Der Herkules ist eine Kupferstatue des griechischen Halbgottes Herakles (Шаблон:LaS, eingedeutscht Herkules) im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel (Nordhessen, Deutschland). Die Statue, die als ein Wahrzeichen der Stadt Kassel gilt, befindet sich an der Spitze einer Pyramide, die auf dem Oktogon, dem Riesenschloss steht. Heute steht der Name „Herkules“ nicht nur für das Standbild, sondern das gesamte Bauwerk, das auch den Ausgangspunkt der sommerlichen Wasserspiele im Bergpark bildet. Das Oktogon und der Herkules gehen auf verschiedene Bauphasen zurück. Seit dem 23. Juni 2013 steht der Herkules – als Teil des Bergparks Wilhelmshöhe – als Beispiel absolutistischer Architektur in der Weltkulturerbeliste der Unesco.
Das Bauwerk steht im Stadtteil Bad Wilhelmshöhe, auf dem östlichen Bergkamm des Habichtswaldes. Es wurde in einer leichten, künstlich ausgeformten Mulde des Karlsberges (Шаблон:Höhe) auf der westlichsten und zugleich höchstgelegenen Stelle (Шаблон:Höhe) der Sichtachse Schloss Wilhelmshöhe – Herkules errichtet.
Entstanden ist der schlossartige Herkules in den Jahren 1701 bis 1717 nach Entwürfen des Italieners Giovanni Francesco Guerniero. Die Gesamtanlage trägt inklusive der dem Herkules vorgelagerten Kaskaden nach dem Bauherren, Landgraf Karl von Hessen-Kassel, auch die Bezeichnung Karlsberg und ist unter diesem Begriff sowohl räumlich als auch baugeschichtlich ein barocker Teilaspekt und westlicher Abschluss des Bergparks Wilhelmshöhe.
Bereits 1696 wurde unter Landgraf Karl mit dem Bau für eine Mittelachse des damals bescheidenen Parks begonnen. Parallel dazu wurden auf dem Ostkamm des Habichtswaldes etwa 500 m südsüdöstlich des heutigen Herkules und wenige Meter unterhalb des Gipfels vom Hüttenberg (Шаблон:Höhe) erste Gebäudeteile für ein Riesenschloss errichtet – Kleiner Herkules bzw. Alter Winterkasten genannt. Man beschloss aber, den Hüttenberg nicht als künftigen Blickpunkt der Parkanlage zu betrachten. Der Bauort wurde aufgegeben und dortige Arbeiten eingestellt. An der Bauruine, die seit langer Zeit vom Wald überwuchert wird, sind noch einige Mauer- und Fundamentreste von etwa 7 m Höhe vorhanden.
Erst 1699 lernte Landgraf Karl in Italien Giovanni Francesco Guerniero kennen. Mit dem Bau des barocken Riesenschlosses wurde 1701 begonnen, die Herkules-Statue auf dessen Dachpyramide wurde am 30. November 1717 aufgestellt, womit das Bauwerk fertiggestellt wurde. Wegen des im November für Kassel typischen ungastlichen Wetters wird in Anlehnung an das Fertigstellungsjahr der „Geburtstag“ des Bauwerkes am 17. Juli begangen.
Der von Landgraf und Architekt gemeinsam entwickelte Entwurf wurde mehrfach abgeändert, so wird die Pyramide mit dem Herkules-Standbild einer späteren Idee des Herrschers zugeschrieben. Im Jahr 1706 gefertigte Stiche zeigen, dass viel weitergehende Baumaßnahmen geplant waren, als letztendlich ausgeführt wurden. Guerniero wollte die hangabwärts vorgelagerten Kaskaden den gesamten Berghang hinunter, bis zum heutigen Schloss Wilhelmshöhe führen. Realisiert wurde davon nur etwa ein Viertel der Länge, was weniger am Willen des Landgrafen gelegen haben dürfte als an seinen beschränkten finanziellen Möglichkeiten. Der verbliebene Raum zwischen Kaskaden und dem Schloss wurde letztendlich 70 Jahre später – durch im Grunde völlig konträre Planungen – gefüllt und bildet heute den Kern des Englischen Landschaftsgartens – dem Bergpark Wilhelmshöhe.
Am 31. August 2011 wurde von Kulturministerin Eva Kühne-Hörmann der Antrag unterschrieben, um den Bergpark Wilhelmshöhe mit dem Herkules zum UNESCO-Welterbe vorzuschlagen. Im Januar 2012 übergab das Land Hessen den Antrag auf Eintragung der "Wasserspiele und Herkules im Bergpark Wilhelmshöhe" der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der UNESCO in Paris. Diese leitete den Antrag an das Welterbezentrum der UNESCO weiter, die im Juni 2013 positiv über den Antrag entschied.
Der Herkules ist 70,5 m hoch, wovon 32,65 m auf das Oktogon entfallen, 29,60 m auf die darauf aufgesetzte Pyramide (Pyramide 26,10 m; Pyramidensockel 3,5 m) und 8,25 m auf die Herkules-Statue. Die Gesamthöhe der Pyramide inklusive der Statue beträgt 37,85 m. Der Höhenunterschied zwischen der Schädeldecke der Statue, die sich bei Шаблон:Höhe befindet, und dem Neptunbecken beträgt 179 m.
Das achteckige Bauwerk wurde als offenes, unverglastes Riesenschloss erbaut, wobei seine dreistöckige Bauweise, aufsteigend von naturhaft übereinander aufgerichtetem Felsgestein, als tragendes Fundament-Bauwerk, in geometrisch angeordnete Architektur übergeht. An seinen Außenseiten führen Freitreppen zu den oberen Stockwerken. Das untere Stockwerk wurde mit vier felsigen Rundbögen versehen, über deren östlichsten man in das Bauwerk gelangen kann. In seinem Inneren befindet sich ein achteckiger Innenhof, in dessen Boden ein Wasserreservoir eingelassen ist. Die wesentlich kleineren Rundbögen des zweiten Stockwerks wurden bereits in geometrischeren Formen ausgeführt. Auf dem obersten Stockwerk, in dem gemauerte Streben und Rundbögen aus glatten Werksteinfassaden bestehen, ruht die riesige Aussichtsplattform, das Belvedere. Dem achteckigen Belvedere sind vier Risalite angesetzt, welche dem Gesamtbauwerk die charakterisierende Silhouette verleihen.
Auf der Ostseite der Plattform thront auf einem quadratischen Sockel eine quadratische Pyramide mit der darauf stehenden Herkules-Statue, die wiederum auf einem quadratischen Sockel steht. Sie wiegt 3 t und besteht aus einem Metallskelett, das mit Kupferblech (verschiedenen Angaben zufolge zwischen 1 und 3 mm stark) überspannt wurde. Allein der Kopf ist 1,72 m hoch. Die Statue ist eine 1717 vollendete Arbeit des Augsburger Goldschmieds Johann Jacob Anthoni, der sie in Kassel im Messinghof in Kupfer trieb. Kunstgeschichtlich gehört die Figur zum Typus des Herkules Farnese, des sich ausruhenden, über seine Taten nachdenkenden Herakles. Der Held – in nachsinnender, leicht nach vorn gebeugter Haltung – stützt sich auf seine Keule, die mit dem Fell des Nemëischen Löwen behängt ist (1. Tat). Seine rechte Hand liegt auf dem Rücken und hält die Äpfel der Hesperiden (11. Tat). Sie stehen für Liebe, Fruchtbarkeit und ewige Jugend, das Löwenfell z. B. für Kraft. Herkules war ein Herrscherideal, besonders im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert, das Apollon in der Aufklärung bzw. Klassik ablöste. Beide Ideale, die (auch) die Landgrafen von Hessen-Kassel in verschiedenen Zeiten für sich beanspruchten, sind exemplarisch im Bergpark, mit der Herkulesstatue und dem Kasseler Apollon im Schloss Wilhelmshöhe präsent.
Gesamthöhe | 8,30 Meter, mit Sockel 11,30 Meter |
Nasenlänge | 0,25 Meter |
Mundbreite | 0,22 Meter |
Kopfumfang | 3,40 Meter |
Rechter Oberarm | 1,90 Meter |
Handgelenkumfang | 1 Meter |
Daumenlänge | 0,47 Meter |
Fußlänge | 1,25 Meter |
Großer Zeh | 0,35 Meter |
Zur Gesamtanlage Karlsberg gehören auch die Richtung Osten hangabwärts vorgelagerten Kaskaden, eine 250 Meter lange Steinkonstruktion, die eine ins gigantische vergrößerte Wassertreppe darstellt. Sie bildet den oberen Teil des Verlaufs der Wasserspiele. Der Mittelteil der 9 m breiten Kaskadenanlage, die 5,50 m breiten Hauptkaskaden, wird beidseitig von je 1,75 m breiten und auf etwas höherem Niveau verlaufenden Nebenkaskaden begleitet. Die Kaskaden die vom Sichelbachbecken mit Wasser gespeist werden, befinden sich zwischen dem Riesenkopfbecken und dem Neptunbecken zwischen denen pro Wasserspiel jeweils 350.000 Liter Wasser etwa 80 Meter Höhenunterschied überwinden; zwischen den beiden obersten Wasseraustritten, die sich oberhalb der Vexierwassergrotte am Herkules befinden, und dem Neptunbecken, das am untersten Ende der Kaskaden errichtet wurde, sind dies etwa 105 m Höhenunterschied. Die Gesamtlänge der Wasseranlage beträgt zwischen der Vexierwassergrotte und dem Neptunbecken rund 320 m; inklusive des Oktogons sind dies etwa 400 m.
Die Kaskaden werden durch drei zwischenliegende Wasserbassins untergliedert. Deren Funktion im Rahmen der Wasserspiele besteht in einer „Choreografierung“ des Wasserflusses: Das von oben über die Stufen hinabströmende Wasser wird für einige Sekunden gestoppt, um kurz darauf – aus dem Bassin heraus – seinen Weg über die riesenhaften Steinstufen fortzusetzen. Für die Überwindung der Gesamtanlage benötigt das Wasser 30 Minuten, bis hinab zum Fontänenteich westlich des Schlosses Wilhelmshöhe sogar eine Stunde.
Die Kaskaden werden von Treppenstufen begleitet, die in den gewohnten menschlichen Maßstäben errichtet wurden und den Besuchern den Zugang zum Bauwerk erschließen bzw. zu den Wasserspielen ermöglichen. Inklusive dieser beidseitig errichteten Fußgängertreppen (rechts 539 Stufen; links 535 Stufen) ist die Anlage 12 m breit. Vom Neptunbecken bis in die Statue des Herkules sind es insgesamt 885 Stufen.
Zwischen dem Oktogon und den Kaskaden liegt die Vexierwassergrotte sowie ein räumliches System aus Bassins, Stufen (Kleine Kaskaden genannt) und Plattformen mit Brunnenanlagen, deren Figurenschmuck mythologische Motive zitiert.
Praktisch der gesamte Baukörper – Oktogon und Kaskaden – besteht aus Lapilli-Tuff, dem Basalttuff Habichtswald, der in nahe gelegenen Steinbrüchen gewonnen wurde. Das weiche Material hatte den Vorteil der relativ guten Bearbeitbarkeit, es verwittert jedoch verhältnismäßig schnell und stellt seit 300 Jahren ein Problem beim Erhalt des Bauwerks dar. Hauptproblem ist hierbei die Frosterosion: Das poröse Tuffgestein saugt an der Oberfläche Regenwasser auf. Diese feuchten Randbereiche platzen bei Frost schichtweise ab. Ein weiteres Problem ist die schiere Masse des Bauwerks und der unterschiedliche Untergrund. Das Bauwerk wird von seinem eigenen Gewicht auseinandergedrückt. Während der westliche Teil auf einem stabilen Basaltsockel ruht, steht die der Stadt zugewandte Ostseite auf Tuffgestein und Lehmschutt. Bis zur Durchführung der Verankerungsbohrung drohten Ostteil und vorgelagerte Grotten den Karlsberg hinunterzugleiten. Einige Hallen und der gesamte Südflügel sind wegen Einsturz- bzw. Steinschlaggefahr für Besucher gesperrt.
Seit Herbst 2005 finden dringend notwendige und umfangreiche Sanierungsarbeiten zum Erhalt des Bauwerks statt. Sie sind Bestandteil des Landeskonzepts zur Neuordnung der Museumslandschaft Hessen Kassel und sollten nach Angaben des Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Jahre 2011 abgeschlossen sein. Für die Kosten der Sanierung wurden ursprünglich 21 Millionen Euro veranschlagt, durch Verzögerungen infolge weiterer vorher nicht bekannter Schäden sowie steigender Baukosten, schätzte das Ministerium im Mai 2011 die Kosten auf rund 30 Millionen Euro.
Wie schon in den Jahren 1900 und 1951, erfolgt seit 2006 in Zusammenhang mit einer Sanierung des Bauwerks auch eine solche der Statue; hierzu wurde u. a. der Kopf demontiert und für einige Zeit Ende 2006 im Schloss Wilhelmshöhe ausgestellt. Das Metallskelett, zuvor bleiummanteltes Eisen, wurde durch eine Konstruktion aus Edelstahl ersetzt. Im August 2008 wurde der Kopf wieder aufgesetzt. Ab Mai 2011 sollten Plattform und Pyramide wieder für Besucher freigegeben werden können. Nachdem dieser Termin im Juni 2011 auf Ende August verschoben wurde, fand die Wiedereröffnung am 4. September statt. Vom Sanierungsbudget wurden bis dato 13,6 Millionen Euro aufgewendet. Unter anderem wurde auf dem Plateau ein neues Besucherzentrum errichtet, welches unter anderem Informationen zu dem als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannten Bergpark mit Wasserkünsten und Herkules bieten soll. Die Sanierungsarbeiten sollen 2013 beendet sein.
Bereits vom Fuß des Herkules, insbesondere aber von seiner großen Aussichtsplattform, bietet sich eine weite Aussicht:
In Richtung Osten fällt der Blick über die Hauptachse des Bergpark Wilhelmshöhe mit den Kaskaden und dem Schloss Wilhelmshöhe entlang der Wilhelmshöher Allee in Richtung der Kasseler Innenstadt, wobei nahezu das gesamte Stadtgebiet einsehbar ist. Nicht zu übersehen ist dabei an der Allee das große Vordach des Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. Am Horizont sind von Norden nach Süden der Reinhardswald, der Kaufunger Wald, der Hohe Meißner und die Söhre zu erkennen. Zwischen den beiden zuerst genannten Wäldern ist der Gaußturm auf dem Hohen Hagen im Dransfelder Stadtwald auszumachen, besonders dann, wenn er von der bereits recht tief im Westen stehenden Sonne angestrahlt wird. Nach Nordosten kann man vorbei am Hohen Hagen bei klarem Wetter sogar den Brocken im Harz erkennen, insbesondere mit einem Prismenfernglas. In Richtung Westen fällt der Blick auf die Hochlagen des Habichtswaldes, zum Beispiel hinüber zum Essigberg mit dem Fernmeldeturm Habichtswald und in Richtung Nordwesten hinüber zum Hohen Dörnberg. Nach Südwesten blickt man zum Kellerwald, in dem die Türme auf dem Wüstegarten und auf dem Hohen Lohr zu erkennen sind.
Der Herkules kann per PKW und per Omnibus direkt angefahren werden, wobei die zweite Lösung insbesondere für diejenigen am sinnvollsten ist, die den Herkules und den Park komplett erkunden und die Kasseler Wasserspiele vollständig bzw. chronologisch erleben möchten. Von 1903 bis 1966 beförderte die Herkulesbahn Personen von Kassel hinauf zum Herkules, heute fahren Stadtbusse. Direkt vorbei am Herkules führen die Wanderwege Habichtswaldsteig, Herkulesweg, Kassel-Steig, Märchenlandweg und Studentenpfad.
In der 1861 gegründeten Kasseler Brauerei Losch wurde ab 1897 das Herkules-Bier gebraut, später wurde die Brauerei in Herkules-Brauerei umbenannt. Diese wurde 1972 von Binding übernommen und 1999 geschlossen.