Dura Europos

Dura Europos (meist Dura-Europos) war eine griechische Stadt, die um 300 v. Chr., auf Anweisung von Seleukos I. (312–280 v. Chr.), gegründet wurde. Ob es eine indigene Vorgängersiedlung gab, ist bislang nicht geklärt. Dura Europos liegt im heutigen Syrien am Euphrat, kurz vor der Grenze zum Irak. Der Ort war zunächst eine griechische Siedlung im Seleukidenreich und dann vor allem in parthischer Zeit das administrative und wirtschaftliche Zentrum der Region. Die Stadt gehörte spätestens seit den Severern als Grenzfestung zum Imperium Romanum, wurde 256/57 von den Sassaniden erobert und schwer zerstört und wohl 273 für immer verlassen. Die Ruinen sind deshalb gut erhalten; das trockene Wüstenklima bewahrte auch viele organische Materialien. Der Ort wird aus diesem Grund auch oft als das „Pompeii des Ostens“ bezeichnet.

Die Lage

Die Stadt wurde auf einem flachen Plateau an einem Steilufer des Euphrattales errichtet, so dass Dura Europos etwas oberhalb des Flusses lag. Im Norden und Süden gab es tiefe Schluchten, die dem Plateau natürliche Grenzen und auch Schutz boten. Nur zum Westen hin öffnete sich die Stadt zur Wüste. Innerhalb des Stadtgebietes gab es auch einige Schluchten und Wadis. Diese trennten das eigentliche Stadtgebiet von der Zitadelle und der Akropolis. Zu den Schluchten hin fiel das Plateau etwas ab. Die Straßen wurden hier teilweise durch Stufen weitergeführt. Die ganze Stadt war von einer Mauer umgeben, die an der Westseite besonders ausgebaut war, während die anderen Seiten durch die Schluchten und das Ufer leichter zu verteidigen waren. Als vor dem letzten Angriff der Sassaniden die Stadtmauer verstärkt wurde, geschah dies folgerichtig hauptsächlich an der Westseite.

Während das Euphrattal fruchtbar ist und viel Ackerland bietet, lag die eigentliche Stadt in der Wüste.

Geschichte

Dura, Duru, Dur, Der oder Dor ist ein häufiger Ortsname in der babylonischen und assyrischen Welt und mag auf eine vorhellenistische Siedlung hinweisen. Es gibt einige spätbabylonische Siegelfunde und eine Keilschrifttafel aus der Stadt. Architektonische Zeugnisse aus vorhellenistischer Zeit fehlen jedoch bisher. Die ersten Siedler in hellenistischer Zeit waren wahrscheinlich altgediente makedonische Veteranen, die Kleruchoi, die hier ein Stück Land zum Dank für ihre Dienste erhalten hatten. Als eigentlicher Gründer gilt ein gewisser Nikanor, von dem aber weiter nichts bekannt ist. Vielleicht war er ein Verwandter oder General von König Seleukos I.

Die Gründung bekam zunächst den Namen Europos, wohl nach dem Heimatort von Seleukos I. Die zunächst kleine Stadt erhielt nach dem altbewährten Schema des griechischen Baumeisters Hippodamos ein rechtwinkliges Straßennetz mit 37 × 70 m großen Häuserblöcken. Die Siedlung erhielt eine stark befestigte Zitadelle und eine Stadtmauer. Obwohl sie gut befestigt war, konnten die Parther die Stadt um 114 v. Chr. erobern. In parthischer Zeit erhielt sie erneut den eventuell alten Namen Dura. Die Namensverbindung Dura Europos ist dagegen modern und in den antiken Quellen nicht belegt. Die Stadt wurde auch Sitz einer Militäreinheit. Obwohl die Stadt nun parthisch war, lebten griechische Traditionen weiter. Vor allem die Oberschicht war zunächst weiterhin hellenistisch, und sogar der Kult seleukidischer Könige wurde weitergeführt.

Die Stadt erlebte vor allem im ersten und zweiten nachchristlichen Jahrhundert ihre Blütezeit. Das ganze Stadtgebiet innerhalb der Mauern wurde nun vollkommen besiedelt. Dura Europos verlor den militärischen Charakter. Die reichen Bürger errichteten oder erweiterten die zahlreichen Tempel und schmückten sie mit Statuen und Malereien aus. Diese Tempelbauten belegen einen ansehnlichen Wohlstand der Bewohner. Die Bevölkerung bestand dabei aus einer Mischung, die sich aus einer kleinen griechischen Oberschicht, die im Laufe der Zeit parthische Sitten annahm, aus einer syrischen Bevölkerungsmehrheit und zahlreichen anderen ethnisch und sprachlichen Gruppen, darunter auch zahlreiche Juden, zusammensetzte. Wirtschaftlich war die Stadt eng mit dem römischen Reich verbunden. Vor allem römischen Münzen dominierten gegenüber parthischen Prägungen. Kulturell war die Stadt jedoch eher parthisch geprägt.

Als Grenzstadt zwischen Rom und den Parthern wechselte sie im Laufe der Römisch-Persischen Kriege wiederholt den Besitzer und war von großer administrativer und ökonomischer Bedeutung für die Region. Um 115 wurde sie von Trajan erobert, fiel aber kurze Zeit darauf, offenbar noch vor dem Tode des Kaisers, wieder an die Parther, um dann kurz nach 165 wieder an die Römer zu gelangen, die den Ort zunächst aber wohl nur indirekt kontrollierten. Dura wurde dann 195 unter Kaiser Septimius Severus in die Provinz Mesopotamia bzw. Syria Koile eingegliedert. Unter den Römern wurde im Norden der Stadt ein Militärlager eingerichtet, zu dem auch ein Praetorium gehörte. Zu diesem Zweck wurden große Teile der Wohnstadt umgebaut und von einer Mauer umgeben. In der römischen Zeit erlebte der Ort wirtschaftlich offenbar eine gewisse Stagnation. Es wurden keine großen, neuen Tempel errichtet, während die meisten Neubauten militärischen Charakter hatten. In den Jahren 253 und 256/7 n. Chr. wurde die Stadt dann von den persischen Sassaniden erobert (zu den Hintergründen vgl. Römisch-Persische Kriege). Diese hatten das Erbe der Parther angetreten. Die Kämpfe lassen sich archäologisch gut nachvollziehen, da unter anderem die persischen Angriffstunnel und die römischen Gegengräben erhalten sind. Im Jahr 273 wurde Dura endgültig verlassen, anscheinend weil der Euphrat seinen Lauf geändert hatte.

In parthischer Zeit war Dura Europos von einem Strategos, dem die zivile und militärische Verwaltung unterstand, verwaltet worden. Es handelt sich zwar um ein griechisches Amt, es ist jedoch noch nicht für die seleukidische Periode bezeugt. In römischer Zeit hatte nach Ansicht vieler Forscher der Dux Ripae seinen Sitz in Dura Europos. Ihm unterstand wohl die Verteidigung der syrischen Grenze, aber auch die Verwaltung der Stadt in römischer Zeit, da für diese Periode sonst keine Beamten belegt sind, die dieser Aufgabe entsprochen haben könnten.

Wichtige Bauten

Das Hauptbaumaterial der Stadt war Stampflehm. Nur besondere Bauten, und einzelne Bauteile sind in Stein errichtet worden. Es sind nur wenige Baureste aus der seleukidischen Zeit erhalten. Der Stadtplan stammt zweifellos aus dieser Periode. In der Mitte der Stadt befand sich eine große Agora. Hier standen auch griechische Tempel der Artemis und des Apollon. Der Artemistempel war zunächst sehr einfach und bestand nur aus einen Temenos mit einem Altar in der Mitte. Im Osten befand sich die Akropolis, die kein eigentlicher Berg war, sondern ein durch ein Wadi abgetrennter Stadtteil. Hier stand ein Palast und ein Tempel, wohl für den olympischen Zeus. Am Euphratufer befand sich auch eine Zitadelle, eine extra nochmals mit einer starken Befestigung versehene Burg. Hier stand auch ein Palast, in dem eventuell der Strategos der Stadt residierte. Die Festungsanlagen aus griechischer Zeit sind in Stein gebaut, sind jedoch nie vollendet worden.

Die parthische Stadt scheint sich zunächst wenig geändert zu haben. Im Laufe der Zeit wurden griechische Bauten jedoch durch solche im parthischen Stil ersetzt. Der Artemistempel wurde zu einem richtigen Tempel in griechischen Stil ausgebaut. Der Bau wurde jedoch nie fertiggestellt und durch einen Bau in parthischen Stil ersetzt. Die Stadt hatte nun eine ausgesprochen große Zahl wichtiger Tempel, in denen ganz unterschiedliche Gottheiten verehrt wurden. Diese kamen aus dem griechischen und syrisch-parthischen Raum und spiegeln in ihrer Vielfalt den kosmopolitischen Charakter der Stadt wieder. Dabei wurden oftmals semitische Gottheiten unter griechischen, oder griechischen unter semitischen Namen verehrt. Der Kult und die Tempelarchitektur waren aber in der Regel rein orientalisch.

Die meisten Tempel wurden wohl von den Bürgern der Stadt erbaut und ausgeschmückt. Die Malereien zeigen die hier verehrten Gottheiten und die stolzen Stifter und ihre Familien beim Opfer (siehe Bild: das Opfer des Konon). In einigen Tempeln scheint es kein vollplastisches Kultbild gegeben zu haben, sondern ein gemaltes Bild der Gottheit erfüllte diese Funktion. Die Maler der Bilder haben diese auch oftmals signiert.

Tempel

Der Tempel des Baal (auch als Tempel der Palmyrischen Gottheiten bekannt) wurde in einer Ecke der Stadtmauer gebaut. Es lassen sich mehrere Bauphasen unterscheiden. Um einen Hof befanden sich diverse Räume. Der eigentliche Tempel stand im Norden und war durch vier Säulen gekennzeichnet. Dahinter lagen zwei Räume, von denen der hintere das Allerheiligste war. Dieses war einst reich mit Wandmalereien dekoriert. Hier stand auch ein Schrein, der wohl das Kultbild enthielt.

Nach etwa dem gleichen Prinzip ist der Tempel der Atargatis, in der Mitte der Stadt, errichtet worden. Der Tempel hatte in der Mitte einen großen Hof, einen monumentalen Eingang und ein Allerheiligstes mit drei Naoi. Um den Hof fanden sich wiederum zahlreiche kleine Räume, einige von ihnen waren wohl Schreine, die diversen Gottheiten geweiht waren. Atargatis, war die Gemahlin und Mutter des Adonis und des Hadad. Diesen Gottheiten gehörten sicherlich die beiden anderen der Naoi.

Im Südosten, abgetrennt von dem Rest der Stadt durch einen Wadi, stand anscheinend die Akropolis der griechischen Stadt. Von den Tempeln dieser Zeit ist jedoch kaum noch etwas erhalten.

Der Tempel des Zeus Theos wurde im zweiten Jahrhundert errichtet. Es handelt sich um einen der wichtigsten Tempel der Stadt. Der Bau hatte einen monumentalen Hof und in diesem einen großen Naos. Dessen Malereien konnten weitgehend wiedergewonnen werden. An der Rückwand war die Kultfigur des Gottes dargestellt. Sie stand neben einen Streitwagen und wurde von zwei Niken gekrönt. An den Seitenwänden des Saales befinden sich in drei Registern die Bilder der Spender und deren Familienmitglieder, die diesen Tempel finanziert hatten. Der Bau war darüber hinaus auch reich mit Skulpturen ausgestattet.

Andere wichtige Tempel, die alle mehr oder weniger nach demselben Schema errichtet wurden, sind die Tempel der Gadde (ein Doppeltempel, der den Schutzgottheiten der Stadt geweiht war), der Tempel der Artemis und der Tempel des Zeus Megistos (zweites Jahrhundert) auf der Akropolis, der wohl einen griechischen Tempel für Zeus Olympius ersetzte.

Neben den großen Tempeln der Stadt gab es verschiedene kleine Heiligtümer unterschiedlicher religiöser Gruppen. Mithras wurde in einem Mithräum verehrt, s. Mithräum von Dura Europos, wobei dieser orientalische Gott nicht etwa von den Parthern verehrt wurde, sondern von den römischen Soldaten nach Dura Europos gebracht wurde. Es gab auch eine reich ausgestattete Synagoge s. Synagoge von Dura Europos, die den Wohlstand der jüdischen Gemeinschaft in dieser Stadt bezeugt. Der Wandschmuck im Versammlungssaal der Synagoge erregte gewaltiges Aufsehen, da es sich dabei um den größten Gemäldezyklus handelt, der uns aus der Antike erhalten ist. Der Fund ist auch religionsgeschichtlich von Bedeutung, da man die dortigen jüdischen Gemeinden in der Regel als bilderfeindlich eingeschätzt hat. Die christliche Hauskirche von Dura Europos, die in ein Privathaus hineingebaut war, ist dagegen vergleichsweise bescheiden ausgestattet.

Paläste

Auf der Akropolis stand auch ein großes Peristylhaus, das versuchsweise als das Strategion (Palast des Strategos) von Dura Europos identifiziert wurde. Der erste Bau datiert ins dritte vorchristliche Jahrhundert und wurde danach mehrmals erweitert und umgebaut. Der Palast behielt dabei weitgehend seinen griechischen Charakter.

Auf der Zitadelle stand ein weiterer großer Palast, in dem vielleicht ein parthischer Strategos residierte und der das Strategion ablöste. Dieser Bau ist leider nur schlecht erhalten, da ein bedeutender Teil mit dem Ufer in den Euphrat abrutschte. Immerhin scheint in der Mitte der Anlage ein Peristyl gestanden zu haben. Zum Fluss hin gab es eventuell Iwane.

Im Norden der Stadt befand sich der so genannte Palast des Dux Ripae. Es handelte sich in römischer Zeit um das größte Gebäude der Stadt und bestand aus einer großen Palästra und dem eigentlichen Bau, der einen Peristyl in der Mitte besaß.

Wohnbauten

Es wurde eine große Anzahl von Wohnbauten ausgegraben. Diese datieren zum großen Teil in die parthische Zeit der Stadt; kaum eines kann in die hellenistische Zeit eingeordnet werden, nur wenige neue Häuser wurden unter den Römern erbaut. Die Häuser variieren in Größe und Ausstattung. Das größte gehörte einer Familie, die über mehrere Generationen das Amt des Strategos stellte. Die Namen Lysisas und Lysanias erscheinen auf einem Graffito, das in das Jahr 159 datiert. Das Haus hatte zwei Höfe, der einen für die Männer, der andere für die Frauengemächer. Es fanden sich Ställe, Toiletten und ein Bad.

Andere Häuser sind kleiner, jedoch meist nach demselben Schema errichtet. Sie haben einen offenen Hof. Zu dem Hof öffneten sich die meisten Räume des Hauses, wie die Küche, ein Empfangsraum. Hier befanden sich auch die Ställe und Vorratsräume. Um den Hof befanden sich oftmals Bänke. Eine Treppe führte auf ein flaches Dach. Die Wände der Häuser waren manchmal bemalt, meist mit Nachahmungen von Marmor. Die wenigen figürliche Darstellungen zeigen Bankette, Jagd- und Kriegsszenen.

Friedhof

Im Gegensatz zu vielen anderen antiken Orten, gibt es keinerlei Anzeichen, dass die Stadt sich auch außerhalb der Stadtmauern ausdehnte. Hier standen nur noch einige Tempel und vor allem die Nekropolen. Der Friedhof war fast ebenso groß wie die eigentliche Stadt. Es konnten zwei Grabtypen unterschieden werden. Es gab unterirdische Familiengräber mit einem großen Zentralraum und davon abgehende Kammern, in denen die Toten beigesetzt wurden (Loculus) und es gab Grabtürme. Die Grabtürme hatten im Inneren eine auf das Dach führende Treppe, wo sich eventuell ein Feuer brannte, so dass die Türme im Endeffekt gigantische Altäre waren. Grabkammern fanden sich nicht in, sondern neben ihnen. Einer der Grabtürme konnte in voller Höhe rekonstruiert werden, da dessen Fassade in ganzer Länge schon in der Antike in den Sand gestürzt war und dort von den Ausgräbern gefunden wurde. Die Gräber insgesamt enthielten noch zahlreiche Beigaben.

Andere Bauten

Das parthische Dura Europos hatte im Vergleich zu den römisch-griechischen Städten Syriens auffallend wenige öffentliche Gebäude. Obwohl sich die herrschende Oberschicht teilweise als griechisch gab und zumindest im Schriftverkehr auch deren Sprache benutzte, so findet man hier nicht die prächtigen Theater, Bäder oder Foren. Die meisten der wenigen nichtreligiösen öffentlichen Bauwerke stammen aus der Zeit der römischen Besatzung.

Aus der Zeit der trajanischen Eroberung stammt ein römischer Triumphbogen, der von der Dritten Kyrenischen Legion errichtet wurde, die also wohl als Eroberer von Dura Europos zu gelten hat. Der Bogen steht etwas außerhalb der Stadt und feierte den Sieg über die Parther. Interessanterweise wurde er nach der parthischen Rückeroberung nicht zerstört.

In römischer Zeit hatte die Stadt auch ein Amphitheater, dass aber recht anspruchslos war und eher ein freier Platz zwischen Wohnhäuser, als ein monumentales Gebäude war. Inschriften belegen, dass hier auch tatsächlich Spiele stattfanden. Es sind einige Badehäuser in der Stadt bezeugt. Die meisten von ihnen wurden wohl von und für die römischen Soldaten errichtet, obwohl es auch zumindest ein Badehaus gibt, dass nicht nur von Soldaten besucht wurde. Es bestand vielleicht schon vor der römischen Besetzung.

Im Inneren der Stadt befanden sich auch Sūqs. Vor allem im Zentrum der Stadt fand sich eine Ladenstraße mit kleinen und größeren Geschäften dicht an dicht gebaut. Diese Sūqs sind bisher einmalig für diese Zeit. Die Stadt hatte auch eine Karawanserei, in der sicherlich die Reisenden und Händler rasten konnten um dann weiterzuziehen.

Erforschung

Die Stätte blieb dann, bis man sie in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wiederentdeckte, verlassen und unter Sand begraben. Erste Grabungen erfolgten 1921 unter der Leitung von Captain Gerald Murphy von der Britischen Armee. In den folgenden Jahren folgten zwei Kampagnen des Belgiers Franz Cumont, schließlich gab es systematische Ausgrabungen der Yale University mit der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres unter der Führung von Michael Rostovtzeff (1928-1937). In der Mitte der 80er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts grub hier ein franco-syrisches Team unter der Leitung von Pierre Leriche, während in den letzten Jahren eine britische Expedition, allerdings in viel kleinerem Umfang als am Anfang des Jahrhunderts gräbt.

Der Ort erlaubte wie kein anderer Ort im „römischen Orient“ einen Einblick in das Alltagsleben der Bevölkerung. Während der sassanidischen Belagerung ist ein Teil der Stadtmauer erheblich verstärkt worden. Dafür wurden Häuser, die direkt an der Mauer standen mit Ziegel aufgefüllt. Diese Bauten und ihre Dekorationen waren bei den Ausgrabungen ausgesprochen gut erhalten.

Die Fresken der (bislang) nachweislich ältesten christlichen Kirche - oder besser: Haus der Kirchengemeinde (griech: oikos tes ekklesias) -, datiert auf ca. 230, befinden sich heute in der Yale University Art Gallery in New Haven, USA. Die Malereien der Stadt insgesamt sind die besterhaltenen Beispiele dieser Kunstgattung in der parthischer Kunst. Sie sind daher von besonderer Bedeutung für die Kunstgeschichte.

Das trockene Wüstenklima hat auch viel organisches Material vor dem Verfall bewahrt. Darunter befinden sich viele Stoffe, aber auch bemalte römische Schilde. Es wurden gut erhaltene Pferdepanzer von Kataphrakten bzw. Clibanariern und zahlreiche Helme gefunden, die wohl während der letzten Kämpfe um die Stadt verloren gingen.

Bemerkenswert sind auch die vielen erhaltenen Schriftstücke, die auf Papyrus und Pergament geschrieben wurden. Es fanden sich einige literarische und religiöse Texte, aber vor allem Verwaltungs- und Geschäftsurkunden. Besonders interessant ist auch ein Fragment einer Evangelienharmonie, dessen griechischer Text teilweise von der Version des Neuen Testaments abweicht. Die verwendeten Sprachen sind Latein (die Verwaltungsurkunden) und Griechisch für die Geschäftsurkunden. Daneben sind Aramäisch, Syrisch und Pahlavi bezeugt. Es fand sich auch ein Gebet in Hebräisch.

Heute allerdings sind viele Funde durch Witterung und Vandalismus verloren, auch die Fresken können nur noch in einer Kopie betrachtet werden, da die Originale durch das Klima an der Lagerstätte in den USA zerstört wurden. Die Fresken im Nationalmuseum von Damaskus sind in der Regel dagegen noch sehr gut erhalten.

Literatur

  • Peter Edwell: Between Rome and Persia. Routledge, London 2008.
  • Clark Hopkins: The Discovery of Dura-Europos. New Haven/Conn. 1979.
  • Michael Rostovtzeff: Dura-Europos and its Art. Oxford 1938.
  • Michael Sommer: Roms orientalische Steppengrenze. Palmyra - Edessa - Dura-Europos - Hatra. eine Kulturgeschichte von Pompeius bis Diocletian. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005 (Oriens et occidens, Bd. 9) ISBN 3-515-08724-9
  • Hans Lietzmann Dura-Europos 'die neu ausgegrabene makedonisch-römische Garnisonstadt am Euphrat' : Atlantis Heft 4 1937

Ausgrabungsberichte

Obwohl mittlerweile zahlreiche Publikationen zu den Funden und Gebäuden der Stadt erschienen sind, so fehlen doch noch zahlreiche Untersuchungen. Nur wenige Tempel und keines der Privathäuser wurde bisher vollständig in einer Grabungspublikation vorgelegt.

Die Grabungspublikationen erscheinen in der Reihe: The excavations at Dura-Europos: conducted by Yale University and the French Academy of Inscriptions and Letters. Vorberichte der Grabungen erschienen in der Reihe The Excavations at Dura-Europos, Preliminary Report of the First to Ninth Seasons, 1929-1952.

  • F.E. Brown and C.B. Welles: preliminary report of the Seventh and Eighth seasons of work 1933-1934 and 1934-1935. New Haven: Yale University Press, London: H. Milford, Oxford University Press, 1939.
  • R. Pfister and L. Bellinger: Final report 4 Part 2, The textiles. Yale University Press, New Haven 1945.
  • P. V. C. Baur: Final report 4 Part 3, The lamps. Yale University Press, New Haven 1947.
  • C. H. Kraeling: Final report 8 Part 1, The synagogue. Yale University Press, New Haven 1956.
  • C. H. Kraeling†, Final report 8 Part 2, The Christian building, with a contribution by C. Bradford Welles. Dura-Europos Publications, New Haven 1967.
  • Stephen L. Dyson: Final report 4 Part 1 Fasc.3, The commonware pottery; the brittle ware. Yale University Press, New Haven 1968
  • S. B. Downey: Final report 3, Sculpture, figurines, and painting Part 1 Fasc.1, The Heracles sculpture. Dura-Europos Publications, New Haven 1969.
  • Simon James: Final report 7, Arms and armour and other military equipment. London 2004-

Weblinks

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