Mainzer Dom

Der Hohe Dom zu Mainz ist die Bischofskirche der Diözese Mainz und steht unter dem Patrozinium des heiligen Martin von Tours. Der Ostchor ist dem Hl. Stephan geweiht. Der zu den Kaiserdomen zählende Bau ist in seiner heutigen Form eine dreischiffige romanische Säulenbasilika, die in ihren Anbauten sowohl gotische als auch barocke Elemente aufweist.

Architektur und bauhistorische Entwicklung

Siehe auch: Liste der Künstler am Mainzer Dom

Der Mainzer Dom in seiner heutigen Form entstand im wesentlichen in drei Abschnitten, über die folgender Überblick gegeben werden soll:

Der Willigis-Bardo-Bau

Motivation

Vermutlich kurz nach 975 veranlasste der damalige Erzbischof Willigis (zugleich Erzkanzler des Reiches) den Bau eines neuen Domes in ottonischen Formen. Möglicherweise begann Willigis den Bau auch erst gegen 998 mit dem Motiv, sich das Krönungsrecht für den Römisch-deutschen König zu erhalten. Gesichert ist dies jedoch nicht. Zweifelhaft an dieser Theorie wäre unter anderem die dann nur noch extrem kurze Zeit bis zur Vollendung des Baus.

Auch wenn diese Theorie nicht mehr bewiesen werden kann, so kann jedoch mit Sicherheit gesagt werden, dass pastorale Erwägungen dem Dombau nicht zugrunde lagen. Zur Amtszeit des Willigis, der zuvor am Hofe Ottos I. gedient hatte und der neben seiner Funktion als Erzbischof auch Reichserzkanzler des Heiligen Römischen Reiches war, prosperierte die Stadt Mainz wegen ihrer neuen Bedeutung als Residenz des wichtigsten Reichsfürsten und Politikers und hatte einige tausend Einwohner. Für diese gab es in Mainz allerdings mehr als ausreichend Kirchen. Der neue Dom war als Gemeindekirche unnötig, er sollte also nicht in erster Linie den Gläubigen dienen, sondern Staatsdom und damit architektonisches Symbol des Imperiums im sich allmählich erst endgültig konstituierenden Reich sein. Er sollte die Bedeutung der Mainzer Kirche als „zweites Rom“ erkennbar machen. Entsprechend lehnte sich die Ausführung des Baus auch an die Peterskirche in Rom an. Auch die Funktion des Erzbischofs als Königskröner erforderte einen repräsentativen Dombau.

Standort des neuen Doms

Willigis baute seinen Dom auf eine Brache vor dem damaligen Stadtkern. In römischer Zeit hatte sich dort noch eine Besiedlung befunden, die in fränkischer Zeit aber vermutlich aufgegeben worden war. Unter dem Dom sind Mauerreste aus römischer Zeit nachweisbar . Lange Zeit wurde vermutet, dass sich der Dom auf den Resten heidnischer Kultstätten befinden würde. Die archäologische Befunde widerlegen diese Ansicht jedoch. Der neue Dom löste einen Vorgängerbau aus, der sich offenbar in unmittelbarer Nähe befand. Möglicherweise war der Vorgängerbau die auch weiterhin als Alter Dom („Aldedum“) bezeichnete Johanniskirche. Endgültig geklärt ist die Funktion der Johanniskirche bzw. deren Vorgängerbauten als Kathedralkirche jedoch nicht. Ohnehin war die vor der Stadt gelegene Klosterkirche St. Alban zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast zwei Jahrhunderten die bedeutendste Kirche des Erzbistums. Dort fanden, da die Kirche mit etwa 75 m Länge für die damalige Zeit erstaunlich groß war, alle wichtigen Synoden und Versammlungen statt. Auch die Mainzer Erzbischöfe wurden damals zumeist dort begraben.

Ausführung

Die Rekonstruktion des Willigisdoms ist heute von der Schwierigkeit geprägt, dass der Bau erstens nur sehr kurz in seinem Urzustand existierte und zweitens archäologische Untersuchungen nur in unzureichendem Maße vorgenommen worden sind. Gleichwohl haben Ausgrabungen auf dem Liebfrauenplatz und Erkenntnisse während der großen Domsanierung 1925–28 ausgereicht, um den Bau des Willigis in seinen Grundzügen beschreiben zu können.

Vorkirche im Osten

Im Osten erhob sich eine Vorkirche, die mit dem eigentlichen Dombauwerk verbunden war. Der Umfang dieses Vorbaus lässt sich durch die bei Ausgrabungen vorgefundenen Fundamente recht gut bestimmen. Ganz im Osten befand sich demnach ein rechteckiger etwa 13,50 m breiter Turm, der eine halbkreisförmige Apsis umschloss. Dahinter schloss sich ein rund 31 m breiter, 11 bis 12 m langer Querbau an. Dieses Ensemble bildete wohl die eigentliche Vorkirche. Mit dem Dom war es durch zwei niedrige 41 m lange Kolonadengänge verbunden, die im Grundriss wie eine Verlängerung der Seitenschiffe des Doms wirken. Hier tritt die Ähnlichkeit zu Alt-St. Peter in Rom besonders stark zu Tage. Die Kolonaden und auch die Vorkirche wurden bei der Brandkatastrophe von 1009 zerstört, an der Idee einer dem Dom vorgelagerten Kirche jedoch festgehalten. Hier entstand später die große Stiftskirche St. Mariagreden (Liebfrauenkirche).

Ostwerk und Ostchor

Das Ostwerk bestand aus einem Querbau, der im Norden und Süden von je einem Treppenturm begrenzt wurde. Das Motiv der Treppentürme übernahm Willigis vermutlich von der Pfalzkapelle in Aachen. Es findet sich an der nach 1000 begonnenen Michaelskirche in Hildesheim wieder, die auch sonst viele Ähnlichkeiten zum Willigisdom aufweist.

Strittig ist die Frage, ob der Dombau des Willigis bereits eine Ostapsis besaß. Die unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich des Aussehens ergeben sich daraus, dass aus jener Zeit keine Fundamente einer Ostapsis erhalten sind. Der Dom müsste demnach einen flachen Abschluss im Osten besessen haben, möglicherweise mit einem Mittelportal und einem rechteckigen Mittelturm. Die Gegenmeinung schließt aus bauhistorischen Erwägungen und schriftlichen Überlieferungen auf ein Vorhandensein einer Ostapsis bereits im Urbau des Willigis. Die Fundamente könnten bei den späteren Umbauten ersetzt worden sein.

Der Sinn bzw. die Idee, die hinter der Bauform des Domes mit Doppelchor steckt, ist bisweilen umstritten. Früher wurde häufig angenommen, die beiden gegenüberliegenden Chöre dienten der Versinnbildlichung von sacerdotium im Westen und imperium im Osten, also geistlicher (verkörpert durch den Bischof) und weltlicher (verkörpert durch den König) Gewalt. Diese These ist jedoch nicht belegbar. In neueren Schriften wird daher angenommen, dass die Konzeption der Doppelchoranlage liturgische Gründe hatte. Sie ermöglichte feierliche Prozessionen zwischen den beiden Chören. Zunächst wurden beide Chöre gleichwertig nebeneinander genutzt. Später diente der Ostchor meist als Ort für die Messen der Dompfarrei, der Westchor (Hauptchor) als Bischofschor für die Pontifikalämter oder für die Gottesdienste des Domstifts. Mit der Verlegung aller großen Gottesdienste in den Westchor verlor der Ostchor an Bedeutung. Heute finden dort die Stundengebete des Domkapitels statt.

Langhaus

zw. 1859 und 1864 von Philipp Veit gefertigt.]] Das Langhaus des Willigisdoms war als dreischiffige basilikale Anlage ausgeführt. Die Wände des Mittelschiffes wurden wohl von Säulen getragen. Aufgrund der erhaltenen Fundamente kann präzise auf eine lichte Länge von 57,60 m geschlossen werden. Das Mittelschiff maß 13,60 m, die beiden Seitenschiffe ja 7,70 m.

Im Westen öffnete sich das Langhaus zu einem ungewöhnlich weit ausladendem Querhaus. Die Fundamente sind dort nicht mehr erhalten, wohl aber Teile des nördlichen Gebäudeabschlusses, die heute die Südwand der Gotthard-Kapelle bilden. Sie sind die einzigen oberirdischen Reste des Willigisdoms. Aus der so zu ermittelnden Breite des Querhauses ergibt sich, dass der Bau nicht wie üblich ein Querhaus aus drei Quadraten mit der Seitenlänge der Mittelschiffbreite (also 13,60 m) besaß, sondern vier. Das Querhaus besaß damit in etwa dieselbe Breite wie das Langhaus lang war, nämlich 200 römische Fuß. Die Fluchten der Mittelschiffswände setzten sich bis zur Westwand des Querhauses fort und gliederten es durch die Säulen in ein Quadrat und zwei Rechtecke (so genannte „ausgeschiedene Vierung“).

Hauptchor im Westen

Im Gegensatz zu den meisten Kirchenbauten jener Zeit, deren Hauptchor stets gen Osten gerichtet war, ließ Willigis seinen Dombau westwärts gerichtet erbauen, wie dies auch bei den großen Kathedralen Roms der Fall war. Über den Westbau des Willigis kann am wenigsten ausgesagt werden, da die Fundamente dort beim Neubau des Westwerks im 13. Jahrhundert entfernt wurden. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass sich dem Querhaus ein weiteres Chorquadrat anschloss, an das sich dann eine Apsis anfügte. Dies legt die Bauweise des Querhauses und der Standort des Altars im Bardobau nahe. Insgesamt maß der eigentliche Dombau um 105 m, die Gesamtanlage kam auf 167 m (570 römische Fuß).

Zerstörung und Wiederaufbau

Am 29. August 1009, dem Tag der Weihe (andere Quellen sprechen vom 28. August), wurde der Bau durch einen Brand zerstört. Ursächlich war vermutlich die Festillumination des Domes anlässlich des Weihetages. Zu solchen Anlässen wurden Kirchen im Mittelalter häufig mit Fackeln beleuchtet.

Unter den beiden unmittelbaren Nachfolgern des Willigis, Erkanbald und Aribo, blieb der ruinierte Dom eine Baustelle. Erst unter Erzbischof Bardo (1031–1051) wurde der Bau erneut vollendet, so dass der Dom am 10. November 1036 in Gegenwart von Kaiser Konrad II. eingeweiht wurde. Der Dom war nun als Pfeilerbasilika ausgeführt und besaß spätestens zu diesem Zeitpunkt eine Apsis im Osten. Nicht wieder aufgebaut wurden die zur Vorkirche führenden offenen Säulengänge, sowie zunächst auch die Vorkirche an sich. Dafür entstanden der Kreuzgang und die Stiftsgebäude um den Dom herum. Aribo war der erste im Mainzer Dom begrabene Erzbischof, sein Grab fand er im Westchor des noch nicht vollendeten Domes. Vor dem Dombau hatten die Erzbischöfe die damals überregional bedeutende große Klosterkirche St. Alban vor den Toren der Stadt als Grablege bevorzugt. Willigis war in seinem zweiten Kirchenbau, der Stephanskirche, begraben worden.

Farbliche Gestaltung des Bardo-Baus

Die farbliche Gestaltung des Domes zu jener Zeit ist auch heute noch ein großes Forschungsgebiet des jeweiligen Domkonservators. Erst bei der Renovierung des Ostbaus, der heute noch viele Bestandteile der ursprünglichen Baus enthält, wurden 2002 Funde gemacht, die auf das Aussehen des Domes vor den Umbauten Kaiser Heinrichs IV. schließen lassen. Danach war der Dom damals außen weiß verputzt, wobei Lisenen und Gesimse aus rotem und gelben Sandstein nicht verputzt waren. Das Innere wurde vermutlich in der Mitte des 11. Jahrhunderts unter Erzbischof Bardo geweißt. Das damalige Innere entspricht jedoch zumeist nicht mehr dem heutigen Baubestand (siehe unten).

Über die Farbgestaltung im späten Mittelalter kann nur spekuliert werden. Es ist jedoch möglich, dass während weiteren Sanierungsarbeiten im Rahmen der 2001 begonnenen Domrenovierung Nachweise gefunden werden. Genauer bekannt ist erst wieder die Farbgestaltung des Barock und des 19. Jh. (siehe dort).

Vom gesamten Willigis-Bardo Bau stehen überirdisch heute nur noch die Treppentürme im Osten sowie wenige Mauerreste unter anderem an der Südwand der Gotthardkapelle. Der übrige Bau wurde in den weiteren Jahrhunderten durch schrittweise Neubauten ersetzt.

Der Ostchor Kaiser Heinrichs IV.

. Der Mittelturm stammt aus dem Jahr 1875. Die unteren vier Geschosse der Flankentürme sind Reste des Willigis-Baus.]] Von großer Bedeutung für die Baugeschichte des Mainzer Doms ist die Förderung durch Kaiser Heinrich IV. Anlass war der Brand von 1081, bei dem der Dom abermals schwer beschädigt wurde. Heinrich IV., der zuvor auch schon den Dom zu Speyer hatte umbauen lassen, begann um 1100 mit dem Aufbau des zerstörten Domes in vom lombardischen Stil geprägten Formen.

Er ersetzte den alten Abschluss des Ostwerks durch eine Apsis mit großen Blendarkaden und einer Zwerggalerie. Ein solches Element findet sich erstmals am Speyerer Dom, die Ostapsis des Mainzer Dom ist das zweite Exemplar. Darüber findet sich ein Giebel mit fünf von rechts und links ansteigend angeordneten Nischen. Auch dieses Motiv wurde vermutlich vom Speyerer Dom übernommen.

Daneben ersetzte Heinrich den vermutlich quadratischen Turm des Willigis-Bardo Baus durch eine achteckige Kuppel. Dieser mittlere Ostturm wurde im Laufe der Zeit mehrfach erheblich umgestaltet. Die heutige Fassung ist eine Schöpfung von P. J. H. Cuypers aus dem Jahr 1875 (s.u.). Unter den neuen Ostchor ließ der Kaiser eine dreischiffige Hallenkrypta beginnen, die sich vom Stil her vermutlich ebenfalls an die Krypta des Speyerer Doms anlehnte. Diese wurde jedoch wohl schon während der Bauphase zugunsten eines durchgängigen Bodenniveaus wieder abgebrochen.

Außerdem wurde unter Kaiser Heinrich IV. das östliche Querschiff erhöht und neben die Apsis zwei große Säulenstufenportale eingebaut, die zu den ältesten ihrer Art gehören. Sie führten in die Seitenschiffe. Über dem Eingangsbereich der Portale lagen zwei weitere Geschosse, die den Ostchor flankieren. Der Verwendungszweck der Räume ist nicht restlos geklärt. Die unteren könnten Abstellräume gewesen sein, die oberen Kapellenräume, wie man sie vergleichbar in Stiftskirche St. Gertrud in Nivelles, am Essener Münster und am Eichstätter Dom findet.

Der Tod des kaiserlichen Förderers 1106 bedeutete einen tiefen Einschnitt in die Bauarbeiten. Angefangenes wurde eilig fertiggestellt, anderes ruhte erst einmal oder wurde völlig eingestellt, weil die Ausführenden Magistri Comacini – Steinmetze aus der Lombardei – weiterzogen. Der Tod des Kaisers verleitete seinen Biographen zu prosaischen Wehklagen, die deutlich machen, was des Kaisers Ableben für den Mainzer Dom bedeutete („Heu Mogontia, quantum decus perdidisti, quae ad reparandam monasterii tui ruinam talem artificem amisisti! Si superstes esset, dum operi monasterii tui, quod inceperat, extremam manum imponeret, nimirum illud illi famoso Spirensi monatreio contenderet“ – Wehe Mainz, welche Zierde, welchen Künstler zur Wiederherstellung deiner ruinösen Münsterkirche hast du verloren! Wenn er so lange am Leben geblieben wäre, bis er letzte Hand an den von ihm begonnen Dombau gelegt hätte, so hätte dieser unstreitig mit dem berühmten Speyerer Dom wetteifern können). Weil mit Heinrich IV. ein Kaiser am Dombau gewirkt hatte, gehört der Mainzer Dom zusammen mit dem Wormser Dom und dem Dom zu Speyer zu den drei rheinischen Kaiserdomen.

Wann die Arbeiten weitergeführt wurden, ist Gegenstand vieler Untersuchungen gewesen. Anhaltspunkt hierbei ist die reichlich zu findende Bauplastik an der Zwerggalerie der Apsis und den Portalen. Danach wird von einer Entstehungszeit der unvollendeten Teile des Querhauses und der Portale um 1125 bis 1130 ausgegangen.

Die Entstehung des heutigen Langhauses

Die weiteren Bauarbeiten am Dom wurden wahrscheinlich unmittelbar nach Vollendung des Ostteils fortgesetzt. Dabei wurde das alte Langhaus des Willigis-Bardo Baus mit Ausnahme der Fundamente Schritt für Schritt ersetzt.

Das Ausbleiben der kaiserlichen Förderung bewirkte jedoch, dass das Langhaus nicht die Qualität erreichte wie der Ostchor. Für diesen hatte der Kaiser hochwertigen Sandstein aus dem Spessart und dem Haardttal heranschaffen lassen, der auch für den Speyerer Dom und die Klosterkirche Limburg an der Haardt verwendet worden war. Nun wurde auf Muschelkalk aus den nahegelegenen Weisenauer Steinbrüchen zurückgegriffen.

Bei der Konzeption des Langhauses orientierten sich die Baumeister wiederum am Dom zu Speyer, welcher als erster Großgewölbebau jenseits der Alpen das Vorbild für romanische Architektur in Deutschland bildete. Eine exakte Kopie konnte das Mittelschiff jedoch nicht werden, weil man sich beim Bau an den Vorgaben des einzubeziehenden Ostchors bezüglich der Höhe richten musste. Das Mittelschiff wurde daher im Vergleich zum Vorbild des Speyerer Doms erheblich niedriger ausgeführt, nämlich mit 28 m statt 33 m, nun aber als Pfeilerbasilika. Die Fenster des Obergadens wurden paarweise zusammengerückt, was darauf schließen lässt, dass – im Gegensatz zu Speyer I – von vorneherein eine Einwölbung des Mittelschiffs geplant war. Daher fehlen in Mainz auch die Halbsäulen an jedem Pfeiler, der von einem Gewölbe überspannt wird. Blendbögen über die Fenster wie in Speyer konnten im Mainzer Mittelschiff wegen der zusammengerückten Fenster nicht ausgeführt werden. Sie enden daher unterhalb der Fenster und schaffen so einen dreizonigen Wandaufriss, was damals ein Novum war.

Wann die Einwölbung vorgenommen wurde ist bislang nicht geklärt. Eine sofort erfolgende Einwölbung wird als eher unwahrscheinlich angesehen. Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken (1110–1137) ließ die romanische Doppelstockkapelle, die Gotthard-Kapelle, Godehard von Hildesheim gewidmet, als Palastkapelle der Erzbischöfe neben dem Dom errichten. Da die Gewölbeformen dieser Kapelle denen des Langhauses ähneln, ist es möglich, dass Adalbert auch mit dem neuen Langhaus begann, das das Langhaus des Willigis ersetzte. Die Quellen sprechen von einem prachtvollen „tectum“, wobei dies Gewölbe oder Dach bedeuten kann.

Sicher ist daher nur, dass der Dom um 1200 eingewölbt war, dann jedoch schon mit für die Romanik eher ungewöhnlichen Kreuzrippengewölben statt eines Kreuzgratgewölbes.

Insgesamt wurde das gesamte Langhaus in eher schlichter Weise ausgeführt. Auf großartige Bauzier wie in Speyer wurde verzichtet. Die Außenmauern des alten Willigis-Bardo-Baus blieben bis zu Einwölbung der Seitenschiffe um 1200 bestehen. Die dann aufgerichteten Mauern verschwanden fast vollständig, nachdem ab 1279 gotische Seitenkapellen im Norden und Süden an das Langhaus angefügt wurden. Die Bauarbeiten am Langhaus wurden durch etlich Brände und einen Aufstand 1159 erschwert.

Der Westbau

Handbuch der französischen Architektur des 11. bis 16. Jahrhunderts (1856)]]

Erst während dieser letzten Phase entschloss man sich auch offenbar, den alten Westbau des Willigis zu ersetzen. Die Ausführung erfolgte von 1200 bis 1239 weitgehend im Stile der niederrheinischen Spätromanik und ist gleichzeitig eines der hervorragendsten Zeugnisse dieser Bauepoche. Zu erkennen ist dies vor allem an den sehr fein gestalteten und künstlerisch weit entwickelten Kapitellen und einer reicheren Verwendung von Baudekor, die im Laufe der Zeit den strengen Formen der Hochromanik Platz gemacht hatte. Während dieser Bauphase hatte in Frankreich längst das Zeitalter der Gotik begonnen. Als frühgotische Elemente finden sich am Westbau des Mainzer Doms Strebepfeiler, einige Spitzbögen und für die Romanik eher ungewöhnlich lange Fenster im Westchor.

Ausführung

Der Baumeister des Westbaus ging auf Nummer sicher und entfernte zunächst alle Fundamentreste des Vorgängerbaus. Daher ist der Willigisbau an dieser Stelle auch nicht mehr sicher rekonstruierbar. Möglich auch, dass damals schon absehbar war, dass die alten Fundamente auf dem schwierigen Untergrund nicht genug Last tragen konnten.

Dann wurde zunächst das neue Querhaus aufgerichtet. Damit die Gewölbe einigermaßen quadratisch ausgeführt werden konnten, wurde es gegenüber dem Vorgängerbau nach Norden und Süden erheblich verkürzt. Die alten Mauern wurden niedergelegt, mit Ausnahme jener Teile im Norden, an die sich mittlerweile die 1137 vollendete Gotthardkapelle (dazu unten) anschloss. Die neue Vierung wurde mit einer großen achteckigen Kuppel gekrönt, die innen reich durch umlaufende Blendarkaden, Rundbogenfriese und Säulenkapitelle geschmückt ist.

An die Vierung schließt sich ein Chorquadrat an, also ein weiteres Joch mit der Seitenlänge der Vierung. Es ist als Trikonchos ausgeführt, also mit drei Apsidien an den äußeren Seiten. Um ein rippengewölbtes Quadrat schließen sich an den drei verbleibenden Seiten drei kleine Apsiden an, die jedoch nicht rund, sondern durch doppelte Brechung dreiseitig ausgeführt sind. Dabei sind die beiden westlichen Pfeiler des Quadrats massiv gemauert, um die beiden achteckigen Flankentürmchen tragen zu können. Im Inneren lassen sich hier am ehesten schon Elemente der Frühgotik finden, denn die Bögen sind als Spitzbögen ausgeführt und die Fenster von einer für die Romanik ungewöhnlichen Größe.

Das Äußeres des Westbaus

Das Äußere des Westbaus bietet reichsten Bauschmuck, jedenfalls was die oberen Abschlüsse der Mauern angeht. Da der Dom immer umbaut war, hatte man in den unteren Bereichen an übermäßiger Bauzier kein Interesse. Die oberen Abschlüsse sind jedoch dafür umso reicher verziert.

Die Fenster der Querhäuser sind mit Säulen gerahmt, die von qualitativ hochwertigen Kapitellen bekrönt werden. Die Giebel sind reich mit Rundbogenfriesen geschmückt, der Giebel der reicher geschmückten Nordwand (diese wandte sich zur erzbischöflichen Pfalz hin) noch dazu mit Blendarkaden.

Das Chorquadrat ist nach allen drei offenen Seiten hin mit Giebeln bekrönt, die an ihren Seiten wiederum mit prächtigen Speichenrosen geschmückt sind, die zu den ältesten ihrer Art in Deutschland gehören. Dort, wo sich über dem Westchor die Giebel kreuzen, thront seit 1769 (1928 durch eine Kopie ersetzt) eine Statue des Hauptpatrons des Domes und des Bistums, des Hl. Martins. Die Apsiden selbst werden von einer säulengeschmückten Zwerggalerie umlaufen.

Der große Westturm wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Zur Zeit der Romanik war er wesentlich niedriger als heute. Aus dieser Zeit stammen heute noch die unteren sichtbaren Geschosse mit ihren Rundbogen. Vor 1490 wurde das gotische Geschoss aufgesetzt und auch ein entsprechender Turmhelm geschaffen, der jedoch 1767 abbrannte. Daraufhin entschied man sich zu der heutigen steinernen Ausführung, die von Franz Ignaz Michael Neumann geschaffen wurde (dazu genaueres unten).

Nach Beendigung der Bauarbeiten wurde der Dom am 4. Juli 1239 von Erzbischof Siegfried III. von Eppstein eingeweiht. Das Datum gilt bis heute als offizielles Domkirchweihfest.

Gotik am Mainzer Dom

von Willigis bis Karl Kardinal Lehmann dargestellt.]] Zur Zeit der Entstehung des spätromanischen Westbaus erschuf der Naumburger Meister einen nun schon gotischen Westlettner, der eine Weltgerichtsdarstellung zeigte. 1682 wurde er in Folge der liturgischen Reformen des Trienter Konzils abgebrochen. Die beiden Wendeltreppen, die sich innerhalb des Lettners befunden hatten, wurden in die 1687 errichteten Tribünen integriert, die die Vierung bis heute noch Norden und Süden abgrenzen. Von den Kunstwerken des Westlettners sind ansonsten nur Bruchstücke vorhanden. Einige, darunter der berühmte Kopf mit Binde, sind heute im Dom- und Diözesanmuseum aufbewahrt. Ein anderes, der Bassenheimer Reiter, ein Martinus-Relief, befindet sich in der Bassenheimer Pfarrkirche bei Koblenz.

Ab 1279 wurden an die Langhausseiten des Domes nach und nach gotische Seitenkapellen mit großen Maßwerkfenstern angebaut. Erzbischof Johann II. von Nassau ließ ab 1418 vor dem Ostchor eine zweigeschossige, frei im Mittelschiff stehende Grabkapelle errichten, von der heute noch der unterirdische Teil (die Nassauer (Unter-)Kapelle) erhalten ist. Gotisch ausgestaltet wurde bis ins 15. Jahrhundert auch das Domäußere: Von 1390 bis 1410 wurde der doppelgeschossige Kreuzgang neu errichtet. Es wird vermutet, dass Madern Gerthener am Bau der Nassauer Kapelle und des Kreuzganges mitgewirkt hat. Von ihm stammt auf jeden Fall das Portal der Memorienkapelle am Übergang zum westlichen Kreuzgangflügel.

Die Vierungstürme im Osten (ab 1361) und Westen (ab 1418) wurden mit gotischen Glockenstuben aufgestockt und erhielten steile gotische Turmhelme. Diese Arbeiten waren erst 1482 abgeschlossen. Der steile Turmhelm des Ostturms wurde bereits 1579 durch eine flachere achtseitige Spitze ersetzt. Wegen des enormen Gewichts der östlichen Glockenstube musste in den Ostchor nach 1430 ein gotischer Stützpfeiler eingefügt werden, der erst mit dem Abbruch des Glockengeschosses 1871 wieder entfernt wurde. Auch die Treppentürmchen und sogar die Gotthardkapelle erhielten gotische Türmchen bzw. Dachreiter. Gänzlich neu errichtet wurde die dem Dom vorgelagerte Stiftskirche St. Mariagreden (Liebfrauen). Nach dem Ende der gotischen Baumaßnahmen wurden bis 1767 am Bauwerk selbst keine wesentlichen Veränderungen, sondern nur einige Sanierungsmaßnahmen vorgenommen. Lediglich die Ausstattung (siehe dort) veränderte sich. neben dem Westchor, der 1767 abbrannte, der Pfeiler vor dem Ostchor, die noch vorhandenen Treppen zur Nassauer Kapelle und die Vielzahl der Altäre.]]

Barocke Kunst

Der durch Blitzeinschlag am 22. Mai 1767 wie das übrige Dach abgebrannte große westliche Vierungsturmhelm wurde von Franz Ignaz Michael Neumann, dem Sohn des berühmten Balthasar Neumann, 1769 mit einem mehrstöckigen steinernen Turmhelm versehen, dem der Mainzer Dom bis heute sein charakteristisches Bild zu verdanken hat. Neumann ließ auch sämtliche Dächer des Westbaus in Stein ausführen, um sie brandsicher zu machen. Dabei gestaltete er auch die westlichen Flankentürmchen neu. Neumann arbeitete in barocken Formen, bezog in sein Werk aber auch die am Dom schon vorhandenen Stilelemente der Spätgotik und der Romanik mit ein.

Des Weiteren verschwanden die gotischen Giebel der Seitenkapellen, ihre Fialen wurden durch Urnen ersetzt. Auch der heutige Wetterhahn des Westturms, der so genannte „Domsgickel“, der Stoff zahlreicher literarischer Betrachtungen von Mainzer Dichtern und Fastnachtern war und ist, stammt in seinem Grundbestand aus der Zeit des damaligen Umbaus.

Die Barockzeit brachte auch Veränderungen in der Farbgestaltung des Domes mit sich. Wie viele Barockneubauten wurde der Dom 1758 innen weiß angestrichen und erhielt außerdem farblose Fenster. Es kann daher vermutet werden, dass der Dom zuvor nicht wie noch der Willigis-Bardo Bau geweißt war.

Der Dom und die Umbauten des 19. Jahrhunderts

Der Untergang des alten Erzbistums und die damit verbundenen Wirren gingen auch am Mainzer Dom nicht spurlos vorüber. Bei der Beschießung der Stadt durch die Preußen 1793 wurde der Dom schwer getroffen. Insbesondere die Ostgruppe und der Kreuzgang waren stark in Mitleidenschaft gezogen. Die gotische Liebfrauenkirche St. Maria ad Gradus wurde ebenfalls schwer beschädigt und 1803 sogar abgebrochen, obwohl dies nicht unbedingt nötig gewesen wäre.

In den Zeiten nach der Mainzer Republik diente der Dom als Heerlager bzw. Magazin, die Ausstattung wurde verkauft. Schließlich war der Dom selbst vom Abbruch bedroht. Dieses Schicksal wendete Bischof Colmar mit Hilfe Napoleons jedoch ab. Colmar führte den Dom wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zu. Dies beinhaltete auch umfangreiche Restaurierungsarbeiten, die sich bis 1831 hinzogen. Zunächst wurden das Innere wieder benutzbar gemacht und die Dächer instandgesetzt. Unterbrochen wurden diese Arbeiten von der abermaligen Beschlagnahme durch die französische Armee 1813, die den Dom nach der Niederlage der Grande Armée als Schweinestall und als Lazarett für 6.000, zum Teil an Typhus erkrankte Soldaten benutzte. Dabei wurde der größte Teil der verbliebenen hölzernen Ausstattung verheizt. Schon die Nutzung als Heerlager 1803 hatte den Verlust etlicher hölzerner Ausstattungsstücke zur Folge gehabt. Erst im November 1814 wurde der Dom wieder als Kirche benutzt. Dann folgte die Neugestaltung der Dächer und des zerstörten östlichen Hauptturms durch den Regierungsbaumeister Georg Moller. Moller setzte der alten gotischen Glockenstube 1828 eine spitzbogige schmiedeeiserne Kuppel auf. Diese wurde schon 1870 zusammen mit der gotischen Glockenstube wieder abgebrochen, da man aufgrund von Mauerwerksrissen ein zu hohes Gewicht des Turmhelms vermutete – wohl auch, weil die Eisenkuppel keine Akzeptanz in der Öffentlichkeit fand.

1875 wurde von P. J. H. Cuypers der heutige neu-romanische östliche Vierungsturm geschaffen. Das Werk Cuypers' ist der Abschluss dieser längeren Bauphase am Ostwerk. Da dem Vierungsturm nunmehr das schwere Glockengeschoss fehlte, wurde der alte gotische Stützpfeiler im Inneren abgerissen. Außerdem wurde die Ostchorkrypta wiedererrichtet, wobei man auf die ursprüngliche Höhe der Krypta des Heinrich IV.-Baus verzichtete.

Historische Fotografien aus der Spätzeit des 19. Jahrhunderts zeigen außerdem, dass der Dom nun entgegen der barocken Farbgestaltung bunt ausgemalt war. Bei der Ausmalung handelt es sich um Werke aus der Nazarenerschule, die vor allem von Philipp Veit zwischen 1859 und 1864 ausgeführt wurden. Von ihnen sind heute nur noch die neutestamentlichen Bibelszenen in den Wandbögen des Mittelschiffs erhalten.

Restaurierungsmaßnahmen im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert wurde am Dom vor allem unter dem Gesichtspunkt der Bewahrung gebaut. Die erste Maßnahme wurde nötig, nachdem die hölzernen Pfahlroste unter den Domfundamenten durch das Absinken des Grundwasserspiegels und den Anbau von Regenrinnen zu faulen begannen. Das Absinken war ein Ergebnis der Rheinuferaufschüttung gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Arbeiten begannen 1909. Als sie zum Ende des Ersten Weltkriegs vorläufig eingestellt wurden, nahmen die durch das instabile Fundament ausgelösten Mauerschäden so zu, dass schließlich der Bestand des Domes an sich gefährdet war. Der Dom wurde daher von 1924 bis 1928 auf Betonfundamente gestellt. Die Gewölbe und Turmaufbauten wurden mit Beton und Stahlankern gesichert, die Obergadenwand mit einer tragenden Spritzbetonschicht verstärkt (durch dieses „Torkretieren“ wurden die noch zahlreich vorhandenen historische Rüstlöcher verschlossen, was heute die Datierung des Mittelschiffs erschwert). Außerdem wurden im Inneren der heutige rötliche Marmorfußboden eingezogen und die meisten Ausmalungen von Philipp Veit entfernt. Der Architekt Paul Meyer-Speer entwickelte stattdessen aus den unterschiedlichen Eigenfarben der Sandsteine ein System, bei dem er die Steine im Inneren nach genau vorherbestimmter Abstufung einfärbte. Nachvollziehen kann man diese Art der Farbgestaltung noch heute am Mittelschiff des Speyerer Doms. 1959 verschwand diese Farbgebung und ist heute nur noch schwach zu erkennen. Allerdings gibt es Pläne, auf die Farbgestaltung Meyer-Speers im Zuge der Domsanierung zurückzukommen.

Im Zweiten Weltkrieg war Mainz mehrmals Ziel größerer Luftangriffe. Im August 1942 erhielt der Dom mehrere Treffer. Dabei wurde das Obergeschoss des Kreuzgangs zerstört, außerdem brannten die meisten Dächer des Doms ab. Das Gewölbe jedoch überstand alle Bombardements. Die äußeren Restaurierungsarbeiten nach dem Krieg, bei denen auch Verwitterungsschäden beseitigt wurden, zogen sich bis in die 1970er-Jahre hin, ebenso wie die Arbeiten an der Innenraumgestaltung, insbesondere der neuen Verglasung. Abschließend wurde der Dom außen mit Mineralfarben rot eingefärbt, maßgeblich war hier Diözesankonservator Wilhelm Jung. Zuvor war der Dom nicht vollständig verputzt gewesen und hatte ein rein sandsteinfarbenes Erscheinungsbild. Mit der Rotfärbung glich man ihn in der Farbgebung den meisten historischen Mainzer Gebäuden (zum Beispiel dem Kurfürstlichen Schloss) an. Nach Abschluss der Sanierung beging man 1975 feierlich die Tausendjahrfeier.

Restaurierungsmaßnahmen im 21. Jahrhundert

2001 begann erneut eine Sanierung des Domes, deren Dauer zu Beginn der Baumaßnahmen auf zehn bis 15 Jahre veranschlagt wurde. Umfasst werden alle Teile des Domes, sowohl innen als auch außen. Während die äußere Farbgebung wegen der Einheitlichkeit im Stadtbild nicht zur Disposition steht, wird im Inneren über eine Rückbesinnung auf die Farbgebung nach der Sanierung von 1928 nachgedacht (siehe oben). Auch die Ausstattung ist teilweise betroffen. So gibt es seit längerem die Überlegungen für eine Langhausorgel (eine „Schwalbennest“-Orgel, die praktisch an der Wand des Langhauses unter dem Obergaden aufgehängt wird).

Die Arbeiten an der Ostgruppe sind inzwischen beendet worden, ebenso die Neufassung der Obergaden des Langhauses. Derzeit wird die Westgruppe saniert.

Im Innern wurde die Sakramentskapelle nach einer umfassenden Sanierung am 11. September 2007 von Karl Kardinal Lehmann wiedereröffnet. Bei der Sanierung erhielten die beiden Fenster der Sakramentskapelle eine neue Verglasung, die von Johannes Schreiter gestaltet wurden. Der Altar wurde restauriert und ein Altarbild des „Neuen Wilden“ Bernd Zimmer angebracht. Als nächstes steht die Sanierung der Gotthardtkapelle an, die im August 2008 begonnen hat.

Königskrönungen im Dom

Im Laufe des Mittelalters fanden in Mainz mehrere Königskrönungen statt. Im Hoch- und Spätmittelalter war Aachen der durch Tradition legitimierte Krönungsort, eine Krönung in Mainz wurde von den politischen Gegnern als Formfehler betrachtet, der die Krönung ungültig machte. Nicht alle Krönungen wurden im Mainzer Dom selbst vorgenommen, da dieser wie beschrieben im Laufe des Mittelalters einige Male durch Brände beschädigt wurde.

Im Dom vorgenommen wurden die Krönungen von

  • Agnes von Poitou 1043 durch Erzbischof Bardo;
  • Rudolf von Rheinfelden (auch: Rudolf von Schwaben; Gegenkönig zu Heinrich IV.) am 26. März oder 7. April 1077 durch Siegfried I. von Eppstein;
  • Mathilde (spätere Frau Heinrichs V.) durch den Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg am 25. Juli 1110;
  • Philipp von Schwaben (8. September 1198) durch Bischof Aimo von Tarantaise;
  • Friedrich II. am 9. Dezember 1212 durch Siegfried II. von Eppstein;
  • Heinrich Raspe am 22. Mai 1246 durch Siegfried III. von Eppstein.

Die Krönungen von

  • Heinrich II. (6. Juni 1002) durch Erzbischof Willigis und
  • Konrad II. (8. September 1024) durch Erzbischof Aribo

fanden vermutlich im alten Dom, der benachbarten Johanniskirche, statt.

Die Ausstattung

Im Mainzer Dom ist – obwohl er im Laufe der Zeit große Teile seiner Ausstattung verloren hat – eine der reichsten Kirchenausstattungen der Christenheit zu finden. Bedeutendste Stücke sind die Altäre und die Grabdenkmäler der Erzbischöfe und einiger Prälaten.

Die Ausstattung zur Zeit des Willigis

Das frühste Ausstattungsstück, dessen Entstehung und Verlust bekannt ist, ist das so genannte Benna-Kreuz. Dieses Triumphkreuz bestand aus mit Goldplatten beschlagenem Holz mit einer überlebensgroßen Christusfigur aus purem Gold. Erzbischof Willigis hatte sie mit Tributeinnahmen von den Langobarden finanziert. Noch im Laufe des Hochmittelalters wurde das Kreuz zwischen 1141 und 1160 stückweise von den Erzbischöfen zur Finanzierung ihrer Amtsgeschäfte eingeschmolzen und verkauft.

Erhalten blieben dagegen die großen Bronzetüren, die Meister Berenger in Willigis' Auftrag fertigte. Diese Türen waren laut Inschrift die ersten aus Metall gefertigten Türen seit Karl dem Großen, was von Vertretern der Theorie, wonach Willigis mit seinem Dombau Aachen als Krönungsort ablösen wollte, als weitere Demonstration seines Anspruchs angesehen wird. Die Türen waren ursprünglich in der dem Dom vorgelagerten Liebfrauenkirche eingebaut. Diese erstreckte sich nämlich zum Rhein hin und empfing so nach dem Zeremoniell den per Schiff ankommenden König bzw. Kaiser. 1135 ließ Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken in den oberen Teil der Türen das von ihm gewährte Stadtprivileg eingravieren. Nach dem Abbruch der Liebfrauenkirche 1803 kamen die Türen an den Dom und bilden dort heute das Marktportal.

Über die sonstige Ausstattung des Willigis-Domes ist nicht viel bekannt. Da der Bau schon am Weihetag (oder am Tag zuvor) abbrannte, ist es möglicherweise niemals zu einer reicheren Ausstattung gekommen.

Aufgrund der häufigen Baumaßnahmen und Umgestaltungen des Doms sind heute abgesehen von der Bausubstanz und einigen Grabfunden keine Elemente der Romanik mehr am Dom vorhanden. Eine Ausnahme bildet das so genannte Udenheimer Kruzifix, welches aber nicht zur ursprünglichen Ausstattung gehört, sondern erst 1962 aus der Kirche von Udenheim angekauft wurde. Die genaue Entstehungszeit dieses Kreuzes ist umstritten, teilweise wird es bis ins 8. Jh. zurückdatiert, meist wird eine Zeit zwischen 1070 und 1140 angenommen.

Gotische Ausstattungsgegenstände

Erst mit Anbruch der Gotik wuchs der Reichtum der Ausstattung beständig an. In die ab 1278 angebauten Seitenkapellen wurden gotische Altäre eingebaut, die mit Anbruch der Barockzeit nach und nach ersetzt wurden. Bedeutendster noch erhaltener Altar ist der Marienaltar mit der spätgotischen „Schönen Mainzerin“ flankiert von den Heiligen Martin und Bonifatius (um 1510). Der Altarschrein selbst stammt jedoch aus dem Jahre 1875. Ebenfalls aus spätgotischer Zeit stammt auch die große Kanzel im Mittelschiff, die allerdings 1834 so gründlich erneuert wurde, dass nur noch geringe Teile des ursprünglichen Werks vorhanden sind. Weitere heute im Dom befindliche gotische Ausstattungsstücke beherbergte ursprünglich die Liebfrauenkirche. Dazu gehört insbesondere das große Taufbecken im nördlichen Querhaus, das aus dem Jahr 1328 stammt und einer der größten – wenn nicht der größte – jemals aus Zinn gegossene Gegenstand ist. Das Taufbecken stand in der Liebfrauenkirche, weil diese als Taufkirche der Dompfarrei diente. Im Dom selbst wurde damals nicht getauft.

In die Übergangsphase von der Spätgotik zur Renaissance ist die Grablegungsszene des so genannten Adalbert-Meisters zu datieren, die sich heute in einer Seitenkapelle des Doms befindet. Nur in Fragmenten erhalten ist dagegen der Westlettner des Naumburger Meisters. Die Reste finden sich heute größtenteils im Dom- und Diözesanmuseum.

Die Ausstattung zur Zeit des Barock und Rokoko

, Federzeichnung von 1632]] 1631 wurde Mainz von den Schweden besetzt, die den Dom teilweise plündern ließen. Noch heute befinden sich daher in Museen in Uppsala Teile des ehemaligen Mainzer Domschatzes. Da die Stadt Mainz nach dem Dreißigjährigen Krieg während der Zeit des Barock vor allem unter den Erzbischöfen Johann Philipp von Schönborn (1647–1673) und Lothar Franz von Schönborn (1695–1729) eine neue Blütezeit erlebte, die mit reger Bautätigkeit einherging, fehlt es auch im Dom nicht an barocken Ausstattungsgegenständen. Viele der gotischen Altäre wurden durch barocke ersetzt, weitere Altäre wurden hinzugefügt, wie etwa der Nassauer Altar von 1601, der sich im nördlichen Querhaus befindet. Ein Jahr später wurde auch das obere Geschoss der Nassauer Kapelle, das mitten in das Mittelschiff des Domes ragte, abgerissen. Das Untergeschoss ist bis heute erhalten. 1687 wurden zwischen die nördlichen und südlichen Vierungspfeiler barocken Tribünen (Choretten) gebaut, auf denen während den Messen die Musiker standen, später wurde dort auch eine Orgel aufgestellt.

Das größte und wichtigste Kunstwerk jener Zeit ist jedoch das schon dem Rokoko zugehörige große Chorgestühl des Westchors. Es wurde zwischen 1760 und 1765 von Franz Anton Hermann geschaffen. Die Verzierungen des Chorgestühl das von einem Standbild des Hl. Martin über dem Baldachin des Bischofs bekrönt wird, stellt keinen Bibelzyklus dar, sondern bildet die Wappen des Erzstiftes und seiner Dignitäten ab und sollte so wohl einen Eindruck von Macht und Herrlichkeit der alten Mainzer Kirche erzeugen. Das Chorgestühl des Ostchors ist wesentlich schlichter ausgeführt und stammt aus der in napoleonischer Zeit abgerissenen Schlosskirche St. Gangolph.

Die spätere Ausstattung

Im 19. Jahrhundert widmete man sich vor allem dem Bauwerk. An Ausstattung kam dagegen mit Ausnahme der Grabdenkmäler für die Bischöfe dieses Jahrhunderts und dem Schrein für die Figurengruppe des Marienaltars wenig Erwähnenswertes hinzu. Aus dem 20. Jahrhunderts ist vor allem das große, an historische Vorbilder erinnernde Bronzekreuz in der Westvierung zu erwähnen, das zum tausendjährigen Domjubiläum geschaffen wurde. Bedeutend ist auch der „Schrein der Mainzer Heiligen“ in der Ostkrypta des Domes, der 1960 gestiftet worden ist.

Die Grabdenkmäler

Bedeutend für die Kunstgeschichte sind die Grabdenkmäler. Der Mainzer Dom beherbergt die umfangreichste Sammlung solcher Kunstwerke auf dem Gebiet des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches. Die Grabdenkmäler sind der Ausdruck des Selbstverständnisses der Mainzer Erzbischöfe, die damals nicht nur der größten Kirchenprovinz jenseits der Alpen vorstanden, sondern auch ranghöchste Reichsfürsten und lange Zeit Vertreter des Papstes und Primas Germaniae waren. Mit der Errichtung eines Grabdenkmales für den jeweiligen Vorgänger ordnete sich der Amtsinhaber in die Reihe der Mainzer Erzbischöfe ein und beanspruchte so die ihnen seit Generationen zustehenden Privilegien. Aber nicht nur Erzbischöfe, sondern auch Mitglieder des Mainzer Domkapitels ließen sich Grabdenkmäler im Dom errichten. Stilistisch sind in den Grabdenkmälern alle Epochen der europäischen Kunstgeschichte vertreten, von der Gotik über den Barock bis hin zu den sich wieder am Mittelalter orientierenden Denkmälern den 19. Jahrhunderts. Auf figürliche Darstellung begann man gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu verzichten.

Das älteste dieser Denkmäler ist das des Erzbischofs Siegfried III. von Eppstein († 1249). Es zeigt ihn – wie auch später beim Denkmal Peters von Aspelt zu sehen – als Königskröner und war ursprünglich noch als Grabplatte gedacht, was man am gemeißelten Kissen unter dem Kopf des Erzbischofs erkennen kann. Erst später wurde es senkrecht an einem Pfeiler des Mittelschiffs angebracht, 1834 wurde es mit Ölfarbe angemalt.

Das erste direkt an der Wand angebrachte Grabdenkmal war das von Erzbischof Konrad II. von Weinsberg († 1396). Die Denkmäler seiner Nachfolger im 15. Jahrhundert gehören zu den qualitativ hochwertigsten. Zu nennen sind vor allem die Grabdenkmäler der Erzbischöfe Johann II. von Nassau und Konrad III. von Dhaun.

Am Übergang von der Spätgotik zu Renaissance sind zunächst die Grabdenkmäler des Erzbischofs Berthold von Henneberg bemerkenswert, der sich als erster vermutlich schon zu Lebzeiten gleich zwei Denkmäler hatte anfertigen lassen. Die Grabplatte besteht aus damals überaus teurem roten Marmor und wurde mit einer sich von anderen Grabdenkmälern abhebenden Qualität angefertigt. Bemerkenswert ist auch das Denkmal Erzbischof Uriels von Gemmingen. Es ist gänzlich anders gestaltet als alle anderen Grabdenkmäler, da es den Erzbischof nicht in herrischer Pose, sondern demütig unter einem Kreuz kniend darstellt.

Endgültig zur Renaissance zählt das Grabdenkmal des Erzbischofs und Kardinals Albrecht von Brandenburg. Albrecht war gleichzeitig Erzbischof von Mainz und von Magdeburg, weswegen er auf seinem Grabdenkmal zwei Pallien trägt. Auch Albrecht hatte sich neben dem Denkmal noch eine Grabplatte anfertigen lassen, welche heute in unmittelbarer Nähe des Denkmals hängt. Als einzige ihrer Art im Mainzer Dom ist ihre Inschrift in deutscher Sprache verfasst. Die Formensprache und Farbgebung des Albrecht-Monuments findet sich auch – da vom selben Künstler stammend – beim Denkmal seines Nachfolgers Sebastian von Heusenstamm.

Das letzte dieser Denkmäler, die den Verstorbenen als Statue zeigen, ist das von Erzbischof Damian Hartard von der Leyen. Danach werden auf den Denkmälern – falls sie noch aus einer figürlichen Darstellung bestehen – nur noch Szenerien dargestellt. So zeigt zum Beispiel das einzige Denkmal eines Laien den 1689 gefallenen Reichsgrafen Karl Adam von Lamberg, wie er aus dem Sarg zur Auferstehung steigt. Aus dieser Epoche, die dem Barock bzw. dem Rokoko zuzuordnen ist, stammt auch das mit 8,33 m größte Grabdenkmal das Domes, welches den Dompropst Heinrich Ferdinand von der Leyen darstellt.

Um 1800 begann man dann, sich wieder auf mittelalterliche Vorbilder zurückzubesinnen. Die Grabdenkmäler wurden nun auch wieder als Tumben mit Reliefs gestaltet, wie das des bedeutenden Mainzer Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler. Ab 1925 wurden alle Bischöfe in Grabnischen in der dafür neu geschaffenen Westkrypta begraben.

Anbauten und Krypten

Ostkrypta

Eine Ostkrypta sah schon die Bauplanung zur Zeit des Kaisers Heinrich IV. vor. Heinrich legte den Grund für eine dreischiffige Hallenkrypta, die aber wohl nie vollendet wurde. Nach dem Tod des Kaisers 1106 ruhten die Arbeiten am Ostbau bis etwa 1125. In den neueren Planungen war jedoch keine Krypta mehr vorgesehen, weswegen die vorhandenen Teile mit Schutt aufgefüllt wurden. Die Krypta wurde 1872 bis 1876 wiedererrichtet. Dabei konnte man die alte Anlage aufgrund der archäologischen Befunde weitgehend rekonstruieren. Man fand sowohl die Sockelplatten der freistehenden Säulen als auch Stufen der ehemaligen Treppenanlage. Auch die Wandgliederung hatte sich erhalten und gab Auskunft über die unter Heinrich IV. geplante Form. Aufgrund der Ähnlichkeit zur Krypta des Speyerer Doms wurde bei den übrigen Baumaßnahmen, insbesondere bei der Gestaltung der Kapitelle, auf das Speyerer Vorbild zurückgegriffen. Die Ostkrypta ist daher heute eine dreischiffige Halle mit einer Länge von fünf Jochen. Sie ist von den beiden Seitenschiffen aus über Treppen erreichbar. Im Inneren befindet sich ein 1960 geschaffener Schrein, der Reliquien der Mainzer Heiligen aufbewahrt. An Allerheiligen ist die Krypta daher Ziel einer Prozession zum Abschluss der Vesper.

Westkrypta

Die nach dem ersten Mainzer Erzbischof benannte Lullus Krypta wurde erst 1927/28 während der großen Domrenovierung unter der Westvierung erbaut. Es handelt sich um einen rechteckigen Raum mit einer flachen Decke, die durch vier Säulen gestützt ist. Im Westen in ein steinerner Altar aufgebaut. Die Krypta dient als Grablege der Mainzer Bischöfe und Weihbischöfe seit jener Zeit. Dort liegen daher Ludwig Maria Hugo († 1935), Albert Stohr († 1961), Weihbischof Josef Maria Reuss († 1985), Hermann Kardinal Volk († 1988) und Weihbischof Wolfgang Rolly († 2008). Die Krypta ist durch Treppen im Nord- und Südquerhaus zugänglich.

Nassauer Unterkapelle

Die Nassauer Unterkapelle befindet sich unter dem Mittelschiff des Doms Richtung Osten (zweites Mittelschiffsjoch von Osten aus, vgl. auch den Grundriss von Gudenus). Sie bildet ein Rechteck mit den Seitenlängen 7,50 m x 6,60 m. Zehn kleine Säulen bilden ein Achteck und tragen ein kleines gotisches Gewölbe. Früher befanden sich, wie auf dem Grundriss von Gudenus ebenfalls zu sehen ist, im Langhaus zwei schmale Treppen, die zu der unterirdischen Kapelle hinabführten. Heute ist die Kapelle nur noch durch einen kleinen Gang erreichbar, der sich gegenüber dem unterirdischen Eingang zur Ostkrypta befindet. Die ehemaligen Treppenaufgänge führen heute in Stollen, die sich unter dem Dom befinden.

Über der Unterkapelle befand sich ein Baldachin mit einem Martinsaltar, den Erzbischof Johann II. von Nassau 1417 oder 1418 gestiftet hatte. Ein Altar an dieser Stelle ist schon 1051 nachweisbar. Erzbischof Bardo wurde dort vor einem Altar begraben, über dem sich das Hauptkreuz des Domes befand, woraus sich die Bezeichnung „Kreuzaltar“ ableitete. Ähnliche Altäre gab es zu jener Zeit häufig, unter anderem auch in Fulda, St. Aposteln in Köln und im Kloster St. Gallen. Zur Zeit des Erzbischofs Bardo dürfte der Kreuzaltar der Standort des so genannten Benna-Kreuzes gewesen sein, das Erzbischof Willigis gestiftet hatte. Der Altar Johanns II. wurde 1683 abgebrochen. Die Unterkapelle findet heute noch ihre Verwendung in der Karwochenliturgie, da sich dort eine Grablegeszene (Heiliges Grab) befindet. Ansonsten ist sie geschlossen.

Sakristei

Die heutige Sakristei entstand in drei Bauphasen. Der erste Teil, die heutige Pfarrsakristei, entstand vermutlich kurz nach der Errichtung des Westchors 1239. Er ist in seinem Stil enger an gotische Formen angelehnt als der Westbau. Die erste Erweiterung geschah 1501 unter Erzbischof Berthold von Henneberg (1484–1504), der dort einen Teil des Domschatzes unterbrachte. Die zweite Erweiterung erfolgte 1540 durch Albrecht von Brandenburg (1514–1545), der die Räumlichkeiten für die Aufnahme des so genannten Halleschen Heiltums benötigte, das er nach Mainz hatte bringen lassen.

Gotthardkapelle

Die Gotthardkapelle wurde bis 1137 von Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken neben dem Nordquerhaus als Palastkapelle errichtet. Im 12. Jahrhundert befand sich die Residenz des Erzbischofs noch unmittelbar am Dom. Sie befand sich westlich der Kapelle und war mit dieser durch einen Zugang verbunden, dessen Wandöffnung heute noch sichtbar ist.

Die Gotthardkapelle ist als zweistöckiger quadratischer Bau ausgeführt. Vier Pfeiler unterteilen den Raum in neun Quadratjoche. Das mittlere blieb ohne Gewölbe, so konnte von oben der Erzbischof (wenn er nicht selbst zelebrierte) und sein Hofstaat der Messe folgen, das untere Geschoss war für die Dienerschaft und das Volk vorgesehen. Die Gotthardkapelle ist eine der ältesten erhaltenen Bauten dieser Art. Mit Ausnahme der Kapitelle der Zwerggalerie, die sich außen um die sichtbaren Seiten des Baus erstreckt, ist die Kapelle arm an Bauschmuck. Ihren Mittelturm, der im Laufe der Zeit dem jeweiligen Geschmack angepasst wurde, hat sie verloren. Nachdem die erzbischöfliche Pfalz im 15. Jahrhundert vom Dom ans Rheinufer zur Martinsburg verlegt worden war, verlor die Kapelle an Bedeutung. Das mittlere Joch wurde später eingewölbt, da die ursprüngliche Funktion der Öffnung nun nicht mehr gegeben war.

Die Kapelle besitzt eine weiter herausgeschobene Apsis in der Mitte nach Osten hin und zwei kleinere rechts und links davon. Früher stand in jeder von ihnen ein Altar, der mittlere diente bis ins 20. Jahrhundert als Sakramentsaltar des Doms. Heute ist die Deckenöffnung in der Mitte der Kapelle wiederhergestellt. Im Obergeschoss wurde eine Orgel aufgestellt. Die mittlere Apsis wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts neu gestaltet. An die Stirnseite kam 1962 das so genannte Udenheimer Kruzifix, das aus dem Hochmittelalter stammt. Die Kapelle wird für die Werktagsmessen des Domstifts benutzt.

Kreuzgang

Zum Bau eines Kreuzgangs ist es am Willigis-Dom nicht mehr gekommen. Der erste Kreuzgang des Doms wurde von den Nachfolgern erbaut, jedoch ist dieser – vermutlich mehrfach erneuerte – Kreuzgang nicht mehr erhalten. Der heutige Kreuzgang wurde zwischen 1400 und 1410 im Stil der Gotik an der Südseite des Doms errichtet. Er besitzt wohl die Größe seines Vorgängerbaus, von dem auch noch Mauerreste und ein Kellerraum aus dem frühen 13. Jahrhundert erhalten ist. Der im gotischen Stil ausgeführte Bau ist dreiflügelig und doppelstöckig. Damit weist er gleich in zweifacher Weise Besonderheiten auf. Offenbar hatte der Kreuzgang nur drei anstatt vier Flügel, weil ein vierter Flügel die großen Maßwerkfenster der gotischen Seitenkapellen verdeckt hätte, die im 14. Jahrhundert an das Langhaus des Domes angebaut worden waren. Doppelstöckig wurde der Kreuzgang ausgeführt, weil man im Obergeschoss die große Dombibliothek aufbewahren wollte.

Der Kreuzgang besteht aus 24 Jochen, die von einem einfachen Kreuzrippengewölbe überspannt sind. Er diente wie alle Kreuzgänge als Verbindungsgang zwischen den um ihn errichteten Stiftsgebäuden und daneben vor allem als Beerdigungsstätte für Mitglieder des Domstifts. 1793 wurde er bei der Beschießung der Stadt schwer getroffen und im 19. und 20. Jahrhundert stark restauriert. 1942 brannte der Kreuzgang nach Bombentreffern aus. Von 1952 bis 1969 wurde er anschließend schrittweise wieder restauriert. Im Obergeschoß befindet sich heute das Dom- und Diözesanmuseum. Das Untergeschoss wird heute noch als Prozessionsweg benutzt, außerdem finden sich dort noch etliche Grabdenkmäler und Ausgrabungsfunde. Das vom Kreuzgang umschlossene Gelände wird heute als Domfriedhof genutzt.

Memorie

Die so genannte Memorie ist an das Südquerhaus im Westen angebaut. Sie entstand in der spätromanischen Bauphase von 1210 bis 1230. Bei der Memorie handelt es sich um den ehemaligen Kapitelsaal des Domkapitels. Da den Kapitularen das Recht zustand, sich dort begraben zu lassen, wurde der Kapitelsaal wie auch in anderen Dombauten (Bamberg, Eichstätt, Würzburg) allmählich zum Mausoleum. Die Sitzungen des Kapitels fanden daher später in Räumlichkeiten am Südflügel des Kreuzgangs statt, die im Gegensatz zur Memorie zum Teil auch beheizbar waren. Der alte Saal diente dann vor allem dem Totengedenken, woraus sich auch der heutige Name ableitet. Von der Funktion als Kapitelsaal zeugt jedoch noch heute der steinerne Thron an der Westseite des Anbaus und die umlaufende Steinbank an den Wänden.

Die Memorie ist ein quadratischer Raum mit einer Seitenlänge von 12,20 m, der von einem einzigen Gewölbe (Kreuzrippengewölbe) überspannt ist und in sofern von der damals üblichen Form abweicht, nach der Kapitelsäle in neun Gewölbejoche unterteilt waren. Der Baumeister deutete jedoch eine solche Unterteilung an, indem er die West- und Südwand in drei Bogen unterteilte. Auffällig ist auch, dass der Kreuzgang nicht wie sonst am Kapitelsaal vorbeiläuft, sondern von diesem unterbrochen wird. Im Westen ist der Kreuzgang daher nur durch die Memorie betretbar.

Im Osten besaß die Memorie von Anfang an eine kleine Apsis, in der auch ein Altar aufgestellt war. Der romanische Bogen über der Maueröffnung ist heute noch erhalten. Die Apsis wurde dagegen abgebrochen und 1486 durch einen gotischen Bau ersetzt. Der ursprüngliche Zugang zum südlichen Seitenschiff, ein romanisches Portal über dem der Hl. Martin thront, wurde später zugemauert und durch ein gotisches Portal ersetzt.

Nikolauskapelle

Die Nikolauskapelle grenzt direkt an Kreuzgang und Memorie an. Eine Kapelle mit diesem Patrozinium ist schon 1085 bezeugt, der heutige Bau entstand vor 1382, also noch vor der Errichtung des jetzigen Kreuzgangs.

Die Kapelle bildet ein aus drei Jochen bestehendes Rechteck, wobei die inzwischen nicht mehr vorhandene Apsis mit dem Altar wegen der Ostung an einer Längsseite angebracht war. Das Patrozinium lässt auf eine Verbindung der Kapelle mit der Domschule schließen, da Nikolaus von Myra als Schutzpatron der Kinder angesehen wird. Gleichwohl diente die heutige Kapelle vor allem als Erweiterung der Memorie.

Zwischen der Memorie und der Nikolauskapelle befindet sich eine doppelläufige Wendeltreppe. Derartige Anlagen sind nur selten anzutreffen. Die beiden Spiralen laufen übereinander her, so dass die Anlage von Memorie oder Nikolauskapelle aus zum Aufstieg oder Abstieg aus dem oberen Geschoss des Kreuzgangs benutzt werden kann, ohne dass man sich dabei begegnen würde.

In der Nikolauskapelle ist heute der Domschatz ausgestellt.

Stiftsgebäude

Die Baugeschichte der Stiftsgebäude am Kreuzgang ist unzureichend erforscht. Ursprünglich dienten diese Gebäude dem gemeinsamen Zusammenleben (vita communis) der Stiftsangehörigen ähnlich wie in den Klöstern. Das Zusammenleben des Domstifts hörte jedoch schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts auf, die Mitglieder wohnten nun in eigenen Häusern. Die ehemaligen Speise- und Schlafsäle, die Wärmestuben und sonstigen Räumlichkeiten wurden danach anderen Bestimmungen zugeführt, möglicherweise auch der Domschule.

Am Südflügel existiert heute noch ein ehemals 51 m langer Bau, der zweigeteilt ist. In seiner heutigen Form entstammt er dem 14. Jahrhundert. Nachdem die Memorie als Kapitelsaal weggefallen war, fanden die Kapitelsitzungen in Räumlichkeiten im Südflügel statt. Dort befanden sich beheizbare Räume. 1489 wurde noch eine kleine Kapitelstube angebaut, die heute noch besteht. Die meisten ehemaligen Stiftsgebäude werden heute vom Dom- und Diözesanmuseum belegt.

Orgel

Überblick über frühere Orgelbauten

Die ersten Zeugnisse über eine im Dom vorhandene Orgel stammen aus dem Jahr 1334. Sie geben aber keinen Aufschluss über den Orgelbau an sich, sondern lediglich über die Verwendung der Orgel im Gottesdienst. 1468 ist eine Orgel auf dem Ostlettner bezeugt, die dort zur Chorbegleitung eingesetzt wurde. Diese Orgel könnte von Hans Tugi (auch: Hans von Basel) stammen, der vermutlich 1514 die erste nachweisbare Langhausorgel im Mainzer Dom erbaute. Andere Quellen sprechen allerdings davon, dass diese Orgel bereits 1501 gebaut wurde und Hans Tugi 1514 lediglich Veränderungen am bereits vorhandenen Orgelbau vornahm. 1545/46 folgte ber

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