Krakatau

Krakatau ist eine Vulkaninsel in der Sunda-Straße zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java. Der Vulkan brach im Laufe der letzten Jahrhunderte mehrfach aus. Die bekannteste Eruption, bei der die gesamte Vulkaninsel vollkommen zerstört wurde, ereignete sich am 27. August 1883. Die Insel gehörte damals zu Niederländisch-Indien.

Seit 1927 entsteht am Ort des damaligen Ausbruches eine neue Insel vulkanischen Ursprungs, die Anak Krakatau, Kind des Krakatau, genannt wird. Es gibt auch Theorien, wonach im Jahre 535 n. Chr. an gleicher Stelle ein Vorgänger des Krakatau, der Proto-Krakatau, explodierte.

Der Name des Vulkans

, Meeresenge zwischen Sumatra und Java, in der sich Krakatau befindet.]]

Die ältesten Erwähnungen der Vulkaninsel in der westlichen Welt findet man auf einer Landkarte von Lucas Janszoon Waghenaer (ca. 1533/34–1605/06). Er nannte die Insel Pulo Carcata. Pulo ist dabei offenbar von pulau abgeleitet, einem indonesischen, bzw. malaiischen Wort für Insel. Die heute gebräuchlichen Bezeichnungen sind Krakatoa oder Krakatau. Der Name Krakatoa wird vor allem in der englischsprachigen Welt häufig verwendet; die Bezeichnung Krakatau wird dagegen häufig von Indonesiern gebraucht.

Vulkanausbruch 1883

Bereits in den vorangehenden Monaten war es nach einer jahrhundertelange Ruhephase (die zum Aufbau des Explosionsdruckes im Vulkaninneren führte) zu kleineren und mittleren Ausbrüchen gekommen. Die niederländische Kolonialverwaltung entsandte hintereinander zwei Expeditionen, von denen die erste beim Anblick der Schäden auf der Insel zurückkehrte, die zweite hingegen – in teilweiser Unkenntnis der Gefahren – den Vulkan noch einmal bestieg und sozusagen als letzte das Innere des bereits aktiven, aber kurzzeitig ruhenden Vulkankraters sah, bevor dieser kurze Zeit später in einer gewaltigen Calderaexplosion verschwand. Am Mittwoch, dem 22. August 1883, erfolgte die erste Eruption. Am Sonntag, dem 26. August, um 13:06 Uhr (jeweils Ortszeit) erfolgte dann eine weitere. Am 27. August 1883 um 05:30 Uhr erfolgte der nächste Ausbruch und um 06:44 Uhr ein weiterer. Um 10:02 Uhr fand der gewaltigste Ausbruch statt. Der Krakatau schleuderte 18 km³ Asche und Gestein bis in eine Höhe von 80 km in die Erdatmosphäre. (Bei den heftigen Ausbrüchen des Mount St. Helens im Mai 1980 waren es etwa 1 km³ und beim Pinatubo etwa 10 km³.) Das Äquivalent des Ausbruchs an Sprengkraft dürfte zwischen 200 und 2.000 Megatonnen TNT gelegen haben, was etwa 10.000 bis 100.000 Hiroshima-Bomben entspräche. Die unterirdische Magmakammer entleerte sich rasch und stürzte dann unter dem Gewicht der Deckenformation ein, woraufhin die Wassermassen des umgebenden Meeres schlagartig nachströmten. Wie bei einer Implosion verursachte dieser Einsturz an den umliegenden Küsten eine stellenweise bis zu 40 Meter hohe Flutwelle (Tsunami). Auf die Flutwelle folgten Ascheregen und pyroklastische Ströme – glühend heiße Gemische aus Gestein, Gas und Asche, welche Geschwindigkeiten bis zu 800 km/h erreichen können. Diese elementaren Gewalten zerstörten auf den umliegenden Inseln 165 Städte und Dörfer und töteten insgesamt 36.417 Menschen. Selbst ein Dampfschiff wurde vier Kilometer weit landeinwärts geschoben. Von der Vulkaninsel blieb nahezu nichts mehr übrig. Zwei Drittel der Insel versanken im Meer.

Der Ausbruch des Krakatau war der zweitgrößte Vulkanausbruch der Neuzeit. Seine Stärke erreichte einen Vulkanexplosivitätsindex (VEI, mögliche Werte 0 bis 8) von 6. Vergleichbar in der jüngsten Vergangenheit ist der ungefähr halb so starke Ausbruch des Pinatubo 1991, ebenfalls der Stärke 6. Der stärkste Ausbruch der letzten 10.000 Jahre war zwischen dem 10. und 15. April 1815 der des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa. Dieser Ausbruch hatte einen VEI von 7 und schleuderte ca. 100 km³ Material in die Atmosphäre. Einen VEI von 8 erreichte keine Eruption in den letzten 10.000 Jahren.

Auswirkungen weltweit

Die Explosionsgeräusche, die diesen Ausbruch begleiteten, werden unter den lautesten in der Menschheitsgeschichte überlieferten eingeordnet. Sie waren sowohl im 3100 Kilometer entfernten Perth als auch auf der ca. 4800 Kilometer entfernt liegenden Insel Rodrigues nahe Mauritius zu hören. Die Folge waren atmosphärische Schockwellen, die rund um die Erde registriert wurden. Die Luftdruckwelle der Explosion war so gewaltig, dass sie auch noch nach fünf Tagen und sechs Erdumläufen messbar war.

Die Flutwelle wurde auch noch in Europa registriert. An Pegeln im Golf von Biskaya, 17.000 Kilometer von ihrem Ursprung entfernt, und entlang des Ärmelkanals wurde sie als Ausschlag von 2 cm aufgezeichnet.

Größere Partikel, wie z. B. Bimsstein, der nach zeitgenössischen Berichten europäischer Seefahrer große Meeresflächen im Umkreis bedeckte, gingen in einem Gebiet von beinahe 4 Millionen km² nieder – einem Areal von der doppelten Größe des gesamten indonesischen Archipels. Die feine Vulkanasche (Aerosol) stieg in die obere Atmosphäre auf und verteilte sich dort in wenigen Tagen weltweit in über 70 % dieser Luftschicht.

Überall rund um die Erde wurden aufgrund der Partikel in der Atmosphäre, an denen es zu Lichtbrechungen kam, spektakuläre Sonnenuntergänge beobachtet. So soll einer Untersuchung amerikanischer Wissenschaftler zufolge die auffallende rötliche Färbung des Himmels in Edvard Munchs berühmtem Gemälde „Der Schrei“ auf die nach der Eruption weltweit veränderte Färbung des Himmels zurückzuführen sein. Munch schrieb in seinem Tagebuch: „Plötzlich färbte sich der Himmel blutrot, die Wolken aus Blut und Flammen hingen über dem blau-schwarzen Fjord und der Stadt“.

Ein Astronom berichtete über die totale Mondfinsternis am 4. Oktober 1884 an „Nature“, dass … die Verdunkelung des Mondes weit über den Grad hinausgeht, den man bei Finsternissen der letzten Zeit gesehen hat.

Es dauerte einige Jahre, bis diese Partikel wieder aus der Atmosphäre abgesunken waren. Unter anderem durch die Reflexion der Sonnenstrahlen zurück ins All sank vor allem auf der Nordhalbkugel die Durchschnittstemperatur um 0,5 bis 0,8 °C und hatte einen ungewöhnlich kühlen, verregneten Sommer mit katastrophalen Missernten zur Folge.

Der Ausbruch des Krakatau im Jahre 1883 wird in der Medienwissenschaft als eines der frühesten Beispiele für das globale Dorf angeführt. Ohne die telegraphischen Berichte nach Europa wäre beispielsweise die Flutwelle nicht erkannt worden.

Anak Krakatau

Ab 1927 begann an der Stelle, an der sich ursprünglich der Krater des Krakatau befand, ein neuer Vulkan zu wachsen. Im Jahre 1930 durchbrach er nach mehreren Anläufen die Wasseroberfläche. Der Berg wuchs Jahr für Jahr durch Ascheauswürfe und Lavaströme, die sich regelmäßig aus dem Vulkan ergießen, um mehr als vier Meter und ist heute bereits etwa 450 Meter hoch. Er bekam den Namen Anak Krakatau (Kind des Krakatau).
Viele der dort lebenden Menschen nehmen die Gefahr eines erneuten Ausbruches des neu entstandenen Vulkans nicht sehr ernst. Oft fehlt ihnen auch das Wissen über das Geschehen der Vergangenheit. In den Jahren von 1959 bis 1963 war der Vulkan am aktivsten. Am 8. November 2007 fand der vorerst letzte Ausbruch des Anak Krakatau statt, ohne Menschen zu gefährden.

Tierwelt

Die größeren Tierarten überlebten den Ausbruch nicht. Im Jahre 1886 wurden die Reste des alten Vulkans durch von benachbarten Inseln angeschwommene Warane besiedelt. Nach dem Ausbruch wurden einige Expeditionen zur Untersuchung der Tierwelt durchgeführt. 1933 entdeckte man bei einer solchen Expedition Schlangen, Geckos und andere kleine Echsen sowie weitere Kleintiere wie Fledermäuse, Vögel und Ratten, welche wahrscheinlich größtenteils durch Treibholz auf die Insel gelangt waren. Allgemein ging die Wiederbesiedlung durch Flora und Fauna erstaunlich rasch vonstatten.

Literatur

  • Arno Schmidt: Krakatau, Reclam, Stuttgart 1975, ISBN 3-15-009754-1
  • Simon Winchester: Krakatoa – The Day The World Exploded: August 27, 1883. (englisch), HarperCollins, New York 2003, ISBN 0-06-621285-5
  • Simon Winchester: Krakatau. Der Tag, an dem die Welt zerbrach. Knaus / Random House, September 2003, ISBN 3-8135-0224-4
  • Spektrum der Wissenschaft, 1/1984: Der Ausbruch von Krakatau
  • Astronomie heute, 3/2004: Der Schrei

Filme

  • Krakatoa – Das größte Abenteuer des letzten Jahrhunderts. (OT: Krakatoa, East of Java) Spielfilm, USA, 1969, Regie: Bernard Kowalski, mit Maximilian Schell in der Hauptrolle, Krakatoa in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
  • Krakatau – Ein Vulkan verändert die Welt. Doku-Drama, 2006, 45 Min., Buch und Regie: Jeremy Hall, Produktion: ZDF, Inhaltsangabe des ZDF, der Film präsentiert Computersimulationen und zeigt Parallelen zur Flutkatastrophe im Indischen Ozean von 2004 auf
  • Die letzten Tage von Krakatau. (OT: Krakatoa. The Last Days) Dokudrama, Großbritannien, 2006, 87 Min., Regie: Sam Miller, Produktion: BBC, u. a. mit Olivia Williams in der Hauptrolle, Inhaltsangabe der BBC

Weblinks

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