C/O Berlin ist ein Ausstellungshaus für Fotografie im Berliner Ortsteil Charlottenburg. Auf rund 2500 m² Fläche im denkmalgeschützten Amerika-Haus werden wechselnde Ausstellungen internationaler Fotografen gezeigt und durch Künstlergespräche, Vorträge, Workshops, Seminare und Führungen ergänzt.
Die 2013 gegründete gemeinnützige, operative Stiftung bürgerlichen Rechts soll Initiative und Flexibilität ausdrücken. Das „Care of“ als postalische Abkürzung für umtriebige und örtlich ungebundene, international Agierende wird ergänzt durch das „Taking care of“ des privaten Engagements.
Bis 2004 hatte Westberlin von staatlicher Seite keine ausschließlich dem Medium Fotografie gewidmete Kulturinstitution. Anlässlich dieser Situation entschlossen sich der Fotograf Stephan Erfurt, der Designer Marc Naroska und der Architekt Ingo Pott, unabhängig von institutionellen Strukturen einen privaten Ausstellungsort für Fotokunst zu gründen. Sie setzten diese Idee im Jahr 2000 mit einer Retrospektive der Fotoagentur Magnum um und zeigten die temporäre Ausstellung drei Monate lang im ehemaligen Postfuhramt in Berlin-Mitte. Aufgrund des Publikumserfolgs – insgesamt 30.000 Besucher – entschlossen sich die drei Ausstellungsmacher, die spontane Initiative und Zusammenarbeit weiterzuführen. Es folgte eine Ausstellung von Martin Parr am selben Ort.
Da die Deutsche Post als Eigentümer des Postfuhramtes plante, das Gebäude zu verkaufen, entmietete sie es Anfang 2001. C/O Berlin fand in einem ehemaligen Gießereigebäude in der Linienstraße 144 in Berlin-Mitte neue Räume für die Fortsetzung der Ausstellungstätigkeit. Hier präsentierte C/O Berlin bis ins Jahr 2006 Werke von René Burri, Barbara Klemm, Tom Wood, Margaret Bourke-White, Gilles Peress, James Nachtwey und weiteren Fotografen auf bis zu vier Etagen mit rund 1.000 m². In dieser Zeit erweiterten die drei Gründer sowohl das Team und die Organisation in Hinblick auf zeitgemäßes Kulturmanagement als auch das Programm, indem sie neue Formate wie Lectures, Junior und Talents implementierten. Schnell entwickelte sich C/O Berlin zu einer festen Adresse für Fotografie in Berlin.
Anfang 2006 verkaufte die Deutsche Post das Postfuhramt an einen privaten Investor. Die Gründer von C/O Berlin konnten diesen überzeugen, einen Teil des Gebäudes temporär an C/O Berlin zu vermieten. Im Juni 2006 verlagerte C/O Berlin seine Ausstellungen zurück ins Postfuhramt. Auf 1.800 m² zeigte C/O Berlin in den folgenden sieben Jahren Ausstellungen unter anderem von Fotografen wie Annie Leibovitz, Thomas Hoepker, Nan Goldin, Robert Mapplethorpe, Bettina Rheims, Alec Soth, Leonard Freed, Larry Clark, Arnold Newman, Sibylle Bergemann, Peter Lindbergh, Gregory Crewdson und weiteren Künstlern. C/O Berlin erweiterte seine Aktivitäten um das Jugendprogramm Teens, die Book Days, die Photography Days sowie Konzerte zwischen Pop und Klassik und wurde durch seine Internationalität, Größe und Programmvielfalt zu einem der wichtigsten Ausstellungshäuser für Fotografie in Deutschland.
Auf der Suche nach langfristig nutzbaren Räumen prüfte C/O Berlin ab Ende 2009 insgesamt über 70 Alternativstandorte in Berlin. In die enge Wahl kamen die ehemalige Jüdische Mädchenschule in der Auguststraße sowie die ehemaligen Atelierhäuser der Kunsthochschule Weißensee im Monbijoupark. Nach Absage der jüdischen Gemeinde im Dezember 2010 konzentrierte sich C/O Berlin auf die Atelierhäuser, die sich in Liegenschaft des Bezirks Berlin-Mitte befanden. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) des Stadtteils beschloss im September 2011 einstimmig, dass C/O Berlin das Gebäudeensemble ab Herbst 2012 nutzen sowie erweitern darf. Daraufhin entwarf C/O Berlin zusammen mit dem Architekturbüro pott architects Möglichkeiten einer kurzfristigen Zwischennutzung sowie einer langfristigen Nutzung des Areals.
Im Sommer 2012 wurde öffentlich, dass dem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Mitte die rechtlichen Grundlagen fehlten. Aufgrund eines bestehenden, gültigen Bebauungsplans existierten die Gebäude de facto zwar, de jure jedoch nicht, sodass C/O Berlin die Atelierhäuser nicht sanieren und nutzen durfte. Zeitgleich wurde das Postfuhramt erneut verkauft – an das Berliner Medizintechnik-Unternehmen Biotronik. Es zeichnete sich ab, dass die Zwischennutzung des Postfuhramts durch C/O Berlin in den folgenden Monaten zu einem Ende kommen würde. Die Stiftung schloss am 8. März 2013 seine Ausstellungsflächen im Postfuhramt endgültig.
Mit Hilfe der Berliner Kulturverwaltung erhielt C/O Berlin am 12. Dezember 2012 den Zuschlag, ab 2014 das Amerika-Haus in Charlottenburg als neuen Standort für die kommenden 21 Jahre zu nutzen. Zweitmieter des Hauses ist die Berliner Landeszentrale für politische Bildung. Nach umfassenden Sanierungsarbeiten an der landeseigenen Immobilie, für die die Stiftung rund 2,5 Millionen Euro u. a. über Crowdfunding investierte, eröffnete C/O Berlin am 30. Oktober 2014 seine Ausstellungsaktivitäten in den neuen Räumen. Das Gebäude wurde dafür denkmalgerecht saniert und nach internationalem Museumsstandard ausgebaut.
C/O Berlin hat im Amerika-Haus 2500 m² zur Verfügung und kann damit mehr Fläche als in der Vergangenheit nutzen. Außerdem hofft die Stiftung von der Nähe zu thematisch naheliegenden Institutionen zu profitieren. In der gegenüberliegenden Jebensstraße liegen das Museum für Fotografie und die Helmut-Newton-Stiftung.
Es werden jährlich bis zu 15 Ausstellungen durchgeführt. In den letzten Jahren waren unter anderem die Werke international renommierter Fotografen wie Annie Leibovitz, Pierre et Gilles, Edward Burtynsky, Leonard Freed, Bettina Rheims, Sebastião Salgado, Martin Parr, Thomas Hoepker, James Nachtwey, Anton Corbijn, Robert Mapplethorpe, Karl Lagerfeld, Weegee und Peter Lindbergh zu sehen. 2012 zeigte das Ausstellungshaus Zeitlos schön – 100 Jahre Modefotografie von Man Ray bis Mario Testino, 2015 erstmals Werke von Lore Krüger.
Bei insgesamt 78 Ausstellungen in den ersten elf Jahren waren 870.000 Besucher zu verzeichnen. Anlässlich der Neueröffnung im Amerika Haus wurde im Rahmen eines Grand Opening auch eine umfangreiche Ausstellung eröffnet.
Aktuelle Positionen und Fragestellungen aus den Bereichen Fotografie, Design und Architektur werden in bis zu vier moderierten Gesprächen pro Jahr vorgestellt und diskutiert. Hier haben in der Vergangenheit unter anderem Daniel Libeskind, René Burri, Isabelle Huppert, Jeff Wall, Karl Lagerfeld und Juergen Teller Einblick in ihre Arbeit, persönliche Erfahrungen und Ansichten gegeben.
Seit 2006 organisiert C/O Berlin unter dem Titel „Talents“ einen jährlich international ausgeschriebenen Wettbewerb für junge Gegenwartsfotografie und Kunstkritik. Die Einzelausstellung pro Jahr werden von einem Ausstellungskatalog begleitet. Dank Kooperationen mit den Goethe-Instituten weltweit war „Talents“ bisher auch in Stockholm, New York, Wellington und Santiago de Chile zu sehen. Zu den Gewinnern der vergangenen Jahre gehören unter anderen Tobias Zielony, Pepa Hristova und Stephen Waddell.
Unter dem Titel „Junior“ werden mehrmals im Jahr Workshops für Kinder angeboten, die sich mit Themen aus den Bereichen Fotografie, Architektur und Design auseinandersetzen.
Im Jahr 2015 begann das Programm Perspectives für Kinder und Jugendliche in sozial benachteiligten Lebenssituationen an – vor Ort in Kinder- und Jugendheimen und Willkommensklassen sowie in der Education Unit bei C/O Berlin.