Das Geißenklösterle ist eine Höhle im Achtal bei Blaubeuren, in der eine bedeutende archäologische Fundstelle des Jungpaläolithikum liegt.
Das Geißenklösterle ist Teil einer Fundlandschaft im heutigen Blau- und Achtal, wo sich im Pleistozän am Südrand der Schwäbischen Alb ein tiefes Tal in die Juraformationen gegraben hat. Dadurch wurden einige Hohlräume des Karstsystems angeschnitten. Viele der so entstandenen Höhlen wurden in der Alt- und Mittelsteinzeit von der Vertretern der Gattung Homo als Lagerplatz genutzt (vergl. Brillenhöhle, Große Grotte, Hohler Fels). Die Höhle liegt heute etwa 60 m über der Talsohle. Ihr Eingang ist durch zwei vorspringende Felswände geschützt.
1963 wurde eine erste Sondage durch Gustav Riek durchgeführt; systematische Grabungen begannen 1973 unter Eberhard Wagner, die seit 1974 im Auftrag des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg durch das damalige Institut für Urgeschichte unter Joachim Hahn und nach dessen Tod durch Nicholas Conard und Hans-Peter Uerpmann fortgeführt wurden. Sie wurden 2002 vorläufig abgeschlossen. Eine erste Phase der Grabungen bis 1983 wurde durch eine monographische Publikation von Hahn abgeschlossen, die vor allem Funde des Aurignacien vorstellte.
Ein besonderes Augenmerk galt dabei der Schichtgenese innerhalb der Höhle. Es konnten innerhalb des Gravettien 7 Fundhorizonte, innerhalb des Aurignacien 6 Fundhorizonte unterschieden werden. Sie repräsentieren jedoch keine Nutzungsphasen, sondern entstanden durch natürliche Prozesse.
Folgende stratigraphische Abfolge wurde festgestellt:
Mehrere Feuerstellen wurden gefunden: eine große im nördlichen, geschützten Bereich, eine kleine im südlichen, offenen Höhlenbereich. Die Nutzung erfolgte wohl im Frühjahr.
Nachweisbar ist ein Aufenthalt kleiner Gruppen von Menschen während der letzten Würmeiszeit zwischen ungefähr 36.000 und 32.000 Jahren vor heute, mindestens zweimal für eine Dauer von nicht mehr als drei Monaten.
Das Herstellen von Steinwerkzeugen, das Verarbeiten von Knochen, Geweih und Elfenbein zu Gebrauchs-, Schmuck- oder Kunstgegenständen oder das Behandeln von Tierhäuten in der Höhle wurden nachgewiesen. Eventuell wurden einige der Gegenstände hier nicht nur hergestellt und benutzt, sondern auch deponiert. Reste von Brandstellen weisen darauf hin, dass die mit Knochen geschürten Feuer nicht nur zur Nahrungszubereitung, sondern auch zur Erwärmung, als Lichtquelle sowie als Schutz- und Arbeitshilfsmittel gedient haben. Die Rohmaterialversorgung mit Hornstein erfolgte wohl vorrangig aus der Umgebung; gebänderter Jaspis verweist allerdings auf Verbindungen der Bewohner in den bayerischen Raum.
Weltweite Bedeutung erlangte das Geißenklösterle durch die dem Aurignacien zugehörigen Funde von Schnitzereien aus Mammutelfenbein, die zusammen mit den Funden aus der Vogelherdhöhle im Lonetal zu den ältesten bisher bekannten figürlichen Kunstwerken zählen. Eine der eindrucksvollsten gefundenen Skulpturen in diesem Gebiet ist der Löwenmensch aus dem Hohlenstein-Stadel im Lonetal, den man heute im Ulmer Museum besichtigen kann.
Flöten aus Knochen und ElfenbeinIm Geißenklösterle wurde im Jahre 1990 eine 12,6 cm lange Flöte (Flöte 1) aus einem Radius-Knochen eines Schwans gefunden. Neben der gut erhaltenen Flöte 1 wurde von Hahn und Münzel eine zweite, sehr fragmentarische Vogelknochen-Flöte (Flöte 2) vorgelegt. Beide Exemplare stammen aus dem Archäologischen Horizont II (Oberes Aurignacien) und zeigen sorgfältig angelegte Kerben und flach geschnittene Grifflöcher, die eine eindeutige Interpretation der Funde als Flöten ermöglichen. Später wurde eine weitere Flöte (Flöte 3) aus dem Geißenklösterle identifiziert, die erstaunlicherweise aus zwei ausgehöhlten Mammutelfenbeinspänen hergestellt und dann zusammengeklebt wurde. Wie die Vogelknochenflöten wurde diese Flöte aus dem oberen Aurignacien-Schichtkomplex AH II geborgen. Ein Teil der Flöte 3 war von Hahn bereits 1988 als mit einer Kerbreihe verziertes Elfenbeinstabfragment veröffentlicht worden, konnte aber wegen fehlender Teile noch nicht als Flöte identifiziert werden.
Eine weitere Knochenflöte wurde 2008 im benachbarten Hohlen Fels gefunden. Wie in diesem Artikel von Conard/Malina/Münzel kurz erwähnt, gibt es dort einige weitere Bruchstücke mit eindeutigen Flötenmerkmalen, außerdem auch aus der Vogelherdhöhle.
Vor allem 2002 wurden Schichten des Mittelpaläolithikums untersucht. Nach geologischen Kriterien konnten zwei Schichten differenziert werden (AH VII und VIII). Holzkohlen weisen auf die Nutzung von Feuer, doch fehlen Brandschichten.