Die Davidsstadt (hebräisch: עיר דוד, Ir David; arabisch: مدينة داوود) ist der älteste besiedelte Teil Jerusalems und die wichtigste archäologische Fundstelle des biblischen Jerusalem.
Die Davidsstadt liegt auf einem schmalen Höhenrücken südlich des Jerusalemer Tempelberges außerhalb der heutigen Stadtmauer. Sie wird im Norden durch den Ophel und die Gihonquelle begrenzt, im Süden vom Teich von Siloah und dem Hinnomtal. Westlich lag das Tyropöontal (Käsemachertal), das einen natürlichen Schutz zur Verteidigung bot. Es ist heute durch den Schutt der Jahrhunderte fast nivelliert. Und östlich ist die natürliche Grenze das Kidrontal.
Die archäologische Erkundung des Gebiets begann im 19. Jahrhundert. Das Gebiet umfasst mehrere Stätten von archäologischem Interesse, vor allem den Teich von Siloah, die Gihonquelle und den Hiskija-Tunnel. Diese liegen in einem archäologischen Park und sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Besucher können durch den Hiskija-Tunnel waten, durch den noch heute das Wasser der alten Quelle fließt.
Die frühesten Ausgrabungen wurden von Charles Warren im Jahre 1867 vorgenommen. Seitdem wurden und werden bis heute zahlreiche Ausgrabungen durchgeführt.
Funde aus der Kupfersteinzeit sind Tonscherben, die in den Spalten des gewachsenen Felses von Macalister und Duncan ausgegraben wurden. Dabei wurden auch eine Reihe von künstlichen Bearbeitungen im Fels entdeckt. Dazu gehörten Glättungen und Rinnen, die in den Fels geschnitten worden waren, aber auch mehrere kleine Becken, von denen man vermutet, dass sie zum Mahlen von Oliven oder Getreide oder zum Sammeln von Regenwasser verwendet wurden.
Aus dieser Periode sind nur einige Keramikscherben gefunden worden.
In der Mittleren Bronzezeit wird Jerusalem mehrmals in ägyptischen Texten des 19. und 18. Jahrhunderts v. Chr. und in der biblischen Geschichte von Melchisedek (Gen 14,18–21 EU) erwähnt. In dieser Zeit ist die Stadt ausreichend groß und mächtig, um eine „massive“ Stadtmauer zu bauen, um ihre Wasserversorgung über die Gihonquelle zu schützen.
Aus der Späten Bronzezeit wurden Keramik und Bronze-Pfeilspitzen gefunden.
Im Jahr 2010 wurde das Fragment einer Tontafel aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. ausgegraben. Es ist damit das älteste schriftliche Dokument aus Jerusalem. Die Datierung erfolgte aufgrund der alten akkadischen Keilschrift. Die Qualität des Schreibens deutet auf eine königliche Inschrift, möglicherweise handelt es sich um einen Brief eines jerusalemer Königs an den Pharao in Ägypten. Gegen diese These spricht, dass das Fragment weder Namen noch Titel noch Ortsnamen enthält. Außerdem lässt sich die Tontafel keiner bestimmten Schicht zuordnen, da sie erst beim Sieben des Abraums entdeckt wurde.
Eine Stadtmauer der Jebusiterstadt des 12. Jahrhunderts v. Chr. wurde freigelegt. Diese Datierung ist unumstritten. Umstritten ist, ob die Eroberung durch die Truppen von König David nur über die Stadtmauern erfolgte, oder ob sie, wie in der Bibel beschrieben wird, auch durch das alte Wassersystem an der Gihonquelle erfolgte. Es wird vermutet, dass die Israeliten die intakten Jebusiterwälle verwendeten und unter König Salomo nach Norden erweiterten, um den Tempelberg einzubeziehen.
Das 10. und 9. Jahrhundert v. Chr., also die Zeit der biblischen Könige David und Salomo, war Gegenstand einer intensiven wissenschaftlichen Auseinandersetzung sowie der andauernden archäologischen Untersuchungen.
Im Jahre 2005 wurde eine große Stein-Struktur entdeckt. Sie wird auf das 10. Jahrhundert v. Chr. datiert. Unter dieser Voraussetzung wäre sie ein Anhaltspunkt dafür, dass Jerusalem die Hauptstadt eines zentralisierten Reiches gewesen ist. Es könnte aber auch sein, dass die Struktur zum großen Teil der späteren Hasmonäerzeit zuzurechnen ist. Weitere Erkenntnisse werden aus der Ausgrabung erwartet.
Am Hang auf der anderen Seite des Kidrontals im und unter dem arabischen Dorf Silwan gibt es aus dem Kalkstein herausgearbeitete Felsengräber der israelitischen Zeit aus dem 9. bis 7. Jahrhundert v. Chr. Es handelt sich um große, gut ausgearbeitete Gräber, die sich nur die ranghöchsten Mitglieder der Gesellschaft wie Minister, Adlige und Würdenträger des Reiches Juda leisten konnten. Obwohl nur drei Inschriften teilweise erhalten sind, ist sich die Paläografie sicher, dass es sich bei einem der Gräber um das Grab des biblischen Schebna handelt, der Verwalter und Schatzmeister des Königs Hiskija war.
Dies ist die Zeit der biblischen Könige Hiskija bis Joschija und der Zerstörung des Königreichs Juda durch Nebukadnezar II. König Hiskija sicherte der Stadt die Wasserversorgung im Falle einer Belagerung, indem er den nach ihm benannten Hiskija-Tunnel durch den Fels schlagen ließ.
Es wurden zwei Bullen im neo-babylonischen Stil gefunden. Eine zeigt einen Priester, der neben einem Altar der Götter Marduk und Nabu steht. Ein steinernes poliertes schwarzes Skarabäus-Siegel, das eine „babylonische kultische Szene“ mit zwei bärtigen Männern darstellt, die beiderseits eines Altars stehen, ist dem babylonischen Mondgott Sin gewidmet. Der Skarabäus wurde vermutlich in Babylonien hergestellt. Unter dem Altar gibt es ein Feld für einen persönlichen Namen, in das in Hebräisch der Name Shelomit eingraviert ist.
Zu den wichtigsten archäologischen Ausgrabungsfunden dieser Epoche gehören der Teich Siloah, die Jerusalem-Pilger Straße, der Palast der Königin Helena von Adiabene und ein Wasserkanal.
Ein Herrenhaus aus der Byzantinischen Periode wird Haus des Eusebius genannt.
Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Schotte James Graham (1853–1857) Fotografien aufgenommen, die den Kamm der Davidsstadt ohne Bebauung zeigen. Er ist terrassenförmig angelegt und offenbar mit Olivenbäumen bepflanzt.
Die moderne Bebauung des Kamms begann 1873–1874, als die Familie Meyuchas, eine jüdische Rabbiner- und Kaufmannsfamilie, die seit ihrer Vertreibung aus Spanien in Jerusalem gelebt hatte, sich außerhalb der Stadtmauern auf dem Kamm ansiedelte. In der letzten Phase des Völkerbundsmandats für Palästina erweiterte sich das benachbarte palästinensische Dorf Silwan auf den Kamm der Davidsstadt.
Nach dem Palästinakrieg von 1948 fiel das ganze Gebiet auf der östlichen Seite der Grünen Linie unter jordanische Kontrolle. Bis 1967 siedelten auf dem Kamm der Davidsstadt palästinensische Familien. Von 1968 bis 1977 führte die Israel Exploration Society die ersten Ausgrabungen am Ophel durch, die von Benjamin Mazar und Eilat Mazar geleitet wurden.
Das Recht, sowohl die Ausgrabungen als auch die Bebauung der Davidsstadt zu bestimmen, ist unter Israelis und Palästinensern umstritten. Es gibt einen Vorschlag, wonach der Großteil des Kidrontals, in dem Palästinenser wohnen, in einen archäologischen Park mit dem Namen Königsgarten umgewandelt werden soll.