Herrenhäuser Gärten

Die Herrenhäuser Gärten in Hannover bestehen aus dem Großen Garten, dem Berggarten, dem Georgengarten und dem Welfengarten.

Der Große Garten in Herrenhausen zählt zu den bedeutendsten Barockgärten in Europa. Er stellt das historische Kernstück der Herrenhäuser Gärten dar, eine große, annähernd rechteckige, von einer Graft umschlossene Gartenfläche. Die nördliche Seite des Großen Gartens wurde vom Schloss Herrenhausen begrenzt, das im Oktober 1943 bei den Luftangriffen auf Hannover zerstört wurde. Das Schloss wird mit Mitteln der VolkswagenStiftung rekonstruiert. Die Eröffnung ist für Ende 2012 geplant.

Der gleichfalls in Herrenhausen gelegene Berggarten entwickelte sich von einem Gemüse- und Anzuchtgarten zu einem botanischen Garten. Das hier im Jahr 2000 entstandene Regenwaldhaus wurde 2006 in ein Aquarium umgebaut.

Der Georgengarten grenzt westlich an den Großen Garten und gehört wie der Welfengarten zum Stadtteil Nordstadt. Beide Gärten sind im Stil englischer Landschaftsgärten angelegt.

Großer Garten

Geschichte

Die erste Anlage ab 1638

Herzog Georg von Calenberg ließ 1638 bei Herrenhausen, das damals ein selbständiges Dorf namens Höringehusen war, einen Garten mit Gebäuden anlegen. Zu diesem Zeitpunkt entsprach der Große Garten von seiner Ausdehnung her der Größe eines Ziergartens. Georg von Calenbergs Sohn Johann Friedrich ließ sich hier ein Schloss erbauen und beauftragte seinen Gärtner Michael Grosse mit dem Bau eines Lustgartens.

Zwischen der ersten Anlage des Gartens bis zu seiner heutigen Ausdehnung unternahmen die folgenden Besitzer erhebliche Veränderungen und Erweiterungen. Das wahrscheinlich größte Motiv für die Erweiterungen der Gartenanlage besaß Herzog Ernst August, dessen Ernennung zum Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg im Jahre 1692 bevorstand.

Erste kleinere Erweiterungen fanden durch den bereits in Celle und Osnabrück tätigen Gärtner Henry Perronet († 1690) statt; der Große Garten war zu diesem Zeitpunkt von seinen Abmessungen her etwa halb so lang und breit – also ein Viertel so groß – wie heute. Zwischen 1676 und 1680 fanden erhebliche Ausbauarbeiten statt. In diesem Zeitraum wurde das Herrenhäuser Schloss erweitert und 1676 die Große Kaskade sowie ein Jahr später die Grotte erbaut. Federführend für die Arbeiten an Schloss und Gartenanlage waren in dieser Zeit der Hofarchitekt Girolamo Sartorio, Fontainenmeister Marinus Cadart (Catarre) sowie Hofbaumeister Brand Westermann.

Die Große Fontäne

Die Hauptaufgabe des Fontänenmeisters bestand darin, die zahlreichen Wasserspiele und vor allem die Große Fontäne mit Wasser zu versorgen. 1686 reist Cadart mit dem Hofbaumeister Westermann und dem Zimmermeister Heimsohn nach Bremen, um die dort errichtete Wasserkunst zu besichtigen. Die drei Herren schlugen vor, auch in der Leine bei Herrenhausen ein Schöpfrad wie in Bremen zu erbauen, man konnte sich aber zunächst nicht darüber einigen, wo das Rad aufgestellt werden sollte. 1687 begann man, vom Benther Berg Wasser nach Herrenhausen zu leiten. 1689 wurde Cadart wegen Untauglichkeit entlassen. Sein Nachfolger, der Celler Hofbauarchitekt Johann Friedrich de Münter, Sohn des Fasanenmeisters Benedictus de Münter, erkrankte 1692 und starb schon im August 1693. Nun holte man einen Franzosen, den Kunstmeister Pierre Denis aus Paris, der 1694 seinen Dienst antrat; aber auch seine Bemühungen, das erforderliche Wasser herbeizuschaffen, blieben erfolglos.

Erst 1696 kam Gottfried Wilhelm Leibniz auf die Idee, die Leine aufzustauen und mit einem das Gefälle nutzenden Pumpwerk die Wasserversorgung der Gartenanlage zu sichern. Aus England kamen der Mechaniker Andrews sowie der Kunstmeister Joseph Cleeves mit seinem Sohn Johann, die, nachdem andere Mechaniker gescheitert waren, mit der Realisierung betraut wurden. Zur Einweihung 1719 kam der König von England, Georg I., nach Hannover. Statt der erhofften 20 war der Wasserstrahl der Fontäne jedoch nur enttäuschende 5 m hoch. Der aus Frankreich stammende Mechaniker Jean Théophile Desagulier (1683–1744), Sohn eines evangelischen Geistlichen, erkannte den Fehler: Das Verbindungsrohr vom Bassin war nicht gekrümmt, sondern rechtwinklig gebogen. Im September 1720 waren die Arbeiten endlich beendet. Joseph Cleeves und sein Sohn wurden bei der Stadt als Kunstmeister angestellt, um die Funktionalität auf Dauer zu gewährleisten. Die Große Fontäne erreichte erstmals 1721 eine Höhe von rund 35 m und war damit bereits die größte ihrer Zeit an einem europäischen Hof.

Dennoch konnte die Leistung schon in den Folgejahren bis auf etwa 70 m gesteigert werden; durch Einsatz einer Ringdüse wurde ein Hohlstrahl erzeugt. Das als Wasserkunst bezeichnete Pumpwerk liegt außerhalb der Gartenanlage und ist heute ein funktionsfähiges technisches Denkmal.

Weitere Bauten bis um 1710

Wichtige Weiterentwicklungen erfolgten durch Martin Charbonnier (* um 1655; † 1720). Bei weiteren Baumaßnahmen entstanden in den Jahren 1707 und 1708 ein Pagenhaus im nordwestlichen Teil der Anlage sowie je ein Tempel (von Louis Remy de la Fosse) in der südöstlichen und in der südwestlichen Ecke des Großen Gartens. Alle drei Gebäude existieren noch heute.

Um 1710 war der Große Garten weitgehend vollendet. Mit 200 ha entsprach er in etwa der Fläche der Altstadt von Hannover, in der 10.000 Menschen lebten.

Die Zeit unter Sophie von der Pfalz

Unter der Leitung von Kurfürstin Sophie von Braunschweig-Lüneburg wurde der Große Garten neu gestaltet. Kurfürstin Sophie verlebte ihre Jugendzeit in den Niederlanden und ließ den Garten im Stil der niederländischen Barockanlagen gestalten. Der Große Garten vervierfachte bis 1714 seine Ausdehnung und umfasst heute eine Fläche von etwa 50 ha.

Doch bald wuchs der Bedarf nach neuen Gebäuden. In den Jahren von 1720 bis 1723 entstand die Orangerie durch den Hofarchitekten Böhm im Nordosten. Bereits 1739 musste die in Fachwerkbauweise ausgeführte Nordwand der Orangerie erneuert werden. Zwischen 1747 und 1749 entstand im nordwestlichen Teil ein kleineres, zweigeschossiges Gebäude als Wohnung für den Gartendirektor von Hardenberg nach einem Entwurf des Hofarchitekten Heumann.

Von 1819 bis 1821 erneuerte der Hofbaumeister Georg Ludwig Friedrich Laves das Schloss Herrenhausen und zwei Jahre später die Orangerie. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts geriet der Große Garten in Vergessenheit, da sich die folgenden in Personalunion regierenden Herrscher von Hannover und Großbritannien in London aufhielten und sich nicht um den Garten kümmerten. Dies entpuppte sich als Glücksfall für den Garten: Während im 18. Jahrhundert viele Fürsten anfingen, ihre Barockgärten der damaligen Mode folgend in Landschaftsgärten umzugestalten, blieb der Große Garten unverändert. Für Kontinuität in der Pflege sorgten ab 1780 für drei aufeinanderfolgende Generationen die anerkannten Botaniker und Hofgärtner aus der Familie Wendland.

1862 wählte Georg V. von Hannover Herrenhausen zu seiner ständigen königlichen Residenz. Nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen und der Annexion Hannovers endete 1866 die gesellschaftliche Bedeutung des Großen Gartens, und die Anlage verwahrloste erneut. Ein Jahr zuvor erreichte die Große Fontäne nach technischen Verbesserungen eine Höhe von etwa 56 m.

Der Garten im öffentlichen Besitz

Nach dem Kauf des Gartens durch die Stadt Hannover im Jahr 1936 fand eine Umgestaltung statt. Dabei entstanden als Neuschöpfungen neben acht Sondergärten auch der Irrgarten, eine nachempfundene Anlage nach einem Plan von 1674 mit achteckigem Grundriss und einem Durchmesser von 38 Metern. Es ist nicht bekannt, ob sich im 17. Jahrhundert tatsächlich ein Irrgarten im Großen Garten befunden hat. Die Renovierung setzte einseitig auf den Schauwert des Gartens, der Gesichtspunkt des Nutzgartens wurde nicht berücksichtigt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss Herrenhausen am 18. Oktober 1943 bei einem britischen Luftangriff völlig zerstört. Es bestand in großen Teilen aus verkleideten Holzfachwerk. Die Gartenanlage war im Jahr 1966 annähernd wiederhergestellt. Die Grotte, die Große Kaskade und die Freitreppe des Schlosses waren unzerstört geblieben: Die Grotte (auf dem Bild Schloss zu Herrenhausen um 1895 links zu sehen) sowie die Kaskade (rechts) stehen noch auf ihrem ursprünglichen Platz, während die Freitreppe im folgendem Wiederaufbau der Gartenanlage an den südwestlichen Rand des Parterre versetzt wurde.

Zum ursprünglichen Erhalt des Großen Gartens trugen verschiedene, aber verworfene Vorschläge zur Neugestaltung bei. Die Ideen für eine Umgestaltung kamen hauptsächlich zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem folgenden Jahrtausendwechsel. Besonders der freie Platz, auf dem einstmals das Schloss Herrenhausen stand, war Gegenstand verschiedener Verbesserungsvorschläge. Zwei Vorschläge (im April und Mai 1958 von Oberbaurat Karl Cravatzo vorgetragen) sahen ein Schlosshotel vor. Ein Jahr später entwarf Professor Dr.-Ing. Otto Fiederling ein Museum für bildende Künste mitsamt einer Kunsthalle. 1963 sollte nach einem Vorschlag von Oberbaurat Karl Cravatzo die Musikhochschule den Schlossplatz einnehmen.

Wiederum ein Jahr später sollte eine Aussichtstribüne mit Restaurant namens Bella Vista entstehen. Im selben Jahr entstand tatsächlich nördlich der Kaskade ein provisorisches Restaurant, welches im Laufe der Zeit erweitert wurde. Ein recht teurer Vorschlag stammte vom 1977 amtierenden niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, der das Herrenhäuser Schloss gerne rekonstruiert gesehen hätte. Dazu vergleichsweise klein nahm sich eine im folgenden Jahr vorgetragene Idee der Ingenieure Jürgen Haack und Peter Krüger aus, eine bepflanzte Aussichtsplattform zu schaffen. In den letzten Jahren kam es zu einer zunehmenden Diskussion um einen möglichst historisch-getreuen Wiederaufbau des Schlosses.

Im November 2007 wurde bekannt, dass in Verhandlungen zwischen der Stadt Hannover und der VolkswagenStiftung der Wiederaufbau des Schlosses Herrenhausen geplant ist. Im Juli 2009 wurde zwischen der Stadt Hannover und einer stiftungseigenen VA-Gesellschaft ein über 99 Jahre laufender Erbbaurechtsvertrag geschlossen. Auf dieser Basis wird die Fassade des klassizistischen Laves-Schlosses aus Mitteln der Volkswagenstiftung rekonstruiert. Im Inneren werden moderne, zeitgemäße Flächen entstehen, die als wissenschaftliches Tagungszentrum und als Museumsflächen vermietet werden. Die gesamten Kosten werden auf rund 20 Millionen Euro geschätzt.

Der Große Garten heute

Jährlich findet dort der Internationale Feuerwerkswettbewerb statt. An fünf Terminen zwischen Mai und September treten die besten Pyrotechniker der Welt gegeneinander an. Ab 2007 wird jede der teilnehmenden Nationen zunächst ein Pflichtprogramm zu festgelegter musikalischer Begleitung zu absolvieren haben. Anschließend können sich die Nationen in einer individuellen Kür präsentieren. Den Feuerwerken voraus geht ein vielfältiges Rahmenprogramm, das eine Mischung aus Kleinkunst, Musik und Gartentheater bietet.

Zudem hat sich das Kleine Fest im Großen Garten als beliebtes internationales Kleinkunstfestival in Deutschland etabliert. Das Festival findet jedes Jahr im Sommer an verschiedenen Tagen statt und bietet auf vielen festen sowie mobilen Bühnen ein breitgefächertes künstlerisches Angebot. Mittlerweile ist das Kleine Fest Teil einer Reihe von Kleinkunstfestivals; es gibt Ableger in Bad Pyrmont, Ludwigslust, Clemenswerth und Evenburg.

In den Sommermonaten nutzt die Landesbühne Hannover das Gartentheater des Großen Gartens für Musical- und Theateraufführungen. Ferner wird die Orangerie für Fach- und Kunstausstellungen sowie für klassische Konzerte genutzt; im Foyer der Orangerie werden Matineen veranstaltet. Unumstrittener Mittelpunkt ist die große Fontäne, die bei guter Witterung eine Scheitelhöhe von über 80 m erreicht.

Im Großen Garten befindet sich eine der letzten Arbeiten der Künstlerin Niki de Saint Phalle. Sie gestaltete die dreiräumige Grotte im nordwestlichen Teil der Gartenanlage neu. Ursprünglich dienten die mit Kristallen, Mineralien, Glas und Muscheln verzierten Räume als kühlende Rückzugsmöglichkeit an heißen Sommertagen; die Verzierungen sollten die Besucher bei ihrem Aufenthalt verzaubern.

Nachdem im 18. Jahrhundert die Verzierungen entfernt worden waren, diente die Grotte als Lagerraum. Zwischen 2001 und 2003 – dem neuen Eröffnungsjahr – gestalteten Mitarbeiter von Niki de Saint Phalle die Innenräume mit Glas- und Spiegelmosaiken sowie einigen Plastiken neu. Vom achteckigen mittleren Raum zweigen links und rechts die beiden anderen Räume ab, an dessen Stirnseiten sich jeweils ein kleiner Brunnen mit einer Statue befindet.

Berggarten

Der Berggarten liegt gegenüber dem Großen Garten auf der anderen Straßenseite der Herrenhäuser Straße. Er wurde 1666 als Küchengarten zur Anzucht von Gemüse für den Großen Garten angelegt. Als Standort diente ein abgetragener Sandberg nördlich des Herrenhäuser Schlosses. Kurfürstin Sophie wandelte den Berggarten in einen Garten für exotische Gewächse um, wofür 1686 ein Gewächshaus entstand.

Parallel zur Zucht exotischer Gewächse hatte der Garten wirtschaftliche Aufgaben: Er diente als Experimentierfeld für die Anzucht südländischer Pflanzen in Niedersachsen. Dieses Experiment scheiterte zwar bei der Reiszucht, gelang aber mit der Zucht von Tabak und Maulbeerbäumen. So wurden ab 1706 die Seidenraupen der Königlichen Seidenraupenmanufaktur Hameln mit Herrenhäuser Maulbeerbaumblättern ernährt. Langfristig lohnte sich diese Zucht nicht. 1750 übernahm der Küchengarten in Linden (heute ein Stadtteil von Hannover) die Versorgung des Adelshauses mit Obst und Gemüse, der Berggarten war seitdem ein Botanischer Garten. Zwischen 1817 und 1820 erbaute Georg Ludwig Friedrich Laves ein Gartenmeisterwohnhaus, in das 1952 die Gartenbibliothek einzog (siehe Bibliothekspavillon).

1849 wurde das von Laves erbaute Palmenhaus, das nach fünf Jahren die wertvollste und umfangreichste Palmensammlung Europas beherbergte, eröffnet. Von 1842 bis 1847 dauerten die Arbeiten – nach den Plänen von Laves – an einem Mausoleum. Zwischenzeitlich (1845 bis 1846) wurde der Berggarten durch Mauern und Zäune eingefriedet. In dem Mausoleum fanden zunächst König Ernst August – in der Chronik der Welfen gab es mehrere Familienmitglieder namens Ernst August – und seine Frau Königin Friederike ihre letzte Ruhestätte. Im Jahre 1880 kam das Große Palmenhaus von Richard Auhagen hinzu. Es handelte sich bei dem Gebäude um ein etwa 30 Meter hohes, palastförmiges Gewächshaus aus Glas und Stahl mit Galerien sowie Wasserfontänen, welches das bisherige Gewächshaus ersetzte.

Nach der vollständigen Zerstörung der Gewächshäuser bei einem alliierten Bombenangriff während des Zweiten Weltkriegs 1944 begann nach und nach die Wiederherstellung des Berggartens. Als Ersatz für das in den 1950er Jahren abgerissene, berühmte Palmenhaus entstand zur Weltausstellung im Jahr 2000 das Regenwaldhaus. Es beherbergte eine künstliche Tropenlandschaft, in der auch Schmetterlinge, Frösche und kleinere Vogelarten aus tropischen Regionen lebten. Wegen zu hoher Kosten wurde das Regenwaldhaus 2006 geschlossen. Es ist in ein Sealife-Aquarium umgebaut worden. Weitere Sehenswürdigkeiten stellen verschiedene Schauhäuser und Themengärten dar.

Im Berggarten, der einer der ältesten botanischen Gärten Deutschlands ist, sind 11.000 verschiedene Pflanzen aus verschiedenen Klimazonen zu finden. Ebenso die größte Orchideensammlung Europas.

Georgengarten

Die Geschichte des Georgengartens begann 1700, als im Überschwemmungsgebiet der Leine (auch als Leinemasch bezeichnet) Landsitze des Hofadels des Königreiches Hannover errichtet wurden. 1726 erfolgte die Anlage der 2 km langen, vierreihigen Herrenhäuser Allee, die das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Schloss Herrenhausen an das Stadtzentrum anbindet. 1768 kaufte Graf Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn die zu den adligen Landsitzen gehörigen Gärten auf und fasste sie zum „Wallmodengarten“ zusammen. Zwischen 1781 und 1796 wurde das Wallmodenschloss errichtet. Es beherbergte die Kunstsammlung des Grafen. Später rettete der Bäckermeister und Getreidehändler Johann Gerhard Helmcke (1780–1844) die Herrenhäuser Allee durch die Zahlung von 3.000 Talern vor dem Abholzen durch die napoleonische Besetzungsmacht, die einen Ersatz für nicht gezahlte Kontributionsstrafen forderte. Im Jahre 1826 kamen zwei Gartenhäuser nach Plänen von Georg Ludwig Friedrich Laves in unmittelbarer Nähe des Wallmodenschlosses hinzu.

Von 1828 bis 1843 wurde der Park in einen Englischen Landschaftspark umgebaut. Man ließ die Wasserläufe der ehemaligen einzelnen Gärten zu Teichen vergrößern. Der umgebaute Park wurde nach Georg IV. von Hannover in Georgengarten umbenannt. Speziell im Zeitraum von 1835 bis 1841 zeichnete der Gartenmeister Christian Schaumburg für die Umgestaltung verantwortlich. In dieser Zeit entstanden drei Brücken nach Plänen von Laves, von denen die letzte heute noch erhalten geblieben ist: 1837 entstand die Fahrbrücke, 1840 die Augustenbrücke und schließlich im selben Jahr die Friederikenbrücke, die über der Graft hinweg noch heute den Großen Garten mit dem Georgengarten verbindet. Zwischenzeitlich benannte man das Wallmodenschloss in Georgenpalais um. Heute beherbergt es das Wilhelm-Busch-Museum.

1857 entstand eine Toranlage – ebenfalls nach Plänen von Laves – am Ende der Herrenhäuser Allee zum Königsworther Platz hin. Das andere Ende der Allee liegt an der Orangerie des Großen Gartens, wo sich bis heute der Haupteingang in die Barockanlage befindet. In den 1960er Jahren wurde das stadtseitige Tor abgebrochen, eine Nachbildung mit einigen Originalsteinen der Pfeiler wurde im Juli 2007 wieder installiert. Der Georgengarten reicht heute, begünstigt durch die Ausbreitung der Stadt Hannover, bis fast an das Stadtzentrum heran.

Die Stadt Hannover kaufte 1921 den Park. Die Nutzung als Gemüsebeet während und die Zerstörungen zum Ende des Zweiten Weltkrieges erforderten umfangreiche Erneuerungsarbeiten, um die alte Form wieder herzustellen. Die 1726 durch den Park angelegte knapp 2 km lange Herrenhäuser Allee wurde durch in den Boden eingesickerte Betriebsstoffe von Fahrzeugen der britischen Streitkräfte nach 1945 teilweise zerstört. Die tatsächliche Länge betrug vor dem Neuaufbau etwa 1,87 km, was einer Seemeile entspricht und in der damaligen Zeit eine gängige Längeneinheit war. Bis in die 1970er Jahre wurde die Allee vollständig erneuert.

Ein besonderer Anziehungspunkt des Georgengartens ist der Leibniztempel, der zu Ehren des Gelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz 1787 bis 1790 in Hannover auf dem Paradeplatz (dem späteren Waterlooplatz) errichtet wurde. Nach seiner Umsetzung 1935 in den Georgengarten ist der Monopteros, besonders an warmen Tagen, ein beliebter Treffpunkt der Hannoveraner.

Welfengarten

1717 wurde nördlich der Herrenhäuser Allee Schloss Monbrillant als Wohnsitz des Grafen von Platen erbaut, jedoch 1857 wieder abgerissen. An dessen Stelle trat das zwischen 1857 bis 1866 errichtete Welfenschloss, das von Welfengarten und Prinzengarten umgeben ist. Noch vor der Fertigstellung des Baus annektierte Preußen nach dem verlorenen Krieg von 1866 das Königreich Hannover. Ein Nutzungswandel erfolgte 1879. Das Schloss wurde in eine Technische Hochschule umgewandelt, die aus dem hannoverschen Zentrum an den damaligen Stadtrand verlegt wurde. Aus dieser Hochschule ging die heutige Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover hervor.

Vor dem Universitätsgebäude steht seit 1879 eine von Albert Wolff 1866 entworfene Pferdeskulptur aus Bronze. Sie ist nach dem Vorbild seiner eigenen Skulptur der „Löwenkämpfergruppe“ am Alten Museum in Berlin gestaltet. Allgemein wird die Skulptur als figürliche Darstellung des Niedersachsenrosses als Wappentier des Landes Niedersachsen angesehen. Der Welfengarten wurde durch den Zweiten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogen, danach aber als Campus der Technischen Hochschule in veränderter Form wieder hergerichtet. 1961 veräußerte der Herzog zu Braunschweig-Lüneburg, Prinz von Hannover das Schlossgrundstück an die Stadt Hannover. Bis in die 1980er Jahre galt der Welfengarten als „Drogenumschlagplatz“. Heute herrscht darin eine studentische Atmosphäre.

Literatur

  • Udo von Alvensleben-Wittenmoor: Herrenhausen. Die Sommerresidenz der Welfen. Deutscher Kunstverlag. Berlin 1929 (Druck der 1927 von der Philosophischen Fakultät der Universität Hamburg angenommenen Dissertation)
  • Udo von Alvensleben und Hans Reuther: Herrenhausen. Die Sommerresidenz der Welfen. Hannover: Feesche 1966
  • Nik Barlo Jr., Hanae Komachi, Henning Queren: Herrenhäuser Gärten. Rostock: Hinstorff Verlag 2006. Bildband (144 Seiten). ISBN 3-356-01153-7
  • Otto von Malortie: Die Verwaltung herrschaftlicher Bauten und Gärten. Hannover 1853
  • Die königlichen Gärten. Ruhm und Glanz einer Residenz. Hrsg. von Kurt Morawietz. Hannover: Steinbock-Verlag 1963
  • Günter Gebhardt: Militärwesen, Wirtschaft und Verkehr in der Mitte des Kurfürstentums und Königreichs Hannover 1692–1866. Studien zur niedersächsischen Landesgeschichte, Bd. 1, ibidem (Edition Noëma), Stuttgart 2010. ISBN 978-3-8382-0184-9
  • Eugen Horti: Der Herrenhäuser Garten und seine Statuen. Bedeutung, Symbolik. Bad Münder: Leibniz-Bücherwarte 1985. ISBN 3-925237-00-3
  • Friedrich Lindau: Hannover – der höfische Bereich Herrenhausen. Vom Umgang der Stadt mit den Baudenkmalen ihrer feudalen Epoche. Mit einem Vorwort von Wolfgang Schäche. München (u. a.): Deutscher Kunstverlag 2003. ISBN 3-422-06424-9
  • Niki de Saint Phalle. The Grotto. Published on the occasion of the opening of the Grotto designed by Niki de Saint Phalle in the Herrenhausen Gardens in Hanover. Hrsg.: Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün (u. a.). Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz 2003. ISBN 3-7757-1276-3
  • Ulrike und Hans Georg Preissel: Hannovers Berggarten. Ein botanischer Garten. Hannover: Schlüter 1993. ISBN 3-87706-376-4
  • Hubert K. Rettich: Der Große Garten zu Hannover-Herrenhausen. Die Sommerresidenz der Welfen im Wandel ihrer Nutzungen. In: Die Gartenkunst [N.F.], Bd. 4, 1992, H. 2, S. 243–256
  • Waldemar R. Röhrbein: Die Rettung der Herrenhäuser Gärten. In: Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Heimat bewahren, Heimat gestalten. Beiträge zum 100-jährigen Bestehen des Heimatbundes Niedersachsen. Hannover 2001. S. 95-99
  • Waldemar R. Röhrbein: Herrenhausen: Alleen, Gartentheater und der Wiederaufbau des Schlosses – eine Diskussion ohne Ende?. In: Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Heimat bewahren, Heimat gestalten. Beiträge zum 100-jährigen Bestehen des Heimatbundes Niedersachsen. Hannover 2001. S. 118-126
  • Eckard Schrader: Der Große Garten zu Herrenhausen, Hannover. Mit einer Einführung von Franz Rudolf Zankl. Hrsg. vom Aktionsausschuss für Herrenhausen e.V. Hannover: Schlüter 1985. ISBN 3-87706-196-6
  • „Zurück zur Natur“ – Idee und Geschichte des Georgengartens in Hannover-Herrenhausen (Hrsg.: Wilhelm-Busch-Gesellschaft und Grünflächenamt der Landeshauptstadt Hannover), Göttingen 1997. ISBN 3-89244-250-9
  • Hauptstadt Hannover (Hrsg.): Der Große Garten in Herrenhausen, Hannover (zur Wiedereröffnung der Herrenhäuser Gärten 1937)
  • Eva Benz-Rababah: Großer Garten in: Stadtlexikon Hannover, S. 230

Weblinks

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