Burg Finstergrün

Burg Finstergrün ist ein Kinder- und Jugendfreizeitheim und gleichzeitig eine Jugendherberge. Sie ist das Wahrzeichen der Salzburger Gemeinde Ramingstein, nahe Tamsweg, im Lungau und gehört der Evangelischen Jugend Österreich (EJÖ).

Lage

Die Jugendburg, und zugleich Wahrzeichen Ramingsteins, steht imposant auf einer steil ansteigenden Felsnase südlich über dem auf 970 Meter über Adria gelegenen Ort Ramingstein. Die Burg selbst liegt auf 1085 Meter über Adria. Von der Burganhöhe hat man einen weiten Blick ins Land, und dies lässt erahnen, dass im Mittelalter hierdurch sowohl Sichtmöglichkeiten zu anderen Burgen bestanden, als auch die nähere Umgebung, eine wichtige Verkehrsanbindung und eine Mautstelle überwacht werden konnte.

Geschichte

12. Jahrhundert

Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass die Burg Finstergrün heute aus zwei Burgen besteht. Die alte Burg ist nur noch als Ruine erhalten. Ihr Ursprung wird im 12. Jahrhundert vermutet und sie wurde als Höhenburg und Grenzbefestigung an einem strategisch wichtigen Punkt errichtet.

An die alte Burg angebaut, schließt harmonisch ins Landschaftsbild eingefügt die neue Burg an, die erst etwa 1908 großteils fertiggestellt wurde. Sie sieht jedoch einer alten Ritterburg täuschend ähnlich, da sie im Stile des 13. Jahrhunderts erbaut wurde und beide Burgteile sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen.

Bei vielen mittelalterlichen Burgen ist der genaue Zeitpunkt der Errichtung anhand schriftlicher Quellen nur schwer festzustellen. Die alte Burg wurde im Jahre 1300 erstmals (gesichert) urkundlich erwähnt. Es gibt allerdings ältere Urkunden um 1138, die einen Wilhelm von Ramenstein nennen – die Zuordnung desselben zu Ramingstein im Lungau ist allerdings historisch unsicher, da auch andere ähnlich klingende Orte gemeint sein könnten.

17. Jahrhundert

Im Mittelalter trug die heutige Burg Finstergrün noch Namen, wie „Hous ze Ramungestain in dem Lungew“ oder „Veste Ramingstein“. Der Name „Finstergrün“ taucht erst im 17. Jahrhundert auf, damals noch als „uralt Schlössl Finstergruen“. Zu dieser Zeit war die Burg bereits stark verfallen, da die Erhaltung einer Burg viel Geld kostete, das aber nicht ausreichend aufgebracht werden konnte.

Abgeleitet wurde der Name „Finstergrün“ übrigens nicht von der Farbe Grün, sondern von „finstre Gruam“. Diese Bezeichnung dürfte sich auf die neben der Burg gelegene dunkle Kluft (=finsterer Graben!) beziehen, die vor dem Bau der neuen Burg noch deutlicher zu sehen gewesen ist.

1841 verwüstete ein furchtbarer Waldbrand Ramingstein. Er richtete nicht nur im Ort schwere Schäden an, ebenso verbrannten auch alle Holzteile der „Feste Finstergruen“, die dadurch zur Ruine wurde.

ab 1900

1899 kaufte der ungarische k. u. k. Kämmerer und Rittmeister Sándor Graf Szápáry, von dem noch heute ein altes Gemälde im Rittersaal hängt, die verfallene und ausgebrannte Ruine. Er ließ 1901 einen Neubau im Stile des 13. Jahrhunderts – unter Verwendung derselben Materialien wie damals – an die alte Burg anbauen. Der Turm wurde 1903 fertiggestellt und konnte bezogen werden.

Nach dem überraschenden Tod von Graf Szápáry im Jahre 1904 setzte seine Gattin, Margit Gräfin Szápáry, den Bau der Burg fort. Um ungefähr 1908 hatte die Burganlage ihr heutiges Aussehen. Im Inneren war die Burg allerdings noch nicht fertig und wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 auch nie vollendet. Bis dahin trug „die Gräfin“ einen großen Teil der wertvollen antiken Inneneinrichtung aus ganz Mitteleuropa zusammen.

In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren beherbergte Margit Gräfin Szápáry viele (zahlende) Gäste, unter ihnen auch die späteren Bundeskanzler Ramek und Schuschnigg. Die Unterbringung auf Burg Finstergrün galt vor allem in angelsächsischen Ländern als Sensation. Schon aus dieser Zeit werden gespenstische Geschichten über Burggeister erzählt, verstärkt durch die stilgerechte Beleuchtung mit zahllosen Fackeln und Laternen, denn die Burg war zu dieser Zeit noch nicht elektrifiziert.

Im selben Jahrzehnt hatte die Besitzerin allerdings auch mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verschlimmerte die Lage, so dass ein großer Teil des wertvollen Inventars versteigert werden musste. 1942 kommt die Burg durch einen Pacht- und Mietvertrag an das NS-Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, welches dort u.a. Kurse für Lehrerinnen durchführte. Es wird vermutet, dass der Pacht- und Mietvertrag ohne Zustimmung der Gräfin „abgeschlossen“ wurde.

1943 stirbt Margit Gräfin Szápáry – von einer langen Krankheit geschwächt – im Prem-Haus nahe der Burg. Ihr politisches und soziales Wirken prägte die Region nachhaltig.

1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, dürfte die Burg auch kurzfristig als Lazarett gedient haben. Im selben Jahr ging Burg Finstergrün an die beiden Kinder der Gräfin, Béla und Jolántha, über.

ab 1946

Von 1946 bis 1949 pachteten die Pfadfinder, und ab 1949 das Evangelischen Jugendwerk in Österreich Teile der Burg. Es wurden in den folgenden Jahren Kinder- und Jugendfreizeiten, aber auch für Seminare für Erwachsene und Veranstaltungen, durchgeführt.

1972 erwarb schließlich die Evangelische Jugend Österreich die Burg.

Seit 1949, aber noch mehr seit 1972 wurde im Burgbereich viel gebaut. Das Gelände neben der Burg wurde geebnet, um Möglichkeiten für Sport, Spiel, Lagerfeuer und dergleichen zu schaffen. Auch eine neue Auffahrt zur Burg wurde errichtet. Ausserdem wurde die Burg elektrifiziert, mit Fließ- und Warmwasser versorgt und mit WC-Anlagen versehen.

1981 wurde der „Finsterling“, der gute Geist der Burg Finstergrün, geboren. Sein Konterfei wird von da an immer mehr zum Logo der Burg. Das zunehmende Interesse an seiner Person brachte den „Finsterling“ Anfang des 21. Jahrhunderts dazu, sich neu gestylt zu präsentieren. Auch Burggespenster sind eitel …

1986 brannte das Turmdach ab. Dank der ausgezeichneten Feueralarmanlage kam zum Glück niemand zu Schaden, und Dank eines raschen Feuerwehreinsatzes ist die restliche Burg unversehrt geblieben. Der Turm ist längst wieder wie neu.

ab 1989

Im Herbst 1989 wurde der „Burgrat“ gegründet und von der EJÖ speziell mit der Verwaltung der Burg Finstergrün beauftragt. Die Burg blieb damit natürlich weiterhin im Besitz und unter der Obhut der EJÖ, durch die schlankere und effizientere Verwaltung war es aber jetzt besser möglich, Veränderungen zu planen, budgetieren und durchzuführen. In der Folge gab es diverse Umbauarbeiten, vor allem der Aus- bzw. Umbau von Zimmern.

Nach zweijähriger Planung und achtmonatigem Bau wurde im Mai 2001 eine ökologisch vorbildliche und ökonomisch sinnvolle Hackschnitzelheizung in Betrieb genommen, mit der nicht nur 4000 Liter Warmwasser aufbereitet werden, sondern auch 15 Räume zentral geheizt werden können. Bis zum Jahr 2005 wurde diese Heizung noch so weit ausgebaut, dass letztendlich bis auf den Turm alle Räume der Burg geheizt werden können!

2001 begann auch die Aktion „Holz statt Stahl“, die zum Ziel hatte, alle alten Metallbetten auf der Burg gegen neue Holzbetten auszutauschen. Nach ziemlich genau vier Jahren und einer beachtlichen Anzahl von Geldspenden und freiwilligen Helfern wurde am 16. April 2005 die letzte Schraube feierlich angezogen, womit alle Burg-Betten (inkl. Matratzen) komplett erneuert worden sind.

2002 zog die Ritterrüstung „Egon Markgraf von Murausch“ auf der Burg ein. Der ziselierte Plattenharnisch im Stile des 15. Jahrhunderts aus einer Mailänder Werkstatt ziert seither gut beleuchtet den Rittersaal.

Wer auf der Burg Finstergrün heiraten will, kann dies in der Kapelle oder im Rittersaal nicht nur kirchlich, sondern seit 2004 auch standesamtlich tun – die Burg wurde offiziell zur Aussenstelle des Ramingsteiner Standesamtes.

Der ORF/ZDF-Gottesdienst „Frieden heißt Aufbruch wagen“ im Jubiläumsjahr „70 Jahre Evangelische Jugend“ wurde im September 2004 von über 900.000 Menschen in Deutschland und Österreich gesehen. Die Medienpräsenz der Burg hatte bereits in den Jahren davor durch diverse Film- und Fernseh-Dreharbeiten stark zugenommen.

Im selben Jahr wurde auch die hölzerne, perfekt in die Umgebung eingegliederte Treppe zwischen 2. Burghof – der beim Burgfest 2004 feierlich in „Leopold-Hof“ umbenannt wurde – und Ruine fertiggestellt.

Die jährlichen Burgfeste an einem Wochenende im September stellen seit vielen Jahren den Höhepunkt des heutigen Burglebens dar und sind Treffpunkt vieler Burgfreunde. Die im Jahr 2005 eingerichtete professionelle Schank im Jolanthazimmer tut bei diesem und bei vielen anderen Festen gute Dienste!

Ein paar Wochen nach diesem Fest endet auch das Burgjahr, denn für die Burg beginnt die wohlverdiente Winterruhe. In dieser Zeit werden von den vielen ehren- und hauptamtlichen Helfern verschiedenste Reparatur-, Instandhaltungs- und Planungsarbeiten durchgeführt, damit die Burg im Frühjahr wieder in vollem Glanz erstrahlen kann.

Im Winter 2006/2007 wurden wieder große Umbauarbeiten in Angriff genommen: der Seitenteil im Durchgang zwischen dem ersten Burghof und dem Leopoldhof wurde zu einem Ausstellungsraum umgebaut. Die Ausstellung „Margit Szápáry: Die Gräfin vom Lungau“ wird in den Jahren 2007 und 2008 dort zu sehen sein. Weiters wurde ein Durchgang zwischen Naschkammer und Gruft erschaffen, der unter dem Namen „Manfred’s Bresche“ eine praktische Verbindung zwischen den beiden Räumen darstellt. Ein neues barrierefreies WC im Leopoldhof und eine umfassende Mülltrennung in einem – unter den strengen Augen des Denkmalschutzes – neu angebauten Schuppen an der Hinterseite der Burg zeigen, dass sich eine alte Burg auch durchaus gelungen modernen Herausforderungen stellen kann …

Literatur

  • Helga Kostka: Chronik einer Burg im Lungau: „hous ze Ramungestein“ einst – „Burg Finstergrün“ heute. Graz 1998.
  • Anja Thaller: Burg Finstergrün – Von der Grenzburg zur Jugendburg. In: Christian Blinzer (Hrsg.): unentwegt bewegt: Margit Gräfin Szápáry (1871–1943). Tamsweg 2007.

Weblinks

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