Al-Azhar-Universität

Die Azhar-Universität (arabisch ‏جامعة الأزهر‎ dschamiʿat al-azhar, „die Blühende“) in Kairo ist eine der angesehensten Bildungsinstitutionen der islamischen Welt und nach der Universität Al-Qarawiyyin von Fès - gegründet im Jahre 859 - die zweitälteste noch arbeitende Universität der Welt. Ihr Name ist von az-Zahra abgeleitet, einem Beinamen von Fatima, der jüngsten Tochter des Propheten Mohammed.

Nachdem die Azhar-Moschee 961 nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt worden war, begannen die Studien bereits im Oktober 975, nach islamischer Zeitrechnung im Monat Ramadan 365 A.H. (nach der Hidschra). Oberrichter Abul Hasan Ali ibn an-Nu'man dozierte in seinen Vorlesungen über ein wichtiges Werk der schiitischen Jurisprudenz. Die eigentliche theologische Hochschule (Madrasa) wurde 988 während der Herrschaft der Fatimiden durch den Großwesir Ya'qūb ibn Killis (979-991) in Kairo gegründet. Sie entstand als Bildungszentrum, Schwerpunkt der Lehre waren die Theologie und die Rechtswissenschaft (Fiqh). Im 10. Jahrhundert wurden zudem wegweisende anatomische Studien durch Ali Nimer Ibn Ali Nu'man, einem Neffen des berühmten Oberrichters Abul Hasan Ali Ibn an-Nu'man, durchgeführt. Diese Grundlagenstudien zur Methodik der Sektion haben maßgeblichen Einfluss auf Avicennas medizinische Studie gehabt. Die Azhar entstand als Einrichtung der ismailitischen Schia und wurde 1171 sunnitisch.

Für die Studenten und das Lehrpersonal wurde Unterkunft und Verpflegung gestellt. Die Universität stieg spätestens mit der Zerstörung Bagdads durch die Mongolen unter Hülägü zum bedeutendsten islamischen Bildungszentrum auf, welches vor allem von Studenten aus Nordafrika, Nubien und dem Nahen Osten besucht wurde. Heute gibt es auch viele europäische und nordamerikanische „Azhari“, viele von ihnen sind Konvertiten. Sie werden in der Regel auf einem eigenen Universitätscampus untergebracht.

Die Azhar entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Zentren islamischer Gelehrsamkeit und zieht Studierende aus allen Ländern an. Als erster europäischer Student wurde um 1873 der Orientalist Ignaz Goldziher zum Studium zugelassen. Eine erste neuzeitliche Reform fand unter König Faruq durch das Bildungsgesetz von 1950 statt. Die Universität wurde in drei Fakultäten gegliedert: Islamische Jurisprudenz (Fiqh), Theologie und arabische Sprache. Unter der Regierung von Oberst Gamal Abdel Nasser wurde sie 1961 nach jahrzehntelangen Bemühen einiger Wissenschaftler und Politiker und dem Widerstand vieler Gelehrter unter dem Scheich Mahmud Schaltut reformiert und neuen Bedingungen als Universität mit zahlreichen Niederlassungen inner- und außerhalb Ägyptens angepasst. So wurden z. B. technische, pädagogische und medizinische Fakultäten eröffnet. Organisatorisch wurde die Azhar der Aufsicht des ägyptischen Religionsministeriums (Awqaf) unterstellt. Dieses wird seit 1996 von dem Theologen Mahmoud Zakzouk geleitet, der in München in Philosophie promovierte.

Al-Azhar wird von den meisten Sunniten noch immer als renommierteste islamische Schule betrachtet, und ihre Gelehrten sind in der muslimischen Welt besonders angesehen. Dies gilt besonders für das Lehren der arabischen Sprache (der Sprache des Korans). Aus diesem Grund unterhält al-Azhar u. a. eine Kommission der Ulema (islamische Gelehrte), um über individuelle islamische Fragen zu urteilen, eine Druckerei für das Drucken des Korans sowie ein von der Regierung überwachtes Trainingszentrum für Prediger (Imame). Einige jüngere Rechtsgutachten (Fatwa) von Scheich Muhammad Sayyid Tantawi sind allerdings umstritten, so z. B. sein Urteil, wonach feste Zinsen (arabisch Riba) erlaubt sein sollen. Hier wird ihm weltweit widersprochen, auch von anderen Gelehrten der Azhar und von allen islamischen Banken.

Die Universität steht bis heute nur muslimischen Studenten und Studentinnen aus aller Welt offen. Eine Koedukation, wie an den weltlichen Universitäten in Ägypten, zum Beispiel der Universität Kairo, ist untersagt, die Fakultäten (u. a. Medizin) sind nach Geschlechtern getrennt organisiert. Rektor bzw. Präsident der Universität ist seit 28. September 2003 Ahmad Muhammad at-Tayyib, zuvor zwei Jahre lang Groß-Mufti der Arabischen Republik Ägypten. Das geistige und geistliche Oberhaupt der Universität ist jedoch stets der Scheich, dieser ist seit 27. März 1996 Muhammad Sayyid Tantawi, der auch den westlichen Titel eines „Grand Imam“ führt.

Die Bedeutung der Universität lässt sich auch an der Zahl der Studenten ablesen, die völlig außerhalb dessen steht, was an amerikanischen oder europäischen Universitäten üblich ist: Im Jahr 2004 waren an der Azhar etwa 375.000 Studenten eingeschrieben, davon mit 150.000 Studentinnen fast die Hälfte Frauen. Der Lehrkörper besteht aus rund 16.000 Lehrenden. Seit dem Frühjahr 2006 werden öffentlich Pläne diskutiert, die Universität in drei Hochschulen aufzuteilen.

2005 wurde das al-Azhar-Online-Archiv eröffnet. Es handelt sich um ein Joint Venture zwischen der Universität und „IT Education Project (ITEP)“ von Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum in Dubai. Ziel ist es, alle 42.000 Manuskripte (ca. 7 Mio. Seiten) der Azhar-Bibliothek eingeschriebenen Nutzern über das Internet zur Verfügung zu stellen. Ende 2006 waren für Abonnenten etwa 1,5 Millionen Seiten zu erhalten.

2007 verlangte der Scheich Youssef al-Badri im Fernsehen die Todesstrafe für den vom Islam zu christlichen Glauben der Kopten konvertierten Staatsbürger Ägyptens Mohammed Hegazy. Auch die ehemalige Dekanin der Hochschule für Frauen der Azhar, Souad Saleh, verlangte die Enthauptung des Konvertiten. Auch der ägyptische Minister für religiöse Angelegenheiten, Dr. Mahmoud Zakzouk, bestätigte die Legalität der Todesstrafe für Konvertiten. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung bestritt der Religionsminister diese Aussage. Der ägyptische Großmufti 'Ali Gum'a sprach sich gegen die Todesstrafe aus.

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