L’Anse aux Meadows ist eine ehemalige Wikingersiedlung auf Neufundland. Sie liegt am nördlichsten Ende der Insel. Der Ortsname ist eine französisch/englische Mischform wie sie häufig im östlichen Kanada vorkommt und bedeutet so viel wie Die Bucht bei den Wiesen (engl. Meadow = Wiese und franz. Anse = Bucht). Der Name ist möglicherweise eine Verformung des französischen L'Anse-aux-Méduses, der "Quallen-Bucht".
Vermutlich wurde die Siedlung um das Jahr 1000 n. Chr. angelegt, möglicherweise von Leif Erikssons Expedition. Es könnte sich um Markland oder Vinland gehandelt haben. Neuere Forschungen gehen aber davon aus, dass Markland auf dem Gebiet von Labrador zu lokalisieren sein dürfte, während die Bezeichnung Vinland für Neufundland wegen des damaligen Vorkommens von wilden Trauben zutreffen könnte. Nach einer deutlichen Klimaveränderung im 12. und 13. Jahrhundert wuchs auf Neufundland kein Wein mehr, deshalb suchte man Vinland irrtümlich lange Zeit weiter südlich. Die Vorsilbe vin- bedeutete in vielen Regionen Norwegens jedoch auch Weide und wurde dort in Ortsnamen geführt.
Die Siedlung war wahrscheinlich nur wenige Jahre bewohnt. Darauf deuten einerseits die Sagas, die von Kämpfen mit von den Wikingern als Skraelinger bezeichneten Eingeborenen (ob Indianer oder Inuit, geht aus den Texten nicht hervor) berichten, andererseits der archäologische Befund. So wurden in der Schmiede nur wenige Schlacken gefunden, es wurden maximal einige Kilogramm an Eisen erschmiedet. Dass bei den Ausgrabungen kaum Wertgegenstände und keine Waffen gefunden wurden, spricht für einen geordneten Rückzug der Wikinger.
Sie wurde ab 1961 von den Norwegern Helge und Anne-Stine Ingstad ausgegraben. Die Siedlung bestand aus mehreren Häusern sowie einer Schmiede, in der Raseneisen verarbeitet wurde, das die Indianer nicht kannten. Es handelt sich um die einzige sicher nachgewiesene Wikingersiedlung in Nordamerika. Sie wurde daher 1978 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Zwei Häuser wurden (fast) originalgetreu nachgebaut und sind heute eine Touristenattraktion.
Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch