Die Alte Pinakothek ist ein Kunstmuseum in München. Sie stellt Gemälde von Malern des Mittelalters bis zur Mitte des 18. Jahrhundert aus und ist eine der bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt. Die Bestände sind Teil der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Gegenüber der Alten Pinakothek befindet sich die Neue Pinakothek mit Werken des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Als drittes Museum komplettiert die Pinakothek der Moderne das Kunstareal mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts.
Die Geschichte der Alten Pinakothek beginnt bereits mit den Historienbildern, die Wilhelm IV. (reg. 1508–1550) ab 1528 in Auftrag gab, darunter die berühmte „Alexanderschlacht“ von Albrecht Altdorfer. Maximilian I. (reg. 1597–1651) erwarb unter anderem Werke Albrecht Dürers, so erhielt er 1627 durch sanften Druck auf die Nürnberger Stadtväter „Die vier Apostel“ die der Maler seiner Vaterstadt geschenkt hatte. Der Kurfürst ließ die Stadt wissen, dass er das Werk gerne hätte und einen abschlägigen Bescheid als „einen sondern hohen Despect“ nehmen würde. Er musste jedoch seinerseits während der schwedischen Besatzung im Dreißigjährigen Krieg Verluste hinnehmen, da einundzwanzig Gemälde nach Stockholm gebracht wurden, von denen nur fünf zurückgebracht werden konnten. Sein Enkel Maximilian II. (reg. 1679–1726) erwarb während seiner Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden zahlreiche holländische und flämische Bilder. So kaufte er 1698 in Antwerpen bei Gisbert van Ceulens alleine 12 Bilder von Peter Paul Rubens und 13 von Van Dyck, wobei die Bilder von Rubens aus dem persönlichen Nachlass des Künstlers stammten und daher gar nicht zum Verkauf bestimmt waren. Unter Max Emanuels Nachfolgern wurden die Ankäufe auf Grund des angespannten Haushalts weitgehend eingestellt.
Ein ebenso umsichtiger Sammler niederländischer Malerei war Max Emanuels pfälzischer Vetter Johann Wilhelm (reg. 1690–1716), dem die von seinem Großvater Wolfgang Wilhelm gegründete Düsseldorfer Galerie ihre wertvollsten Schätze verdankte. Nach der Vereinigung von Bayern und der Pfalz kamen dann auch die pfälzischen Sammlungen in die Alte Pinakothek, da sie vor den französischen Revolutionsheeren in Sicherheit gebracht werden mussten, so die Galerien von Mannheim und Zweibrücken sowie zuletzt 1806 mit der Abtretung des Herzogtums Berg auch die Düsseldorfer Sammlung. Die in ganz Europa tätigen Kunstagenten Johann Wilhelms hatten den Auftrag, lieber die ganze Summe für ein hervorragendes Gemälde als für mehrere mittelmäßige auszugeben. Alleine 32 Bilder aus seiner Rubenssammlung befinden sich heute in der Alten Pinakothek. Als Brautgeschenk bekam er durch seine Gattin Maria Luisa de'Medici Raffaels berühmte „Heilige Familie aus dem Hause Canigiani“. Die Mannheimer Galerie war eine Gründung von Johann Wilhelms Bruder, Kurfürst Karl Philipp (reg. 1716–1742), und wurde von seinem Nachfolger Karl Theodor (reg. 1742–1799) wesentlich erweitert, der ebenfalls eine Schwäche für niederländische Malerei hatte. So erwarb er unter anderem Rembrandt van Rijns „Heilige Familie“. Die 1799 nach München gebrachte Zweibrücker Sammlung ging aus der Privatgalerie Christian von Mannlichs hervor, die ihm der Herzog abgekauft hatte; neben deutschen, flämischen und holländischen Bildern enthielt sie auch Werke jüngerer französischer Maler, darunter die „Rübenputzerin“ von Chardin und Bouchers „Ruhendes Mädchen“ (Marie-Louise O'Murphy).
Neue Einbußen erlitt die Sammlung dagegen kurze Zeit später durch den Raubzug Napoléon Bonapartes, so hing Altdorfers „Alexanderschlacht“ im Badezimmer des Kaisers. Nur 27 der zahlreichen beschlagnahmten Bilder gelangten nach seinem Sturz nach München zurück. So befinden sich von den vier großen Tierjagden, die Maximilian I. einst bei Rubens bestellte, nur noch die „Nilpferdjagd“ in München. Mit der Säkularisation in Bayern kamen gleichzeitig jedoch viele Bilder aus den aufgehobenen Klöstern in königlichen Besitz, wovon insbesondere die Sammlung altdeutscher Meister profitierte.
König Ludwig I. von Bayern (reg. 1825–1848) ließ schließlich durch Kunstagenten zahlreiche Meisterwerke aufkaufen. Er sammelte mit Vorliebe altdeutsche Bilder und Werke der italienischen Renaissance. 1827 erwarb er die Sammlung Boisserée mit altdeutschen und altniederländischen Meistern; 1828 gelang dem König auch der Kauf der Sammlung des Fürsten Wallerstein mit Werken oberdeutscher und schwäbischer Malerei. Dazu kamen Ankäufe in Italien, z.B. Raffaels „Madonna mit dem Vorhang“.
Die fürstliche Sammlung spiegelt somit den Geschmack der jeweiligen Sammlerpersönlichkeiten wider. So erklären sich die anderswo unerreichbaren Stärken ebenso wie die deutlichen Lücken im Bestand der Wittelsbacher Galerie.
1838 erschien der erste Gemäldekatalog von Johann Georg von Dillis, der auch für die Ausstellungskonzeption für die Sammlung in der Alten Pinakothek verantwortlich war.
Nach Ludwig I. wurden nur noch vereinzelt Meisterwerke durch den Staat angekauft. 1852 wurden sogar 1500 Bilder versteigert, darunter Dürers “Anna Selbdritt“ (heute Metropolitan Museum, New York) und Grünewalds „Maria-Schnee-Tafel“ (heute Freiburg/Br.). Erst ab 1875 mit der Ernennung von Franz von Reber zum Leiter der Galerie erfuhr die Pinakothek wieder mehr Aufmerksamkeit. Die Zeit der großen Ankäufe war jedoch vorbei, auch wenn er und sein Nachfolger Hugo von Tschudi wieder einige herausragende Bilder für die Pinakothek erwarben. So gelangten beispielsweise Leonardo da Vincis „Madonna mit der Nelke“ oder El Grecos „Entkleidung Christi“ nach München.
Während des Zweiten Weltkrieges waren die Bilder ausgelagert, so dass keine Verluste entstanden. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden insbesondere durch die Sammeltätigkeit von Banken, die ihre Neuerwerbungen der Pinakothek als Dauerleihgaben zur Verfügung stellen, gezielt Lücken geschlossen; insbesondere gelangen zahlreiche Ankäufe von Bildern des 18. Jahrhunderts. Ab 1966 wurden hierbei insbesondere Leihgaben der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank hinzuerworben, u.a. Lancrets „Vogelkäfig“ und Bouchers „Madame de Pompadour“. 1988 wurden mehrere Dürer-Werke durch ein Säure-Attentat eines verwirrten Besuchers, Hans-Joachim Bohlmann, schwer beschädigt und in jahrelanger Arbeit restauriert. Im Jahre 1990 gelang die Erwerbung von Dierick Bouts' „Ecce agnus dei“.
Die Kunstwerke der königlichen Sammlung waren über verschiedene Schlösser verteilt und konnten vom Volk nicht besichtigt werden. Ludwig I. systematisierte nicht nur die Sammlungstätigkeit, sondern fühlte sich aus dem Ideal der Volksbildung heraus verpflichtet, die Kunstschätze für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So beauftragte er den Architekten Leo von Klenze mit dem Bau eines Museumsgebäudes am nördlichen Stadtrand Münchens. Der Grundstein wurde am 7. April 1826 gelegt, im Herbst 1836 war das Gebäude fertig gestellt.
Die Alte Pinakothek war der größte Museumsbau der Welt und durch den Einsatz von Oberlichtern und der zweckmäßigen Unterbringung von Nordlichtkabinetten für die damalige Zeit bautechnisch wie konzeptionell weit fortgeschritten. Bereits das Äußere der Pinakothek hebt sich deutlich von den üblichen schlossartigen Museumsbauten des frühen 19. Jahrhunderts ab und steht in engem Zusammenhang mit der Funktion und Gliederung des Gebäudes als Museum. So wurde der Bau zum Vorbild für Galerien in Rom, St. Petersburg und Kassel. Obwohl der Eintritt von Anfang an (bis einschließlich 2004) sonntags frei war, zogen es die Münchner häufig vor, auf dem Rasen vor dem Museum Picknicks zu veranstalten, statt hineinzugehen.
Nach starker Beschädigung vor allem des Mittelteils im Zweiten Weltkrieg wurde die Pinakothek von 1952 bis 1957 durch Hans Döllgast wiederaufgebaut, wobei auch das Haupttreppenhaus von der Barer Straße wegverlegt wurde und nun fast die gesamte nach Süden orientierte einst reich stuckierte Loggia einnimmt. Die Art des Wiederaufbaus, welche, wie auf der Fotografie erkennbar, die Zerstörung sichtbar lässt, wird in der Öffentlichkeit bis heute zwiespältig beurteilt, von Denkmalpflegern jedoch allgemein als eine herausragende Leistung angesehen.
Die Ausstellungsräume befinden sich im Erdgeschoß sowie im ersten Obergeschoß. Der Großteil der Werke ist im ersten Obergeschoß ausgestellt. Bei den Räumlichkeiten wird zwischen Sälen und Kabinetten unterschieden; in den Sälen werden vornehmlich bedeutende oder große Kunstwerke ausgestellt, während in den kleineren Kabinetten kleinere und weniger bedeutende Bilder ausgestellt werden. Belegung der Räume im Erdgeschoss:
Belegung der Räume im Obergeschoss, dem hauptsächlichen Ausstellungsraum:
Mehr als 700 Gemäldeder mehrere tausend Bilder umfassenden Sammlung sind in den 19 Sälen und 47 Kabinetten ständig ausgestellt. Dazu kommen Wechselausstellungen.
„Oswolt Krel“]] „Rubens und Isabella Brant in der Geißblattlaube“, Selbstporträt, um 1609]] „Kaiser Karl V.“]]„Junger spanischer Edelmann“]]
Die Alte Pinakothek besitzt die umfangreichste Sammlung an altdeutscher Malerei, darunter Werke von Stefan Lochner („Anbetung des Kindes“, 1445), Michael Pacher („Kirchenväteraltar“, um 1480), Albrecht Dürer („Selbstbildnis im Pelzrock“ 1500) (Paumgartner Altar, um 1503) („Die vier Apostel“, 1526), Hans Baldung Grien („Markgraf Christoph von Baden“, 1515), Albrecht Altdorfer („Susanna im Bade“, 1526) („Donaulandschaft“, um 1525), („Die Alexanderschlacht“, 1529), Lucas Cranach d.Ä. („Kreuzigung Christi“, 1503), Hans Holbein (Sebastiansaltar, „Martyrium des hl. Sebastian“, 1516), Matthias Grünewald („Die hl. Erasmus und Mauritius“, um 1520), Hans von Aachen („Sieg der Wahrheit“, 1598), Adam Elsheimer („Flucht nach Ägypten“, 1609), Johann Liss („Tod der Kleopatra“, um 1622)
Die Sammlung an altniederländischen Gemälden gehört zu den erlesensten der Welt und enthält Meisterwerken unter anderem von Rogier van der Weyden („Columba-Altar“, um 1455), Dierick Bouts („Ecce Agnus Dei“, ca. 1462), Hans Memling („Die Sieben Freuden Mariens“, 1480), Lucas van Leyden („Maria mit dem Kinde, der hl. Maria Magdalena und einem Stifter“, 1522), Gerard David („Die Anbetung der Könige“, 1523), Adriaen Isenbrant („Ruhe auf der Flucht“, um 1520), Jan Gossaert, gen. Mabuse („Danae“, 1527), Marinus van Reymerswaele („Ein Steuereinnehmer mit seiner Frau“, 1538) sowie Hieronymus Bosch („Fragment eines Jüngsten Gerichts“, Anfang 16. Jhd.)
Von vielen Wittelsbacher Fürsten gesammelt bildet die Sammlung holländischer Barockmalerei einen Schwerpunkt der Galerie mit Werken zahlreicher Meister wie Rembrandt van Rijn („Selbstbildnis“, 1629; „Die Heilige Familie“, um 1633; „Kreuzabnahme“, um 1633), Pieter Lastman („Odysseus und Nausikaa“, 1619), Frans Hals („Bildnis des Willem van Heythuysen“, um 1625), Carel Fabritius („Selbstbildnis“, 1650), Ferdinand Bol („Die Vorsteher der Amsterdamer Weingilde“, 1659), Pieter Claesz („Stilleben mit Zinnkanne“, um 1635), Adriaen van Ostade („Ausgelassene Bauern in einer Schenke“, ca. 1635), Salomon van Ruysdael („Flußlandschaft mit Fähre“, um 1630), Gerard Terborch („Ein Knabe floht seinen Hund“, um 1655), Willem van de Velde („Ruhige See“, 1655), Karel Dujardin („Die kranke Ziege“, um 1665), Jacob van Ruisdael („Eichen an einem Gießbach“, um 1675), Emanuel de Witte („Familienbildnis“, 1678) und Adriaen van der Werff („Spielend Kinder unter einer Herkules-Skulptur“, 1687).
Die Sammlung flämischer Meister nimmt die zentralen Säle der Pinakothek ein und umfasst unter anderen Hauptwerke von Pieter Brueghel d. Ä. („Schlaraffenland“ 1566), Jan Brueghel d. Ä. („Seehafen mit Predigt Christi“, 1598), Peter Paul Rubens („Der Höllensturz der Verdammten“, 1620/21) („Das Große Jüngste Gericht“, 1617) („Das Kleine Jüngste Gericht“, um 1620) („Löwenjagd“, 1621), Anthonis van Dyck („Selbstbildnis“, um 1621) („Susanna und die beiden Alten“, um 1622), Adriaen Brouwer („Kartenspielende Bauern in einer Schenke“, um 1631), Jacob Jordaens („Der Satyr beim Bauern“, nach 1620) sowie Jan Siberechts („Viehweide mit schlafender Frau“, 1660).
Die Rubenssammlung ist die größte überhaupt in einer ständigen Ausstellung. Das Gemälde Das Große Jüngste Gericht ist dabei das größte ausgestellte Bildnis des Museums.
Die Sammlung beginnt mit Werken der italienischen Gotik, darunter Giottos berühmtes „Abendmahl“ (kurz nach 1306), danach sind alle Malschulen der italienischen Renaissance und des Barock präsent mit Werken unter anderem von Fra Angelico („Grablegung Christi“, um 1438), Fra Filippo Lippi („Verkündigung Mariae“, ca. 1450), Leonardo da Vinci („Madonna mit der Nelke“, um 1473), Antonello da Messina (Annunciata, 1474), Sandro Botticelli („Beweinung Christi“, um 1490), Domenico Ghirlandaio („Maria mit dem Kinde und den hll. Dominikus, Johannes dem Täufer und Johannes Evangelist“, um 1494), Lorenzo Lotto („Die myhstische Vermälung der hl. Katharina, um 1505), Raffael („Die hl. Familie aus dem Hause Canigiani“, um 1505), („Madonna Tempi“, 1507), („Madonna mit dem Vorhang“, 1514), Tizian („Die Eitelkeit der Welt“, um 1515) („Die Dornenkrönung“, um 1570), Jacopo Tintoretto („Vulkan überrascht Venus und Mars“, um 1555), Guido Reni („Die Himmelfahrt Mariä“ 1631/42), Luca Giordano („Ein cynischer Philosoph“, um 1660), Canaletto („Piazetta in Venedig“, um 1730), Giovanni Battista Tiepolo („Die Anbetung der Könige“, 1753) und Francesco Guardi („Regatta auf dem Canale della Guidecca“, um 1784).
Trotz der engen Beziehungen der Wittelsbacher zu Frankreich, ist die Sammlung französischer Gemälde die zweitkleinste Sammlung der Alten Pinakothek geblieben, mit Werken von Nicolas Poussin („Midas und Bacchus“, um 1627), Claude Lorrain („Seehafen bei aufgehender Sonne“, 1674), Nicolas Lancret („Der Vogelkäfig“, 1735), Jean Siméon Chardin („Rübenputzerin“, um 1740), Maurice-Quentin de la Tour („Mademoiselle Ferrand meditiert über Newton“, 1752), Claude Joseph Vernet („Orientalischer Seehafen bei Sonnenaufgang“, 1755), François Boucher („Madame de Pompadour“, 1756), Jean-Honoré Fragonard („Mädchen mit Hund“, um 1770) und anderen.
Obwohl die Abteilung „Spanische Malerei“ die kleinste der Alten Pinakothek ist, sind alle großen Meister vertreten, darunter El Greco („Entkleidung Christi“, um 1595), De la Cruz („Infantin Isabella Clara Eugenia von Spanien“, 1599), Velazquez („Junger spanischer Edelmann“, um 1625), Jusepe de Ribera („Hl. Bartholomäus“, um 1635), Zurbarán („Die Grablegung der hl. Katharina von Alexandrien auf dem Berg Sinai“, um 1636) sowie Murillo („Bettelknaben beim Würfelspiel“, um 1670). Die Bilder von Francisco de Goya wurden in die Neue Pinakothek eingegliedert.
Hauptförderer ist neben dem Land Bayern, dem Träger des Museums, der PINAKOTHEKS-VEREIN (Verein zur Förderung der Alten und Neuen Pinakothek in München e.V.). Dessen Kuratoriumsvorstand ist S.K.H. Herzog Franz von Bayern, Schirmherren sind der jeweils amtierende Deutsche Bundespräsident, der Bayerische Ministerpräsident und der Chef des Hauses Wittelsbach. Vorsitzender des Vereins ist Wolfgang Sprißler, seine Stellvertreter sind Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Georg Graf von Schall-Riaucour. Satzungsziele des Vereins sind vor allem Ankäufe weiterer Kunstwerke für die Münchner Pinakotheken.
Bisherige Sonderausstellungen waren unter anderem: