Die Burg Kantara, griechisch Κάστρο της Καντάρας, französisch Le Candaire, fränkisch Candare, englisch Kantara Castle, ist eine mittelalterliche Burgruine im Pentadaktylos-Gebirge im Nordosten der Mittelmeerinsel Zypern in der Nähe des gleichnamigen Bergdorfes.
Der Name der Burg ist dem Arabischen entlehnt und bedeutet „hohes Gebäude“.
Die Höhenburg liegt auf etwa 700 Metern. Von Kantara aus überschaut man die Nordküste der Insel ebenso wie die Ebene der Mesaoria; zudem kontrollierte die Burg den „Eingang“ zur Halbinsel Karpas.
Die Ursprünge der Burg gehen – wie bei den westlich im Pentadaktylos gelegenen Burgen St. Hilarion und Buffavento – bis ins 10. Jahrhundert zurück. Der einstige Beobachtungsposten der Byzantiner gegen arabische Invasoren wurde im 12. Jahrhundert zu einer großen Burganlage ausgebaut.
Erstmalig Erwähnung fand Kantara im Zusammenhang mit der Eroberung Zyperns im Jahre 1191 durch den englischen König Richard Löwenherz, als Zyperns erster und einzigen Kaiser Isaak Komnenos hier Schutz suchte. Richard, der sich auf dem Dritten Kreuzzug zur Rückeroberung Jerusalems auf dem Weg ins Heilige Land befand, landete am 6. Mai 1191 mit seiner Flotte im Hafen von Lemesos (Limassol), besetzte die Stadt und heiratete dort am 12. Mai 1191 seine Braut Berengaria von Navarra. Als Isaak mit seinen Truppen in Lemesos ankam, sah er, dass diese dem Kreuzfahrerheer unterlegen waren. Richard forderte Isaaks Abdankung, dieser zog dich jedoch nach Kantara zurück, um von seinen Festungen im Pentadaktylos aus Widerstand zu leisten. Nach erfolgreicher Belagerung Kantaras ergab sich Isaak Komnenos.
Im Mai 1192 verkaufte Richard Zypern an Guido von Lusignan, den auf der Flucht befindlichen König von Jerusalem, der damit erster Herrscher des Königreiches Zypern wurde und dessen Nachkommen die Insel bis zum Tode Jakob III. im Jahre 1474 beherrschten.
Bei den Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des römisch-deutschen Königs Friedrichs II. und dem zyprischen König Heinrich I. von Zypern im Sommer 1229 verschanzte sich Gauvain de Chenichy in Kantara, wurde jedoch von Heinrich zur Aufgabe gezwungen. Die Rückeroberung durch die Getreuen Friedrichs II. im Jahre 1232 war allerdings nicht von Dauer.
Ungeachtet der Eroberungen durch die Genueser im Jahre 1373 blieb Kantara in den Händen der Getreuen des Hauses Lusignan unter König Peter II. Die heutigen Reste der Burganlage gehen wahrscheinlich auf die im Jahre 1391 vorgenommenen baulichen Veränderungen zurück.
Obwohl die Venezianer die strategische Bedeutung der Burg erkannten, lag sie bereits 1562 in Trümmern.
Vorbei an zwei rechteckigen Türmen betritt man die Burg von Osten und gelangt in den durch zwei weitere mächtige Türme geschützten Zwinger. Durch ein Portal in der Mauer, die diese Türme verbindet, gelangt man in die Oberburg. Vom legendären Raum der Königin, in dessen Südwand sich ein Fenster erhalten hat, hat man einen Blick über den nördlichen Teil Zyperns und die Halbinsel Karpas. Vermutlich bestand hier eine Sichtverbindung zur Nachbarburg Buffavento.