Die Liebfrauenkirche in Trier befindet sich unmittelbar neben dem Trierer Dom im Stadtzentrum. Sie gilt zusammen mit der Elisabethkirche Marburg als älteste gotische Kirche in Deutschland und als bedeutendster und frühester gotischer Zentralbau in Deutschland.
Erzbischof Theoderich von Wied begann ab 1230 mit dem Bau der Kirche, nachdem der antike Bau aus der Zeit Kaiser Konstantins des Großen, der zusammen mit dem Dom die riesige Doppelkirchenanlage bildete, nach tausend Jahren so baufällig geworden war, dass er abgebrochen werden musste. Dabei wurden teilweise die Fundamente der Vorgängerkirche benutzt. Das genaue Datum des Baubeginns lässt sich nicht mehr ermitteln, eine gemalte Inschrift die sich im Innern auf einer Säule lautet: „Der bau dieser Kirche ward angefangen im Jahr 1227 und geendigt im Jahr 1243“, jedoch geht man heute von einem Baubeginn um 1230 aus. Am bau waren lothringische Baumeister und Künstler des 13. Jahrhunderts maßgeblich beteiligt. Dadurch kam die beherrschende architektonische Idee dieser Zeit, die in Frankreich bereits hochentwickelte Gotik zum Tragen. Das Bauwerk gehört damit zu den frühesten deutschen Zeugnissen der französischen Gotik und ist außerdem einer der seltenen Zentralbauten dieser Zeit.
Ein großer Teil war bis ca. 1243 vollendet, dann allerdings gingen dem Kapitel von Liebfrauen die finanziellen Mittel aus. Die könnte mit dem Tod des Erzbischofs Theoderich zusammenhängen, da dieser als Förderer anzusehen ist. Erst nach einer Kollekte in der Diözese Köln im Jahr 1243, von Erzbischof Konrad von Hochstaden genehmigt und in einem Ablassbrief favorisiert, konnte der Bau der Liebfrauenkirche fortgesetzt werden. In dieser Urkunde wird die Kirche bereits als „Mutterkirche“ alle Kirchen der Trierischen Provinz bezeichnet. Etwa um 1260 wurde der Bau wohl beendet. Im Jahre 1492 wurde auf dem Vierungsturm eine hohe Spitze aufgesetzt, die wegen ihres hohen technischen und handwerklichen Vollendungsgrades als Daedali arte (mir der Kunst des Daedalus) bezeichnet wurde. Die hohe Spitze ist auf alten Stadtansichten zu sehen, wurde jedoch bei einem Sturm am Heinsuchungstag (2. Juli) im Jahr 1631 zerstört. Darauf wurde ein Walmdach aufgesetzt, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Es wurde 1945 durch ein flacheres Dach ersetzt und dieses wiederum 2003 durch ein etwas steileres.
Die Liebfrauenkirche wurde von den Mitgliedern des Domkapitels genutzt, um ihre tägliche Messe zu lesen, und diente ihnen außerdem als Grabkirche. Dies führte dazu, dass sie im Laufe der Jahrhunderte mit Gräbern regelrecht überladen wurde. Im Zuge der französischen Revolution wurde die meisten dieser Gräber entfernt.
Nach der Besetzung Triers durch die französischen Revolutionstruppen im Jahr 1794 wurde Liebfrauen 1803 organisatorisch und liturgisch vom Dom getrennt. Zuvor bestand eine enge Beziehung zwischen dem Dom und Liebfrauen. Im Laufe eines Jahres führten zahlreiche Prozessionen vom Dom aus in die Liebfrauenkirche hinein, dazu gibt es einen Durchgang der die beiden Kirchen miteinander verbindet. Trierer Überlieferung zufolge sollte die Liebfrauenkirche abgerissen werden, jedoch hätte der Trierer Bürgermeister Napoleon anlässlich seines Besuches in Trier auf den Balkon des gegenüberliegenden Palais Kesselstadt geführt und zu ihm gesagt: „Sire, sie wollen doch wohl nicht das Meisterwerk eines französischen Architekten abreißen“. Jedenfalls wurde die in der Nähe gelegene Kirche St. Laurentius, die sich unmittelbar an der Konstantinbasilika befand abgerissen und die Pfarrei erhielt den Namen „Unserer Lieben Frauen und Sankt Laurentius“. Als äußeres Zeichen der Trennung wurde das Portal zwischen dem von Dom und Liebfrauen gemeinsam als Durchgang genutztem Paradies auf Seiten des Domes zugemauert und das Paradies als Sakristei für Liebfrauen genutzt. Anlässlich der Heilig-Rock-Wallfahrt 1959 wurde das Portal wieder geöffnet, danach mit einer Brettertüre verschlossen und nach der Domrestaurierung mit einem neuen Holzportal versehen, so dass heute wieder eine gemeinsame Nutzung möglich ist.
Von 1859 mit Unterbrechungen bis in die 1890er Jahre hinein fand eine umfangreiche Restaurierung statt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Liebfrauenkirche schwerste Zerstörungen und wurde von 1946 bis 1951 wiederhergestellt. Die Gestaltung mit zentraler Lage des Altares wurde von dem Architekten Rudolf Schwarz geplant und nahm Leitlinien des Zweiten Vatikanischen Konzils vorweg.
Die Liebfrauenkirche erhielt vom Papst 1951 die Auszeichnung Basilica minor. Anlass dafür war die Neugestaltung des Altarraumes nach dem Krieg, bei der der Altar in die Mitte der Kirche gestellt wurde. Im Jahr 1986 wurde die Kirche zusammen mit dem Trierer Dom sowie den römischen Kulturdenkmälern in Trier und Umgebung von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen.
Im Rahmen umfangreicher Innenrenovierungsmaßnahmen ist die Kirche seit dem 8. Januar 2008 für etwa zwei Jahre geschlossen. Besichtigungen sind während dieser Zeit nicht möglich.
200 Jahre Pfarrei Liebfrauen in Trier, Heinz Brubach und Martin Persch (Hg.), Trier 2003, ISBN 3-7902-0182-0