El Baúl ist eine archäologische Fundstelle im Südwesten Guatemalas. Zusammen mit anderen Fundstellen in der Umgebung (Bilbao, El Castillo und mehreren kleineren Stätten) wird sie der Cotzumalhuapa-Kultur zugerechnet.
Lage
Die Finca El Baúl, nach der die archäologische Stätte
benannt ist, befindet sich etwa 4 km nördlich der Ortschaft Santa
Lucía Cotzumalguapa im Departamento Escuintla in einer Höhe von ca.
550 m ü. d. M.. Das von weiträumigen Zuckerrohrfeldern
bedeckte Gelände der Finca ist etwa 50 km (Luftlinie) von der
Pazifikküste entfernt.
Geschichte
Wie Bilbao, so wird auch die archäologische Stätte von El Baúl
in die Zeit der Spätklassik (ca. 600 bis 1000 n. Chr.)
eingeordnet. Die Zentren beider Stätten waren durch gepflasterte
Straßen miteinander verbunden. Eine hölzerne Brücke mit in Teilen
immer noch existierenden steinernen Fundamenten überquerte den
Fluss Santiago; sie war Teil der Verbindung zwischen El Baúl und El
Castillo.
Einige Stelen der archäologischen Stätte von Bilbao wurden Mitte
des 19. Jahrhunderts entdeckt und beschrieben. Durch Zeichnungen
des österreichischen Reisenden Dr. Habel aus dem Jahr 1862
gelangten einige Monumente dem damaligen Direktor des Berliner
Völkerkundemuseums Adolf Bastian (1826–1905) zur Kenntnis, der sie
auf einer Reise im Jahre 1876 für das Museum erwarb. Im Jahr 1881
wurden sie nach Stettin verschifft, von wo aus sie nach Berlin
weitertransportiert wurden, wo sie heute im Ethnologischen
Museum zu sehen sind.
Monumente
In den 1990er Jahren wurden die bis dahin in einem großen
Metallkäfig der Finca notdürftig aufbewahrten Artefakte in einem
kleinen, von Mauern umgebenen Freilichtmuseum untergebracht. Die am
Ort verbliebenen Stelen und kleineren Steinskulpturen gehören
wahrscheinlich dem Zeitraum 600 bis 1000 n. Chr. an; sie sind
– bis auf eine – allesamt undatiert. In der Bandbreite der Themen,
der formalen Gestaltung der Darstellungen sowie durch die fehlenden
Datierungen und Inschriften unterscheiden sie sich von den
Maya-Stelen derselben Zeit.
- Die sogenannte Stele 1 trägt ein teilweise abgeplatztes Datum
in der Langen Zählung der Maya. Einige Archäologen datieren dies –
trotz der Beschädigungen – auf den 2. oder 6. März 37 n. Chr.
und halten es somit für eines der ältesten bekannten Daten in
dieser Zählweise. Die Stele zeigt einen Priesterkönig mit reich
verziertem Kopfschmuck und einem flammenartig geschwungenen
Zeremonialmesser in der rechten Hand. Über seinem Kopf entfaltet
sich ein reiches Wolkendekor, in welchem auch glyphenartige Gebilde
zu erkennen sind.
- Die Stele Nr. 5 ist – eine Seltenheit unter den
mesoamerikanischen Stelen – gerahmt und zeigt wahrscheinlich zwei
Ballspieler – einer stehend mit freiem Oberkörper, das Gesicht von
einer Kojotemaske bedeckt, die Hände in die Hüften gestützt und
seinen Gegner anspuckend(?); der andere auf dem Rücken liegend. In
den von Fäustlings-Handschuhen gepolsterten Händen halten beide
Figuren Bälle. Die Hüfte der stehenden Figur ist von einem
U-förmigen Jochstein (yugo) umgeben, der auf der linken
Seite des Ballspielers mit Bändern verschnürt ist. Die Glyphen im
linken Teil der Stele sind rund gestaltet und erinnern somit
ebenfalls an Bälle; darüber reicht eine kleine Götterfigur aus
einer Wolkenschlange eine Art Siegestrophäe herab, mit denen der
Hals und die Brust der stehenden Figur bereits geschmückt zu sein
scheint. Unterhalb der Hauptszene befindet sich eine Reihe von 6
kleineren Figuren im Schneidersitz und vor der Brust gekreuzten
Armen.
- Ausdrucksstark und handwerklich wie künstlerisch perfekt
gearbeitet ist die Skulptur eines sitzenden Jaguar oder Puma,
dessen krallenbesetzte Pranken erhoben sind. Das Maul und die Augen
des Untiers sind weit aufgerissen.
- Andere Stelen präsentieren Herrscherfiguren oder Herrscherköpfe
sowie seltsame Mischwesen und Totenköpfe. Eine Stele zeigt einen
stark abstrahierten geometrischen Kopf mit seitlichen 'Kokarden';
sowohl die Kopfform als auch die 'Kokarden' könnten auf den
mexikanischen Regengott Tlaloc verweisen.
- Einige Monumente, darunter ein von den Indios immer noch
verehrter ausdrucksstarker Monumentalkopf eines alten Mannes (oder
Gottes) mit faltigem Gesicht und Hakennase, befinden sich noch
immer inmitten der Zuckerrohrfelder.
Siehe
auch
Literatur
- Oswaldo Chinchilla Mazariegos: El Baúl: Un sitio defensivo
en la zona nuclear de Cotzumalguapa. In: XI Simposio de
Investigaciones Arqueológicas en Guatemala, 1997 Guatemala:
Museo Nacional de Arqueología y Etnología 1998, S. 512–522.
[1] (PDF; 895 kB)
- Joyce Kelly: An Archaeological Guide to Northern Central
America: Belize, Guatemala, Honduras, and El Salvador. Norman,
University of Oklahoma Press 1996, ISBN 0-8061-2858-5. OCLC
34658843.
- Wolfgang Gockel: Guatemala, Belize, Honduras und El
Salvador. Maya-Städte und Kolonialarchitektur in Mittelamerika.
DuMont, Köln 1999, S. 177ff, ISBN 3-7701-4732-4
Weblinks