt. Die
Eingangs-Türen sind außen mit Reliefs von Devas aus getriebenem
Kupfer verziert, innen auf den Türen sind ähnliche Gottheiten in
Gold auf schwarzem Lack – in der so genannten
Schwarzgoldlack-Technik – gemalt. Die Fensterläden sind außen mit
dämonischen Wächterfiguren ebenfalls aus Kupfer, innen mit den
gleichen Figuren in Schwarzgoldlack-Technik verziert. Im Jahr 1954
wurde die obere Hälfte der Fenster durch Glasfenster ersetzt. Diese
wurden von Florentinischen Glasmalern im Auftrag von Prinz Chula
Chakrabongse mit thailändischen Motiven bemalt wurden.
- Der Phra Phutthachinnarat ist die Haupt-Buddha-Statue im
Ubosot. Sie ist eine Kopie der gleichnamigen Statue des Wat Phra
Sri Rattana Mahathat in Phitsanulok. Sie ist in Bronze gegossen,
als Rohmaterial wurden 2,5 t Bronze verarbeitet. Die
Spannweite in Kniehöhe beträgt 1,90 m. Sie sitzt in der so
genannten indischen oder heroischen Pose (virasana), das
rechte Bein über das linke gelegt. Seine linke Hand liegt mit der
Handfläche nach oben in seinem Schoß. Seine rechte Hand liegt auf
dem rechten Knie, die Finger zeigen nach unten: Diese Handhaltung
symbolisiert die Niederlage des Dämonen Mara, bei der der Buddha
die Erde als Zeugin für seinen Weg anrief. Diese Handhaltung wird
Bhumisparsa Mudra genannt (wörtlich: Berühren der Erde,
Thai: Sadung Mara). In einer Prozession durch die Kanäle Bangkoks
wurde die fertige Statue am 12. Dezember 1901 mit einem Boot zum
Ubosot gebracht, dessen Vorderseite zu diesem Zweck noch offen
gelassen worden war. Die Einweihungszeremonie wurde am 13. Dezember
1901 unter Vorsitz von König Chulalongkorn durchgeführt.
-
Der Wandelgang (Phra Rabiang) umgibt einen mit
quadratischen Marmorplatten ausgelegten Hof, dessen östliche Seite
vom Ubosot gebildet wird. Der ebenfalls mit Marmorplatten
ausgelegte Wandelgang mit den Eckpavillons entspricht denen der
Uposatha-Halle. Er hat ebenfalls ein dreistufiges Dach, welches mit
goldgelben Ziegeln gedeckt ist.
König Chulalongkorn hatte den Entschluss gefasst, in den Galerien
des Wandelgangs die besten Buddha-Statuen aus Stein und Bronze
aufzustellen, die man überall im Lande auftreiben konnte, um eine
vollständige Ikonographie präsentieren zu können. Er betraute mit
dieser Aufgabe den Prinzen Damrong Rajanubhab, der in einem Artikel
des Siam Society Journal beschreibt, wie er jahrelang fünfzig
verschiedene Statuen gesammelt hat. Erschwerend kam hinzu, dass die
Plastiken drei Bedingungen genügen sollten:
- alle Figuren sollten von künstlerischem Wert sein,
- alle Figuren sollten unterschiedlich sein,
- alle Figuren sollten die gleiche Größe haben.
So wurde zuerst im ganzen Land, dann auch im Ausland nach antiken
Statuen gesucht und sie in den Tempel gebracht. War eine Statue
jedoch zu klein oder zu groß, so wurde eine Kopie in der
geforderten Größe hergestellt. Für die Herstellung dieser Kopien
bewarben sich viele Privatpersonen, die sich durch diese Tat viele
Verdienste für ihr nächstes Leben versprachen. Die letzte Plastik
konnte im Todesjahr von König Chulalongkorn aufgestellt werden. Auf
diese Weise ist die Sammlung der Buddha-Statuen im Wandelgang des
Wat Benchamabophit repräsentativ für die Entwicklung religiöser
Kunst in Thailand. Kleine Plaketten an den Sockeln der Statuen
geben Erläuterungen zur Echtheit und zum jeweiligen Kunst-Stil.
Beispielsweise sind sitzende Buddhas aus der Chiang Saen-Epoche zu
sehen, ein schreitender Buddha, der zum Symbol des Sukhothai-Stil
wurde, Kopien japanischer Buddhas, sowie zwei Buddhas aus
Bagan und
Rangun.
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Der Bodhi-Baum (Pappelfeige) steht östlich des
Wandelgangs . Prinz Damrong Rajanubhab war im Jahre 1891 auf
Pilgerfahrt durch Indien in Bodhgaya angekommen, wo ihm der
Gouverneur von Gaya drei Ableger des dortigen Bodhi-Baumes als
Geschenk für den thailändischen König überreichte. Diese wurden bei
seiner Rückkehr nach Thailand zunächst am königlichen Sommerpalast
auf Koh Sichang nahe Siracha in der Provinz Chonburi eingepflanzt.
Nach einigen Jahren waren sie so gut gediehen, dass König
Chulalongkorn einen der Ableger am 2. August 1900 im Wat
Benchamabophit umpflanzen konnte. Dieser kann nach über 100 Jahren
noch immer hier besichtigt werden.
- Der Kanal mit drei Brücken wurde im Jahre 1900
ausgehoben. Er dient zur Trennung von Phutthawat und
Sangkhawat, dem „heiligen Bereich“ und dem Wohnbereich der
Mönche. Bäume wurden entlang des Kanals gepflanzt und zwölf
chinesische Steinplastiken aufgestellt. Am Ufer stehen
Wasser-Pavillons (Sala Nam). Über den Kanal führen drei
kleine Brücken von gleichartigem Design. Alle drei Brücken haben
ein verziertes, spitzenartiges Gitter aus Gusseisen, das heute rot
lackiert ist. Die Metallarbeiten wurden in Italien ausgeführt nach
einem Entwurf von Prinz Naris. Oben auf jedem Gitter ist eine
Plakette angebracht, auf der der Name und die Sponsoren dieser
Brücke verzeichnet sind. Es gibt die Saphan Phra Rup, oder
„Brücke des königlichen Abbildes“, die Saphan Thuai, oder
„Tassen-Brücke“ und die Saphan Nga, die
„Elfenbein-Brücke“.
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Weitere Gebäude:
- Die Song Phanuat-Halle stand ursprünglich im königlichen
Palast. Sie diente König Chulalongkorn als Unterkunft während
seiner Zeit als Bhikkhu (buddhistischer Mönch). Sie wurde hier im
Wat Benchamabophit wiederaufgebaut und ist nun das Kuti des Abtes.
Die Innenwände sind mit Wandmalereien geschmückt, es sind mehrere
Gebrauchsgegenstände des Königs hier ausgestellt.
- Der Sockel des Bowowong Glockenturmes ist mit
Marmorplatten verkleidet. Die Glocke selbst stammt aus dem Wat
Bovon Sathan Sutthawas, dem Tempel des „Vorderen Palastes“ (Wang
Na) in dem der Vize-König (Uparat) residierte. (Auf dem
Gelände des Wang Na befindet sich heute das Nationalmuseum
Bangkok.)
Literatur
- Damrong Rajanubhab: Wat Benchamabopit and its Collection of
Images of the Buddha. Journal of The Siam Society, Vol. 22.1,
Bangkok, 1928 (PDF-Datei)
- H.R.H. Prince Damrong Rajanubhab, Sulak Sivaraksa (Übers.):
A History of Buddhist Monuments in Siam. The Siam Society,
Bangkok 1962, oh. ISBN
Weblinks