Limyra

Limyra (lykisch: Zemuri) war eine antike Stadt im Süden Lykiens in Kleinasien. Die Ruinen der Stadt liegen etwa 6 km nord-östlich der heutigen türkischen Stadt Finike.

Geschichte

Zur Stadtgeschichte ist nur sehr wenig überliefert.

Die ältesten Funde (spätgeometrisches Keramikmaterial) reichen in das fortgeschrittene 8. Jahrhundert v. Chr. zurück, jedoch lassen sie keine Aussagen zu Struktur und Ausdehnung der dadurch angezeigten Niederlassung zu. Auch über das archaische und frühklassische Limyra sind nur wenige Informationen verfügbar. Zemuri war jedoch im 5. Jahrhundert v. Chr. Prägeort des xanthischen Dynasten kuprlli und dürfte eine bedeutende Stellung innerhalb der regionalen Siedlungshierarchie eingenommen haben.

Eine Blütezeit erlebte die Stadt in hochklassischer Zeit, als sie zur Residenzstadt einer aufstrebenden ostlykischen Dynastie ausgebaut wurde. Deren Protagonist, der Dynast perikle, veränderte die politische Landschaft der Region. Der aktive Feldherr dürfte in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts die Dynastie von Xanthos besiegt und kurzzeitig ganz Lykien sowie angrenzende Gebiete im Norden und Osten beherrscht haben. Diese Verschiebung der Machtverhältnisse erfolgte wohl gegen den Willen der persischen Oberherren, so dass perikle in der Forschung mit der Teilnahme der Lykier am so genannten Satrapenaufstand verbunden wird.

In der fortgeschrittenen Dynastenzeit wurde in Limyra ein umfassendes Bauprogramm durchgeführt, im Zuge dessen ein rund 25 ha umfassender Mauerring und eine Gipfelbefestigung errichtet wurden. Zwei hochaufragende, bergfriedartige Turmbauten überragten diese Zitadelle. Sie sollten wohl von der Macht und der Bedeutung ihres Bauherren künden. Damals entstand auch das monumentale Heroon der ostlykischen Dynastie. An diesem amphiprostylen Podiumsbau, dessen vorgelagerte Hallen von Karyatiden getragen wurden und dessen Seitenwände mit Friesen militärischer Thematik geschmückt waren, wird die Vermischung von lokaler Bautradition mit griechischem Einfluss deutlich. Weitere Monumentalgräber dienten wohl als Begräbnisstätten einer aristokratischen Oberschicht. Hervorzuheben ist hier das zweigeschossige Grabmal des xntabura, dessen Reliefschmuck neben einer Opferszene auch eine Apobaten- und eine Gelageszene, also zentrale Themen der klassisch lykischen Ikonographie, umfassen. Ausgedehnte Nekropolen, in denen sich zahlreiche Reliefs und Inschriften in lykischer Sprache und Schrift erhalten haben, säumten die Niederlassung und bildeten das größte Ensemble lykischer Felsgräber. Besonders eindrucksvoll ist die am Eingang des Arykandostales in eine hochaufragende Felswand gearbeitete Nekropole I. Ein schlichtes Felsgrab in der Grabstiftung der xuwata in Nekropole II ist mit einem Relief verziert, das einen Zweikampf nach der Vorlage des berühmten Schildes der Athena Parthenos des Phidias wiedergibt. An einem anderen Grab lässt sich tebursseli als siegreicher Held abbilden, wie er mit seinem König perikle den Feldherren arttumpara im Xanthostal besiegt. Am Doppelgrab des artimas in Nekropole V zeugt eine der wenigen aramäischen Inschriften Kleinasiens von den Verbindungen Lykiens zu den Kerngebieten des Achämenidenreiches. Aus dem hochklassischen Denkmalbestand von Limyra lässt sich ein ausgeprägter Philhellenismus der politischen Führungsschicht der Dynastenzeit ablesen, die Semantik der lykischen Kultur dieser Periode war jedoch in hohem Maße von der Zugehörigkeit zu einer orientalischen Lebenswelt bestimmt. Die unabhängigen Dynastenherrschaften fanden im Anschluss an die Niederschlagung des Satrapenaufstandes durch die Perser ein abruptes Ende, und Lykien wurde dem Herrschaftsgebiet der karischen Hekatomniden zugeschlagen.

Prachtbauten in der Unterstadt, etwa das hellenistische Ptolemaion und das Kenotaph für Gaius Caesar, dem im Jahre 4. n. Chr. in Limyra verstorbenen Adoptivsohn des Augustus, zeugen von der Bedeutung der Niederlassung auch in späteren Perioden. Das Theater, eine Thermenanlage, ein Torbau und Säulenstraßen verdeutlichen die urbanistische Blüte Limyras während der Kaiserzeit. Die Stellung Limyras als Bischofssitz wird durch die Bischofskirche sowie weitere christliche Kultbauten veranschaulicht. Von unruhigen Zeiten zeugen die gewaltigen nachantiken Stadtmauerringe von Ost- und Weststadt. Mit dem im 16. Jh. gegründeten Tekke des Kâfi-Baba, dem ältesten Bektaschi-Kloster der türkischen Südküste, verfügt Limyra auch über ein bedeutendes Monument der islamischen Geschichte.

Ca. 3,2 km östlich der Ruinen von Limyra befindet sich die kaum beachtete römische Brücke bei Limyra. Das vernachlässigte Bauwerk ist eine der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt. Sie ist 360 m lang und ruht auf insgesamt 26 Segmentbögen.

Das Österreichische Archäologische Institut führt seit 2002 in Limyra Grabungen durch. Bereits im Jahre 1969 begannen die ersten Ausgrabungen unter Jürgen Borchhardt im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts (Zweigstelle Istanbul) und in der Folge wurden diese von 1984 bis 2001 als österreichisches Projekt durch das Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien (IKA) fortgeführt.

Siehe auch

  • Limyra (Titularbistum)

Literatur

  • Jürgen Borchhardt: Die Steine von Zemuri. Archäologische Forschungen an den verborgenen Wassern von Limyra (1993).
  • Jürgen Borchhardt (u.a.): Grabungen und Forschungen in Limyra aus den Jahren 1984-1990, ÖJh 61, 1991/92, Beibl. 125-192.
  • Jürgen Borchhardt (u.a.): Grabungen und Forschungen in Limyra aus den Jahren 1991-1996, ÖJh 66, 1997, Beibl. 321-426.
  • Jürgen Borchhardt: Der Fries vom Kenotaph für Gaius Caesar in Limyra (2002).
  • Thomas Marksteiner: Die befestigte Siedlung von Limyra, Forschungen in Limyra I (1997).
  • Thomas Marksteiner, Michael Wörrle: Ein Altar für Kaiser Claudius auf dem Bonda tepesi zwischen Myra und Limyra, Chiron 32, 2002, 545-569.
  • Michael Wörrle: Epigraphische Forschungen zur Geschichte Lykiens I: Ptolemaios I. und Limyra, Chiron 7, 1977, 43-66.
  • Michael Wörrle: Epigraphische Forschungen zur Geschichte Lykiens IV: Drei griechische Inschriften aus Limyra, Chiron 21, 1991, 203-238.
  • Michael Wörrle: Epigraphische Forschungen zur Geschichte Lykiens V: Die griechischen Inschriften der Nekropole von Limyra, Chiron 25, 1995, 387-417.
  • Michael Wörrle: Epigraphische Forschungen zur Geschichte Lykiens VII. Asarönü, ein Peripolion von Limyra, Chiron 29, 1999, 353-370.

Weblinks

Aufgeführt in den folgenden Kategorien:
Einen Kommentar posten
Tipps & Hinweise
Sortiere nach:
Ahmet Ç.
12. August 2013
Onlarca km lik alan içinde adımbaşı su çıkan bu ören yeri toprak altında ve keşfedilmeyi bekliyor.Mutlaka bizans kilisesini görün.Depremle birlikte suyun yatağı değişmiş ve kilise sular altında kalmış
Suna ????
25. September 2016
Harikulade bir yer kesinlikle görülmesi gereken bir yer manzara mükemmel ????
Banu Kazanci
1. October 2016
Su alti kalintilari ve dogasi harika. Biraz daha iyi korunmaya ihtiyaci var gibi.
Ahmet Ünlü
28. April 2016
Antik tiyatro, türbe ve hoş bir akarsu var. Ama uzerinde hayvanlar otlatılıyor. Gidip bir görülebilir
Kadir GÜL
14. July 2019
Finike civarindaysaniz gorulebilir. Antik kentin bulundugu Saklı Su Mahallesi (köyü) nde bakkal bile bulunmuyor. Antik kentin girisi 6 Tl kent ettafinda tuvalet ve hic bir sosyal imkan mevcut DEGİL.
Fatih Kırtaş
30. July 2017
Kendi haline bırakılmış hiçbir koruma önlemi olmayan, içinde yüzülmesi yasak olmasına rağmen yüzülen bir antik kentimiz. Umarım en kısa süre de gerekli önlemler alınıp restorasyon çalışmaları başlar.
Mehr Kommentare laden
foursquare.com
7.3/10
Ирина Васильевна und 6 630 mehr Menschen hier gewesen
Karte
2.2 km von Elmalı Finike Yolu, Antalya, Türkei Route berechnen
Fri-Sun 10:00 AM–8:00 PM
Mon 11:00 AM–8:00 PM
Tue-Wed 10:00 AM–8:00 PM

Limyra auf Foursquare

Limyra auf Facebook

Hotels in der Nähe

Alle Hotels Alles sehen
Presa Di Finica Hotel & Suites

ab $102

Hotel Finike Marina

ab $41

Otel Carpe Diem Gold

ab $24

Olympos Mitos

ab $72

Club Sun Village Hotel

ab $74

Adrasan Deniz Hotel

ab $42

Empfohlene Sehenswürdigkeiten in der Nähe

Alles sehen Alles sehen
Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Brücke bei Limyra

|BILD-KARTE-TITEL=Aufriss und Aufsicht der Bogenbrücke

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Arykanda

Arykanda war eine Stadt in Lykien (heute Türkei), die nachweislich

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Phaselis

Phaselis ist eine antike Stadt in Lykien (Kleinasien, heute Türkei),

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Apollonia (Lycia)

Apollonia was an ancient city in Lycia. Its ruins are located near

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Saklıkent (Antalya)

Saklıkent, auch Saklı Kent (türkisch etwa 'verborgene Stadt') ist ei

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Antalya Aquarium

Antalya Aquarium, Antalya Büyükşehir Belediyesi tarafından Yap

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Archäologisches Museum Antakya

Das Archäologische Museum Antakya (offiziell Archäologisches Museum H

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Arapsu-Brücke

Die Arapsu-Brücke ist eine römische Bogenbrücke in Antalya (T

Ähnliche Sehenswürdigkeiten

Alles sehen Alles sehen
Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Theodosius-Zisterne

Die sogenannte Theodosius-Zisterne (griechisch Κινστέρνα Θεοδοσίο

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Sardes

|caption=Sardes (Karte der Türkei)

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Antakya

Antakya (Шаблон:ArS, historisch Antiochia am Orontes) ist eine Großs

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Zile

Zile ist eine Kreisstadt in der türkischen Provinz Tokat mit ca.

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Trajansforum

Das Trajansforum in Rom ist das letzte, größte und prächtigste der so

Alle ähnlichen Orte sehen