Die Basilika San Petronio ist die Hauptkirche von Bologna. Ihre Fassade beherrscht die Piazza Maggiore. Mit ihren gewaltigen Dimensionen (Länge 132 m, Breite 60 m, Gewölbehöhe 45 m) ist sie die fünftgrößte Kirche der Welt, mit einem umbauten Raum um 258.000 m³ die größte Backstein</b>kirche überhaupt. Zum Vergleich die beiden größten Backsteinkirchen nördlich der Alpen: Das Volumen der Münchener Frauenkirche beträgt etwa 217.000 m³, das der Danziger Marienkirche 155.000 m³. Bemerkenswert sind das Farbenspiel der Wände, die polychromen Glasfenster und die historischen Orgeln.
Dem hl. Petronius, Bischof von Bologna im 5. Jahrhundert und Schutzpatron der Stadt, gewidmet, geht die Basilika auf das Jahr 1390 zurück, als die Stadt Bologna Antonio Di Vincenzo mit dem Bau einer riesigen Kirche im gotischen Stil beauftragte.
Ursprünglich sollte sie größer als der (damalige) Petersdom in Rom werden. Auf Anordnung des Papstes – Bologna gehörte zum Kirchenstaat – wurde diese Absicht jedoch aufgegeben. Sie trägt den Titel einer Basilica minor.
Die Basilika genoss von Anfang an Berühmtheit, so dass sie von Karl V. für seine Kaiserkrönung durch Papst Clemens VII. im Jahre 1530 gewählt wurde.
Über Jahrhunderte wurde an der Kirche gebaut. Nach der ersten Gestaltung der Fassade im Jahre 1393 begannen die Arbeiten an den Seitenkapellen, die erst 1479 vollendet wurden. Die Dekorationen des Mittelschiffes wurden von Girolamo Rainaldi zwischen 1646 und 1658 gefertigt.
Die Gliederung der Fassade wurde durch die Anlage neuer Seitenportale bereichert, die das Hauptportal von Jacopo della Quercia ergänzen sollten. Allerdings wurde der Bau zeitweilig eingestellt und später wiederaufgenommen. Viele Architekten (darunter Baldassare Peruzzi, Giacomo Barozzi da Vignola, Andrea Palladio, Leon Battista Alberti) wurden für ein Gesamtkonzept zu Rate gezogen, ohne aber jemals eine endgültige Lösung zu finden. Die Fassade ist bis heute unvollendet.
Die Basilika wurde der Diözese erst im Jahre 1929 übergeben und 1954 geweiht. Erst seit 2000 bewahrt sie die Reliquien ihres Titelheiligen, die sich bis dahin in der Basilika Santo Stefano befanden.
Im Innenraum sind folgende Kunstwerke zu sehen: Mystische Vermählung der Hl. Katharina von Filippino Lippi, eine Madonna mit Heiligen von Lorenzo Costa dem Jüngeren, Die Beweinung Christi mit vier Heiligen von Amico Aspertini.
Bedeutend ist auch der aus dem 15. Jahrhundert stammende Binnenchor aus Holz von Agostino de’ Marchi.
Das Ziborium über dem Hochaltar wurde im Jahre 1547 von Giacomo Barozzi gefertigt.
Die vierte Kapelle auf der linken Seite (Cappella Bolognini), die zu Beginn des 15. Jahrhunderts dekoriert wurde, hat eine ausgeschmückte marmorne Platte im gotischen Stil. Über dem Altar ist ein bemaltes Polyptychon aus goldenem und vielfarbigem Holz mit 27 in Marmor gemeißelten und bemalten Bildern. Alle Wände wurden von Giovanni aus Modena bemalt: an der rechten Seite die Reise der drei Könige, an der Frontwand bekannte Ereignisse aus dem Leben des hl. Petronius. Die Fresken des Jüngsten Gerichts auf der linken Seite sind eine dreiteilige Darstellung nach den Beschreibungen Dantes. Oben ist das Paradies, der Ort der Heiligen, mit der Krönung Marias durch Christus in einer Deësisdarstellung. Unten sind der Erzengel Michael und die in Räume gegliederte Hölle mit einer riesigen Darstellung von Luzifer und einem daneben liegenden Mohammed zu sehen.
In der Krypta befindet sich eine um 1160 bis 1180 entstandene Triumphkreuzgruppe, eine der ältesten erhaltenen.
In der Kirche ist auch der Meridian von Giandomenico Cassini zu bewundern, der 1655 nach den Plänen des Astronomen Giovanni Domenico Cassini angelegt wurde: mit 66,8 m ist er die längste Mittagslinie der Welt.
In San Petronio gibt es zwei Orgeln, die sich links und rechts des Hauptaltares befinden. Es handelt sich dabei um zwei der ältesten Orgeln in Italien. Die Orgel auf der Epistelseite stammt aus den Jahren 1471–1475, und wurde von Lorenzo di Giacomo da Prato erbaut. Die Orgel auf der Evangelienseite wurde 1596 von Baldessarre Malamini erbaut. Beide Instrumente haben jeweils 12 Register auf einem Manual und sind mit einem angehängten Pedal ausgestattet. Die mechanischen Trakturen sind jeweils original erhalten. Die Orgeln sind im Laufe der Zeit mehrfach verändert worden, und wurden zuletzt 1986 von der Orgelbaufirma Tamburini restauriert.
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Die Kirche enthält auch die Gebeine von Elisa Bonaparte, der Schwester Napoleons.
Zum 600jährigen Jubiläum der Basilika komponierte Arvo Pärt das Werk Statuit ei Dominus, für zwei gemischte Chöre und zwei Orgeln. Es wurde daselbst am 3. Oktober 1990 uraufgeführt, u. a. mit dem Widmungsträger Liuwe Tamminga.
Im Jahre 2002 versuchten al-Qaida-Terroristen, die Kirche zu sprengen. Ein weiterer Versuch misslang im Jahre 2006. Die Terroristen sagten, dass ein Fresko in der Kirche den Propheten Mohammed beleidige.