Lac des Dix

Der Lac des Dix [ˌlakdeˈdis] ist ein Stausee, der am südlichen Ende des Val d’Hérémence im Bezirk Hérens des Kantons Wallis in der Schweiz liegt. Der See wird durch die Staumauer Grande Dixence auf das Stauziel von 2364 Meter Höhe über Meer aufgestaut. Sie liegt 17 km südlich der Kantonshauptstadt Sion und war 2015 die vierthöchste Staumauer der Welt und mit 285 Metern das höchste Bauwerk der Schweiz. See und Staumauer gehören zur Kraftwerksanlage Grande Dixence, werden aber auch von der Anlage Cleuson-Dixence genutzt.

Geschichte

Von 1926 bis 1934 baute die Energie de l’Ouest Suisse S.A. (EOS) die erste Dixence-Staumauer. Diese Pfeilerstaumauer mit 85 m Kronenhöhe wurde von den Ingenieuren Alfred Stucky und Jean Landry entworfen. Die Stromerzeugung erfolgte ab 1934 im Kraftwerk Chandoline.

Zwischen 1947 und 1951 wurde ein Zulaufstollen vom Lac de Cleuson zum Lac des Dix gebaut, um die Stromerzeugung zu erhöhen.

1950 wurde die Grande Dixence SA als Tochtergesellschaft der EOS gegründet mit dem Ziel das Wasser aller Seitenflüsse der Rhone zwischen der Vispa und Dranse de Bagnes zu nutzen. Es sollte eine neue Staumauer gebaut werden und ein über 100 km langes Netz von Zulaufstollen um den See zu füllen. Die Wasserrechte an der Dranse de Bagnes wurden aber wider Erwarten nicht an die Grande Dixence SA abgegeben, sondern an die Forces Motrices de Mauvoisin SA, welche den Lac de Mauvoisin mit den zugehörigen Kraftwerken baute. Die Planung der Anlage wurde durch das firmeneigenen Büro mit Unterstützung durch Alfred Stucky durchgeführt.

Zur Finanzierung des Grossprojektes und zur Nutzung der von der Anlage erzeugten Energie suchte EOS nach weiteren Partnern, die in der Deutschschweiz gefunden wurden. Es waren dies die BKW, die NOK und die Stadt Basel. EOS blieb aber der Hauptaktionär der Grande Dixence SA mit 60 % Anteil an der Gesellschaft.

Der Bau der neuen Grande Dixence Staumauer dauerte von 1951 bis 1965. Am Bauprojekt waren über 3000 Arbeiter beteiligt.

Die Flutung wurde am 17. Juli 1957 durch das Öffnen der alten Staumauer eingeleitet. Die anderen Anlagenteile wurden zwischen 1961 und 1965 etappenweise in Betrieb genommen. Neben der Staumauer waren dies der 24 km langer Hauptstollen in 2400 Metern Höhe, der von vier Pumpstationen mit Wasser beschickt wird, und zwei neue Kraftwerke, welche zusammen mit dem bestehenden Kraftwerk Chandoline das Wasser des Sees in elektrische Energie umwandeln. Die Pumpstationen befinden sich in Zmutt und Stafel oberhalb von Zermatt sowie in Ferpècle und Arolla im Val d’Hérens, die Kraftwerke in Fionnay im Val de Bagnes und bei Nendaz im Rhonetal.

Zwischen 1993 und 1998 wurden die bestehenden Anlagen mit dem Projekt Cleuson-Dixence ergänzt, das eine bessere Nutzung des Stauseeinhalts ermöglicht, indem ein zusätzliches Kraftwerk an den Stausee angeschlossen wurde. Für das neue Kraftwerk Bieudron mit einer Leistung von 1269 MW musste eine Wasserfassung in die Staumauer gebohrt sowie ein 15,8 km langer Zuführungsstollen und ein 4,3 km langer Druckstollen mit Wasserschloss gebaut werden. Die Anlage kostete 1,3 Mia CHF und liegt vollständig unterirdisch. Sie konnte die Gesamtleistung der vom Lac des Dix versorgten Kraftwerke auf das 2,5-fache steigern, womit es möglich wurde, den Inhalt des Stausees während nur 1000 Stunden zu verarbeiten. Die Leistung des Kraftwerk Bieudron entspricht ungefähr derjenigen eines AKW und kann innerhalb von nur drei Minuten dem Netz zur Verfügung gestellt werden.

Bruch des Druckstollens

Am 12. Dezember 2000 gegen 20:10 Uhr barst die 1999 in Betrieb genommene, dicht unter der Hangoberfläche verlaufende Druckleitung mit einer Nennweite von 3,2 m, die das Wasser vom Wasserschloss Tracouet (2250 m ü. M.) zum Kraftwerk in Bieudron (540 m ü. M.) führt. Die Leitung wurde zwischen Condémines und Fey (1234 m ü. M.) auf einer Länge von 9 m und auf eine Spaltbreite von 60 cm aufgerissen. Eine 3 m lange Längsnaht der Stahlverkleidung barst, und der Riss pflanzte sich über weitere zwei Schüsse des Rohres fort. Der Kopfschieber am Wasserschloss wurde sofort automatisch geschlossen. Dennoch traten ungefähr 27 000 m³ Wasser aus, die sich oberhalb der Bruchstelle bis zu diesem Schieber im Rohr befanden.

Dadurch kamen drei Menschen ums Leben und es wurden sieben Berghütten und vier Scheunen von den Wasser-, Fels- und Erdmassen zerstört, 17 andere Berg- und Gartenhütten sowie drei Bauernhöfe beschädigt und etwa 100 Hektar Wald, Weiden und Obstgärten durch Schlamm verwüstet. Die Strasse zwischen Sion und Riddes und die Rhone selbst wurden verschüttet.

Das für die Deckung der Spitzenlast konzipierte Kraftwerk Bieudron mit einer Leistung von 1269 MW fiel danach mehrere Jahre aus. Nach erfolgter Instandsetzung wurde die Anlage im Januar 2010 wieder in Betrieb genommen. Der Betriebsleiter und ein Verantwortlicher des Stollen-Herstellers wurden im August 2008 wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe auf Bewährung verurteilt.

Der wirtschaftliche Verlust durch den Ausfall der Generatoren in Bieudron ist von besonderer Art: Es handelte sich um einen Leistungsverlust, aber nicht um einen (Energie-)Produktionsverlust, da das Wasser aus dem Lac des Dix immer noch in den bestehenden Kraftwerken von Fionnay, Nendaz und Chandoline genutzt werden konnte.

Staumauer

Die Gewichtsstaumauer Grande Dixence war mit einer Höhe von 285 Metern bis im Jahre 1980 die höchste Staumauer der Welt. Im Jahr 1980 wurde sie von der bis 2013 höchsten Mauer in Tadschikistan, dem Nurek-Staudamm, mit 300 m Höhe überflügelt. Zwei Mauern in China wurden 2010 und 2014 fertiggestellt; die 292 m hohe Xiaowan-Talsperre und Jinping I mit 305 Metern. Zwei dieser Absperrbauwerke sind Steinschüttdämme, eines eine Bogenmauer, womit die Grande Dixence weiterhin die höchste Gewichtsstaumauer der Welt bleiben wird. Eine Zusammenstellung der höchsten Staumauern ist in der Liste der grössten Talsperren der Erde zu finden.

An der Basis hat die Grande Dixence eine Dicke von 200 Metern, die Kronenlänge beträgt 695 Meter. Beim Bau wurden über 6 Millionen m³ Beton verbaut, das Gewicht der Mauer liegt bei etwa 15 Millionen Tonnen. Zur Wartung und Kontrolle sind im Inneren der Mauer über 30 km Stollen angelegt.

Vom Fuss der Staumauer zur Krone verkehrt eine Luftseilbahn. Die 640 m lange Bahn aus dem Jahre 1964 ist als Pendelbahn mit Kabinen für 15 Personen ausgeführt.

See

Der Lac des Dix ist etwa 5,3 km lang, durchschnittlich ungefähr 600 Meter breit und maximal 227 m tief. Seine mit der Füllhöhe variierende Fläche beträgt ungefähr 4 km².

Das Fassungsvermögen liegt bei rund 400 Millionen m³. Der Stausee wird durch ein Netz von Zulaufstollen und Pumpwerken mit Wasser befüllt, das aus den 75 Wasserfassungen im 375 km² grossen Einzugsgebiet stammt, in dem sich 35 Gletscher befinden. Die jährlich gesammelte Wassermenge beträgt durchschnittlich 500 Millionen m³, wovon der überwiegende Teil im Sommer anfällt.

Pumpstationen

Der Hauptstollen wird durch die folgenden Pumpwerke mit Wasser versorgt.

Pumpstationen Lage Gemeindegebiet Inbetriebnahme Maschinenhaus
[m.ü.M.]
el.Leistung
in MW
Pumpen Förderhöhe
in m
Ausbaudurchfluss
in m³/s
Bemerkung
Z’Mutt Zermatt 1965 1972 88 4 370 17,4 Leistungsstärkste Station der Anlage
Stafel Zermatt 1964 2180 26,4 3 212 9,9
Ferpècle Evolène 1962 1896 21,3 3 212 8,4
Arolla Evolène 1963 2009 48,6 3 312 12,6

Kraftwerke

Kraftwerk Chandoline, 1934–1935. Die ursprünglich drei Generatoren wurden von je zwei Pelton-Turbinen angetrieben.

Die potentielle Energie aus dem im See gespeicherten Wasser wird in drei Kraftwerken in elektrische Energie umgewandelt. Das ebenfalls zum System gehörende Kraftwerk Chandoline ist seit Juli 2013 aus wirtschaftlichen Gründen für unbestimmte Zeit stillgelegt worden.

Zentrale Lage Gemeindegebiet Inbetriebnahme Maschinenhaus
[m.ü.M.]
el. Leistung
in MW
Pelton-Turbinen Rohfallhöhe
in m
Ausbaudurchfluss
in m³/s
Bemerkung
Fionnay Bagnes 1957 1490 290 6 Doppel­turbinen 874 45,0 Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kraftwerk des Lac de Mauvoisin
Chandoline Sion 1934 493 150 5 Doppel­turbinen 1748 10,0 seit Juli 2013 stillgelegt
Bieudron Nendaz 1999 481 1.269 3 Vertikal­turbinen 1883 75,0 war ab 12. Dezember 2000 neun Jahre ausser Betrieb wegen Bruch des Druckstollens
Nendaz Riddes 1960 478 390 6 Doppel­turbinen 1008 45,0 trotz seines Namens Nendaz befindet sich das Kraftwerk auf dem Gemeindegebiet von Riddes

Das Regelarbeitsvermögen beträgt jährlich insgesamt 2 Milliarden kWh, die sich zusammensetzen aus etwa 500 Mio. im Sommer und etwa 1,5 Milliarden im Winter. Alles abgearbeitete Wasser fliesst in die Rhone. Der Lac des Dix beinhaltet rund ein Fünftel der in der Schweiz speicherbaren elektrischen Energie und trägt zur Stromversorgung in 18 Kantonen bei. Die Leistung von Grande Dixence und Cleuson-Dixence zusammen beträgt 2 GW.

Trivia

Die Krone des Damms ist nach dem Turmrestaurant des Fernsehturm Ostankino in Moskau der höchste für Touristen zugängliche Bereich eines Bauwerks in Europa. Jean-Luc Godard drehte 1954 seinen ersten eigenen Film Opération Beton, der über den Bau der Staumauer Grande Dixence berichtete. Godard selbst arbeitete dort als Bauarbeiter, um seine Finanzen aufzubessern.

Galerie

vergrößern und Informationen zum Bild anzeigen
180°-Panoramabild in der Achse des Hauptdamms fotografiert. Allgemeine Blickrichtung: Westen

Siehe auch

  • Liste von Talsperren der Welt
  • Liste von Stauanlagenunfällen

Weblinks

Aufgeführt in den folgenden Kategorien:
Einen Kommentar posten
Tipps & Hinweise
Sortiere nach:
pascaI ♛ howaId
29. May 2011
Geführte Besichtigungen werden täglich 11.30, 13.30, 15.00,16.30 Uhr vom 20. Juni bis Anfang Oktober angeboten. Anmeldung vor Ort.
Mehr Kommentare laden
foursquare.com
7.8/10
2 446 Leute waren hier

Hotels in der Nähe

Alle Hotels Alles sehen
W Verbier

ab $320

VBR#0992 Penthouse Michelle

ab $0

Hôtel Chalet Royal

ab $102

Les Dents-Rousses

ab $0

Chalet Trèfle Blanc

ab $812

Chalet Le Hibou

ab $904

Empfohlene Sehenswürdigkeiten in der Nähe

Alles sehen Alles sehen
Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Mont Fort

Der Mont Fort ist mit einer Höhe von Шаблон:Höhe der höchste mit eine

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Mauvoisin Dam

Mauvoisin Dam is a concrete variable radius arch dam across the Val de

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Les Ruinettes

Les Ruinettes ist eine Touristenattraktion, einer der

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Les Ruinettes Station Lift

Les Ruinettes Station Lift ist eine Touristenattraktion, einer der

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Lac de Moiry

Der Lac de Moiry befindet sich im Kanton Wallis in der Gemeinde

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Le Chable Cable Lift

Le Chable Cable Lift ist eine Touristenattraktion, einer der

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Verbier

Verbier ist ein Ort mit Skigebiet in den Schweizer Alpen im Kanton

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Basilique de Valère

Die Basilique de Valère oder Basilika von Valeria ist die Kirche auf

Ähnliche Sehenswürdigkeiten

Alles sehen Alles sehen
Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Hoover-Staudamm

Der Hoover-Staudamm (englisch: Hoover Dam, ursprünglich als

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Khun Dan Prakan Chon Dam (เขื่อนขุนด่านปราการชล)

Khun Dan Prakan Chon Dam

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
New-Croton-Talsperre

Die New-Croton-Talsperre (englisch: New Croton Dam) ist ein Teil des

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Marina Barrage

The Marina Barrage (Chinese:滨海堤坝) is a dam in Singapore built at the

Zur Wunschliste hinzufügen
Ich war hier
Besuchte
Hartbeespoort-Stausee

Der Hartbeespoort-Stausee (offizielle Bezeichnung von Staumauer und

Alle ähnlichen Orte sehen