Alter Jüdischer Friedhof (Prag)

Der Alte Jüdische Friedhof in Prag ist einer der bekanntesten jüdischen Friedhöfe in Europa. Er liegt im ehemals jüdischen Viertel Josefov der Prager Altstadt und geht auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Trotz seiner kleinen Fläche (ca. 1 ha) enthält er über 12.000 Grabsteine und vermutlich die Gebeine von 100.000 Menschen.

Kurzbeschreibung

Der Friedhof entspricht bis heute nahezu seinen mittelalterlichen Ausmaßen, da es im Ghetto keine Erweiterungsmöglichkeiten gegeben hatte. Aus Platzmangel begrub man die Verstorbenen in bis zu zwölf Schichten, was mit den Jahrhunderten ein für heutige Begriffe fast malerisches Auf und Ab des Erdbodens zur Folge hatte. 1891 wurde der Neue Jüdische Friedhof im Stadtteil Žižkov erbaut, um den Platzmangel zu beheben.

Das mit einer hohen Mauer umfriedete, verwinkelte Grundstück liegt zwischen der Pinkas- und der Klaus-Synagoge, doch sind auch die Altneu- und die Maisel-Synagoge ganz in der Nähe. In die Umfriedung hat man 1866 einige gotische Grabsteine eingemauert, die von einem aufgelassenen älteren Friedhof in der Prager Neustadt stammen, dem sogenannten Judengarten.

Gräber bekannter Persönlichkeiten

Die bekanntesten Grabsteine und Sarkophage sind die

  • des Schriftstellers und Rabbis Avigdor Kara (ältester Grabstein, 1439)
  • des berühmten Rabbi Löw (1520–1609), der bis heute hohe Verehrung genießt und als Schöpfer des legendären Golems gilt. Die zum Gedenken nach jüdischem Brauch niedergelegten Steine gehen manchmal in die Hunderte.
  • des Bürgermeisters, Mäzens und Rabbiners Mordechai Maisel (1528–1601)
  • der Druckereidynastie Mordechai Zemach und Bezalel Zemach (gest. 1591 bzw. 1589)
  • des Historikers und Astronomen David Gans (1541–1613) - mit einer Gans als Symbolschmuck
  • der Stadtschönheit Hendela Bassevi (gest. 1628), Gattin des kaiserlich-österreichischen Hofbankiers Jakob Bassevi von Treuenberg (1580-1634)
  • des Arztes, Mathematikers und Astronomen Joseph Salomo Delmedigo (1592–1655)
  • des Oberrabbiners David Oppenheim (1664–1736), Sammler hebräischer Handschriften

Oft besucht wird auch der Nephele-Hügel, wo man Kinder bestattete, die weniger als ein Jahr alt wurden.

Viele Grabsteine sind mit Tieren oder Gegenständen verziert, die den Familiennamen symbolisieren: die Schere (für Schneider), ein Hirsch (auch für Familie Zvi), Löwen, Blumen und oft auch Trauben als Symbol für Glück.

Neben dem Friedhof befindet sich das Jüdische Museum, das ursprünglich von Adolf Eichmann bzw. seinem Referat als „Jüdisches Zentralmuseum“ während der deutschen Besatzung eingerichtet und am 6. April 1943 von der SS als „Museum einer untergegangenen Rasse“ eröffnet wurde.Hier sind zahlreiche Kultgegenstände und Bilder ausgestellt. Sie zeigen auch die Tätigkeit der Prager Beerdigungsbruderschaft und ihre soziale Funktion. Diese 1564 gegründete gemeinnützige Organisation führte rituelle Beerdigungen durch, widmete sich aber auch karitativer Gemeindearbeit. Das Museum verwaltet auch diesen Friedhof.

Der Friedhof und die "Protokolle der Weisen von Zion"

Eines der bekanntesten antisemitischen Verschwörungspamphlete, die „Protokolle der Weisen von Zion“, hat als zentralen Bezugspunkt den alten jüdischen Friedhof von Prag. Unter Bezugnahme darauf veröffentlichte Umberto Eco 2010 den Roman Der Friedhof in Prag. Er hatte sich bereits 1988 in seinem Roman Das Foucaultsche Pendel mit den „Protokollen“ beschäftigt.

Literatur

  • Lubomír Jeřábek: Der alte Prager Judenfriedhof, Kunstverlag B. Kočí, Prag 1903; Faksimile: Karolinum, Prag 2009, ISBN 978-80-246-1719-0.
  • Ludwig Kollmann: Der alte Judenfriedhof in Prag, Verlag der Israelitischen Beerdigungs-Brüderschaft, Prag 1930.
  • Jan Lukas, Jindřich Lion: Der alte jüdische Friedhof in Prag (The Old Prague Jewish Cemetery; Le vieux cimetière juif à Prague), Artia, Prag 1960.
  • Arno Pařík, Vlastimila Hamáčková; Dana Cabanová, Petr Kliment (Fotos): Prager jüdische Friedhöfe. = Pražské židovské hřbitovy. = Prague Jewish cemeteries (Übersetzt von Stephen Hattersly und Peter Zieschang), Jüdisches Museum, Prag 2003, ISBN 80-85608-69-3 (Шаблон:CsS/Шаблон:DeS/Шаблон:EnS).
  • David D. Podiebrad: Alterthümer der Prager Josefstadt. Israelitischer Friedhof, Alt-Neu-Schule und andere Synagogen, Podiebrad, Prag 1870.

Siehe auch

  • Wilhelm Raabe: Holunderblüte (1862/63)

Weblinks

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Tipps & Hinweise
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Murat
12. November 2023
10-12 min walking distance from the OldTown Center. Always a line at the entrance, try to book tickets online, and either get a guided tour or read before you visit. lt is more than a cemetery.
Jonathan
14. September 2014
Somehow a must see - but No need to invest in the overpriced ticket - get a look through the small window through the wall on the backside to picture the atmosphere.
Alerrandro Correa
4. December 2017
If you are wonder why so many gravestones, it's because there are many grave layers. Since it was very difficult to buy more land to expand it.
Fabio Moraes
1. March 2016
Um local de contemplação muito marcante. Vale muito a pena visitar.
Наталья Степуло
3. September 2014
Выкладываю план перемещения по еврейскому кварталу. Обратите внимание, основная масса посетителей идет к центральному входу, чтобы купить билет на кладбище= получают в нагрузку 5 синагог за 300 крон.
Patitofeo Granada
23. March 2015
Mayor y probablemente más antiguo cementerio judio de Europa, incluye el memorial a los muertos en la Segunda Guerra y la exposición de los dibujos de los niños del campo de concentración de Terezin
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foursquare.com
3.6/10
[email protected], Keenora Fluffball und 6 780 mehr Menschen hier gewesen

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