Die Burg Rheinstein (im Lauf ihrer Geschichte hieß sie eigentlich Vaitzburg oder Voitsberg; zahlreiche weitere Schreibweisen sind überliefert) ist eine Burg im oberen Mittelrheintal bei der Gemeinde Trechtingshausen im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz, Deutschland.
Seit 2002 ist die Burg Rheinstein Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
Die Burg steht linksrheinisch auf einem 90 m hohen Felssporn am östlichen Abhang des Binger Walds. Sie befindet sich oberhalb des Rheins zwischen Bingen und Trechtingshausen nahe dem hiesigen Rheinknie. Durch die terrassenartige Anlage des Berings ähnelt sie jedoch einer Hangburg. Die Bauweise erinnert stark an die ein kleines Stück rheinaufwärts gelegene Burg Ehrenfels auf der rechten Rheinseite.
Aufgrund jüngster dendrochronologischer Untersuchungen kann der Baubeginn auf 1316/17 datiert werden. (Damit sind Spekulationen über einen frühen Baubeginn um 900 überholt). Erste Erwähnung als Mainzer Besitz erfolgt 1323. Wahrscheinlich wurde sie unter dem Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt (1306-20) gebaut, um das Wiederaufbauverbot der Ruine Reichenstein - auf Sichtweite rheinabwärts gelegen - zu überwachen. Diese war als Raubritternest der Herren von Hohenfels 1286 durch König Rudolf von Habsburg zerstört worden. Nachdem die Hohenfelser - obwohl eigentlich Mainzer Lehnsmänner - 1290 die Ruine an Kurpfalz verkauft hatten, war eine Sicherung des Mainzer Territoriums nötig geworden. Eine zweite Ausbauphase folgte um 1330 und wohl auch noch eine dritte im späten 15. Jahrhundert, obwohl die Burg ihre strategische Bedeutung schon 1344 verlor, weil Kurpfalz zu Gunsten von Mainz auf Reichenstein verzichtete. Ende des 16. Jahrhunderts beginnt unter dem letzten Bewohner mangels wirtschaftlicher Mittel der Verfall. Im pfälzischen Erbfolgekrieg war die Burg wohl schon so baufällig, dass die Franzosen hier auf eine Sprengung verzichteten, wie sie bei fast allen anderen Burgen im Tal erfolgte. 1816 fiel die ruinierte Burg dem preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel - die Rheinprovinz war ein Jahr zuvor vom Wiener Kongress Preußen unterstellt worden - ins Auge. Dieser entwarf Pläne zum romantisierten Wiederaufbau der Burg, welche Prinz Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen 1823 zum Kauf der Burg veranlassten und die, erst von Johann Claudius von Lassaulx 1825 und in seiner Nachfolge 1827 von Wilhelm Kuhn an die Wünsche des Prinzen angepasst, umgesetzt wurden. Sie war damit die erste der einst zerstörten Rheinburgen, die wieder aufgebaut wurde. Mit dem Abschluss der Arbeiten im Jahr 1829 erhielt die Burg auch den heute geläufigen Namen Rheinstein. In einer dritten Ausbauphase 1839-44 kamen die Schlosskapelle und das weiter südlich bergauf gelegene "Schweizerhaus" als Gästehaus dazu. Schinkel legte beim Wiederaufbau Wert auf Erhaltung der mittelalterlichen Bausubstanz, die sich so zum Teil noch deutlich von den Ergänzungen abhebt. 1863 erbte Prinz Georg von Preußen die Burg.
1973 stellte Barbara Prinzessin von Hessen und bei Rhein, Herzogin von Mecklenburg, die Burg zum Verkauf. Hierbei wurde sie von einem aus England stammenden, vorgeblichen Käufer getäuscht, der die leicht beweglichen Teile des Inventars entfernte und verkaufte. Spätere Verkäufe der Besitzerin sorgten außerdem dafür, dass viele Objekte der ursprünglichen Ausstattung verschwanden. Der schlechte Zustand der Bausubstanz erschwerte den Verkauf erheblich, sogar das Land Rheinland-Pfalz lehnte, trotz Empfehlung des Denkmalamtes, aufgrund der zu hohen Instandsetzungskosten ab. 1975 schließlich erwarb der Opernsänger Hermann Hecher die Anlage und setzte sie mit Hilfe eines Fördervereins und des Landesamts für Denkmalpflege im Laufe der Jahre wieder instand.
Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert wurde die Burg von den Mainzer Erzbischöfen als Lehen vergeben: Besitzer und Lehnsherren waren u.a.:
1323 Matthias Graf von Bucheneck - Erzbischof von Mainz
1348 Kuno von Falkenstein - Erzbischof von Mainz
1409 Johann von Nassau belehnt den Geheimrat Johann von Selheim mit Königstein. Zuweilen halten sich auch die Erzbischöfe von Mainz in ihrer weltlichen Eigenschaft als Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches hier auf.
1459 Kurfürst Dieter von Isenburg belehnt die Burg mit dem Dorf Assmannshausen an den Domscholasten Volpert von Dres.
1572 Die Burg wird mit allen dazugehörigen Gütern dem Mainzer Domkustos und Kämmerer Anton von Wiltberg übergeben. Er kann die Burg wirtschaftlich jedoch nícht halten. Nach und nach verfällt sie, bleibt aber bis zum Tode von Wiltbergs dessen Residenz.
1779 Die Ruine fand in Geheimrat J.v. Eys einen neuen Besitzer. Der veräußerte das Gemäuer für vier Laubtaler an den Regierungsrat Johann Jacob Freiherr von Coll.
1823 Am 31. März des Jahres 1823 kaufte Friedrich Wilhelm Ludwig, königlicher Prinz von Preußen, die Burgruine und den Felsen. Der Prinz war ein Neffe von König Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise.
1825 Von 1825 bis 1829 erfolgte der Wiederaufbau unter der Leitung des bekannten Schlossbaumeisters Claudius von Lassaulx, dessen Aufgabe ab 1827 sein Schüler Wilhelm Kuhn weiterführte und den Burgbau vollendete. Prinz Friedrich nennt die Burg fortan "Rheinstein" wegen ihrer imposanten Felslage direkt über dem Strom.
1842 Burg Rheinstein wird der Lieblingsaufenthalt von Prinz Friedrich. Viele gekrönte Häupter der damaligen Zeit waren Gast auf der Burg, u.a. Victoria, Königin von England, Alexandra Feodorowna, Zarin von Russland u.v.a. Nach seinen Vorstellungen lässt Prinz Friedrich den Wiesbadener Baurat Ph. Hoffmann einen Plan für eine Kapelle mit Grablege entwerfen. Schon zwei Jahre später wird die neugotische Kapelle mit einer würdigen Gruft für die prinzliche Familie eingeweiht.
1863 Nach dem Tode des Prinzen erbt sein Sohn, Prinz Georg von Preußen, Rheinstein.
1902 Prinz Heinrich von Preußen, ein Bruder Kaiser Wilhelms II., erbt nunmehr die Burg.
1929 In diesem Jahr wird die Gemahlin von Prinz Heinrich, Irene von Hessen und Rhein, Besitzerin.
1953 Die letzte Besitzerin aus dem deutschen Hochadel ist die Prinzessin Barbara von Hessen und Rhein, Herzogin von Mecklenburg.
1975 Die Burg geht in den Privatbesitz der Familie Hecher über.
Die Burg ist heute, nach über dreißig Jahren Sanierungsarbeit, aufwändig instandgesetzt und weitestgehend wieder im Original ausgestattet. Sie befindet sich im Privatbesitz, ist aber zu regelmäßigen Öffnungszeiten entgeltlich der Öffentlichkeit zugänglich. Besonders sehenswert sind die zum großen Teil rekonstruierten Architekturmalereien sowie die restaurierten Glasfenster aus dem 14. bis 17. Jahrhundert. Auf der Burg befindet sich ein Gastronomiebetrieb, und es kann ein Turmappartment und eine Ferienwohnung auf der Burg gemietet werden. Für standesamtliche oder kirchliche Trauungen stehen romantische Gärten und historische Räume zur Verfügung.