Die Ibn-Tulun-Moschee (arabisch مسجد ابن طولون Masdschid ibn Tūlūn) ist die flächengrößte Moschee Kairos und gilt als älteste in ihrer ursprünglichen Form erhaltene Moschee der Stadt. Die noch ältere Amr-Moschee wurde deutlich umgebaut.
Die Moschee wurde unter Ahmad ibn Tulun von 876 bis 879 errichtet, der als Abbasiden-Statthalter von 868 bis 884 herrschte und Ägypten in eine De-facto-Unabhängigkeit führte. Der Baubeginn wurde durch den ägyptischen Historiker al-Maqrizi (1364–1442) datiert, die Fertigstellung ist auf einer Inschriftenplatte an der Moschee verzeichnet.
Die Moschee wurde auf dem kleinen Hügel Gebel Yashkur („Hügel der Danksagung“) errichtet. Eine lokale Sage behauptet, dass hier die Arche Noah nach der Sintflut aufsetzte, anstelle des Bergs Ararat. Die erhaltenen Dächer sollen aus dem Holz der Arche errichtet worden sein.
Die Moschee bildete den Mittelpunkt der entstehenden Hauptstadt Ibn Tuluns, Al-Qatta'i unweit von Fustat, von der aus das Reich der von ihm begründeten Tuluniden-Dynastie regiert wurde. Die Moschee war ursprünglich neben dem Palast Ibn Tuluns gelegen, von dem eine Tür neben dem Minbar ihm den direkten Zutritt erlaubte. Die Stadt Al-Qatta'i wurde im frühen 10. Jahrhundert zerstört, die Moschee ist der einzige Überrest.
Die Moschee wurde im samarrischen Stil gebaut, verbunden mit einem abbasidischen Aufbau. Die Moschee besteht aus einer den Innenhof umlaufenden, gedeckten Hallengallerie, wobei die größte Halle in Qibla-Richtung nach Mekka weist. Die ursprüngliche Moschee hatte ihren Waschungbrunnen (Sabil) im Bereich zwischen den inneren und äußeren Wänden. Im dreizehnten Jahrhundert wurde durch Sultan Ladschin zentral im Innenhof ein weiteres Sabil mit einem hohen Kuppeldach hinzugefügt.
Der Zeitpunkt der Errichtung des Minaretts ist umstritten, dessen außen liegende Treppe ist stark an das Minarett von Samarra angelehnt. Eine Sage behauptet, Ibn Tulun hätte es selbst entworfen: Beim Zusammensitzen mit seinen Beamten wickelte er geistesabwesend ein Stück Pergament um seinen Finger. Als jemand ihn fragte, was er tue, reagierte er, in Verlegenheit gebracht, dass er sein Minarett entwerfe. Viele der architektonischen Eigenschaften deuten jedoch auf einen späteren Bau hin, insbesondere die fehlende Verbindung an den Moscheegrundriss. In der frühesten Beschreibung durch den arabischen Geographen al-Muqaddasi (945/6–1000) hat das Minarett eine außen liegende Treppe, al-Maqrizi erwähnt die Ähnlichkeit zum Minarett von Samarra. Architekturhistorikerin Doris Behrens-Abouseif vermutet hingegen den Sultan Ladschin, der die Moschee 1296 wieder restaurierte, als Bauherrn des Minaretts.
Die Moschee ist mehrfach restauriert worden. Der erste bekannte Restaurierung erfolgte 1177 im Auftrag des Fatimiden-Wesirs Badr Als-Jamali, der eine zweite Beschreibungplatte an der Moschee anbringen ließ, die für die Einhalten der Schia-Version der Schahada eintritt mit der Aussage „und Ali ist der Verbündete Gottes“, nachdem sie das Einssein des Gottes und das Prophetentum von Mohammed bestätigt hat. Die Restaurierung durch Sultan Ladschin von 1296 fügte einige Verbesserungen hinzu. Die letzte Restaurierung der Moschee erfolgte 2004 durch die Ägyptische Antikenbehörde.
Während des Mittelalters wurden einige Häuser direkt an der äußeren Wand der Moschee errichtet. Die meisten wurden 1928 vom Ausschuss für die Erhaltung der arabischen Denkmäler abgerissen, jedoch wurden zwei der ältesten und gut erhaltenen Patrizierhäuser stehen gelassen. Das „Haus der kretischen Frau“ (Beit Al-Kritliyya) und Beit Amna bint Salim waren ursprünglich zwei getrennte Gebäude, die aber durch eine Brücke auf der dritten Etage verbunden wurden. Das andere Haus, welches durch die äußeren Wände der Moschee zugänglich ist, ist als Gayer-Anderson-Museum für die Öffentlichkeit zugänglich. Es ist benannt nach dem britischen General R.G. John Gayer-Anderson, der dort bis 1942 lebte, und enthält dessen Privatsammlung.
Teile des James Bond-Filmes Der Spion, der mich liebte wurden an der Moschee-Ibn-Tulun und im Gayer-Anderson-Museum gedreht.